@Antaghar
Über Polyamorie, Ihr Lieben, schreibe ich erstmal nichts mehr, weil eigentlich alles gesagt ist. Und hier im Joyclub gibt es eine interessante Gruppe "Polyamorie" - dort ist manches besser, ausführlicher und sicher fundierter erklärt, als ich es hier in aller Kürze könnte.
Bei allem Respekt, es geht nicht darum, dass Du uns hier über Polyamorie belehrst. Genauso wie sich andere, wie ich auch, mit Deinen Gedanken zu diesem Thema auseinandersetzen, erwarte zumindest ich, dass Du Dich innerhalb der Diskussion mit meinen Gedanken auch auseinandersetzt. Wenn Du dazu keine Lust mehr hast, ist das zwar schade, aber selbstverständlich OK.
Also, ich habe noch nie behauptet und werde es auch niemals tun, dass polyamore Liebe die bessere oder richtigere sei. Es ist nur für mich die bessere Lebensform - also für mich persönlich. Und das schreibe ich aus gutem Grund, weil ich ja auch viele Jahre monogam gelebt habe und heute weiß, dass für mich persönlich die Freiheit in der Liebe und in der Sexualität (das sind zwei völlig verschiedene Bereiche, die aber - wenn sie zusammenpassen - eine genilae Einheit bilden können) wichtig sind.
Nicht überall wo Poly drauf steht, ist auch Poly drin..... (Vielleicht geht es mir auch nur wie Dir seinerzeit mit dem Thema BDSM...)
Und ich kann mich sehr oft des Eindrucks nicht erwehren, dass bestimmte Lebens
weisen zwar als polyamor beschrieben werden, sie aber bei näherer Betrachtung nicht sind.
Und zwar weil FÜR MICH mehr zu LIEBEN gehört, nämlich eine Form der profunden Intimität und Nähe, die Vertrauen und Verantwortung beinhaltet, welche ich so schnell gar nicht zu anderen Menschen aufbauen kann. So erhält für mich die sogen. Polyamorie, die eben nicht in wirklichen Lebens- und Liebesbeziehungen gelebt wird, den Beigeschmack, da wird etwas lediglich sehr gehaltvoll "Polyamorie" genannt.
Ich denke, lieber Antaghar, Du darfst folgendes nicht in einen Topf werfen: Diejenigen, die - aus welchem Irrglauben oder Unfähigkeit auch immer heraus - eine anderen
besitzen wollen und ihrem Alleinanspruch das Mäntelchen "Monogamie" überziehen, mit denjenigen, die ihre ganze Liebe völlig freiwillig und zwanglos auf einen Menschen fokussieren.
Diese müssen nicht zwangsläufig jene sein, die "eben noch nicht so weit oder frei genug sind". Im Gegenteil, ich sehe es eher so, dass jene eben noch nicht weit genug in ihrer Entwicklung sind. Und die Bandbreite ihrer "Konzentrationsfähigkeit" nicht für einen Partner in all seinem Facettenreichtum ausreicht, sei es um ihm zu begegnen oder ihn zu erreichen.
Und wir wollen hier doch nicht allen Ernstes behaupten, dass gelegentlich "heiße Höschen" auf Dritte zu haben oder eine zeitweilige Verliebtheit, mit Polyamorie zu umschreiben ist...
Hingegen: Diese Wünsche beim Partner z.B. nach Sex mit anderen anzunehmen, der Wunsch, dass sich der Partner entfalten möge, DAS ist Ausdruck der Liebe. Und diesen grundsätzlichen Wunsch, dass sich der Partner entwickeln und entfalten möge, können zunächst einmal alle haben, Polys sowie Monos.
Was Du hier fragst ist eigentlich: Wieso wollen manche Menschen, dass ihr Partner nur mit ihnen allein Sex hat? Und wieso empfinden manchen Menschen ihre
Liebe und Beziehung gefährdet, wenn sich ihr Partner in jemand anderen
verliebt? Und kann man von Liebe sprechen, wenn man aus kleinlicher Haltung heraus, seinem Partner gewisse Dinge verbietet und abspricht, die er gerne erleben würde? U.a. auch Sex.
Und nicht: Warum lieben manche Menschen mehr als einen Partner zur Zeit und manche nicht. Auch diskutieren wir hier nicht, woran Beziehungen scheitern. Ich denke einfach, dass die meisten Beziehungen schlicht und ergreifend an den "zwischenmenschlichen Problemen" scheitern. Und zwar monogame wie polyamouröse Verbindungen gleichermaßen. Fragen des täglichen Lebens sind es doch, die das Gelingen von Partnerschaften bestimmen.
Oder ist eine Polybeziehung etwa ein Garant für Glück?? Wohl eher nicht. Vielleicht gehen sie freier mit dem Thema "Sex" um. Denn wie Du richtig beschreibst, man erhebt ja auch kein Monopol auf andere Gefühle oder Tätigkeiten.... Also streng genommen, geht es doch nur um die Frage der Verliebtheit und Sex mit anderen. (Liebe zwischen bestimmten Menschen braucht ja wohl eine gewisse Zeit, um sich zu der Tiefe und Bedeutung zu entwickeln, damit sie ihrem Namen gerecht wird.)
Könnte man nicht lieber von "Freier Liebesbeziehung" sprechen? Eine, die sich dadurch auszeichnet, dass sich die Partner untereinander in all ihrem jeweiligen Facettenreichtum annehmen und sich der Förderung der Entwicklung und Entfaltung des Lebens verschreibt?
Florestine
GANZ AUSDRÜCKLICH MÖCHTE ICH BETONEN, DASS ICH MIT MEINEM POST NIEMANDEM UNTERSTELLEN WILL, DASS ER NICHT LIEBE, WENN ER DIES SAGT!