Flirtratgeber (schon gelesen) ?

Ich habe mir auch gedacht, dass diese Ratgeber nichts taugen. Aber langsam wird mein Interesse geweckt. Was empfiehlt ihr für einen?
lg Ludi

Hi,

ich hab gerade den Thread entdeckt und durchgelesen und fand ihn hoch interessant. Ein kollektieves "Daumen Hoch" in die Runde.

Gerade das Thema Fraudenken/Manndenken das ganz zu Beginn thematisiert wurde finde ich sehr spannend, gerade weil ich erst gestern die Äußerungen einer dame grandios fehlinterpretiet habe und es auch nicht geschafft habe meinen Standpunkt ihr verständlich zu machen.

Könnt Ihr dazu einen oder mehrere konkreten Titel empfelen, bitte? Falls das hier in der Gruppe nicht geht vielleicht als ClubMail?

Vielen Dank schon mal.

Es hilft sehr wenig einen konkreten zu empfehlen. Ich kann dies auch nicht tun. Die Prinzipien klingen super einfach. Die kann jeder aufschreiben und darin gleichen die sich auch alle. Nur die Art, wie sie an die Sache herangehen ist immer ein wenig anders. Bei dem einen passt es so besser, für den anderen so.

Hier wurde zwischendrin gefragt, was den Unterschied zwischen Freundlichkeit und Flirt ausmacht. Am Anfang wirklich gar nichts. Der Flirt als solcher hat auch keine Absicht. So funktioniert Flirten nicht. Flirten ist erstmal nur dazu da sich selber und dem Gegenüber ein paar schöne Augenblicke zu schenken. Und Augenblicke sind hier ganz wörtlich zu verstehen.

Um die soziale Unsicherheit zu verlieren, hilft es einfach erstmal explizit freundlich zu sein. Aber nicht teilnahmslos freundlich, sondern richtig aus sich heraus den anderen Menschen zu feiern. Das Lächeln nicht als Maske zu verwenden, sondern sich mit diesem Lächeln dem anderen wirklich zu öffnen. Deshalb der Tipp überschwenglich zu grüßen, so als hätte man den Tag seines Lebens.

Sobald die Angst sich so zu zeigen abgebaut ist, kann man erotisches Kribbeln mit hineinbringen. Das geht subtil wie deutlicher. Wenn das mit der Offenheit beim Freundlichsein vorher nicht geübt wurde, ist dass dann nur eine Masche und reines Schauspiel. Das fällt meist auf und fühlt sich schnell falsch an. Wenn man beim Flirten aber offen bleibt und sich dem anderen mit seiner Verletzlichkeit zeigt, ist die Wirkung eine andere. Viel schwieriger als ein Flirt ist es, wenn dann eine Absicht hinzukommt. Man die Nummer des anderen möchte oder gar bereits ein Treffen ausmachen möchte. Das ist dann aber schon kein Flirten mehr.

Auch wenn ich hier nur ungern ein politisches Thema anreiße, ist es notwendig um meine darauf folgende kleine Anekdote besser zu beschreiben.
Vor ein paar Monaten gab es in Berlin eine politische Diskussionsrunde, die von einem Diplomaten im Ruhestand geleitet wurde. Er hat die wartenden Zuschauer dann darauf aufmerksam gemacht, dass sie noch ein wenig warten müssten, bevor sie beginnen, da eine Person fehlt. Eine 40-jährige recht attraktive Frau meldete sich daraufhin, dass sie wohl die fehlende Staatssekretärin wäre. Er entschuldigte sich dann bei ihr, dass er sie nicht nicht für die fehlende Person gehalten habe, da er keine so Junge Frau erwartet habe, die dazu auch noch so hübsch sei.
Ein Blick in die Liste der Profilbilder der Berliner Staatssekretäre zeigt, das Faktisch seine Erwartung korrekt war.
Nach dieser Runde hat die Dame dann einen Shitstorm via sozialer Medien losgetreten, dass sie sich noch nie derart gedemütigt gefühlt hätte und was für ein unfassbares Verhalten der Herr an den Start gelegt hätte. Der Diplomat hat sich dann im Nachhinein auch öffentlich entschuldigt. (Hab ich mir nicht ausgedacht, bei Bedarf such ich den Link zu den Pressemitteilungen raus.)

Wenn ein “Sie sind aber hübsch” bereits eine sexuelle Anmaßung und Beleidigung darstellen kann, dann erhöht dass das Selbstvertrauen eines Flirtenden in der Übungsphase natürlich nicht gerade.

Zu meiner Anekdote. Ich gehe seit kurzem in ein Fitnessstudio und eine der Damen am Empfang meinte beim zweiten mal das Sie mich gesehen hat, bis zum nächsten mal würde sie auch bestimmt meinen Namen wissen und müsse nicht jedesmal fragen. Beim verlassen des Studios hab ich sie dann nach ihrem Namen gefragt, mit dem Hinweis, dass wenn sie sich die Mühe macht meinen Namen zu erlernen wäre es ja eine Frage der Höflichkeit, dass ich das im Gegenzug ebenfalls tue.
Beim nächsten Mal das wir uns gesehen hab ich sie dann auch mit ihrem Namen angesprochen und ein kurzes flirtiges Gespräch entstand, bei dem sich dann noch eine weitere dabei stehende attraktive Dame eingeklinkt hat.
Auch wenn das ganze nur recht kurz war, hat es mir definitiv Spaß gemacht.

Beim darauffolgenden Besuch war sie denn recht kurz ab, da sie aber die ganze Zeit in der ich im Studio war eine recht gestresste Eindruck gamacht hat, muss das nichts mit mir zu tun haben.

Grundsätzlich würde ich sie gerne stets mit Namen begrüßen erweitert mit ein paar Nettigkeiten und so vielleicht den einen oder anderen Flirt anstoßen. Allerdings möchte ich ihr auch auf gar keinen Fall zu Nahe treten im Sinne, dass sie sich bedrängt fühlt. Da sie selbst ja für das Studio arbeitet, hätte sie auch wenig Möglichkeit sich dem zu entziehen, da sie ja zu mir als Kunde erstmal nett sein muss.

Die Frage für mich ist daher, wie ich meine Antennen so schärfe, dass ich erkenne, ob sie auch Spaß an dem Flirt hat oder nur aus beruflicher Verpflichtung zu mir nett ist. Gleiches gilt auch für Eure Tipps Verkäuferinnen im Supermarkt oder der Bäckerei, etc. anzuflirten. Da bin ich mir nie sicher, ob es der Dame nicht unangenehm ist und so wie ich gestrickt bin, lass ich es im Zweifelsfall eher.

Also hier geht es schon um den Kontext. Stell dir doch mal vor du bist auf einem Kongress und sollst da einen Vortrag halten. Wirst aber vorgestellt als der knackige Typ da, der viel zu unerfahren sei um hier was beitragen zu können. Genau das hat der Mann da gemacht. Im professionellen hat ein Flirt vor allem so nichts zu suchen. Das war auch kein Flirt, sondern ein "Kompliment", das sie in ihrer Rolle auf Fickfleisch vor einer Öffentlichkeit bloßgestellt hat. Ich kann sehr gut verstehen, warum diese Frau sich gedemütigt gefühlt hat.

Der Auffassung von Curious Seeker kann ich mich da nur anschließen. Bismarck hätte dazu gesagt, der Mann wäre vielleicht ein Gesandter gewesen, aber kein Geschickter. Ein Flirt vor Publikum in so einer Situation wäre völlig unangemessen und allein die Bemerkung trägt ja den Kern in sich das Politikerinnen, die er da erwarten würde, eher nicht hübsch wären ... warum, weil die Hübschen zu dumm dazu sind?

Ein Flirt mit Mitarbeitern ist dann unangemessen und unangenehm wenn man eine Erwartungshaltung mit hinein bringt und versucht, diesen Flirt zu erweitern. Solange man selbst unaufdringlich und spielerisch bleibt dabei hat kaum jemand etwas dagegen. Allerdings sollte man jeden weitergehenden Schritt dem Mitarbeiter überlassen, dann kommt auch kein Gefühl der Bedrängnis auf.

OK, ein ehrliches Danke schon mal, die Lektion hab ich gelernt. Politisch durchwachsen Anekdoten sind nicht geeignet um hier irgendeinen Diskussionspunkt zu unterstreichen.

Ich hab das gerade nochmal nachgelesen und die vielzahl unterschiedlicher Interpretationen des Vorfalls ist schon verblüffend. (Wen es interessiert, einfach “Chebli Kiderlen” in die Suchmaschiene eingeben)

Ich will auf Eure beiden Post jetzt bewusst nicht eingehen, da ich sonst ein riesen Fass aufmache und denke das Eine Umfassende Diskussion über Sxesismus in den verschieden Ausprägungen hier nicht richtig verortet ist.

Nur kurz, worauf ich eigentlich hinaus wollte. Der Herr Kiderlen war offensichtlich schlecht vorbereitet - ein Diskussionsleiter der nicht mal weiß wen er eingeladen hat ist schon peinlich genug - hat dann diese Peinlichkeit durch ein unbeholfenes Kompliment - das in diesem Kontext zweifelsfrei unangebracht war - sich in eine noch viel größere Peinlichkeit herein manövriert. Ich glaube nicht, dass Herr Kiderlen Frau Chebli bewusst demütigen wollte. Durch seine Ungeschicktheit hat er es aber getan.

Wenn jetzt ein ABler seine ersten Flirtversuche an der netten Kellnerin oder der Dame an der Kasse ausprobiert, dann hätte ich die Befürchtung, dass solche Fehler auch passieren können. Und ich glaube dann kneifen viele lieber. Also ich persönlich kneife definitiv lieber, als einer Frau unabsichtlich eine Demütigung zuzufügen, so wie sie Frau Chebli subjektiv wahrgenommen zu haben scheint.

metoo hat sehr gut gezeigt wie wenig Alltagssexismus reflektiert wird. Aber das ist sehr leicht zu ändern. Man reflektiert ihn. Es hat nichts mit der Vorbereitung oder der Qualität des Moderators zu tun, dass sein Kompliment sexistisch war. Eine Frau hat einen Anspruch darauf, dass sie, wenn sie in einer Rolle unterwegs ist, ihr auch in der Rolle Respekt zuteil wird. Wer im professionellen Umfeld auf sein Aussehen reduziert wird und zudem noch seine Jugend hervorgekehrt wird, wird klein gemacht. Das passiert in der Tat auch Männern. Tortzdem gibt es da einen sehr massiven Unterschied. Wenn das bei einem Mann benutzt wird ist garantiert Kalkül und Absicht dahinter. Bei einer Frau wird da aber nichtmal drüber nachgedacht. Die Frau ist offenbar auch in ihrer Rolle als Staatssekretärin ein sexuelles Wesen. Warum? Ihr Geschlecht, ihr Aussehen und ihre Jugend haben nichts mit ihrer Qualifikation zu tun.

Ich möchte hier auch ganz explizit vom ABler weg, denn für Sexismus ist es völlig unerheblich, ob sexuelle Erfahrungen gegeben ist. Sexismus kennen ABler genauso wie alle anderen Männer. Sich also selbst zu reflektieren und zu hinterfragen, ob man das Gegenüber als Mensch respektiert, geht immer. Und für alle Männer die trotzdem Angst haben, deshalb mit einer Frau zu flirten. Geht in einer Schwulenbar und übt da. Ist nicht das gleiche, aber die Prinzipien gelten da alle auch.

In jedem Fall ist es ein Thema mit dem man sich beschäftigen sollte wenn man sich mit Flirts auseinander setzt. Menschen die viel und gerne flirten fällt das oft nicht so auf weil sie gewohnt sind, mit Menschen zu flirten von denen sie weiter nichts wollen - das Problem bei Flirtanfängern ist häufig dass sie wenn überhaupt nur Menschen 'anflirten' von denen sie gern etwas wollten - und damit verlässt man schnell die Unverbindlichkeit und Leichtigkeit von Flirtthemen. Eine gute 'Daumenpeilung' ist die Frage, würde man ein solches Kompliment auch jemandem vom gleichen Geschlecht machen, an dem man nicht sexuell interessiert ist.

So schwer ist das eigentlich gar nicht - kaum ein Mann würde es als Kompliment verstehen wenn sein Chef zu ihm sagt, sie füllen ihren Anzug aber sehr nett aus. Da möchte man doch für seine Kompetenz oder Leistung gewürdigt und nicht als Kleiderständer betrachtet werden, oder? Bei Flirts mit Frauen, die man nicht kennt gilt das Gleiche. Komplimente für Fähigkeiten oder Leistungen sind in der Regel unverfänglich und werden gerne angenommen. Um in deinem Beispiel zu bleiben, ich finde es toll/ mir ist aufgefallen wie freundlich sie immer zu den Mitgliedern sind/ wie hilfsbereit sie immer sind/ dass sie immer ansprechbar sind wenn ich ein Problem habe ...

@*****de2, Danke für fen Tipp mit dem Unverfänglickeitstest, ob man es auch einer Person eigenen Geschlechts sagen kann. Ich denke aber auch wenn man sich daran hält kann es passieren, dass es dem gegenüber unangenehm ist.

Und in dem Fall finde ich es extrem schwierig das zu erkennen, wenn das Gegenüber darauf trainiert ist eine künstlich Fassade der Freundlichkeit dem Kunden zu präsentieren.

Ich glaube nicht, dass ich ein unsensibler Mensch bin und denke ich habe auch eine brauchbare Menschenkenntnis. Aber in dem Fall muss man ja duch die Fassade blicken, und um so besser die Person das beherrscht, um so schwieriger wird es.

Deswegen finde ich die Empfehlung Personen in ihrem Job anzuflirten so schwierig, weil sie aus dem beruflichen Setting heraus gar nicht natürlich reagieren kann. Der Flirt wird daher IMHO zwangsläufig verfälscht und die Gefahr eine rote Linie zu überschreiten ist viel Größer, als wenn mann eine Passantin auf der Strasse anquatschen würde.

Und eigentnlich ist es auch unfair, da eine Kellnerin die ein Kompliment als unangemessen wahrnimmt trotzdem weiter lächeln wird und Dir nicht ehrlich die Meinung sagem kann, da sie dann erstens befürchten muss den Tip zu verlieren und ausserdem noch einen Anschiß vom Chef riskiert.

Ich habe, wenn du es aufmerksam liest, vorgeschlagen freundlich und offen zu ihnen zu sein. Sie anzulächeln und zu begrüßen. Von Komplimenten oder gar einer sexuellen Ebene war nie die Rede. Es geht darum soziale Unsicherheit abzubauen. Und da sind diese Menschen genau richtig. Solange ich nicht gerade in Berlin wohne werden mir diese Menschen ebenfalls freundlich begegnen.

Wenn ich es gelernt habe, den Menschen in Alltagssituationen offen ins Gesicht zu sehen, kann ich dies weiter ausbauen. Ich habe mitnichten vorgeschlagen Menschen in ihrem Job anzubaggern. Das wäre auch kein Flirt mehr. Zudem ist es ebenfalls völlig unverfänglich, wenn du einem Menschen während seiner Tätigkeit ein ehrliches Kompliment über seine Tätigkeit machst.