Sappho
Über mich!
Ich bin eine Frau, Anfang 50, verheiratet, die die Lust zum Schreiben entdeckt hat und das ausgerechnet beim chatten.
Erst spät wurde ich mir der Macht der Worte bewusst. Ich hatte zwar schon immer viel gelesen, tauchte gerne ab in traumhafte Welten, aber selber zu schreiben kam mir nie in den Sinn.
Als mich ein Mann in einem Chat zum ersten Mal in ein erotisches Gespräch verwickelte, war meine erste Reaktion NEIN! Daraus wurde ein JA, ich bin will, ich gebe es zu.
Ich hab mich anfangs sehr geziert Worte zu schreiben, die mir beim Sprechen schon schwer über die Lippen gingen, aber aufschreiben, schwarz auf weiß war noch schlimmer, fand ich. Im Schutz der Anonymität ist alles möglich und dort gedieh das zarte Pflänzchen der erotischen Schreibe ganz gut.
Was Freue macht, das betreibt man gerne übt sich hat darin schließlich auch Erfolg. Ich will die Erfolge nicht hoch ansetzen, für mich ist es schon einer, wenn Leser mir sagen, ich war inspiriert, ich hab genossen beim Lesen. Das ist für mich wertvoll.
Da stellt sich gleich die Frage hinterher, warum tue ich das, was treibt mich dazu über Erotik, über Lust zu schreiben?
Weil ich der Meinung bin, dass die Lust, wie und was sie auch immer anheizt uns Menschen anspornt, weiter bringt. Die Lust ist uns allen inne, niemand braucht sich dafür mehr zu schämen. Vielleicht wird schon zu viel darüber redet, zerredet. Was bleibt sind die Vorstellungen, das Kopfkino, das uns schwelgen lässt. Es ist nicht nur eine Traumwelt, aus der wir immer wieder hart erwachen müssen, sondern es ist die Welt der Gefühle, die leider immer mehr in den Hintergrund treten.
Das Schreiben über Gefühle hat mich meinen eigenen Gefühlen wieder näher gebracht. Sicherlich nicht der unwichtigste Aspekt meiner Arbeit, vielleicht der Gewinn, den ich dabei erziele. Durch das verfeinerte Beobachten, die geschärfte Wahrnehmung, die Selbstreflexion, das Öffnen für phantastische Möglichkeiten hat auch mich in meiner persönlichen Reife weiter getragen und dafür bin ich sehr dankbar.
Aufgewachsen in einem streng katholischen Elternhaus waren Gefühle, und die er Lust sowieso, stark unterbesetzt. Ich hatte zu gehorchen, mich dem Erfordernissen des Lebens anzupassen. Das hat mich geprägt, noch heute kann ich diese Erfahrungen nicht ganz abschütteln, das merkt man sich hier und da.
Seit ich lebe stelle ich mir die Frage, warum bin ich in diesem Körper, warum bin ich nicht in einem Anderen? Ist das was ich sehe, fühle, erlebe unterschiedlich von dem, was andere um mich herum wahrnehmen?
Irgendwann kam ich zu dem Schluss, ich bin ich, niemand teilt meine Empfindungen in der gleichen Weise wie ich es tue. Dies hätte ein Akt der Befreiung sein können, es war für mich aber sehr traurig zu fühlen, ich bin allein und abgeschnitten. Diese Traurigkeit hat mich lange begleitet und in gewissen Momenten meines Lebens taucht sie leider immer noch auf.
Ich bin schon eine halbe Ewigkeit mit demselben Mann verheiratet, und ich darf sagen, ich bin es immer noch gerne und möchte so lange es geht daran festhalten. Auf der einen Seite gibt eine feste Beziehung Sicherheit, aber auf der anderen Seite fehlten mir bis vor einigen Jahren völlig die Erfahrungen wie sich Lust bspw. mit einem anderen Menschen anfühlt.
Was mich über die "normale" Zweierbeziehung hinaus immer wieder interessiert und auch fasziniert ist die Erfahrung, nicht nur auf gedanklicher Ebene mit anderen Menschen in Beziehung zu treten, sondern den Kreis weiter auszudehnen auf die Lust mit mehreren Menschen, Austausch auf allen Ebenen. Damit sind nicht nur Männer gemeint sondern auch Frauen. Ich habe die Erfahrung machen dürfen, dass sich auch ganz "normale" Freundschaften diese körperliche Innigkeit hinzufügen läßt und alle Beteiligten mehr gewinnen.