Ich möchte mit einem Zitat beginnen.
Friedrich Paulsen schrieb im Jahr 1903
Zitat
Wenn ich mein Sprachgefühl ganz gewissenhaft erforsche, so finde ich dieses, gebildet ist, wer nicht mit der Hand arbeitet, sich richtig anzuziehen und zu benehmen weiß, und von allen Dingen, von denen in der Gesellschaft die Rede ist, mitreden kann. Ein Zeichen von Bildung ist auch der Gebrauch von Fremdwörtern, das heißt der richtige, wer in der Bedeutung oder der Aussprache fehlgreift, der erweckt gegen seine Bildung ein ungünstiges Vorurteil. Dagegen ist die Bildung so gut wie erwiesen, wenn er fremde Sprachen kann.
So weit Friedrich Paulsen
Nun, jetzt stehe ich hier in meiner Not. Ich muss seit früher Jugend mit den Händen arbeiten. Cruiserwoman ist der Meinung, dass ich mich nicht immer richtig anzuziehen und zu benehmen weiß. Über alle Dinge der Gesellschaft kann ich nicht mitreden, der Gebrauch von Fremdwörtern ist begrenzt und fremde Sprachen kann ich (leider) überhaupt nicht.
Also einer, der völlig ungebildet ist, der zum "Pöbel" gehört, der schmutzig von der täglichen Arbeit in Lumpen gekleidet sein armseliges Leben fristet und einer höheren Sache dienlich ist.
Nun ja, so müssen sich wohl die Menschen 1903 zum großen Teil gefühlt haben. Eine Elite, die gebildet und reich war, eine Arbeiterschaft, die ungebildet und arm war.
Nun hat sich ja in den letzten 105 Jahren die Welt verändert. Gute Handwerker und Facharbeiter haben gute Verdienstmöglichkeiten, haben sich zum Teil selbstständig gemacht, Geld verdient, Ansehen und Reichtum erworben und auch viel für ihre Bildung getan.
Aber hat sich die Welt auch in den Köpfen verändert? Gibt es nicht immer noch diese Vorurteile? Sind wir vielleicht sogar selbst schuld an diesen Vorurteilen?
Bildung und Größe zeigen, dass ist für mich relevant. Jede Form von Bildung sollte unser Denken und Handeln beeinflussen. Nicht nur in Form von Wissen, nicht nur im erwerben von Gütern durch Wissen, sondern durch helfen und geben. Nicht materielles helfen und geben. Geistiges helfen und geben durch vorleben. Vorleben von Werten. Zum Beispiel Selbstdisziplin, Fleiß, Ehrlichkeit, Verantwortung, Respekt und Achtung. Achtung vor der Arbeit anderer, auch wenn sie angeblich "minderwertig" ist. Vorleben, dass Pünklichkeit und Zuverlässigkeit zu den festen Regeln des Lebens gehören. Eigentlich kann alles an Werten, die für Zusammenleben von Menschen notwendig ist, vorgelebt werden.
Selbst im kleinsten Umfeld. Im engsten Familienkreis, mit Nachbarn und Mitbürgern in meinem Umfeld. Regeln, eine gewisse Ordnung, Sauberkeit, dass alles muss vorgelebt werden. Wenn die Eltern ihre Zigarettenkippen auf die Straße und auf den Gehweg werfen, werden ihre Kinder niemals lernen, ihr Süßigkeitenpapier in einen Abfalleimer zu werfen, sondern sie werden es wie ihre Eltern achtlos auf die Straße werfen. Ich finde, auch dass hat viel mit Bildung zu tun. Unser größtes Defizit in der Gesellschaft ist für mich das fehlende soziale Gefühl für andere, da viele nur an sich selbst denken.
Ein altes Sprichwort sagt, kehre erst vor der eigenen Tür, bevor du bei anderen kehrst.
lg cruiserman