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Grenzwelten/Weltengrenzen

*********l_2_0 Frau
490 Beiträge
Themenersteller 
Grenzwelten/Weltengrenzen
Ich beschäftige mich noch nicht sehr lange mit queeren Themen insgesamt aber irgendwie lässt mich das Thema auch nicht mehr los und ich möchte mehr erfahren über Eure jeweilige Welt und momentan im Besonderen über die größten Stolpersteine in Eurem Leben.

Also:
Was macht Euch momentan am Stärksten zu schaffen - sowohl physisch, psychisch oder auch organisatorisch?


Ich habe bisher das Gefühl, dass queere Menschen doch irgendwie lieber "nur unter sich bleiben" und empfinde das für mich persönlich und eigentlich auch für die ganze Gesellschaft als einen Verlust. Ich möchte mit diesem Post dazu einladen und beitragen, die Grenzen da mehr und mehr aufzulösen und gegenseitiges Verständnis und Verstehen zu fördern.

Habt ein wundervolles Wochenende!

Uta
*******506 Frau
46 Beiträge
Hallo Uta,
du hast ein sehr interessantes Thema eröffnet.
Also fange ich einfach mal an:
Wenn man von dem Stress den die C-Zeit wohl bei jedem auslöst, geht es mir 4,5 Jahre nach meinem Outing recht gut.
Meine Kinder haben wir Kontakt zu mir aufgenommen und mein Sohn kommt sogar an Heiligabend 😀
Ich habe seit fast 2 Jahren eine Partnerin und wir werden, wenn alles mit den Dokumenten geklärt ist, Anfang 2022 heiraten. Ich habe einen tollen Job als stellvertretende Datenschutzbeauftragte in einem Rechenzentrum in Düsseldorf, der macht riesig viel Spaß. Ich bin überall respektiert und geachtet, obwohl ich ein spätes Mädchen bin.
Also eigentlich sollte doch alles prima sein oder?
Leider nicht, weil es trotzdem immer noch Schatten aus meiner Vergangenheit gibt, die immer wenn ich denke, dass jetzt alles erledigt ist, wieder gefühlt doppelt so stark zurückkommen.
Aber auch dies ist bald Geschichte und wir sagt man so schön?
Das was uns nicht umbringt, macht uns härter und stärker.

Liebe Grüße Ricci
Hey

ich meide eigentlich die community weitgehend, weil ich da - online - sehr viel Schubladendenken und tlw. auch Intoleranz erlebe, gerade gegenüber Menschen, die nochmal anders sind. Und meine besten Freundinnen real sind alles cis Frauen. ich bin non-binär, und das erste was mich dabei nervt, ist das es mich offiziell gar nicht gibt, beim Personenstand müssen sich Menschen immer noch zwischen Mann und Frau entscheiden. Divers gibt es zwar, das wissen aber viele gar nicht, trans Menschen ist dies verwehrt, gilt nur für Intersexuelle. Das geht dann weiter mit den Krankenkassen, Gutachtern etc... non binär ist da nicht vorgesehen...

Aber was immer schmerzen wird, und das bleibt (trotz Hormonen und GaOP), ist der Schmerz um die eigene identiät. ich sage ich bin non binär, was stimmt, und Geschlechtergrenzen müssten überwunden werden...aber das ist nur der intellektuelle Überbau, das hat sich mein Verstand über die Jahre hin zurecht gelegt.... und das ist iwie auch richtig... aber iwie auch nich...im Inneren fühle ich so viel weibliches in mir, so viel emotionale Tiefe, Roger Willemsen hat das in einem Interview so schön beschrieben...ich fühle so viel Verbundenheit mit dem weiblichen, ein unsichtbares Band...aber ich krieg es nicht hin, hinzustehen, und zu sagen, ich bin eine Frau... wenn ich manchmal in der Bahn sitze, im Bus, ich sehe eine Frau, die eben Weiblichkeit, wie ich sie fühle, wahrnehme ausstrahlt, im Gesicht, oder ihre Mimik, ihre Haare, oder sie hat was schönes an...ich spüre dann manchmal so einen Schmerz, ich spüre die Unvollkommenheit in mir, weil ich eben so nicht bin, niemals sein werde...weil sich die Natur (die hat so viel Fehler, und wird so glorifiziert) bei mir so furchtbar geirrt hat.. dann ist da so ne Trauer, von einem Moment auf den anderen... und das wird nie weggehen.... manchmal weine ich dann still in mich hinein....

Ich lese gerade ein Buch von Stokowski, "Untenrum frei", die bschreibt so viele Dinge, die sie als Mädchen erlebt hat, auch viele unschöne Dinge, die nur Mädchen erleben, auch da war wieder diese Trauer, diese Dinge, diese Sozialisation nicht gehabt zu haben, ich würde alles nehmen, auch die ganz schlimmen Dinge ...

Ich habe so viel geschafft, wenn ich in den Spiegel sehe, seh ich nur noch Sasha, und frag mich nicht mehr, bin ich nen Kerl, oder ne Frau...ich bin einfach Sasha...da habe ich jahrelang dafür gebraucht...es gab so viele Momente, die ich nicht missen mag, Begegnungen, Erlebnisse... so viel schönes...mein non binär sein zwingt mich immerzu, mich nochmal genauer zu reflektieren...ich möchte das alles iwie nicht missen...

Aber dieser Schmerz, der ist manchmal zu viel für mich, und ich denke, ich brech ob dieser Unvollkommenheit doch irgendwann zusammen, weil es so unheimlich weh tut, ab und an .... das macht mir am meisten zu schaffen ....

aber ich versuch weiter, mein Leben zu meistern, und es bleibt immer Hoffnung, ohne Hoffnung ist alles nichts....

Love and peace
Sasha
*********l_2_0 Frau
490 Beiträge
Themenersteller 
Danke an Euch Beide schon einmal und besonders an Dich @ Sasha für Deine Offenheit!
Mal davon abgesehen, dass ich gar nicht wusste, dass das "diverse" Geschlecht offenbar ausschließlich für intergeschlechtliche Menschen möglich ist (echt problematisch wie ich auch finde), ist wohl tatsächlich mit diesem Gefühl der inneren Zerrissenheit nur sehr schwer umzugehen.
Da ich persönlich an mehr als dieses eine Leben glaube, denke ich mir manchmal, ob nicht vielleicht auch daher in manchen Fällen dieses Fremdheitsgefühl im eigenen Körper stammt. Ich habe für mich z.B. inzwischen auch schon mehrere Hinweise registriert, die darauf hindeuten, dass ich zumindest zwischendrin auch ein männliches Geschlecht hatte und in vielerlei Hinsicht lebe ich in meinem Alltag auch eher männliche Schwerpunkte und suche noch ein Stück weit nach meiner Weiblichkeit. Aber das klingt jetzt vielleicht auch alles ein wenig sehr spooky...

Und ich habe oft den Eindruck, dass queere Menschen auch eine gewisse Hochsensibilität aufweisen - gerade diejenigen, welche sich viel mehr mit ihrem weiblichen inneren Energieanteil verbunden fühlen, dessen Qualitäten ja auch genau dafür stehen.
Wenn ich selbst manchmal mit solchen starken Gefühlsregungen bei mir konfrontiert bin, versuche ich mich ganz bewußt energetisch "mit dem großen Ganzen" zu verbinden und was für mich alleine zu viel ist dort mit hinein loszulassen. Es kann dort neutralisiert und umgewandelt werden von anderen Menschen damit es als neue und noch ungebundene Energie wieder genutzt werden kann.

Nun ja - ich weiß auch nur, dass ich nichts weiß. Dies sind halt einfach gerade nur meine eigenen Gedanken dazu...
*******506 Frau
46 Beiträge
Das mit dem Gefühl der Zuordnung.....

Ja, das ist schwierig und betrifft auch Cis-Personen.
Wir alle werden z. b. über die Werbung mit scheinbar idealen Männern und Frauen überflutet.
Ich kenne z. b. viele cis Frauen, die sich immer wieder mit diesen tollen Körpern vergleichen und sich dadurch unvollkommen fühlen. Weil sie glauben, das man nur mit einem schönen Körper Sehens und liebenswert sein kann.
Und ich bin mir aufgrund meiner männlichen Vergangenheit sicher, dass dies auch auf die Männer zutrifft.
Bevor ich verstanden habe, dass ich eine Frau bin, habe ich oft versucht diesen männlichen idealen nachzueifern bzw. war extrem neidisch.
Die Natur ist vielfältig und ich finde, dass jeder Mensch schön ist.
Meine Liebe Partnerin passt eigentlich nicht in mein Beuteschema, aber ich sehe in ihr viel mehr als nur den Körper ich sehe ihre Seele und diese ist wunderbar und damit auch der ganze Mensch. Ich liebe jeden Quadratzentimeter von ihr, aber dies war ein Prozess. Und heute möchte ich nichts mehr von ihr missen.
Apropo Prozess....
Wir Menschen aus dem trans*/inter* Spektrum, vergleichen und natürlich auch mit den obengenannten idealen.
Aber was ist schon perfekt, ich habe 3 Monate vor meiner gaop zum ersten Mal mein unrasiertes Spiegelbild angelächelt und gesagt Ricarda, du bist schön.
Dies ist heute immer noch so, ich habe meinen nicht perfekt weiblichen Körper lieben gelernt und dies strahlt aus mir heraus.
Ich stehe z. b. als Keynote Speakerin auf der Bühne, trotz meiner immer noch sehr tiefen männlichen Stimme, die Zuhörenden geben mir immer das Feedback, das diese sehr angenehm ist.
Sicherlich bin ich auch manchmal traurig, da nicht alles perfekt ist, aber damit muss man als spät transitionierte Person Stunden Frieden machen. Hätte ich mich mit 20 geoutet, dann wäre ich sicherlich noch viel weiblicher.
Dann wäre da noch die Sache mit dem Kinder kriegen, die hat uns die Natur verwährt, so wie auch vielen cis Frauen. Sind wir deswegen keine Frauen? Natürlich, nur halt nicht perfekt. Aber was ist schon perfekt.....

Da ich übrigens auch Beraterin für transidente und intersexuelle Menschen bin, nutze ich dieses mein Wissen über mich selbst, dazu, auch auf diese nicht perfekt sein hinzuweisen. Es hilft den Betroffenen* sehr um nicht in eine endlose Jagd zu verfallen, denn wenn man sich nach den angleichenden Maßnahmen nicht akzeptieren und selbst lieben kann, dann kommt man niemals an und wird auch nicht glücklich.

Denkt immer daran:
Nobody is perfect
Be yourself, love yourself, you are wonderful
*********l_2_0 Frau
490 Beiträge
Themenersteller 
Also was cis-Frauen sind hab ich inzwischen ja schon gecheckt und wieder was dazu gelernt-vielen Dank!!
Finde diese Bezeichnung tatsächlich fair und auch hilfreich. Bin nach dieser Klassifizierung auch eine würde ich sagen.

Als nächstes googele ich mal was denn eigentlich keynote-speaker*in heißt 😂

Danke für Eure Einblicke auch in Eure Entwicklungsstadien/-schritte!
*******506 Frau
46 Beiträge
keynote-speaker*in ist einer Person, die vor Publikum zu einem Thema spricht, meist so zwischen 15-60 Minuten.
Der Sinn dabei ist, anderen ein Thema näher zu bringen und Impulse zu geben

Cis bedeutet lateinisch diesseits und bezeichnet im Zusammenhang mit Personen, ebensolche bei denen das biologische Geschlecht mit dem empfundenen Geschlecht übereinstimmt, also im Einklang ist.
Trans bedeutet lateinisch gegenüber und bezeichnet im Zusammenhang mit Personen, ebensolche bei denen das Gegengeschlecht empfunden wird.
eine trans* Frau ist also biologisch männlich empfindet sich aber als weiblich, bei Trans* Männern ist dies umgekehrt.
inter bedeutet lateinisch zwischen und wird für Personen angewendet, bei denen die biologische Geschlechtszuordnung nicht eindeutig ist. Dies kann an den Genitalien oder Chromosomen liegen. Es gibt ca. 3500 bekannte inter Varianten.

Liebe Grüße Ricci
*********l_2_0 Frau
490 Beiträge
Themenersteller 
3500 Varianten...puh..das wusste ich tatsächlich noch nicht.

Ich glaub ich würde in meiner Gruppe „Gesund gevögelt“ hier auch gern einen Begegnungs-Thread eröffnen für Menschen, die sich über derlei Themen austauschen und demnächst hoffentlich auch wieder mehr live begegnen wollen. Fühlt Euch eingeladen, wenn es Euch ruft.
Hoffe das ist okay...
*******yBoy Frau
738 Beiträge
Zitat von *******506:
keynote-speaker*in ist einer Person, die vor Publikum zu einem Thema spricht, meist so zwischen 15-60 Minuten.
Es gibt ca. 3500 bekannte inter Varianten.

Liebe Grüße Ricci

Ernst? Wie kann so viele Sein? Eine dutzend schon eine menge, auch nicht wenig. 2 dutzend ist mehr, aber 3500???
*******506 Frau
46 Beiträge
Zitat von *******yBoy:


Ernst? Wie kann so viele Sein? Eine dutzend schon eine menge, auch nicht wenig. 2 dutzend ist mehr, aber 3500???

Doch es ist möglich, denn die meisten sind genetisch, also chromosonal, bedingt.
Aber auch so etwas einfaches wie Hodenhochstand ist eine Form von inter.

Derzeit werden alleine in Deutschland noch immer ca. 2000 OPs pro Jahr an Neugeborenen durchgeführt.
Genau deswegen würde §45 PStG geschaffen, damit dies nicht mehr gemacht wird. Denn früher musste ja immer männlich oder weiblich in die Geburtsurkunde eingetragen werden können. Jetzt ist auch divers oder kein Eintrag möglich.
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