Es ist sicherlich einmal interessant zu erfahren wer damit schon Erfahrungen gemacht hat und was man gegen ein solches Entziehen der Verantwortlichkeit machen kann.
SorgeRECHT - Bei vielen frage ich mich, ob sie auch verstehen, was SorgePFLICHT ist...
Was man dagegen tun kann? Im Grunde nichts. Nur wenn echte Kommunikation und Bereitschaft zum Zuhören vorhanden ist, hat man - je nach Charakter - eine Chance, zum anderen durchzudringen. UND: Vorausgesetzt, man ist selber in der Lage, ausschließlich objektiv im Sinne von pro-Kind zu denken.
Und dieser Wechsel von erst Liebender, dann Streitender und dann nur-Elternteil" ist wahrlich schwer. Abstand und Zeit bräuchte man. Und die hat man in der Regel nicht, weil die Kinder mit den Bedürfnissen nicht warten.
Ich habe einige Jahre während des Studiums bei einem Rechtsanwalt (Schwerpunkt Scheidungen) gejobbt (1982-1986). Verletzte Gefühle sind das größte Hindernis für eine objektive Einstellung. Meist fühlen sich die Parteien ja auch alle sehr objektiv (der andere hat ja Schuld!) und im "Recht".
Meine beiden Kinder sind aus vorheriger Ehe, mein (jetziger) Mann war schon bei der Geburt unserer zweiten Tochter dabei. Er empfindet beide Kinder als seine eigenen. Die Kinder haben stets gesprochen von "mein Vater" und "Papa".
Unsere Kinder haben ihren Empfindungen nach eine große Familie. Irgendwann wurde die jüngere (damals 4) im Kindergarten dafür bedauert, dass ihre Eltern geschieden seien. Die Kindergärtnerin meinte, die Kleine hätte etwas verdutzt geguckt und meinte, wenn Eltern sich scheiden lassen und wieder heiraten, bekommt man mehr Menschen dazu, die einen lieben.
Ich fand dies sehr schön, denn offensichtlich litt sie nicht. Allerdings kannte sie es auch nicht anders. Es ist sicherlich anderes, wenn Kinder das Fortsein des einen Elternteils als Verlust empfinden (früher war er ja täglicher Bestandteil).
Einige Jahre später fragte sie mich, ob es schlimm sei, dass sie X lieber hätte als (den leiblichen) Papa. Ich antwortete, dass ich zwar verstehen könnte, wie sie darauf kommt, aber denke, dass sie sich diese Gedanken nicht machen bräuchte. Schließlich hätte sie z.B. auch 3 Omas und sie würde sich auch nicht fragen, wen sie mehr lieben würde. Zu jeder hätte sie eine besondere Beziehung. Das Herz eines Menschen sei riesengroß und darin finden sehr viele Menschen Platz. Auch zwei Väter.
Was mich immer wieder maßlos ärgert, ist die unumstößliche Tatsache, das Kinder als Druckmittel benutzt werden um dem Ex-Partner eins auszuwischen.
Absolut richtig!!!
Und nach meiner JobZeit und meiner Erfahrungen aus dem täglichen Leben und Umfeld kann ich eines sagen: Entweder heißt es: Wenn Du nicht zahlst, darfst Du die Kinder nicht sehen. Oder: Wenn ich die Kinder nicht sehen kann wann ich will, zahle ich nicht. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass die Männer eher versucht sind, Kinder als ihren Besitz/ihr Eigentum zu betrachten. "Sehe ich mein Kind, zahle ich dafür. Sehe ich es nicht oder darf ich es nicht sehen, zahle ich nicht." Genauso merkwürdig ist die Haltung mancher Frauen, die ihre Kinder nicht "rausrücken", wenn die Väter den Unterhalt nicht zahlen.
Als gebranntes Kind scheidungswütiger Eltern (die nach 5 Jahren Scheidungskrieg zusammen geblieben sind - warum... dazu kein Kommentar..) habe ich mich entschieden, meine Kinder in einer solchen Situation NICHT zu instrumentalisieren. Mein lapidarer Wahlspruch: Nur, weil ich mit einem Mann nicht mehr schlafen (will), berechtigt nicht, den Kindern den Vater vorzuenthalten. Und wenn man ehrlich ist: Sobald man wieder einen Partner hat, ist es einem letztendlich egal, was der/die EX macht. Nur... wieso erstreckt sich dies nicht auch auf das Verhältnis der eigenen Kinder zum/zur EX?
Weil es eben um (Liebes)Verlustängste geht. SCHEISSE! Es wäre ja furchtbar, wenn das Kind sagen würde, ich möchte lieber bei ... wohnen.
Und das ist auch. Ohne Zweifel. Aber diese "lieber"-Entscheidung kann man Kindern auch ersparen, wenn sie nicht das Gefühl bekommen, sich entscheiden zu MÜSSEN, weil sie es dort, wo sie sind, unerträglich finden.
Hat ein Erwachsener überhaupt eine Ahnung darüber, was es für ein Kind heißt, wenn es sich entscheiden muss? Wenn Eltern übereinander herziehen? Antaghar wird ein zig-strophiges Lied davon singen können, wie zerrissen die Seelen dann sind.
Ich WEISS, wie sehr man als Kind unter einer solch zerrissenen Situation leidet (daher habe ich auch immer wieder das Bedürfnis, eine Lanze für die KINDER zu brechen). Als 16jährige sagte ich meinen Eltern: Laßt mich einfach Euch beide lieben dürfen!