Die Fesselzeit bei den Quälgeistern, Veranstaltung am 20.10.
Zunächst einmal vielen Dank an die Organisatoren für das Engagement für dieses Nonprofit-Event. Ich mag diese Reihe wirklich sehr und bin froh, dass Enji und Chris sich so engagieren!Die folgende Kritik entspringt sicher auch der Tatsache, dass ich gestern etwas aufmerksamer war, da meine Begleitung kurzfristig ausfiel.
Hier nun drei Dinge, die ich gern höflich ansprechen möchte, weil ich finde, dass das eigtlich sehr schöne Format der Fesselzeit darunter leidet. Das sind natürlich nur meine persönlichen Eindrücke und Empfindungen, letztlich muss ich damit klar kommen und eben wegbleiben, wenn es mir nicht gefällt. Ich möchte das aber dennoch gern, höflich und respektvoll, thematisieren.
1. Bei den Quälgeistern, die ich sehr mag, ist eigentlich sehr viel Platz. Neben dem großen Raum mit den ganzen "Möbeln" und Hängepunkten, Flaschenzügen und Bänken gibt es auch noch die schöne (!)Bar mit freundlicher Bedienung und guten Preisen und weiter hinten jede Menge Nischen und Einzelräume. Das Konzept bietet für jeden etwas. Die Fesselzeit ist allerdings, so verstehe ich sie zumindest, auf Austausch und Gemeinschaft ausgerichtet. Kein Workshop, aber dennoch ein Miteinander. Am Donnerstag war es nun so, dass sich von drei fesselnden Paaren zwei separiert haben, eines mit dem ausdrücklichen Wunsch, ungestört zu sein.
Das läuft dem Konzept der gemeinsamen Fesselzeit meiner Meinung nach entgegen. Als "alleinstehender" Mann fühlt man sich ausgegrenzt, kann nicht mal durch Zusehen lernen o. genießen. Mir ist, wenn man als Paar dort erscheint, sich dann aber abgrenzt, auch nicht ganz klar, warum man dann überhaupt kommt - privat fesseln kann man doch zuhause?
Der programmatische Ansatz der Treffen "Die Fessel=Zeit ist kein Workshop, sondern ein AKTIVER Bondage-Stammtisch; doch Enji Rayd und das Team der Fessel=Zeit werden Möglichkeiten demonstrieren, Aktionen anregen, beobachten, Fragen beantworten, Rat und Hilfestellung anbieten, Vorschläge machen, Alternativen aufzeigen und Feedback geben." ist so meiner Meinung nach jedenfalls gefährdet. Ich habe dort immer sehr offen und prominent gefesselt und war im Grunde jederzeit ansprechbar.
2. Zum Thema Stimmung und Ambiente sei vorweg geschickt, dass mir bewusst ist, dass die Fesselzeit die Räume der Quälgeister nicht für sich haben kann, sondern immer auch andere "Quälgeister" zur gleichen Zeit die Räume nutzen und dort spielen oder fesseln können. Von daher lässt sich der Zugang schlecht steuern.
Gestern war es nun so, dass vier Männer in BlueJeans und Pulli herumstanden, von denen allerdings mindestens drei von der Fesselzeit kamen. Für die Fesselzeit gibt es einen Dresscode:
"Bitte keine Alltags- oder Straßenkleidung.
Je nach geplanten Aktivitäten sollte angemessene Kleidung getragen werden, in der Ihr Euch wohlfühlt: gepflegtes Schwarz, oder auch Fetisch, Latex, Dessous usw. oder auch nackt. Umkleidemöglichkeit und Schließfächer sind vorhanden."
Die Quälgeister haben auch für jede ihrer Veranstaltungen einen Dresscode... wozu haben wir dann einen, wenn wir ihn nicht durchsetzen. Ich kann daraus nur zwei Schlüsse ziehen: entweder komme ich eben nicht mehr, wenn das so bleibt oder noch schlimmer wird und die Fesselzeit bei den Quälgeistern ist, oder wir versuchen doch, bei den Quälgeistern eine für uns etwas strengere Auslegung von Zugang und Tür durchzusetzen. Leicht gesagt, schwer getan, vielleicht nicht möglich, aber ich möchte es wenigstens gesagt wissen.
Des weiteren empfinde ich laute, Bondage-fremde Aktivitäten als störend. Am Donnerstag spielten zwei Paare bestimmt 30min mit einem sehr lauten Kettenflaschenzug herum. Ich empfand es als störend. Ist nur meine Empfindung, kann sein, aber mir ist gedämpftes Licht, leise Musik und die Möglichkeit, die Atemfrequenz meines Models wahrzunehmen, lieber, als dreissig Minuten Kettengerassel und das laute Zubodenfallen eines Holzbretts zu hören. Vielleicht bin ich zu empfindlich, kann ja sein.
3. Matchmaking: niemand kann etwas für kurzfristige Erkrankungen, aber fünf Menschen ohne Partner - von denen sich mind. drei nicht an den Dresscode halten. Das empfinde ich als ungesteuerten, suboptimalen Zutritt, unpassend. Ich bin wirklich dafür, dass nur noch Paare Zutritt erhalten und, wenn das durch Enji und Chris leistbar ist, eben im Vorfeld aus Soloteilnehmern Paare gebildet werden, wenn diese über keinen "Anschluss" verfügen. Wahrscheinlich ist das so gar nicht umsetzbar, Ihr habt ja auch noch anderes im Leben zu tun - ich jedenfalls komme absolut nur noch, wenn ich auch ein Model dabei habe! Versprochen
Schließlich nochmal vielen Dank für die Arbeit und das Engagement aller Beteiligten. Ich freue mich auf die nächste Fesselzeit, dann ja in der BDSM-Lounge.
Schönen Sonntag noch
Herr C