Warum verstehen wir uns manchmal nicht?

Eine Homepage, die von einer Laiin für interessierte Laien geschrieben wurde. Hier der Link, damit auch fleißig mitdiskutiert werden kann. - Der Überblick behandelt nicht alle tiefenpsychologischen Aspekte - aber es halt ein Überblick, um was es mit Freud & Co gehen soll:

http://www.melanie-gregori.de/

Feine Idee dieser thread, Michael - obwohl er sicher auch Zündstoff birgt - denn mit dem Unbewussten kann im Prinzip alles erklärt werden. Deshalb ist die Versuchung sehr groß, mit Freud den Menschen Motive unterzuschieben, die gar nicht vorhanden sind - und jede Verteidigung oder Selbstdarstellung mit der Unterstellung von Abwehrprozessen abzublocken. Auf diese Weise ist schon mancher gesunde Mensch in der Psychiatrie gelanden.

Viele Grüße
Angelika

kann ich auch mitreden, wenn ich die Modelle nicht kenne???

Aus den tiefen unserer Seele, ja ...warum, diese Frage stelle ich mir oft. Oft kann ich die Bilder nachvollziehen, manchmal bin ich böse ohen einen wirklichen Grund zu haben, manchmal mag ich jemanden auf Anhieb ein andermal stößst mich ein Mensch ab, ohne daß er mir wirklich einen Grund gegeben hat. Ich verbinden dann Bilder aus der Kindheit, Erfahrungen, positive wie negative mit diesem Menschen.

Manchmal revidiere ich meine Meinung, manchmal verfestigt sie sich,
es ist immer die Chemie, die stimmen muss, auch sehr wichtig in meinem Job.

Was ist es genau, wenn wir von der viel zitierten "Chemie " reden.

Geht es euch auch so, das Sympathien und Antipathien auch hier funktionieren, obwohl wir den Menschen dahinter gar nicht kennen, nicht seine Geschichte, nicht wirklich sein Leben, nicht seine Schutzmauern....

Ich finde es immer sehr spannend, Menschen zu treffen, die ich sehr sehr mag..meistens bleibt es so, meistens hat mich mein Gefühl nicht getäuscht.

Diese Versuchung gibt es auch sehr oft ohne "Freudsche Erkenntnis".
Es geht doch hauptsächlich darum die verschiedensten Motive und Gedanken auch aus dem Gedankengut der Tiefenpsychologie zu betrachten.

lg michael

...Michael - da haben wir schon einen unbewussten Prozess. Mir fehlt das Grundgefühl, dass Menschen mir prinzipiell Gutes wollen. Deshalb nehme ich erst einmal an, dass es wieder zu nickeligen Streitereien kommt und dieser threat im Sande versickert.

Wieso kann ich darüber sprechen, wenn es doch ein unbewusster Prozess ist?
Ganz einfach - alles ist im Prinzip bewusstseinsfähig - wenn ich den Mut habe und mich der Mühe unterziehe, in mich hineinzuhorchen. Dann erkenne ich, was mich da immer noch aus der Tiefe steuert und mich zu Verhaltensweisen zwingt, die ich häufig genug an mir zum Kotzen finde, weil ich mir selber den Zugang zum Leben verbaue.

Aber ich bleibe am Ball
Angelika

Liebe Angelika,
deine Erklärung ist ein wunderbarer Zugang zu den ersten Stufen der Selbsterkenntnis. Je mehr ich darüber erfahre warum und wieso ich auf gewisse Bemerkungen anderer oder auf Gesten und Mimik anderer so und nicht anders reagiere umso leichter wird es mir fallen, aus ausgetretenen Pfaden heraus zu steigen, neue Verhaltenswege zu beschreiten.
Du bist absolut am Ball, es ist ein Vergnügen für mich mit dir gemeinsam neue Ufer zu erforschen.

lg michael

In der klassischen Psychoanalyse sind es symbolhafte Bilder, die nicht oder nur schwer zu deiten sind. Ich bevorzuge das hervorholen von realen Bildern aus den Tiefen der Seele. Dazu gibt es verschiedene Methoden, wie ihr wißt. Solange ich diese Bilder nicht hervor gekramt habe, meine sie ins Bewußte zu holen, bestimmen sie ohne das wir es wissen oder merken unser leben.

Ich bin kein Psychoanalytiker sondern ein Ingenieur der sich seit 10 Jahren mit seinen versteckten Bildern beschäftigt. Schon viele habe ich für mich sichtbar gemacht. Ich wende meist tantrische Methoden an. Die tantrischen Heilungsrituale sind im Grunde nichts anderes als das sichtbar machen von Bildern, damit diese dann anschließend in unserem bewußten Bilderalbum einsortiert werden können.

Eine weitere für mich sehr gute Methode ist das Familienstellen von Hellinger. Auch Hellinger holt Bilder aus dem Dunkel und macht sie sichtbar. das eigentliche bei Hellinger ist dann der Austausch des nichtstimmigen inneren Bildes durch ein stimmiges.

Finde diese Thema sehr interessant.

LG Klaus von Kuk47

Liebe danette,
je mehr interessierte Personen sich hier einbringen umso vielfältiger wird die Diskussion werden.


Ich lese zur Zeit ein Buch mit dem Titel "Warum ich fühle, was du fühlst"
Ich glaube dass diese Buch uns Antworten geben wird auf die oben zitierte Frage. Es behandelt völlig neu entdeckte wissenschaftliche Erkenntnisse der Spiegelneurone.
Auf dieses Buch werde ich später genauer eingehen.


Das ist genau der Grund warum ich diesen Thread eröffnet habe. Vielleicht gelingt es uns auf diesem Weg uns besser zu verstehen.

Einen Versuch ist es allemal wert, so glaube ich.

lg michael

Ja, KuK47 - Menschen haben verschiedene Wege ersonnen, um unbewusste Regungen erschließen zu können. Mit Tantra kenne ich mich nicht so gut aus - mit dem Familienstellen schon eher.

Der Klassiker ist ja die freie Assoziation - eben einfach alles unbewertet auszusprechen, was in mir hochsteigt. Wichtig ist dabei, die Dinge wirklich nicht zu bewerten, um sie nicht zu behindern in ihrer Bewusstwerdung. Das ist gar nicht so einfach, wie ich finde - die Seele hat doch eine Menge an Tricks auf Lager, um die, als unangenehm oder sogar bedrohlich empfundenen Bewusstseinsinhalte schnell wieder unter die Oberfläche zu drücken.

Mein Zugang zum Unbewussten hatte ich in der Traumanalyse gefunden - aber die wirklich existenziellen Probleme konnte ich in der Körperarbeit aufdecken. Unser Körper speichert sehr frühe Erinnerungen - aus einer Lebenszeit, in der wir noch nicht zu Worten und zu intellektueller Wahrnehmung fähig waren.

Es gibt noch sehr viele andere Zugänge zum Unbewussten - aber eines haben sie gemeinsam - die Berührung unbewusster Erinnerungen ist häufig mit Angst und Schmerz verbunden. Deshalb vermutlich sind sie quasi abgeschoben worden. Leider arbeiten sie dann aus dem Untergrund weiter und wir sind nicht mehr in der Lage, sie zu beeinflussen.

Passiert mir immer wieder, wenn ich mich in spannenden Diskussionen vergesse und jemand plötzlich einen wunden Punkt berührt. Dann gehe ich hoch, wie eine Rakete und erst später fällt mir auf, dass die Aufregung sich nicht lohnt.

Viele Grüße
Angelika

Hallo Angelika,

dem stimme ich voll zu. Gehe aber noch einen Schritt weiter. Einige Bilder in uns stammen nicht aus unserem jetzigen Leben sondern aus früheren Generationen. So sieht es auch Hellinger. Ich habe diese Erfahrung bei einer Familien Aufstellung gemacht. Scheinbar werden einige dieser Bilder mit vererbt, wie weiß ich nicht aber es ist nachweisbar.

LG Klaus

Ja kenn ich aus unserer Familie - meine Großmutter hat meinen Vater und ihren Mann geprügelt und mein Vater hat seine Frau und seine Töchter geprügelt.

Und dann ist mir irgendwann die Hand gegen meinen Sohn ausgerutscht. Und ich war furchtbar erschrocken darüber und habe mich entschlossen, mit dieser Tradition zu brechen.

Angelika

Dr. Joachim Bauer und seine Mitarbeiter haben die Spiegelneurone bereits vor einigen Jahren entdeckt. Sein Buch

Warum ich fühle, was du fühlst

wurde bereits 2004 geschrieben und 2005 veröffentlicht, drei Jahre nach seinem ebenso wichtigen Werk "Das Gedächtnis des Körpers" (in welchem nachgewiesen wird, dass nicht Gene und Veranlagungen etc. unser Verhalten steuern, sondern genau andersrum: dass die Gene von uns und unseren Beziehungen gesteuert werden).

Die Spiegelneurone sind allerdings noch sehr umstritten, ich persönlich bin überzeugt davon, dass sie existieren und wirken. Das Buch zu lesen lohnt sich allemal.


@ KuK47

Weil Du fragst, wie Bilder etc. aus früheren Leben in Dein aktuelles Leben getragen werden, möchte ich Dich auf zwei Bücher aufmerksam machen, in welchen das ziemlich gut erklärt wird:

"Ich stehe nicht mehr zur Verfügung" von Olaf Jacobsen
(hier geht es um die Wirkungsmechanismen der Spiegelneuronen und der Familienaufstellungen nach Hellinger)

"Im Internet der Seelen" von Ulrich Kramer
(hier geht es um die Methode des MindWalking, mit dem man seinen inneren Bildern auf die Spur kommt und sie zurückverfolgen kann bis zu ihrer Entstehung)

Vielleicht helfen sie Dir ja weiter und beantworten Deine Fragen.

(Der Antaghar)

Vor einigen Jahren, begab es sich, dass meine Seele, mein Empfinden, ja meine ganze Welt ins Wanken kam. Heute weiß ich, dass ich damals, ohne Vorwarnung in eine tiefe Depression versunken war.
Was hier zum Thema geschrieben wird ist für mich hochinteressant und vieles davon auch wissenschaftlich erkundet und belegt. Die Evolution hat uns Fähigkeiten gebracht, die in früheren Zeiten überlebenswichtig waren. Die Fähigkeit schnell zu erkennen, wer freundlich oder feindlich gesinnt war, konnte das Überleben sichern.
Wie jemand riecht, wie er aussieht, wie er sich bewegt u.s.w.....
Wir haben die Gabe es einzuschätzen und somit die richtige Reaktion zu bringen. Wir können uns nicht immer mit jedem verstehen,das liegt in unserer Natur.
Was aber nun,wenn unsere Empfindungswelt gestört ist ??? Wie können wir überhaupt erkennen ob alles "normal ist?? Was ist normal??
Fragen über Fragen!
Ich werde euren Ausführungen weiter folgen. Wer weiß........ eine Antwort wäre gut.

Liebe Grüße an alle

Walter

Es ist nur allzu menschlich, dass Eltern die Bedürfnisse ihrer Kinder nicht in optimaler Weise erfüllen (können), zum Teil missachten und in Extremfällen das heranwachsende Kind seelisch verletzen.

Das Kind ist jedoch wesentlich ungeschützter und verletzlicher als wir Erwachsenen - die Erfahrungen, die es macht, sind elementar und wegen der fehlenden bzw. noch nicht entwickelten kognitiven Strukturen ist es noch nicht in der Lage, sich SELBST zu schützen.

Das kindliche Selbst entwickelt Abwehrmechanismen - das sind Wahrnehmungsverzerrungen, Verhaltensweisen, Interpretationen und Erinnerungen, mit denen es besser umgehen kann - mit deren Hilfe es den elementaren emotionalen Sturm seelisch überleben kann.

Manche Therapeuten sprechen hier von Soldaten, die das Kind beschützen. Diese Soldaten sind sogar Bodyguards - damit ist gemeint, dass spezielle Abwehrmuster entwickelt werden, die genau zur kindlichen Situation passen. z.B. wenn ich lieb bin und immer genau das tue, was von mir verlangt wird, dann bekomme ich Zuwendung; oder: nur wenn ich provokativ bin, dann bekomme ich die Aufmerksamkeit, die ich brauche; oder: wenn ich fleißig in der Schule lerne, dann haben Papi und Mami mich lieb - ich muss halt immer nur gut sein - und wehe, meine Schwester versucht, mich schlecht zu machen, damit sie wieder die Nr. 1 ist.

Diese Soldaten sind damals wichtig - überlebenswichtig und nützlich gewesen. Doch wenn das Kind groß ist und nunmehr in der Lage ist, sich selber zu schützen, bleiben die Soldaten treu. Die Muster bleiben erhalten und weil sie so viele Jahre funktioniert haben, laufen sie quasi automatisch ab - die Soldaten marschieren immer dann auf, wenn eine ähnliche Situation sich anbahnt.

Aber die alten Soldaten sind für die aktuellen Lebenssituationen gar nicht mehr geeignet. Eigentlich brauche ich sie nicht mehr - trotzdem marschieren sie immer wieder auf, auch wenn ich es gar nicht will. Manchmal sind sie lästig und manchmal stören sie massiv meine Versuche, mit anderen Menschen in Beziehung zu treten.

Wie werde ich die blöden Kerle nur wieder los?

Angelika

... kann ich Dir nicht versprechen ...
@ angelika

... aber Du kannst ihre Wirkung vermutlich
abschwächen - wenn Du etwas ANDERES
dagegen stellst.

Ich habe mir (allmählich im Laufe der Jahre)
eine mentale Freundin "gebastelt". Sie ist
meine "innere Stimme" ... ein Teil meines
Unterbewusstseins.
Je intensiver ich mir ihre "Persönlichkeit"
vorgestellt und ausgemalt habe - um so
stärker hat "sie" positiv Einfluss auf mich
genommen. Ich nehme "ihre" Hilfe gerne
an ... es funktioniert ganz leicht ...
ich brauche nur "ihren Namen" zu denken -
und schon kommt "Hilfe" ... was z.B. in
Entscheidungs-Situationen sehr wertvoll
sein kann.

Wichtig ist allerdings, dass die Persönlichkeit
dieser "unbewussten Struktur" langsam
und sehr überlegt "geschaffen" werden muss
sonst besteht die Gefahr, dass sich das
Ganze verselbständigt ...

Nur so ein Tipp ...

... froh und ermutigt!

beeindruckt mit welcher Ernsthaftigkeit und Offenheit dieser Thread von euch angenommen wird.

froh über eure Bereitschaft euch mit anderen spiegeln zu wollen.

ermutigt weiterhin heikle und polarisierende Themen in den virtuellen Raum zu stellen.

Ich glaube über den Weg der Kommunikation werden wir uns alle bereichern, werden wir mehr und erhellende Einblicke in unsere Tiefen der Seele bekommen. Auch wenn wir keine Experten des Themas Tiefenpsychologie sind, sollten wir uns nicht scheuen unsere Gedanken dazu hier auszusprechen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir so manch hilfreichende Erkärung und Hilfestellung von fachkundiger Seite erhalten werden.

lg michael

Ich freue mich dass du uns mit sehr hilfreichen fachliterarischen Büchertips unter die Arme greifst. Gerade deine fachliche Kompetenz wird unser Gespräch bereichern.
Ich nähere mich dieser Thematik sehr intuitiv ohne großen fachlichen Hintergrund. Weshalb ich noch einiges zu lernen habe wie ich intuitives Wissen überprüfend rational hinterfragen soll, damit mir keine Denkfehler unterlaufen.

Da das Buch "Warum ich fühle, was du fühlst" für mich neu und bisher unbekannt war, nannte ich die daraus bezogenen Erkenntnisse fälschlicherweise als wissenschaftlich neu.
Ich glaube fünf Jahre Forschungsgeschichte sind ein Zeitraum den man noch als neu anerkennen darf, nachdem die These über die Spiegelneurone noch in manchen wissenschaftlichen Kreisen umstritten ist. Eines ist für mich aber nach Konsumation des Buches jetzt schon gewiss: Dieses Buch hat mir sehr weitergeholfen.

Weitergeholfen eigene vertraute Verhaltensweisen, Handlungen, Gefühlswahrnehmungen und Reaktionen in einem für mich absolut verständlichen Zusammenhang zu sehen.

Ich kann noch nicht ausführlich über diese Buch reflektieren, es ist noch zu frisch, ich muss es erst vertauen, sitzen lassen.

lg michael

...gelesen, sondern nur die kurzen Rezensionen und Erläuterungen zum Buch.

Die Spiegelzellen versorgen uns mit dem intuitiven Wissen über andere Personen - unterstützen uns somit darin, andere zu verstehen. Die Frage jedoch ist, warum wir uns eben manchmal nicht verstehen.

Folge ich den gelesenen Erläuterungen zu den Spiegelneuronen, so ist festzuhalten, dass
In Bereichen, wo ein Mensch keine Erfahrungen gemacht hat, ist der Ausprägungsgrad des gespeicherten Wissens gewiss recht gering. - Ein Mensch, der beispielsweise niemals erfahren hat, wie schmerzhaft der Verlust eines geliebten Menschen sein kann, kann den Schmerz bei anderen Menschen nicht so nachvollziehen. Oder die liebevolle Aufmerksamkeit im Austausch mit anderen ist nicht erfahren worden, deshalb nicht nachvollziehbar für diese Person, was sie bei anderen anrichten kann, wenn sie sich entsprechend verhält. Habe ich das so richtig interpretiert?

Wie also kann der (ich nenne es einfach mal respektlos so) Spiegelfundus um die Fähigkeiten, andere besser zu verstehen, erweitert werden?
Es kann nach der obigen Theorie nicht funktionieren, wenn wir der Person einfach nur sagen:"Ändere Dich!" Wie soll sie das machen, wenn ihr genau dieses Wissen fehlt? Nach meiner Logik ist dieser Wissenserwerb nur so möglich, dass wir uns diesen Personen gegenüber eben so verhalten, dass sie die positiven Erfahrungen nachholen können.

Liebe geben, um Liebe zu empfangen.

Viele Grüße
Angelika