„„ Insofern mein Appell: geht doch auf die Frage ein. Fade Platitüden aus dem Motivationskalender '76 sind keine Hilfe.
Das haben wir getan. Denn tatsächlich ist es so, dass in der vom TE beschriebenen Situation es nichts für ihn zu verlieren gibt.
Und genau das ist falsch.
Beispielsweise kann die Scham bei einer Ablehnung so groß sein, dass ein Wechsel der Arztpraxis vorgenommen werden muss. (Dass ihre Ablehnung so intensiv ist, dass es notwendig ist, halte ich für eher unwahrscheinlich - und wenn, ist der Wechsel aus mehreren Gründen angezeigt.)
Auch besteht immer die Möglichkeit, den Versuch in die Zukunft zu versetzen in der Hoffnung - warum auch immer - dann bessere Chancen zu haben. Auch diese Möglichkeit ist so nicht mehr gegeben.
Die Möglichkeit, sich vorzustellen sie würde ja sagen - "anschmachten" - fällt weg.
Menschen neigen gern dazu, Risiken falsch einzuschätzen. Und je emotionaler wir sind, umso irrationaler handeln wir, sowohl in die Eine als auch andere Richtung - das führt aktuell dazu, dass die einen Klopapier hamstern und andere Coronapartys feiern.
Der TE ist (war) emotional angespannt. Außerdem bewertet er potentielle Risiken hoch. Das lässt sich sehr einfach aus der Tatsache ablesen, dass er den Thread überhaupt erstellt wurde (statt drauf los zu flirten); dass nur die Risiken, nicht aber Chancen beschrieben wurden; zuletzt ist der Schreibstil des Erstposts nervös.
Darauf gehst du - und andere Posts - jedoch gar nicht ein. Stattdessen wird behauptet, es gebe nichts zu verlieren. Das ist wohlwollend gesehen ein Euphemismus, nüchtern betrachtet falsch (Beispiele s.o.) und ignorant. Denn im Eingangspost wird ein möglicher Verlust bereits deutlich geschildert: "... mich eventuell zu blamieren".
Wenn jemand nun genau das Gegenteil behauptet ohne es überhaupt irgendwie zu begründen; wie soll ich diesen jemand dann noch ernst nehmen können?
„Nein, das halte ich für einen Fehlschluss.
Per se stimmt das - ein Umkehrschluss muss nicht zwingend stimmen. Dennoch wird er häufig angewandt und sollte entsprechend berücksichtigt werden.
„Es gibt Situationen, in denen man tatsächlich nichts (im Sinne von nichts Negativem) verlieren kann und Situationen, in denen man tatsächlich etwas (im Sinne eines Wertes) verlieren kann. Illusionen, schlechte Gefühle, falsche Vorstellungen, Selbstzweifel usw. sind Zustände und Erscheinungsformen, die in Situationen wie jene, die der TE beschrieben hat, nicht dazu führen dürfen, Chancen zu verbauen.
Nun - das ist deine Sicht der Dinge. Doch wer definiert, was "Wert" hat?
Und auch "negatives" hat seinen (positiven) Nutzen. Trauer ist ein sehr populäres Beispiel dafür.
Es gibt sogar sehr gute Gründe dafür, warum Selbstzweifel, Ängste uvm Chancen verbauen. Diese sind sogar evolutionär gesehen essentiell für unser Überleben - und daher weit verbreitet. Es war durchaus eine Chance, sich mit einem Säbelzahntiger anzufreunden. Überlebt haben jene, die trotz der Chance weggelaufen sind.
„Dem TE wurde meiner Meinung nach auch nichts genommen, da die abgegebenen Handlungsempfehlungen den einzig schlüssigen Schluss darstellen.
Doch: Respekt.
Auch negative Gefühle (und der Mut, diese; wie hier; zu äußern) verdienen es, beachtet zu werden. Denn Ängste, so surreal sie Außenstehenden auch erscheinen mögen, sind essentieller Bestandteil unserer Persönlichkeit. Diese einfach so als ohnehin bedeutungslos; nichtexistent abzustempeln ist ein Angriff auf die gesamte Persönlichkeit an sich.
„Es ist nicht notwendig, dass der TE diesen durch einen langwierigen Reflektionsprozess erlangt, sondern nur, dass der diesen, unabhängig von der Art und Weise, wie er ihn erlangt hat, als den einzig richtigen anerkennt.
Nenn mir eine andere Möglichkeit, eine Erkenntnis zu verinnerlichen, ohne einen eigenen Reflektionsprozess oder ein Trauma zu durchlaufen. Ansonsten kannst du auch gern Depressionen mit "Ach, so schlimm ist das nicht!" / "Morgen scheint wieder die Sonne." heilen. Viel Spaß dabei.
(Und ich rede hierbei nicht von simplem Wissen wie e = mc^2, sondern von Erkenntnis. Persönlichkeitsentwicklung.)