Hey
ich meide eigentlich die community weitgehend, weil ich da - online - sehr viel Schubladendenken und tlw. auch Intoleranz erlebe, gerade gegenüber Menschen, die nochmal anders sind. Und meine besten Freundinnen real sind alles cis Frauen. ich bin non-binär, und das erste was mich dabei nervt, ist das es mich offiziell gar nicht gibt, beim Personenstand müssen sich Menschen immer noch zwischen Mann und Frau entscheiden. Divers gibt es zwar, das wissen aber viele gar nicht, trans Menschen ist dies verwehrt, gilt nur für Intersexuelle. Das geht dann weiter mit den Krankenkassen, Gutachtern etc... non binär ist da nicht vorgesehen...
Aber was immer schmerzen wird, und das bleibt (trotz Hormonen und GaOP), ist der Schmerz um die eigene identiät. ich sage ich bin non binär, was stimmt, und Geschlechtergrenzen müssten überwunden werden...aber das ist nur der intellektuelle Überbau, das hat sich mein Verstand über die Jahre hin zurecht gelegt.... und das ist iwie auch richtig... aber iwie auch nich...im Inneren fühle ich so viel weibliches in mir, so viel emotionale Tiefe, Roger Willemsen hat das in einem Interview so schön beschrieben...ich fühle so viel Verbundenheit mit dem weiblichen, ein unsichtbares Band...aber ich krieg es nicht hin, hinzustehen, und zu sagen, ich bin eine Frau... wenn ich manchmal in der Bahn sitze, im Bus, ich sehe eine Frau, die eben Weiblichkeit, wie ich sie fühle, wahrnehme ausstrahlt, im Gesicht, oder ihre Mimik, ihre Haare, oder sie hat was schönes an...ich spüre dann manchmal so einen Schmerz, ich spüre die Unvollkommenheit in mir, weil ich eben so nicht bin, niemals sein werde...weil sich die Natur (die hat so viel Fehler, und wird so glorifiziert) bei mir so furchtbar geirrt hat.. dann ist da so ne Trauer, von einem Moment auf den anderen... und das wird nie weggehen.... manchmal weine ich dann still in mich hinein....
Ich lese gerade ein Buch von Stokowski, "Untenrum frei", die bschreibt so viele Dinge, die sie als Mädchen erlebt hat, auch viele unschöne Dinge, die nur Mädchen erleben, auch da war wieder diese Trauer, diese Dinge, diese Sozialisation nicht gehabt zu haben, ich würde alles nehmen, auch die ganz schlimmen Dinge ...
Ich habe so viel geschafft, wenn ich in den Spiegel sehe, seh ich nur noch Sasha, und frag mich nicht mehr, bin ich nen Kerl, oder ne Frau...ich bin einfach Sasha...da habe ich jahrelang dafür gebraucht...es gab so viele Momente, die ich nicht missen mag, Begegnungen, Erlebnisse... so viel schönes...mein non binär sein zwingt mich immerzu, mich nochmal genauer zu reflektieren...ich möchte das alles iwie nicht missen...
Aber dieser Schmerz, der ist manchmal zu viel für mich, und ich denke, ich brech ob dieser Unvollkommenheit doch irgendwann zusammen, weil es so unheimlich weh tut, ab und an .... das macht mir am meisten zu schaffen ....
aber ich versuch weiter, mein Leben zu meistern, und es bleibt immer Hoffnung, ohne Hoffnung ist alles nichts....
Love and peace
Sasha