Einige hilfreiche Tipps wurden ja schon gegeben.
Allerdings möchte ich noch ergänzen, dass eine Therapie aus einem schüchternen, zurückhaltenden, unsicheren, introvertierten Menschen auch keinen Casanova oder Christian Grey oder sonstigen Frauenmagneten machen kann.
Sie kann allerdings helfen, sein Wesen besser wahrzunehmen, zu ergründen, zu akzeptieren und damit besser umzugehen, seine Potentiale zu erkennen und zu nutzen.
Es wird immer selbstsichere, selbstbewusste und extrovertierte Menschen geben, die keinerlei Probleme haben, auf andere Menschen zuzugehen, Partner zu finden und Sexkontakte zu haben.
Und es wird auf der anderen Seite auch immer unsichere, introvertierte, mutlose Menschen geben, die sich scheuen, Kontakte zu knüpfen, mit anderen zu sprechen, die von inneren Ängsten und Selbstzweifeln geplagt sind. Ängste, etwas falsch zu machen oder nicht zu genügen.
Ich bin auch schüchtern. Ich habe auch Angst, fremde Menschen anzusprechen oder alleine irgendwohin zu gehen und verkrümle mich dann lieber zu Hause. Aber ich konnte im Laufe der Jahre immer weiter aus meinem Schneckenhaus heraus und traue mir heute schon viel mehr zu als früher. Das war und ist ein langer Lernprozess. Selbstzweifel habe ich trotzdem immer wieder. Und in neuen Situationen auch Angst und Lampenfieber. Das wird wohl auch immer so bleiben. Aber ich gehe trotzdem in solche unbekannten Situationen hinein und überwinde meine Ängste. Ich laufe nicht davon.
So unterschiedlich wie die menschlichen Wesen und Charaktere sind, so unterschiedlich sind auch deren Temperamente - wenn man mal die Temperamentenlehre betrachtet.
Da gibt es Sanguiniker, Phlegmatiker, Choleriker und Melancholiker. Und auch da kommt keiner aus seiner Haut. Man hat nun mal ein bestimmtes Temperament, was man nicht ändern kann. Auch da muss jeder wieder das Beste aus seinem Leben machen, ohne an seinem Wesen etwas ändern zu wollen. Das geht nämlich nicht. Daher macht es auch keinen Sinn, andere Menschen und deren Verhaltensweisen zu kopieren. Das funktioniert einfach nicht.
So, aber nun mal ganz konkret zu dir:
In deinem Ort in Schmalkalden-Meiningen gibt es also nur Rentner? Du bist der einzige Mensch unter 65?
Es gibt nur Seniorenheime? Keine Schulen, Kindergärten Bars, Clubs, Kinos, Schwimmbäder, Sportvereine? Wer sitzt bei euch im Ort an den Supermarktkassen? Auch nur Rentner?
In dem Falle würde ich ernsthaft über einen Umzug nachdenken.
Kann ich davon ausgehen, dass du einen Job hast? Und da wahrscheinlich auch Kollegen und Kolleginnen? Oder arbeitest du ganz allein in einem dunklen Archiv? Also dort hast doch zumindest schon mal Kontakte zu Menschen, oder? Vielleicht ließe sich da das eine oder andere ausbauen? Also dass man mal mit Kollegen auch nach der Arbeit zusammen ein Bierchen trinken geht oder gemeinsam was unternimmt? Wenn so etwas bisher bei euch nicht üblich war, dann schlag es doch einfach mal vor! Damit hast du zwar immer noch keine Partnerin und keinen Sex, aber geh doch erst mal kleine Schritte: also auf Menschen zugehen und mit anderen was unternehmen (auch ganz losgelöst von sexuellen Gedanken).
Hast du irgendwelche Interessen? Vielleicht irgend ein bestimmter Sport? Gibt es in deiner Nähe einen entsprechenden Sportverein, dem du beitreten könntest? Auch wenn dort nicht die Partnerin auf dich wartet, die du dir wünschst und mit der du deine ersten sexuellen Erfahrungen sammeln kannst, aber es ist auch wieder erst mal ein Schritt in Richtung soziale Kontakte knüpfen. Und bestimmt gibt es auch die Möglichkeit irgendwo in deiner Nähe, sich sozial ehrenamtlich zu engagieren. So kommt man auch aus seinem Loch, aus seinem Schneckenhaus heraus und lernt wieder neue Menschen kennen.
Menschen, die soziale Kontakte haben und pflegen, tun sich auch leichter mit der Partnersuche und -findung. Ich könnte mir zum Beispiel nicht vorstellen, mit einem Mann zusammen zu sein, der keine weiteren sozialen Kontakte hat. Da wäre meine Befürchtung zu groß, dass er sich komplett auf mich fixiert und ich alle anderen Defizite kompensieren soll. So was kann einen Partner auch erdrücken und erschlagen.
Das sollen ein paar erste Gedanken zu dem Thema und zum Nachdenken sein.
Noch eine Frage zu deiner Therapie:
Es handelt sich um eine Einzeltherapie?
Gibt es vielleicht auch Gruppengespräche mit Gleichgesinnten? So was finde ich immer sehr hilfreich, weil dort Menschen mit denselben Problemen sind, die dich verstehen können. Da kann man sich gegenseitig motivieren und Anregungen geben.