Kleiner geschichtlicher Einblick
Die Sonne dreht sich auf ihren Bahnen,
zeitlos in ihrem Lichtgewand.
Haben wir das hier auf Erden,
immer noch nicht ganz erkannt?
Alles Leben wird von ihr versorgt.
Sie macht keinen Unterschied
zwischen Religionen, Rassen und Nationalitäten,
denn sie ist universell.
Sie ist der Schlüssel zur universellen Wahrheit,
die allen zur Verfügung steht.
Sie wurde zu allen Zeiten von allen Menschen,
die diesen Planeten bewohnten, verehrt.
Sommersonnenwende, Wintersonnenwende,
Tag- und Nachtgleiche sind kosmische Ereignisse.
Zu allen Zeiten findet sich ihre Spiegelung
in unseren Festlichkeiten wieder.
Schauen wir auf den Kern einer Sache,
so merken wir, dass er sich nicht verändert hat,
auch wenn er sich in vielgestaltigen Masken,
Gesichtern und Kostümen zeigt.
Für unsere Vorfahren war die Wintersonnenwende europaweit ein wichtiges Ereignis, und die Nächte danach waren heilig. Um dies zu verstehen, sollte man sich in der Vorstellung in Zeit und Raum zurückversetzen.
Die Winter hier in Europa konnten sehr lang und hart sein, wenn die Vorräte zur Neige gingen, das Feuerholz nicht reichte und man keine Möglichkeit hatte, Nahrung in der Natur zu finden. Nicht selten waren die Wintermonate ein harter, zäher Überlebenskampf, von dem man nicht wusste, ob man ihn überstehen und überleben konnte. Viele kranke, arme, alte und schwache Menschen starben in dieser Zeit.
Raub- und Heerzüge wurden besonders für die langen Wintermonate geplant, sodass unsere Vorfahren Angst vor Überfällen, Raubzügen, Mordbränden und Hunger haben mussten. Räuber und feindliche Heere zogen durch das Land, plünderten alles, was sie finden konnten, und verwüsteten dabei nicht selten ganze Dörfer.
Die Wilde Jagd war also nicht nur ein Begriff aus der Mythologie, sondern oft ein allzu reales, grausames Ereignis, das Verlust, Krankheit und Tod mit sich brachte, sich in das Gedächtnis der Menschen einbrannte und bis heute im Zellgedächtnis der Menschen erhalten geblieben ist.
Unsere Vorfahren waren zudem noch viel stärker in den Rhythmus der Naturgeschehnisse eingebunden, denn sie hatten nicht die Möglichkeit, künstliches Licht zu benutzen, die Heizung hochzudrehen oder im Supermarkt die Lebensmittel einzukaufen, nach denen ihnen gerade der Sinn stand.
Die Menschen waren auf Nächstenliebe, Gnade und Mitgefühl angewiesen.
Das Brot miteinander zu teilen, war in dieser Zeit oft notwendig zum Überleben.
So ist es nicht verwunderlich, dass sich zu jener Zeit die Feste im Jahreskreis nach den kosmischen Ereignissen und dem Geschehen in der Natur ausrichteten. Man war mit der Natur, ihren Kräften und ihren Wesen verbunden, und die Schleier zwischen den Welten waren zu manchen Zeiten sehr dünn. Mensch und Naturgeister lebten und feierten im Einklang, um die Lebensgrundlage zu ehren und zu erhalten, Hoffnung zu schöpfen und Kraft zu gewinnen.
Tag- und Nachtgleiche im Frühling und im Herbst sowie Sommersonnenwende und Wintersonnenwende waren überaus wichtige Punkte im Jahr.
Zur Wintersonnenwende gab die Rückkehr des Lichtes Hoffnung und Kraft in einer Zeit, in der die harten, langen und kalten Wintermonate noch bevorstanden.
Man feierte dieses Fest ausgelassen und hielt in den Tagen danach, mit seinen Verwandten und Freunden am Feuer sitzend, Rückschau und Ausschau auf das kommende Jahr, das Hoffnung, Wiederkehr und Verheißung auf ein besseres Leben versprach.
Den Naturgeistern wurden Speisen dargebracht, man teilte seine Vorräte miteinander und sprach mit der Natur und mit den Tieren. Man suchte das Orakel auf, um Hinweise, Deutungen und die Zeichen der Zeit zu verstehen und sich vor Übergriffen allerlei Art zu schützen.
Viele Rituale und Bräuche aus dieser Zeit zielten darauf ab, sich für die bevorstehende Zeit Mut zu machen, Kraft zu tanken, die Naturgewalten gnädig zu stimmen, Haus, Hof und Familie zu schützen sowie Vieh und Nahrungsmittel zu sichern.
Märchen, Legenden, Geschichten und Erlebnisse wurden am Feuer miteinander geteilt und an die Kinder weitergegeben. Träume wurden gedeutet, und die Heiler und Führer eines Stammes hielten in der Einsamkeit Zwiesprache und Ausschau nach der Richtung, in die sie ihr Volk im kommenden Jahr leiten und lenken sollten.
Die Wilde Jagd, das Gefolge Odins oder Wotans, das aus verstorbenen, nicht erlösten Seelen und wilden Gesellen des kleinen Volkes bestand, zog in den rauen Winternächten umher, um die Menschen zu prüfen und zu erschrecken, aber auch, um Gerechtigkeit und Ausgleich zu üben.
Das Vieh, das für das Überleben der Menschen notwendig war, wurde in dieser Zeit mit allen Mitteln und auf jeder Ebene geschützt.
Mit der Verbreitung des Christentums in Europa wurde den heidnischen Bräuchen und Ritualen ein christliches Gewand gegeben, sodass das Volk seine Riten nicht aufgeben musste und sich besser mit dem neuen Glauben identifizieren konnte.
So wurden aus den acht Jahresfesten, die dem Rhythmus der Erde und dem Himmel geweiht waren, und in denen die große Göttin, die Erde, die Sonne und der Himmelsgott geehrt wurden, christliche Feste, die das Leben Jesu nachvollziehbar machen sollten, jedoch eine ähnliche Symbolik wie die ursprünglichen heidnischen Feste besaßen.
Dies wurde nach und nach in diversen kirchlichen Konzilen festgelegt und von den Herrschern der damaligen Zeit, wenn es notwendig war, mit roher Gewalt und unter Androhung der Todesstrafe umgesetzt.
Die Rauhnächte waren auch die Weihe-Nächte. Im 8. Jahrhundert nach Christi wurde das Fest der Weihe-Nächte dann zum christlichen Weihnachtsfest. Karl der Große (742 –814), der zu dieser Zeit herrschte, erklärte es zum kirchlichen Hochfest der Geburt Christi und verbot unter Todesstrafe das Ausführen der alten Riten.
Viele Bräuche haben überlebt, weil sie in die kirchlichen Riten mit eingebunden wurden und von Generation zu Generation in Form von Geschichten und Legenden weitergegeben
wurden. So zum Beispiel der heidnische Brauch, in den Weihe-Nächten einen immergrünen Tannenbaum als Symbol des ewigen Lebens aufzustellen, das Lärmmachen an Silvester und das Räuchern am 6. Januar. Viele Bräuche und Riten sind allerdings verlorengegangen, weil es unter Todesstrafe verboten war, diese zu feiern, wenn sie nicht den christlichen Inhalten entsprachen.
Heute befinden wir uns wieder an einem Wendepunkt der Geschichte. Durch die modernen Medien und die Globalisierung ist es uns möglich, einen größeren Zeitrahmen zu überschauen sowie Werte und Gebräuche fremder Kulturen kennenzulernen bzw. zu übernehmen.
Andererseits entdecken wir die scheinbar vergessenen alten, heidnischen Riten neu, die alten Wurzeln werden wieder erkennbar und leuchten unter den gängigen, auch sehr schönen christlichen Weihnachtsritualen hervor. Ein globales Erwachen findet statt. Die weibliche Kraft kehrt in ihrer Vollständigkeit an ihren Platz ebenbürtig neben der männlichen Kraft zurück. Dies lässt althergebrachte Normen wanken, Unsicherheit und Verwirrung sind die Folge. Es geht nicht mehr um »Entweder-oder«, sondern um »Sowohl-als-auch«. Doch sollten wir bedenken, dass fast alle Feste, die wir im Jahreskreis feiern, letztlich in die großen, kosmischen Ereignisse der Natur eingebunden sind, und dass man sie auf die unterschiedlichste Weise begehen und feiern kann. Zeitqualitäten sind an keine Religion gebunden, sie sind Religion. Sich mit der Natur zurückzuverbinden, ist heute wichtiger denn je, denn wir sind im Begriff, uns durch die Entfremdung von den natürlichen Zusammenhängen die Lebensgrundlage zu entziehen.
Durch die Entehrung der Erde haben wir uns von dem, was uns trägt, versorgt und nährt, entfernt. Wir sind dabei, die Hölle auf der Erde zu erschaffen und uns selbst aus dem Paradies, das uns trägt, versorgt und umgibt, zu vertreiben. Das blaue Erdenjuwel ist einer der schönsten Planeten in unserem Universum, und es ist ein Geschenk, hier leben zu dürfen. Die Erde gebiert sich neu, und wir haben die Chance, uns im Einklang mit ihr in etwas vollständig Neues hineinzuentwickeln und ein Bewusstsein wiederzuerlangen, das seit Anbeginn der Zeit existiert. Das Bewusstsein ist als Christuslicht in uns geboren und kann jetzt in jedem von uns erwachen.
Auch wenn wir dieses Mysterium, das wir jedes Jahr wiedererleben, feiern, wird sich nichts verändern, wenn das Licht nicht auch in uns eingeht und wir uns von innen her erneuern und in die Unsterblichkeit unserer geistigen Natur und unseres Seins erwachen.
Die Zeit der Rauhnächte bietet eine wunderbare Gelegenheit, zu jenem geistigen Platz, an dem die Materie ihren Ursprung nimmt, zurückzukehren.
In dieser Rückverbindung erfahren wir von den geistigen Wesenheiten, mit denen wir verbunden sind, und die uns auf der inneren Ebene anleiten und immer zur Seite stehen, etwas über geistige Zusammenhänge irdischer Schicksalsverläufe.
Wenn wir in der Vergangenheit Fehler gemacht haben, so haben wir nun die Gelegenheit, diese zu korrigieren und zu verzeihen. Wir erfahren, wie wir uns neu ausrichten und unser Schicksal positiv und glücklich zu unserem Wohle und zum Wohle aller neu gestalten und mit lenken können. Nutzen wir also diese kostbare Gelegenheit!