Ja, solche Nachbarn gibt es bei uns wirklich noch. Bei uns gab es sogar in den 70'ern noch eine offiziell genehmigte Teufelsaustreibung!
Trotzdem ist es uns so ziemlich wurscht. Mein Ruf ist eh schon im Eimer, da man als Frau keine sexuellen Kontakte zu Männern haben darf, mit denen man nicht lieert ist und auch noch Spass daran zu finden ist hier sowieso etwas wofür man verachtet wird. Hier gilt wirklich noch das Klischee: Den Kerlen wird für ihre Abtenteuer auf die Schulter geklopft, während die Frau behandelt wird, wie eine Schwerverbrecherin. Nur weil ich einige One-Night-Stands in meinen "Sturm-undDrang-Zeiten" hatte, ging man mich sogar körperlich an. Teilweise wollten mich sogar Kerle zusammenschlagen, mit denen ich vorher geschlafen hatte, die sich dann aber anstatt es zuzugeben, einfach dem Mob anschlossen, weil sie ja nicht im Abseits stehen wollten. Eine Zeit lang habe ich mich wirklich nicht mehr alleine auf die Strasse getraut, es ist nämlich auch bei Tag nicht sehr angenehm, wenn man von wildfremden Leuten öffentlich beschimpft wird und Gewalt angedroht bekommt. Bei Nacht ging ich nach einer Handgreiflichkeit dann gar nicht mehr raus. Es gibt hier ausser einem Menschen (und der ist heute mein Ehemann) auch niemanden, der irgendwie den Fehler ihrer dogmatischen Moralvorstellungen begriffen hätte - ganz im Gegenteil, jeder war gerne dabei, wenn es hiess gegen "die Schlampe" zu gehen. Das war hier sozusagen bereits mein zweiter Vorname.
Mittlerweile habe ich unter anderem wegen dieser Sache eine Psychotherapie angefangen und sogar der Psychologe, der gebürtig aus einem anderen Teil Deutschlands stammt, sagt dass er so etwas faschistoides und doppelmoralistisches wie hier noch nirgendwo anders in unserem Land gesehen hat.
Der Grund warum wir in unserem Profil unsere Gesichter nicht zeigen, liegt einzig und alleine an meinem Mann. Er möchte eben nicht an seinem Arbeitsplatz fertig gemacht werden, ausserdem haben wir von seinem Vater ein Haus überschrieben bekommen, dass er sich mittels einer vertraglichen Hintertür jederzeit wieder holen könnte (z.B. wenn er rausfindet dass er auf Männer steht).
Meinem Mann geht es auch am Allerwertesten vorbei, was die lieben Nachbarn denken, sein Vater würde denen ohnehin nicht glauben, wenn er aber einen Internetauftritt von uns zu Gesicht bekäme, sähe es da schon wieder ganz anders aus.
Aufgrund der unverschämten Neugierde eines ganz bestimmten Nachbarn, der sich sogar dreist mit seinen Angehörigen vor unser Küchenfenster stellt und sich mit ihnen darüber aufregt, weil ihm unser Blumenbeet nicht passt, haben wir sämtliche Fenster zu seiner Seite hin mit Folie verspiegelt. Besagter Herr empfindet nämlich auch grosse Freude daran, sich auf den Balkon zu setzen und uns unverschämt über Stunden hinweg zu begaffen und entweder dabei zu nicken oder mit dem Kopf zu schütteln, wenn wir gerade etwas tuen, was ihm nicht gefällt.