Oh, tolle Antworten. Danke euch.
Meine Absicht ist, unabhängig von BDSM authentisch zu bleiben. Was bedeutet, ich möchte aus mir heraus nicht taktieren. Taktieren würde für mich bedeuten, gegen meine Persönlichkeit zu agieren.
Der Weg, einem Mann die harte Frau vorzuspielen, die ich freilich sein kann, wenn ich will, aber nicht sein will, weil ich es muss, ist sicherlich eine Lösung. Entweder er zieht mit oder geht.
Ein paar anonymisierte Erlebnisse aus meinen bisherigen Femdom-Jahren.
Virtuelle Begeisterung von ihm, sobald es um ein Treffen geht, versucht er bereits seine Bedingungen durchzusetzen. Da finde ich es sehr einfach bei mir zu bleiben und meine Interessen zu wahren. Da trennt sich auch schon viel Spreu vom Weizen. Das hatte ich sehr schnell gelernt, wie ich damit umgehen kann.
Auf einer Party vor einigen Jahren. Da ist ein ganz niedlicher hübscher Mann, seine Augen leuchten, als ich ihn auswählte und fragte, ob er sich mit mir vorstellen kann zu spielen. Wir haben eine tolle Session, in die er sich richtig gut hineinfallen lässt. Nach der Session hat er mir, als ich ihn aufforderte uns ein Getränk zu holen, recht barsch gesagt: "Ich hatte eine weite Anreise und will noch was vom Abend haben." Steht auf und geht. Das war, ja, ein Eimer eiskaltes Wasser. Hier gab es zwei Vorzeichen, die ich ignorierte: Einmal sah er mich gar nicht direkt an, sondern mit jenem verklärt-geilem Gesichtsausdruck mehr oder minder durch mich durch. Dann versuchte er mich während der Session zu befummeln. Was ich als Spiel wahrnahm und noch belustigt darauf einging, indem ich ihn bestrafte, war für ihn ein "soviel kriegen, wie eben geht". Hätte ich das sofort gemerkt und wahrhaben wollen, wäre das Wasser weniger kalt gewesen.
Mit einem Mann, den ich real auf einem Stammtisch kennenlernte, ging ich eine Spielbeziehung ein. Er war intelligent, charmant und sehr zuvorkommend. Ich hatte hier bereits gelernt Männern gegenüber sehr bestimmt und deutlich aufzutreten. Es passierte nach wenigen Monaten dennoch, dass er mir gegenüber sexuell sehr übergriffig wurde, womit für mich das Thema natürlich gegessen war. Auch hier ignorierte ich die in Gesprächen auftretende Einstellung, dass der Mann eigentlich das Sagen hat und Frau doch nie weiß, was sie will. Und er sich zurechtfantasierte, dass ich ihn wollte, hier sexuell gemeint, obwohl ich mehr als deutlich glaubte geklärt zu haben, dass sexuelle Interaktion für mich nicht in Frage kommt. Weil die Sessions mit ihm viel Spaß machten, ignorierte ich diese bereits frühen Übergriffe. Mein Fehler.
Mein allererster fester sub vor einigen Jahren versuchte mich über 2,5 Jahre mich nach seinen Wünschen zu formen. Sehr subtil und ich hätte die Sache eigentlich bereits nach 4-5 Monaten spätestens beenden müssen. Er bekam mich immer wieder über gute Ausreden, wieviel Stress er auf der Arbeit und daheim hätte, ach ja, das liebe Verständnis, das bei Verliebtheit fast grenzenlos sein kann. Wenn es nicht nach seinen Wünschen lief, vermochte er seine Stimmung, ich würde fast sagen seine Aura, derartig mieslaunig zu verbreiten, dass ich zuerst alles tat, damit das nicht passierte. Als er merkte, es funktioniert als Taktik, war es fast so, als hätte er unbewusst versucht, diese Taktik immer weiter auszubauen. Und was habe ich danach mit mir über die Zeitverschwendung geschmollt. Monate. Ach ja. Daraus habe ich für mich gelernt: hätte ich bei den ersten deutlicheren Anzeichen, dass sub mit schlechter Laune und sooo sehr gestresst sein mir die Verantwortung für sein Wohlbefinden zu übertragen, darauf reagiert und es mir nicht gefallen lassen, auch seine Verantwortlichkeiten klar bei ihm gelassen, wäre es vermutlich viel früher zur Trennung gekommen, aber auch zu viel weniger Stress für mich.
Ich fand eine Zeit lang BDSM doof und versuchte meine Neigung zu ignorieren. Liebe Damen, ihr wisst wahrscheinlich selbst, dass sich dies nicht dauerhaft ignorieren lässt.
Zusammenfassend wollte der erste Mann seine Bedingungen diktieren, der zweite Mann einfach nur unverbindlichen Spaß nach seinen Vorstellungen, der dritte Mann war der Meinung, Devotion ist Frauensache und der vierte Mann hatte eine starke Abneigung, für sein Leben selbst die Verantwortung zu übernehmen und erwartete Femdom als seine Wellnessdame und Lusterfüllerin.
Natürlich war ich wütend auf diese Männer, die mir schlechte Gefühle machten. Ich hätte das aber sehen müssen, dass da etwas nicht passte, was es war und daraus umgehend die Konsequenzen zu ziehen. Ich gewann die Erkenntnis, dass das tatsächlich meins war, was mich da piesackte. Und musste dem auf die Schliche kommen.
Die Männer selbst waren bzw. sind aber nicht schuld. Unhöflich ja, unehrlich auch, passiv-aggressiv oft, aber das dürfen sie sein: so gar nicht perfekt, oder perfekt für mich. Alles gute Gründe sauer auf sie zu sein. Aber ursächlich war es mein Problem. Und ist es vielleicht noch, denn es wird noch hundert andere Fälle geben, vermute ich, wo ich auf mich hereinfallen kann, nicht zu sehen, was tatsächlich auf der Beziehungsebene passiert. Manche Fälle finde ich für mich einfach. Ein sub, der nur der nächsten Session hinterher giert, der hat kein Interesse an mir. Logisch, da kann ich frei entscheiden, mit ihm unverbindlich Spaß zu haben oder nicht. Ein sub, der schon gleich klarstellt, er erwartet x,y, und z, der ist, egal für wie devot er sich hält, er wird es nicht sein. Ein Mann, der mit seiner Neigung hadert, wird schon von Beginn an versuchen, mir die Schuld für seine emotionale Verstimmtheit zu geben, sobald sie auftritt. Was für gewöhnlich dann der Fall ist, wenn eine Session ihn nicht sofort geil genug macht, das er seine innere Zerrissenheit vergessen kann. Ein Mann, dessen Blick nach Innen zu seinem Kopfkino wandert, da kann ich bereits bei der ersten Session sehen: interessiert der sich für mich als Mensch oder als Kopfkinounterstützung?
Es sind zwei Stufen: zuerst so früh wie möglich wahrzunehmen was passiert und danach daraus umgehend Konsquenzen zu ziehen. KVP. Kontinuierlicher-Verbesserungs-Prozess.
Meine jetzige Spielbeziehung verhält sich mir gegenüber ausnahmsweise wirklich devot. Und wir reden. Ohne dass mein Frau-sein ihn dazu bringt, mich dominieren zu wollen. Ab und an zieh ich die Zügel an, wenn mir etwas an seinem Verhalten missfällt. Seit einem Jahr funktioniert das für uns sehr gut. Mein einziger Kompromiss hier ist, dass er nicht so maso ist, wie ich es gerne hätte. Damit kann ich bislang gut leben.
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