@neussnow
die hier schreibenden sind zum grossten teil in der glücklichen lage ihre erotischen phantasien gemeinsam mit ihrem partner frei ausleben zu können. dies ist nicht immer der fall.
hierzu gibt es sicher verschiedene konstellationen, z.b.:
1. die phantasien stellen für den partner eine erotische welt dar, die er nicht teilen kann.
2. die partner finden die gemeinsame sprache nicht.. den weg sich dem anderen zu öffnen.. und verbleiben in ihren eigenen phantasien gefangen.. in der annahme oder angst, die eigenen vorlieben könnten den partner schrecken.
du verbleibst derzeit in der zweiten situation. du hast das gefühl, dass deine bi-sexuelle neigung sehr speziell/abweichend ist.. und du sie nicht mit ihr gemeinsam ausleben kannst. vielleicht musstest du sie auch erst selbst erkunden.. für dich fassbar machen.. ob es nur eine phantasie, oder wirklich eine neigung für dich darstellt.
über begrifflichkeiten wie "
fremd gehen" kann sicherlich mehr gestritten werden, als hier eintönig getan wird. sicherlich, alles was heimlich ausgelebt wird, wird dem anderen vorenthalten und bedeutet in der konsequenz ein "fremd gehen".
in der statistik geht/ging in etwa jeder zweite deutsche, männlich oder weiblich, mindestens einmal in seiner beziehung fremd. du stehst also nicht ganz alleine da
. die beweggründe, die art und weisen, sind sicherlich sehr individuell verschieden.
bei dir gibt es eine phantasie, eine sexuelle vorliebe, die dir deine frau (auf körperlicher ebene) nicht geben kann.
ich denke die problematik geht tiefer und ist diffiziler, als dies ein einfacher diskurs über "ist es fremdgehen oder nicht" sein kann. per definition ist es ein fremd gehen, klar. doch jedes fremd gehen beinhaltet wohl auch eine unfähigkeit und problematik innerhalb der partnerschaft, einander phantasien und freiheiten zuzugestehen.. oder über diese miteinander zu reden. denn die kommunikation (gerade über die ureigensten ängste, gedanken, wünsche, befindlichkeiten, etc.) ist es, die eine partnerschaft zusammenschweisst. ängste sind verständlich, nicht immer unbegründet.. doch im endeffekt dazu da überwunden zu werden. wer dies nicht schafft, wer sich nicht mitteilen kann.. erschafft nur zusätzliche trennmauern innerhalb der partnerschaft. du lebst bereits mit deinen tiefgehenden sexuellen phantasien & vorlieben, die du nicht mitzuteilen wagst. die angst, diese "besonderen" neigungen könnten deine freundin missfallen, sie verletzen und gar die beziehung in frage stellen.. belastet dich zusätzlich.. und verstärkt dein gefühl vom "gefangensein im eigenen selbst".. ist es nicht so? im endeffekt entziehst du ihr stück um stück deines inneren.
sexualität ist eine sehr starke kraft im menschen, die sich nicht wirklich einfach unterdrücken lässt. hierzu gehören sehr persönliche und individuelle phantasien, wünsche und vorlieben. sie besitzen eine energie, die (irgendwann) gelebt werden will/muss.
irgendwann wird dieser schritt vollzogen.. ob gemeinsam oder alleine.
das ausleben deiner eigenen vorlieben, die du nicht teilen kannst, ist vielleicht im ersten moment eine befreiung dieser sexuellen energie.. doch verstärkt sie nur die trennung und angstgefühle zu deiner partnerin.
es geht, aus meiner sicht, weniger um die frage, wo fängt "fremd gehen" an, wo hört sie auf.. sondern viel mehr darum, dass du dich mittelfristig mit dir und deiner, bzw. auch eurer gemeinsamen sexualität wieder
versöhnen MUSST!
bi-sexualität ist eine neigung, die besonders frauen oftmals durchaus nachempfinden oder verstehen können. (auch wenn sie in einem bereich liegt, die eigene natürliche möglichkeiten übersteigen.. und dadurch schmerzhaft ist, dass das eigene selbst nicht ausreicht, den partner zu befriedigen/ganzheitlich glücklich zu machen.). natürlich ist es vielleicht erst einmal ein schock, dies vom partner mitgeteilt zu bekommen. doch eröffnet es im endeffekt auch viele (
ehrliche) möglichkeiten.
eine bi-sexualität, die im ausleben einer erotischen neigung befriedigt werden kann.. ist oftmals einfacher zu aktzeptieren und integrieren, als das bedürfnis nach gleichgeschlechtlichen gefühlen, liebe.. die eine infragestellung der beziehung bedeutet.
schlussendlich hat eine beziehung längerfristig nur eine chance, wenn sie auf offenheit und ehrlichkeit baut. da du deine partnerin über alles liebst, musst du einen weg finden, mit ihr über deine sexuellen phantasien zu reden! (hinzu kommt, dass sie sicherlich deine zerrissenheit mindestens unbewusst spürt und wahrnimmt)
ich denke, du beschäftigst dich bereits lange damit.. und hast für dich bereits worte gefunden. versuche diese ihr sanft und verständlich mitzuteilen.. immer im eigenen wissen um deine liebe zu ihr.
vielleicht könnt ihr gemeinsam mmf-erfahrungen machen.. was eine unglaubliche erweiterung der beziehung bedeuten könnte. (ich bin sicher, hierzu wüssten sehr viele hier in der gruppe mit ihren erfahrungen und sichtweisen beizutragen :-). vielleicht hat sie ein problem mit deiner neigung. aber wenn sie dich liebt, wird sie deine sexualität anerkennen müssen. und erst dann habt ihr beide eine chance einen wirklichen weg zu finden, diese auszuleben.. innerhalb eines offenen partnerschaftlichen rahmens.
soweit meine gedanken und ansichten. ich würde mich freuen, wenn du sie auf dich wirken lassen könntest. ich wünsche dir viel kraft & mut im finden einer gemeinsamen sprache & eines gemeinsamen weges!
dee