Bildung versus Blödheit?
Bildung – Blödheit
Warum diese Gegenüberstellung?
Unter Bildung verstehen wir einen messbaren wertfreien Begriff. Mahatma Ghandi und Josef Göbbels – sie waren beide gebildete Menschen – wie sie Ihre Bildung eingesetzt haben steht auf einem anderen Blatt.
Blödheit, oder blöde ist ein abwertender Begriff. Uns empört der ausdruckslose, blöde Blick eines Rindviehs auf der Weide, das zugleich vorne frisst und hinten scheißt (können sie es wirklich synchron tun?).
Befinden wir uns durch diese Gegenüberstellung nicht bereits automatisch in jener deutschen Sackgasse, die uns die vergleichende Wertung der Pisa-Studien vor Augen führt? Jene, die keine Bildung besitzen befinden sich folglich in der Waagschale der Blöden.
Anerkennung, Achtung vor den Gebildeten – Abscheu, Verachtung für die Blöden?
Was verstehen wir unter Bildung?
Unter einem Bild verstehen wir die festgehaltene Erscheinung eines visuellen Eindrucks auf einem zweidimensionalen Medium. Eine Hauswand, ein über einen Holzrahmen gespanntes Leintuch, ein Stückchen Papier. Wer also viele solcher Bilder besitzt, soll mehr gebildet sein als jener der weniger besitzt? Manche Arztpraxen, Chefsekretärinnenbüros, oder gar die Sicherheitsdepots japanischer Erfolgsmanager lassen uns das glauben. Ich glaube, es führt uns in die Irre.
"Bildung" lässt sich in keine der drei Fremdsprachen, die ich spreche direkt übersetzen. Es geht über den Umweg der Erziehung ("well-bread", education, educaciòn).
Da wendet sich der Blick zurück auf unser deutsches Wort: das Bild als Gegenstand, der einfach so existiert, wie ein Stein, eine Blume? In unserer Verwandtschaft, dem Englischen, gibt es ein Tätigkeitswort das genau so klingt:
"to build" – was wir mit "bauen" übersetzen. Unser "Bild" also das Ergebnis einer Tätigkeit? Etwas Gebautes?
Neugieriger Blick zu "Painter"
Bildung als das Ergebnis einer schöpferischen Gestaltung des Geistes eines Menschen?
So stehen wir also rein wörtlich in einer Gemeinschaft mit unseren westeuropäischen Freunden. Leider kenne ich nicht den Bildungsbegriff im altgriechisch und den slawischen Sprachen und leider auch nicht in den skandinavischen Sprachen.
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Bildung, bedeutet im Deutschen zumeist Ausgrenzung. Wer Bildung besitzt, gehört "dazu", wer keine Bildung besitzt steht außen vor. Die gesellschaftliche Einrichtung, die Wissen – als Basis für Bildung vermittelt, die Schule, ist bei uns in Deutschland (noch) so gepolt, dass sie auslesen soll. Das Gute vom Schlechten trennen soll, die Spreu vom Weizen. Die Schule entscheidet (noch), wer weiter gebildet werden darf, und wer nicht. So laufen unsere Schüler in eine Sackgasse beim internationalen Vergleich.
Doch, der Bildungsbegriff, wie wir Deutsche ihn verstehen, führt auch die Gesellschaft in eine Sackgasse. Weil "mehr" Bildung besser ist als "weniger" bevorzugen wir automatisch einen "höherwertigen" Schulabschluss bei der Suche nach Mitarbeitern. So gibt es kaum noch einen Lehrberuf - früher reserviert für Hauptschulabsolventen – der nicht Abiturienten – die früher für ein Universitätsstudium prädestiniert waren – sucht.
Abiturienten sind aber wegen der Auslesephilosophie nicht in genügender Masse vorhanden, außerdem sind sie älter als Hauptschüler. Folglich wurde das Gymnasium verkürzt, und, weil sich der Bildungsstoff nicht so einfach komprimieren lässt (die Sickergeschwindigkeit durch den Nürnberger Trichter kann nicht beschleunigt werden), die Lehrinhalte simpler gestaltet ("Entschlackung"). Die demokratisch (*) selbstverordnete Verblödung unseres Volkes.
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Bildung als Ausschlusskriterium im Joy Club:
Ein Thread dieser User Group heißt:
was wissen wir wirklich über BDSM?
Folgt man dem Thread, so wird nicht das BDSM Wissen hinterfragt sondern es werden jene ausgegrenzt, die die positive Wertung bzw. Anwendung jenes Wissens hinterfragen.
Die Wertung, dass diejenigen ohne Bildung, also ohne die Narben von Peitschenhieben, den ungebildeten "Blöden" zuzurechnen sind, liegt greifbar nahe.
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In irgendeinem Beitrag dieser 50+ Gruppe stand einmal sinngemäß:
Was ist Wissen wert, wenn es nicht im Herzen verankert ist?
Ich wollte damals der Schreiberin spontan antworten:
Verstehen wir das nicht als Bildung?
Doch, wir sollten auch das vorsichtig werten! Ich glaube, dass die Bildung sowohl bei Ghandi als auch bei Göbbels tief im jeweiligen Herz verankert war. Der Nazi- Enthusiasmus hat sich immerhin tief im Herzen der ganzen deutschen Nation verankert und wirkt immer noch.
War da nicht etwas mit Moral?
Doch das gehört in einen anderen Thread
BFlat
Zwar schlecht gebildet aber deswegen doch an Bildung sehr interessiert
(*)der damalige bayrische "Landesvater" Edmund Stoiber entschloss sich über Nacht zur Kürzung der bayrischen Gymnasien von 9 auf 8 Jahre. Davon wusste am nächsten Morgen nicht einmal seine Bildungsreferentin. An das Rundfunk-Telefoninterview kann ich mich noch gut erinnern. Zugleich wurde allen Lehren beamtenrechtlich verboten, diese Entscheidung zu diskutieren. Zulässig waren, ganz wie in kommunistischen Ländern, nur "förderliche" Diskussionen.