Locktober Lockdown
„Was soll ich damit?“ ich blicke über meinen Brillenrand hinweg zu ihm herab. Das kniet er, grinst ein wenig debil und hält mir einen winzigen Schlüssel entgegen.„Der Schlüssel für meinen PK, Herrin“.
„Aha.“ Ich lese weiter in meinem Buch doch er scheint heute wenig Sinn für meine tägliche Auszeit zu haben.
„Herrin?“
„Ja?“
„Der Schlüssel….“
Wieder blicke ich zu ihm herunter. „Ein netter Schlüssel. Du kannst ihn zu den anderen legen.“
„Aber Herrin…..“
„Um Himmels Willen. Was denn noch?“
„Es ist Locktober, Herrin.“
Ach so, natürlich. Locktober. Innerlich verdrehe ich die Augen. „Wir haben bereits letztes Jahr darüber gesprochen.“
„Ja Herrin, haben wir. Aber….“
Mein Blick bringt ihn zum Schweigen. „Leg ihn weg!“
Leise brummelnd trollt er sich. Nicht ohne mir noch einen Blick über die Schulter zuzuwerfen, hoffnungsvoll hoffnungslos.
Locktober. Ich schnaufe kurz. Als ob ich mir von einem Kalender vorgeben lassen würde wann ich meinen Sklaven keusch halte. Und jedes Jahr aufs Neue bettelt er mich an das ich ihn einen Monat lang verschließe. Und mich selbst um mein Vergnügen bringen seinen Schwanz zu genießen wann immer ich will? Pah.
Er kommt auf allen Vieren zurück und blickt zu mir auf. Seufzend als hätte ich ihm verboten eine Süßigkeit zu naschen.
Den Rest des Tages penetriert er meinen Wunsch nach Stille mit seinen melodramatischen Seufzern. Am Abend sehe ich wie er am Handy hängt, ein Blick über seine Schulter verrät mir, dass er in Foren die Berichte anderer Sklaven über den Locktober liest. Natürlich weiterhin seufzend.
Nun gut, es reicht. Er will einen Locktober? Er bekommt einen Locktober. Einen ganz besonderen sogar.
„Hol deinen Käfig“, fordere ich. „Und den Kalender von meinem Schreibtisch.“
Ein kleiner Freudenlaut entwischt ihm gefolgt von einem Kichern. Wenn ihm die Freude nicht schon bald vergehen wird.
Meine Vorstellung von langfristiger Keuschheit wird ihm eher nicht gefallen, er weiß noch nicht was ihm blüht. Aber eines steht fest, er wird sich schon bald selbst verfluchen wenn er rafft warum ich meine Meinung geändert habe.
Der dritte Abend im Locktober.
Er kniet vor mir und betrachtet meine Füße. „Möchtest du eine Massage Herrin?“
„Nein.“
„Soll ich ein Bad einlassen?“
„Nein.“
Dein Rücken kraulen?“
„Nein.“
„Was kann ich für dich tun meine Herrin?“
„Nichts.“
„Bist du rundumzufrieden meine Herrin?“
„Nein.“
„Dann kann ich also doch etwas für dich tun?“
„Nein kannst du nicht. Es ist Locktober.“
Sein Gesicht zuckt kurz. Ich kann förmlich sehen wie die kleinen Zahnrädchen in seinem Kopf anfangen sich zu bewegen.
Die zweite Woche.
Wir liegen im Bett und seine Fingerchen tasten nach mir. „Wünscht du ein wenige spezielle Entspannung meine Herrin?“
„Ich bin entspannt.“
„Natürlich. Aber vielleicht kann ich dich noch ein weniger mehr entspannen?“
„Nicht nötig.“
„Aber Herrin….“
„Gewöhne dir dieses Aber ab.“
„Ja Herrin.“ Damit zieht er sich zurück. Für ein paar Minuten.
„Herrin?“
„Ja?“
„Bist du böse auf mich?“
„Nein.“
„Warum darf dich dann nicht?“
„Es ist Locktober.“
Die dritte Woche.
Ich sehe seinen Kopf am Fußende des Bettes auftauchen und sein Blick streift über meinen Körper.
„Herrin?“
Ich seufze. „Ja?“
„Ich fühl mich ein wenig…also ich würde dir gern etwas Gutes tun.“
„Nein.“
„Du hast noch nie so oft nein zu mir gesagt.“
„Ich weiß.“
„Ich massiere dich sonst immer…und küsse deine Füße und verwöhne dich.“
„Ich weiß.“
„Also heute auch nicht?“
„Nein. Es ist Locktober.“
Die vierte Woche.
Er wuselt um das Bett herum. Beinahe wie ein Tiger im Käfig. Sein Schwanz ist allerdings nicht sein Problem, er hat in den letzten Wochen nicht einmal gebettelt befreit zu werden oder einen Orgasmus haben zu dürfen. Es ist etwas anderes das ihm zu schaffen macht und mir einen Berg an Genugtuung verschafft.
„Herrin ich sag‘s jetzt mal ganz direkt.“
Mit einem freundlichen Lächeln blicke ich zu ihm hinab. „Nur zu. Sprich dich aus.“
Er räuspert sich. „Ich vermisse es dich zu lecken.“
„Aha.“
„Vermisst du es denn nicht?“
„Nein.“
Er wird blass. „Aber…“
„Was habe ich über das Aber gesagt?“
„Ich soll es mir abgewöhnen“, nuschelt er.
„Richtig.“
„Herrin?“
„Ja?“
„Ich fühle mich etwas nutzlos wenn ich dir nicht dienlich sein kann.“
„Du bist nutzlos. Es ist Locktober.“
31. Oktober.
Er kommt auf Knien angekrabbelt und starrt auf den Schlüssel der an einer Kette an meinem Hals baumelt.
„Herrin?“
„Ja?“
„Der Locktober ist heute vorbei.“
„Erst um Mitternacht.“
„Das war ein schlimmer Monat.“ Er schaut ein wenig betreten auf meine Beine, sein Blick wandert weiter hoch zu dem Punkt den ich ihm seit Wochen verwehre. Seine größte Leidenschaft.
„Du wolltest den Locktober.“
„Fühlte sich eher an wie social distance.“
Aha, der Groschen ist gefallen.
„Du weißt dass ich keine halben Sachen mache.“
„Ja das weiß ich. Ich dachte nur nicht das ich dich nicht mehr anfassen darf dann.“
„Was bringt es dich zu verschließen wenn deine Kinks ganz woanders liegen?“
Er überlegt kurz, nickt dann. „Also ging es dir darum mir wirklich etwas zu nehmen damit es mir
schwer fällt?“
„Korrekt. Und ich nehme an dein kluges Köpfchen hat was draus gelernt.“
„Ja Herrin. Ganz oder gar nicht. Locktober = Lockdown.“
"Und brauchen wir das noch einmal?"
"Nein Herrin, wir brauchen das auf keinen Fall noch einmal."
Heute mal ein kleines Nachwort.
Der Locktober lässt mich ziemlich kalt wie man unschwer aus meiner kleinen Geschichte herauslesen kann.
Man darf hier natürlich gern über den Sinn und Unsinn des Locktobers diskutieren.