Lichtsetzung
Da ich hier bei vielen Fotos denke "was für ein tolles Outfit, aber das Licht geht ja gar nicht für Latex, Leder, etc.", möchte ich Euch mal meine Gedanken zur Lichtsetzung präsentieren. Natürlich richtet es sich hauptsächlich an Fotografen, aber vielleicht gibt es ja für den einen oder anderen der nur Fotos macht Denkanstöße und Ideen.Bei meinem Foto geht es um Latex und das Material, das sich durch seinen Glanz auszeichnet möchte ich auch zeigen. Außerdem möchte ich das Model möglichst gut in Szene setzen. Beides geht nur mit Licht und Schatten.
Da Latex ein Hochglanzmaterial ist, sehe ich (fast) nur die direkte Reflexion. Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel, wie bei einem Spiegel. Deshalb muss mein Licht eher von vorne kommen. Bei Leder, das auch diffus reflektiert könnte es noch mehr von der Seite kommen und auch kleiner sein.
Die Form der Reflexe wird der meiner Lichtquelle ähnlich sein, deshalb setze ich hier auf zwei Stipboxen (ohne Waben) (1 und 2 im Foto). Damit kann ich den Verlauf dunkel-hell-dunkel-hell-dunkel auf den Körper projizieren. Den sieht man z.B. deutlich an ihrem linken Arm.
Die Stripbox von rechts zeichnet auch schön die Kontur an ihrer linken Taille nach. Genau so etwas will ich sehen. Dazu warum die linke und rechte Stripbox unterschiedlich sind komme ich später, normalerweise würde ich die durchaus auch symmetrisch setzen.
Verwendet man nur diese beiden Stripboxen, so zeichnen sich in der Regel die Brüste zu wenig ab, deshalb verwende ich fast immer noch ein schwächeres, flächiges Licht von unten (3) oder oben. Wenn es von oben kommen soll, dann mache ich es häufig so, dass ich die Decke anblitze, weil mir der Platz für eine Softbox da fehlt. Je nach Abstand vom Blitz zur Decke, kann ich aber so jede beliebige Softbox-Größe simulieren.
Das Licht von hinten hat damit zu tun, dass ich im Hintergrund den ich für mein Composing verwenden möchte, die Sonne von hinten haben werde. Das Composing ist auch der Grund, warum das linke Striplight nach unten geneigt ist. Ich wollte auf ihrer rechten Gesichtshälfte dunkler haben als links, wo die Sonne her kommt. Tatsächlich entstand dieses Bild beim Einstellen des Lichts und ich habe die Stripbox noch weiter nach vorne genommen.
Im Bild habe ich die Lichter und die entstehenden Reflexe durchnummeriert.
Für das Composing habe ich dann von weiter unten fotografiert, aber so lange man das Licht noch verschiebt, muss man sich ja nicht jedes Mal dem Model zu Füßen legen, sonst wird sie ja noch größenwahnsinnig .
Wen das endgültige Ergebnis interessiert und wer mehr über Composings erfahren möchte, der kann hier nachsehen:
https://www.joyclub.de/groups/bildbearbeitung/forum/t2619368.wiederbelebungsversuch_composing.html
PS: Wer jetzt sagt: "aber das ist ja unendlich viel teure Ausrüstung", der hat sicher ein Stück weit recht, aber dann wieder auch nicht, denn mit etwas Fantasie kann man auch mit weniger Ausrüstung etwas ähnliches machen. Nehmt Aufsteckblitze (oder Lampen), wenn ihr die habt und blitzt zerrissene Leintücher an, die als Striplight dienen (wobei viele meiner Kollegen einen Markenaufsteckblitz haben, der teurer ist als meine 4 Studioblitze zusammen). Nehmt Reflexschirme, die sind gut und günstig. Beginnt mit nur zwei Lichtern. Blitzt mit dem einen eine Wand an und mit dem anderen heller den Leintuchstreifen.
Spielt mit Eurem Licht. Ich hatte eine Zeit lang den Spaß am Studio verloren, weil 45°/45° und möglichst große Softbox langweilig war. Seit ich immer Neues probiere, macht es mir wieder richtig Spaß. Natürlich klappt nicht alles, aber jeder Fehlschlag ist die Chance sich weiter zu entwickeln.
Und für alle, die meinen, dass es noch viel besser geht: Warum bemüht Ihr Euch nicht und erklärt es uns in einem eigenen Beitrag richtig? Ich glaube nicht, dass ich schon meine besten Fotos gemacht habe und nichts mehr dazu lernen kann, also werde ich es lesen.
Viel Spaß beim Fotografieren oder Schreiben,
Tom