Er schreibt:
So, jetzt kommt einer, der etwas ganz anderes berichtet und eine gänzlich andere Meinung vertritt, als all die anderen hier.
Vor ein paar Jahren hatte ich einen Unfall, was unter anderem zu einem Trümmerbruch des Gelenkkopfes des Oberarmknochens führte und zu einem Abriss aller Sehnen.
Ca. 3 Stunden nach dem Unfall ging ich zur Notfallaufnahme, am nächsten Morgen wurde ich dann zwei Stunden lang operiert.
Die Rede war von Invalidität, ganz sicher sei Kampf- und Kraftsport nie mehr möglich.
Nach einer Woche Spitalaufenthalt ging ich am Tag meiner Entlassung das erste mal ins Fitnesscenter.
Schnell merkte ich, dass alles, was den Puls auf über 100 brachte, zu sehr schmerzte.
Ich wusste aber ebenfalls, dass die gesteigerte Durchblutung die benötigten Nährstoffe zur Heilung transportiert, also verbrachte ich 2-3 Stunden täglich bei Puls 100 auf dem Liegefahrrad. Konsequent machte ich die Übungen der Physiotherapie.
Und nach ca. 4 Wochen begann ich, alles sehr kontrolliert im Rahmen meiner Möglichkeiten zu trainieren.
Wer seinen Körper kennt, kann zwischen guten und schlechten Schmerzen unterscheiden.
Trainingsschmerz ist nicht angenehm, aber man muss nicht übervorsichtig sein. Nach ca. zehn Wochen machte ich Liegestützen und Klimmzüge, nach gut 3 Monaten wurde auf meine Verantwortung entgegen dem Rat des Arztes das Material entfernt. Mich störten die Fremdkörper.
Mit Kampfsport begann ich erst ein Jahr später wieder, da dort die Bewegungen nicht immer kontrolliert werden können. Kraftsport betrieb ich in einem fliessenden Übergang von der Reha eigentlich ab Beginn.
Mein Fall wurde für Vorträge und Fachliteratur verwendet (nach meiner Einwilligung), da es den Ärzten fast nicht möglich schien, eine so zerstörte Schulter wieder so gut hinzukriegen.
Die Schulter wird mein Leben lang die Schwachstelle von mir sein und durch die Durchtrennung des Muskels für die OP und die neu befestigten Sehnen ist die Muskelentwicklung dort ganz anders, als auf der anderen Seite.
Auch eine riesige Narbe blieb zurück.
Aber in Anbetracht des Schadens kann ich nicht klagen, wenn jetzt bei 150Kg Bankdrücken die Kraft dort fehlt. Die Beweglichkeit ist voll da und starke Schläge in den Sandsack vertrage ich ebenso wie Schulterhebelgriffe bei Takedowns.
Wenn du denkst, du kannst trainieren, dann mache es. Mache die Bewegungen ganz langsam, höre in dich hinein. Achte darauf, das Schulterblatt in der richtigen Position zu haben. Sich die Ausweichbewegungen wieder abzugewöhnen, ist das schwierigste.
Übertreibe es nicht, aber mache alles, was geht. Den Körper nicht zu nutzen, wird dich nicht vorwärtsbringen.