Wenn 1/3 der befragten Männer Gewalt gegen Frauen als unproblematisch erachten, ist das keine gute Entwicklung. Gewalt, egal in welcher Form ist absolut zu verurteilen.
Meines Erachtens werden daraus allerdings die falschen Schlüsse gezogen. Ich habe die Studie im Volltext gelesen und die Autoren machen das Problem an falschen Rollenvorbildern fest, mithin an „toxischer Männlichkeit.“
Meine Gedanken dazu:
Die meisten männlichen Kinder/Jugendliche werden ja vorrangig von Frauen sozialisiert. Knapp 90% der Alleinerziehenden und der überwiegende Großteil der Vorschul-/ Grundschulbetreuung sind weiblich.
Wie kann es also sein, dass vermeintlich untoxische Einstellungen des geheiligten femininen Geschlechts (Achtung: rhetorische Übertreibung als Stilmittel) zu einer Übertragung toxischer Einstellungen auf das andere führen?
In der Studie werden Männer zwischen 18 und 35 Jahren befragt. Also gerade die Bevölkerungsgruppe, die in einer Welt sozialisiert wurde, in der die Gleichberechtigung der Geschlechter einen nie zuvor erreichten Grad erreicht hat. Wo mittlerweile Frauen die Männer bei höeheren Bildungsabschlüssen seit Jahren deutlich überholt haben. Also wo im Gegensatz zu den 50/60 er Jahren ein ganz anderes Gesellschaftsbild vorherrscht.
Wie kann es dann also sein, dass gerade in dieser, vermeintlich progressiveren Gruppe, dieses Ergebnis zustande kommt?
Die Billigung von Gewalt gegen Frauen ist ja nur ein Symptom, generell befürworten Männer dieser Altersgruppe ein „traditionelleres Rollenbild“.
Könnte es sein, dass das Aufweichen der „klassischen Rollenbilder“ durch verschiedenste Bewegungen der letzten Jahre zu einer Identitätskrise geführt hat?
Ist es vielleicht kontraproduktiv, Männer zu beschämen?
Zu versuchen, sie in eine „weiblichere Rolle“ zu drängen, in der sie mehr über Gefühle reden und so „toxische“ Verhaltensweisen wie Wettbewerb etc. gebrandmarkt werden?
Kann es sein, dass so eine Identitätskrise einfach nur dazu führt, dass Männer reaktionärer werden?
Die Studie vermittelt den Eindruck, als würde ein „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ in der Kindheit zu steigender Gewaltbereitschaft in der Adoleszenz führen. Meiner Ansicht werden nur Daten erhoben….
aber dem Problem nicht auf den Grund gegangen und nur möglichst viele, möglichst politisch korrekte Phasen gedroschen.
Mein Versuch einer Erklärung wäre Folgender:
In den letzten 30 Jahren ist die Anzahl der Alleinerziehenden massiv angestiegen. Über 90% der Alleinerziehenden sind Frauen, es fehlt also in der Regel ein männliches Rollenvorbild (oder ist nur mangelhaft vorhanden).
Das führt dazu, dass gerade im prägenden Kindesalter vermehrt keine Grenzen gesetzt werden, was sich später in toxischen Verhaltensweisen niederschlägt.
Das wäre zumindest auch ein Forschungsansatz, der auch in der Psychologie heiß diskutiert wird.