Eine Eigenheit der Königsklasse
Dankbarkeit ist eines meiner Lieblingsgefühle. Es geht fast nichts über tief empfundene, reine, klare Dankbarkeit, der vorausgeht, dass man reich beschenkt worden ist, ohne auch nur das Geringste dafür geleistet zu haben. Ganz in der Nähe von Dankbarkeit, in ihrem Dunstkreis sozusagen, hält sich auch die Demut auf, die stille innere Verbeugung vor dem mächtigen Größeren im Vertrauen auf sein Wohlwollen für das eigene, unbedeutende Schicksal.
Beide können auch Essenzen einer (geistigen) Haltung sein. Ich bin Menschen solcher Haltung schon begegnet — ihre Gegenwart strahlt aus, was ich "Natural Sweetness" nenne. Es ist eine Freude, diese Menschen in seinem Leben zu haben.
Gegen hart erarbeitete und durch Mühsal und fortwährende Anstrengung erworbene Süße ist aber auch gar nichts einzuwenden. Sie sich zu eigen zu machen, ins eigene Blut zu schreiben, zur Tugend zu entwickeln und feinzuschleifen in aberhundert herausfordernden Situationen. Die kühle Stirn zu bieten: der Ereiferung, der Besserwisserei, dem Geltungsbedürfnis, dem Rechthabenwollen, dem Übertrumpfenwollen, dem Gewinnenwollen, dem Gekränktsein, dem Lautsein, dem Sich-erhaben-Fühlen, der Selbstbezogenheit, dem inneren Aufuhr, dem Ärger, dem ersten Impuls, dem männlichen Stolz, der Eitelkeit, der Ungeduld, dem Lustgewinn...
Eine Eigenheit, die von unbeschreiblicher Süße ist und magische Anziehungskräfte besitzt, weil sie mehr ist durch das, was sie nicht ist. Weil sie Raum gibt durch den Raum, den sie nicht für sich beansprucht. Weil sie Respekt und Achtsamkeit ausdrückt, ohne etwas zu sagen.
Sie war schon immer eine der männlichsten Eigenheiten für mich.
Zurückhaltung .