Friede, Freude, Eierkuchen ...
Weißt Du noch, lieber "Cruiserman"? An diesem Punkt waren wir beide auch schon mal.
Manchmal stellen sich mir die Haare zu Berge, wenn ich hier nur mal wieder das Wörtchen "Harmonie" lese. Ich kann Rene und Evian da gut verstehen ... Aber ich glaube mittlerweile zu wissen oder zu ahnen, was Du meinst und wie Du das meinst.
Und weißt Du: immer wenn jemand ständig seine gelebte Harmonie betont und hervorhebt, wird mir ganz mulmig zumute. Und je öfter er es betont, umso weniger glaube ich es ihm. Und manchmal denke ich dann (sicher auch oft zu Unrecht): "Der (der die) hat es wohl sehr nötig."
Tatsache ist: Echte Harmonie kann nur auf gelösten Konflikten aufbauen und nicht auf welchen, die nicht ausdiskutiert oder gar unter den Teppich gekehrt werden. Das wäre nur eine mühsam nach außen aufrecht erhaltene Scheinharmonie.
Eine klare, heftige und notfalls auch mal in der Sache harte, aber im Umgang miteinander faire und freundliche Auseinandersetzung ist so wertvoll und bereichernd und lehrreich für alle Beteiligten. Also nichts geht über eine kontroverse Diskussion.
In den Schulen, in welchen buddhistische Mönche ausgebildet werden, ist das sogar ein wichtiges Lehrfach: Einer nimmt eine eindeutige Position zu einem Thema ein (es muss nicht seine Meinung sein), ein andere ein klare Gegenposition (also z. B. für oder gegen Abtreibung) - und dann wird gestritten, was das Zeug hält - aber stets fair im Umgang miteinander. Und beide versuchen, ihre Position bis zum letzten Argument zu verteidigen und zu "gewinnen" - oder aber zu einer gemeinsamen Synthese zu kommen (aus These und Antithese). Es wird also bis zu Ende ausdiskutiert und nicht mittendrin "Halt" gerufen und auch nicht "Es war doch gar nicht böse gemeint und alles nur ein Mißverständnis!"
Am nächsten Tag wird dann manchmal das gleiche Thema andersrum diskutiert, also wer davor "Pro" war, muss jetzt das "Contra" vertreten, und andersrum. Das schärft Sinne und Verstand auch für andere Blickwinkel. Vor allem aber lernt man, scharfsinnig, klar und bewusst zu denken, zu argumentieren und auch in einer Sache zu streiten - und sich trotzdem zu mögen.
Ich finde das klasse. Aber ich weiß, dass viele sich dabei unwohl fühlen. Sie glauben, Streit oder eine auch mal harte Debatte sei etwas Schlimmes, etwas Bedrohliches. Dabei ist es so hilfreich.
(Der Antaghar)