Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Sauna Young Men for Women
5607 Mitglieder
zum Thema
Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr!13
Mein Freund und ich haben nach der Disco mit einem Mädchen Sex gehabt…
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Vater und Sohn ...

Vater und Sohn ...
Heute vormittag gingen mir folgende Frage durch den Sinn:

Wofür habe ich als kleiner Junge meinen Vater eigentlich bewundert, und was hat mir gefehlt?
Und wie geht es mir heute, wo ich fast 48 Jahre alt bin, und mein Vater über 80?
Die Antworten in der Gegenüberstellung von früher und heute hat mich selbst verblüfft:

Als ich ein kleiner Junge war, sagte mein Vater oft in unwirschem Ton:
"Ich habe keine Zeit."
Das fühlte sich für mich ungeheuer wichtig an - "Ich habe keine Zeit."
Als ich klein war, wollte ich auch so sein. "Ich habe keine Zeit." ("toll", dachte
ich mir damals: "so wichtig will ich auch mal sein. "Ich habe keine Zeit!"
Was mir aber rückblickend gefehlt hat, war seine Sensibilität und seine Empathiefähigkeit.
Scheinbar war er weitgehend frei davon, so jedenfalls fühlte es sich für mich in meiner Kindheit an.

Wenn ich daran denke, was ich heute an meinem Vater schätze, und was mir fehlt, dann ist es genau anders herum als damals.
Ich schätze seine Sensibilität und Empathiefähigkeit, die ich erst als erwachsener und dem Elternhaus wirklich entwachsener Sohn kennen lernen durfte, und bedauere, dass er sich so selten Zeit dafür nimmt.
Und in den wenigen Momenten bei meinen vielleicht zu seltenen Besuchen, in denen er sich die Zeit nimmt, von seinen Gefühlen zu sprechen, kommt zunehmend heraus, dass auch er das bedauert.
Menschen brauchen Zeit für sich. Für ihre Gefühle, für ihr Leben.
Wir haben nur dieses eine Leben.
Nehmen wir uns doch Zeit dafür! <3


Aber ich möchte die oben stehenden Fragen auch an Euch richten:
Wofür hast Du als kleiner Junge Deinen Vater eigentlich bewundert, und was hat Dir gefehlt?
Und wie geht es dir heute mit Deinem Vater?
Was hat sich verändert?
Ich würde mich sehr über Eure Antworten freuen!
Mein Vater weiß alles und kann alles. Elektriker-Lehre gemacht ,danach Elektrotechnik studiert. Mit 24 War er fertig. Einer der wenigen studierten, die auch schweißen, Fliesen legen, Drechseln usw können Und natürlich Hardwareentwicklungen. Das habe ich als Kind schon bewundert, und tue es auch heute noch. Aber irgendwie hat er mir nicht mitgeben können, daß ich irgendwann auch etwas kann. Ich fühlte mich neben ihm immer schwach und nichtswissend.

Was natürlich Schwachsinn ist, aber das hab ich erst als Erwachsener gemerkt. Ich kann auch vieles, nur halt auf anderen Gebieten wie er.
Vater
Mein Vater ist Jahrgang 1930. Auch gelernter Elektriker, danach Umschulung und als Beamter im mittleren Dienst pensioniert.
Auch ich bewunderte als kleiner Junge meinen Vater: Er konnte JEDEN Fernseher reparieren und jedes Auto startete durch seine Hand. Es gab nichts, was er handwerklich nicht konnte. Ölheizungen instandsetzen, Hasenställe bauen, Betonfundamente gießen, … Zur Arbeit ging er IMMER mit Krawatte und akkuratem Seitenscheitel. Und er hatte immer eine eigene Meinung, die er mit fester Stimme vertrat – und leider auch mit gezielter, treffender Züchtigung. Vor dem Schlag gab es harte, verletzende Worte. Es galt der Satz:“ So lang du deine Füße …“ Ich kann mich selten an ein liebevolles Gespräch erinnern. Obwohl ich es mir so wünschte. Und auch viele Jahre später noch, als ich mit 17 von Zuhause wegging. Ich vermisse (m)einen Vater, aber nicht diesen Mann.
Als Bub dachte ich, Männlichkeit ist so, wie mein Vater. Ein harter Hund halt. Aber als ich unter seiner autoritären Knute selber zu denken anfing war mir klar, das es anders geht, ich es anders wollte, und machen werde. Ich habe keinen Kontakt zu ihm. Aber irgendwie leide ich auch darunter.
Es kommt auf das Verhältnis an
Es ist gar nicht so einfach für mich deine Fragen zu beantworten, denn ich kann mich wirklich nicht erinnern, dass ich meinen Vater je bewundert habe.

Mein Vater war Kriegskind und wurde wohl mit ziemlich strenger Hand erzogen. Leider hat er diesen Teufelskreis nie durchbrechen können, obwohl es ihn belastet hat. Dafür hat er das, was im beigebracht wurde, an seinen älteren Sohn weitergegeben. Was dabei herauskam, war Wut, Hass und Verachtung, denn ich habe Gewalt schon immer verabscheut und natürlich habe ich mich schon als Kind dagegen gewehrt, was die Sache natürlich nicht einfacher gemacht hat. Wir sind uns einfach irgendwann aus dem Weg gegangen. Irgendwann ist dann auch die Wut usw. verschwunden. Er hat mich einfach nicht mehr interessiert.

Auch hätte ich mir in späteren Jahren eine Versöhnung nicht mehr vorstellen können. Für mich war er einfach ein fremder Mensch.

Aber ich denke, dass es vielen Männern dieser Generation so ging. Es gab einfach ein bestimmtes Männerbild. Männer nehmen sich nicht in den Arm, fassen sich nicht an usw. Während bei Frauen so ein Verhalten immer als normal eingestuft wurde, war das bei Männern einfach unvorstellbar. Das zwei Männer zusammen auf Klo gehen, wie das Frau machen.

Das merkt man auch häufig bei Hetromännern, die gerne Sex mit anderen Männern hätten bzw. auch haben. Sofort kommt die Rechtfertigung "Ich bin aber nicht schwul". Auch merkt man es häufig beim Sex mit Männern, dass häufig die Sensibilität fehlt, weil Männer einfach hart sein müssen.

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich zärtliche passionierte Männer so unwahrscheinlich sexy und liebenswert find. *zwinker*
********n_he Mann
4.092 Beiträge
Auf die Schnelle fällt mir nicht ein, wofür ich ihn bewunderte als Stift. Wahrscheinlich dass er körperlich hart arbeitete, Auto fuhr und irgendwie ein chicer Typ war.

Später bewunderte ich, dass er nicht einen Tag gedient hat. (DDR) Er hat dies nie betont. Einfach nicht gemacht, das war es. Ähnlich war es mit den anderen Organisationszwängen der DDR.

Dankbar bin ich, dass er mir half bei meiner Berufswahl und ich nicht aus Gutwilligkeit selber beim Militär landete.

Verletzend war, dass er mich bei einem anderen Berufswunsch klar sagte, dass ich aus der Wohnung fliege.

Ansonsten lässt sich ein Teil meiner Kindheit in der DDR mit starkem Mißtrauen mir gegenüber beschreiben, dass ich eine Gefahr für meine Eltern darstellen kann. Ich wurde sozusagen zur innerfamiliären Gefahr. Heute kommt mir das Gleichnis der Hitlerjugend in den Sinn oder anderer Entfremdungsmodelle der Erziehung.

Als junger Mann vermisste ich einen Mann an dem ich mich orientieren kann, wie anders sein in der Familie geht. Wahrscheinlich hat es mir erschwert "männlich" zu sein gegenüber der Ehefrau.

Was ich in der familiären Beziehung vermißte und heute vermisse, ist das er ein Rückrat hat. Heute vermisse ich die Kraft für eigene Entwicklung.

Was ich ihm/meinen Eltern schenke ist die Teilnahme an meinem verrückten Leben. Neulich war mein Geschenk an einem Triathlonwettkampf in ihrer Region zu starten und sie einzuladen mich bei all den Schritten über 3 Tage zu begleiten. Ansonsten schenke ich Präsenz, wenn ich zu Hause bin.

Ich denke, dass es für meinen Vater schwer ist dies mit seinem Lebensweg zu vergleichen, da es die Lebensphase suizider Gedanken für ihn war.
Ich möchte Euch danke sagen
für die bereits geposteten Antworten. *danke*
Ich empfinde sie als sehr berührend und bereichernd!

Bei einigen Antworten, die ich hier und auch an anderer Stelle lese,
(ich habe das Eingangsposting auch auf facebook gepostet)
stelle ich fest, das einige Dinge immer wieder auftauchen
also ähnliche Erfahrungen in unsere Lebensläufe geschrieben wurden.

Die Frage nach der Anerkennung durch den Vater z.B.
Beim Lesen Eurer Antworten dachte ich mir gerade an diesen Stellen:
"Oh ja, das habe ich auch erlebt."

In mir beginnen sich weitere Fragen zu formulieren.
Z.B.: wie halte ich es mit meinem eigenen Sohn (und auch meiner eigenen Tochter)
Wo stand mein Vater sich selbst im Wege, was davon habe ich vielleicht übernommen und was kann ich für mich aus dem Lernen, was ich bislang erkannt habe?

Ich freue mich auf weitere Antworten zum Eingangsposting und sage nochmals allen, die bereits etwas geschrieben haben, danke! Ihr seid großartig! *top*
********n_he Mann
4.092 Beiträge
Selbstreflexion
Wie blöd. Ich ließ mich gerade aus. Nun ist der Text weg. Schade!

Ich begriff beim Schreiben die Ähnlichkeit und Verschiedenheit des Tuns in der Beziehung zu meinem Vater.

Unser Schicksal als Vater ist aber verschiedene. Ich erlebe die gekappte Vaterschaft und kann ihn wertschätzen.

Schade, dass alle anderen Worte verloren gingen. grummel
Schade, dass alle anderen Worte verloren gingen. grummel


Oja, das ist mir auch schon manchmal passiert. Kann ich gut nachfühlen, Dein grummeln!
Wenn Du es nochmal schreiben magst - ich würde mich freuen! *ja*
********n_he Mann
4.092 Beiträge
Oh mann ;).

Es war so komplex. Auf einmal rauschte meine gekappte Vaterschaft zu meiner Tochter an mir vorbei. Ich merkte dabei, dass ich klar einen anderen Weg ging/gehe als ich ihn über meinen Vater erlebte.

Was einfach ab und an schmerzt, dass es von meinem Familienideal so weit auseinander lag, was ich selber erlebte.
Es ist seltsam zu verstehen, dass ich trotzdem meinen Weg gehe. Die klingt ein bisschen wirr. Letztendlich ist das ersehnte Ergebnis die eine Seite. Der Weg der bewussten Lebenswanderung ein anderer. Auf dies klingt platt.

Aus meiner Sicht liegt es daran, in mir eine "gesellschaftliche Normung" präsent war. Mit größter Wahrscheinlichkeit liegt es bei mir an der Idealisierung des "Weiblichen". Ich war ein junger Mann als auf einmal in der Blitzgestaltung der DDR Themen auftauschten, wie sexueller Mißbrauch, der Mann als Täter, die Frau als Opfer. Auf der anderen Seite fehlte das Gegengewicht für Männer. Wie kann ich mich als Mann entwickeln? Warum schränken Frauen mich ein? Warum wird Frauengewalt akzeptiert.

Dies scheint irgendwie am Thema Vater-Sohn oder in meinem Fall Vater-Tochter vorbeizulaufen. Für mich wurde es zur Frage, wie kann ich Vater sein für meine Tochter, wenn ich ausgegrenzt werde.

Hier spiegelte sich mein Sohn-Vater-Verhältnis wieder, da ich ihn als Familiären-Nicht-Kämpfer wahrnahm. Nicht, dass er keine Familie wollte. Ich fühle zur Zeit, dass er gern Mann geblieben wäre und in eine
seine
Frauabhängigkeit geriet.

Ich wünschte mir sogar, dass ER sich scheiden lässt, damit ich mich mit einem Mann aufbrechen kann. Die Welt erobern.
******XXL Mann
3.802 Beiträge
***65:
Es ist gar nicht so einfach für mich deine Fragen zu beantworten, denn ich kann mich wirklich nicht erinnern, dass ich meinen Vater je bewundert habe.

+1

Wobei: Ich kann mich überhaupt nicht erinnern, dass ich jemanden bewundert hätte...

Ich denke, bei mir kam auch hinzu, dass ich in einer sehr frauendominierten Familie groß geworden bin. Meine Ex sagte mal nach einem Besuch bei meiner Familie: "Dein Vater kommt mir vor wie ein Gast." Zum damaligen Zeitpunkt war das sicher ganz besonders ausgeprägt, aber es traf den Nagel auf den Kopf.

Bewundere ich meinen Vater heute? Hmm... Ich höre auf jeden Fall langsam auf ihn zu verachten...

Es gab übrigens eins, wofür ich ihn vielleicht doch bewundert habe. Das ist mir neulich hier im JOYclub in einem Austausch klar geworden. Er hat gelegentlich nebenher Öl-Sattelschlepper gefahren. Da hat er mich ein paar Mal nachts mitgenommen - da war ich vielleicht zehn. Ein paar hundert Kilometer zur Ladestelle und zurück. Ganz großes Kino! Seit dem denke ich, dass LKW-Fahrer das Urbild des Mannes sind *wua*.

Kürzlich habe ich verstanden, dass das vielleicht das einzige war, wo ich ihn so richtlg als Mann erlebt habe. Halt auch jenseits der Familie...


Gruß
Stefan
Mond 1
*******f_56 Mann
17.512 Beiträge
Über meinen Vater....
Kann ich gar nichts aus eigener Erinnerung erzählen. Er verstarb 1958 als ich grade mal Eineinhalb Jahre alt war.
Aber ich vermisse ihn von Zeit zu Zeit....schon merkwürdig wie ich finde.
Jemanden zu vermissen, den man nie gekannt hat.

Es muss ein inneres,unsichtbares Band geben welches mich mit ihm verbindet.
Meine Leidenschaft zum fotografieren habe ich ganz klar von ihm geerbt.
Er war hobbymässig Sportreporter bei einer Tageszeitung... machte dort viele Fotos, speziell von Boxveranstaltungen.
Lg
Aber ich vermisse ihn von Zeit zu Zeit....schon merkwürdig wie ich finde.
Jemanden zu vermissen, den man nie gekannt hat.

Ich habe einmal einen Mann kennengelernt, der nicht zur Ruhe kam,
ehe er seinen biologischen Vater persönlich kennengelernt hatte, von dem er bis zu seinem 17 Lebensjahr nicht einmal wusste, dass es den gab.
Der Vater, ein in D stationierter Soldat nach dem Krieg, hatte nach der Zeugung und Bekanntwerden der Schwangerschaft mit der Mutter und deren Eltern einvernehmlich entschieden, dass er seinen geplanten Lebensweg fortführen kann, er zog wieder in sein Heimatland. Die Mutter hatte noch während der Schwangerschaft ihren späteren Mann kennengelernt und auch geheiratet. Der mir bekannte Mann dachte die ganze Zeit, der Mann seiner Mutter sei sein Vater - und dennoch spürte er, dass etwas fehlt.

Mich hat seine Geschichte sehr berührt.
Ja, es muss solch ein inneres Band geben ...
********n_he Mann
4.092 Beiträge
Manchmal möchte ich daran glauben auf einer ganz anderen väterlichen Ebene.

Aber vielleicht ist es gerade, dass ich dies zu meiner Tochter nicht erleben kan/darf (?), welches meine Einstellung zu meinen Eltern verändert hat. Neu ist die Toleranz, Akzeptanz, Fürsorge und Präsenz in den Momenten meiner Anwesenheit.
Mond 1
*******f_56 Mann
17.512 Beiträge
Hallo
Manchmal möchte ich daran glauben auf einer ganz anderen väterlichen Ebene.

An dieses unsichtbare Band möchtest Du glauben..?
Welche Art von väterlichen Ebene meinst Du.?

Lg
Zwischenfrage...
Wird hier in der Vergangeheit nach "...ist Schuld an/für/wegen meinem Verhalten" gesucht, oder einfach nur interessenshalber?
@marco
Nein, die Schuldfrage finde ich eigentlich gar nicht so interessant.
Mich hatte eigentlich vor allem verblüfft, dass sich die Sicht auf meinen Vater von früher gegenüber meine Sicht auf ihn heute regelrecht umgekehrt hat. Dass ich damals bewunderte, was ich heute bedaure, und heute an ihm schätze, was mir damals noch fehlte.
Mich interessiert dabei mehr, welche Rückschlüsse ich für meine eigene Zukunft daraus ziehe.

"Sich wichtig dadurch fühlen,, dass ich "keine Zeit" habe, um auch mal innezuhalten", das möchte ich jetzt nicht mehr.
Ganz ehrlich: Es hat ziemlich wehgetan, seinen über 80jährigen Vater mit Tränen in den Augen zu sehen, wie er bedauerte, eigentlich sein Leben durch empfundene Pflichterfüllung verpasst zu haben. *snief*

Ich möchte mit 80 nicht so auf mein Leben zurückblicken müssen.
Hat mich einfach beschäftigt, und so hat´s mich interessiert, was andere so beschäftigt, wenn sie an ihren Vater denken.

Ausserdem bin ich selber Vater, und ich frage mich dann eben schon auch: Was für Werte vermittle ich eigentlich meinen Kindern?
@***il
Ich möchte mit 80 nicht so auf mein Leben zurückblicken müssen.
Hat mich einfach beschäftigt, und so hat´s mich interessiert, was andere so beschäftigt, wenn sie an ihren Vater denken.

Ausserdem bin ich selber Vater, und ich frage mich dann eben schon auch: Was für Werte vermittle ich eigentlich meinen Kindern?

Danke!
@erwil
Die wichtigste Regel überhaupt: Reden und offen für Ansichten sein!

Vor ein paar Tagen habe ich mich mit einer Freundin unterhalten, die ein total zerrüttetes Verhältnis zu ihrem Vater hatte. Gestern Abend schrieb sie, dass schlagartig das Verhältnis besser wurde, nachdem sie sich einfach mal allein zusammensetzten und sich einfach mal ausgesprochen haben und aus Vorwürfen und Vorteilen plötzlich Verständnis wurde - sie berichtete sogar von einem "wirklich schönem Wochenende" - was mich angesichts der Vorgeschichte echt überrascht und sehr gefreut hat.

Wenn man nun - so wie Du - darüber nachdenkt, was man alles so an Werte und auch Eigenschaften mitbekommen hat, sollte man aber auch darüber nachdenken, warum man selbst diese Werte und Eigenschaften übernommen hat, oder ob man nicht lieber andere Wege gegangen wäre und warum das vielleicht nicht passiert ist (beispielsweise Arzt geworden, obwohl man viel lieber Maurer geworden wäre - eben weil es erwartet wurde).

Als Eltern hat man es heute übrigens nicht mehr so einfach, noch Werte zu vermitteln - da stürzt mittlerweile soviel von außen ein... Da kann man im Prinzip nur noch die Entwicklung beobachten und bestenfalls eine "Feinjustierung" (ich entschuldige mich für dieses schlimme Wort...) vornehmen.
Überhaupt ist es der beste Weg, den Kindern ihren Freiraum zu geben (ohne sie dabei zu vernachlässigen, was zugegeben eine echte Gradwanderung ist), anstatt ihnen den eigenen Willen einzuprägen. Viele beobachten ihre Kinder einfach nicht und es entgeht ihnen, welche Talente und Eigenschaften in ihnen schlummern, weil sie ihre Kinder einfach in eine bestimmte Richtung schieben wollen, die einfach nicht zu ihnen passt.

Jeder kennt den Spruch, den früher oder später jeder als Baby bzw. Kind schon mal gehört hat. "Ooooh, kommt ganz nach dem Vater/der Mutter..." Ich bin mir sicher, den Spruch, will wirklich NIEMAND als Kind hören und ist schon mal der erste Weg dem Kind zu sagen: "Werde so wie..." - damit ist schon die erste Fessel angelegt, die Freiheit und Individualität schwierig machen und ein Kind unter Druck setzt - und dafür sorgen wird, dass Konflikte unvermeidbar werden.

Wenn ich über meinen Vater nachdenke (leider schon verstorben), dann nur deshalb, weil ich ihm für das gute Verhältnis einfach dankbar bin was wir hatten. Konflikte waren schnell gelöst und ich wir haben uns gegenseitig nicht das Leben schwer gemacht - dafür gibt es jetzt einfach mal ein dickes: DANKE PAPPA! *g*
@marco
Wenn man nun - so wie Du - darüber nachdenkt, was man alles so an Werte und auch Eigenschaften mitbekommen hat, sollte man aber auch darüber nachdenken, warum man selbst diese Werte und Eigenschaften übernommen hat, oder ob man nicht lieber andere Wege gegangen wäre und warum das vielleicht nicht passiert ist (beispielsweise Arzt geworden, obwohl man viel lieber Maurer geworden wäre - eben weil es erwartet wurde).

Irgendwie entsteht in mir der Eindruck, Du gehest davon aus, dass ich darüber nicht nachdenke??
Nun, natürlich denke ich darüber nach!
Seit einigen Jahren mache ich mir genau darüber Gedanken. Das führte dazu, dass ich eben das tue, was Du mir hier so nett vorschlägst:
Ich rede mit meinem Vater, mit meinen Kindern, meiner Frau, meinen Freunden und überprüfe, ob ich die eingeschlagenen Wege so weitergehen will oder nicht, und bin seit 2013 dabei, mein Leben nach und nach umzubauen, mich beruflich umzuorientieren und andere Prioritäten zu setzen.
Und dabei kommen eben Gedanken wie im EP hoch.
ist das schwer zu akzeptieren, @***co?
@erwil
Nun ja, so manches hier in diesem Thema ist relativ schwammig formuliert, so dass mir als Leser einfach nichts anderes übrig blieb, als mal einen "Schuss ins Blaue" zu wagen.

Wenn ich missverständlich rübergekommen bin, weil ich Dich missverstanden habe, dann schiebe ich jetzt mal ein dickes "Sorry" hinterher.
Alles gut.
Es menschelt halt.
Zum Glück!
*******fter Mann
1.342 Beiträge
An meinem Erzeuger war nie etwas zu bewundern, und das ist es auch heute nicht. Ein offensichtlich sehr intelligenter Mann, aber ein Säufer und Schläger – zumindest so lange zu Hause, bis meine Mutter uns Kinder genommen und das Weite gesucht hat. Ich war damals noch recht klein, aber ich habe ausschließlich grauenvolle Erinnerungen an ihn. Als er vor 10 Jahren verstarb, kam kein trauernder Gedanke auf. Und als ich das Testament gelesen habe, bin ich auf viel Haß und Verbitterung gestoßen… Nur ein Beispiel: Er hat mir vorgeworfen, mich nicht nach der Scheidung meiner Eltern um ihn gekümmert zu haben. Da war ich vier Jahre alt!

Mein Bild heute ist sicherlich differenzierter, denn ich weiß, auch er, ein Kriegskind, hatte keine leichte Kindheit. Aber Verständnis dafür, dass jemand seinen Frust an Schwächeren auslässt, habe ich nicht. Dennoch, d.h. wohl gerade deshalb, war es lange für mich ein Thema, da ich nie ein männliches Vorbild hatte. Das finde ich wirklich sehr schade, denn auch wenn es nur ein halbwegs brauchbares Vorbild gewesen wäre, hätte mir ein Vaterersatz sicherlich einiges an Selbstfindungsunsicherheiten erspart.

Da aber auch schlechte Vorbilder ebensolche sind, hat mich das natürlich geprägt. Für meine Kinder war und bin ich immer da, habe zu ihrem Wohl vieles aufgegeben und versuche nun meinerseits ein gutes Vorbild zu sein. Sicherlich nicht in Perfektion, aber vermutlich so schlecht nun auch nicht.
********n_he Mann
4.092 Beiträge
Jetzt war gerade so eine Situation, wo ich bemerkte, was ich an meinem Vater im Jugendalter vermisste. Einfach einmal eine Meinung in der Familie zu haben.

Wie kann ich dies verständlich beschreiben. Meine Mutter schien das soziale Zepter in der Hand zu haben. Passten ihr bestimmte Verhaltensweisen nicht, kappte sie Beziehungen. Sie entzog sich faktisch zu 100 Prozent. Mein Vater ging treudoof hinterher und schwieg.

Meine Mutter kommt ins schwimmen, wenn etwas nicht so läuft, wie sie es erwartet. Diese Verunsicherung führt zu Rückzug.

Dies betraf natürlich nicht nur die Kommunikation mit anderen. Dies heißt im Klartext natürlich auch zu mir. Also 100% Entzug.

Heute steht für mich die Frage, wie kann ich zu ihnen in ihrem Alter immer wieder offen bleiben.
********n_he Mann
4.092 Beiträge
Mich überraschte vor ein paar Tagen, dass auch im hohen Lebensalter ich noch verletzlich bin.
Es überraschte mich sehr, wie groß meine "familiäre Sehnsucht" war.
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.