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Was ist eigentlich Liebe ?

******una Frau
7.592 Beiträge
nicht leicht
Leicht scheint es nur für diejenigen zu sein, die von Beginn an die Bereitschaft haben, ohne individuelle Barrieren mit Offenheit und vorbehaltlos zu lieben, was überhaupt nicht beschwerlich sein dürfte ... wenn man es erfahren und gelernt hat.

genau dies ist für MICH der punkt.

wenn man es gelernt hat.

was kann der mensch tun, der dies nicht erfahren hat? wie kann er es "lernen"..gibt es in diesem fall eine "zweite chance"..wenn das bewußtsein dafür da ist...wie kann ein solcher weg gegangen werden?

grübelnd..

die lady
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ lady_sensual
Du wirfst da eine ziemlich interessante Frage auf:

Wenn man etwas bisher nicht gelernt hat, was dann? Und ich bin der Meinung, dass wir auf die Welt kommen, ohne etwas zu können außer atmen, essen, trinken (und oft muss sogar das erst richtig gelernt werden) und ausscheiden. Alles andere müssen wir lernen.

Keiner kann etwas dafür, wie er dann aufgewachsen ist, wie er erzogen wurde, was er durch seine Familie nicht lernen konnte. Aber irgendwann ist man z. B. 25 oder so und kann die Dinge in die eigene Hand nehmen, hat somit auch für seine weitere Entwicklung selbst die Verantwortung und kann nicht immer nur darauf verweisen, dass manin der Kindheit etwas nicht lernen durfte ...

Und was man auch immer noch nicht gelernt hat, kann man jetzt Schritt für Schritt nachholen, denke ich. Und das geht mit 25 und mit 45 und mit 65. Was man erkennt, kann man nun auch üben und lernen und umzusetzen versuchen.

Diese zweite Chance, nach der Du fragst, die haben wir meiner Meinung nach alle - wir müssen sie nur mit beiden Händen packen und sie nutzen! (Aber ob wir das wollen, ist natürlich unsere eigene Entscheidung.)

Der Antaghar
********lack Frau
19.364 Beiträge
@********sual

Sicher ist es sehr hilfreich, wenn man auf Unterstützung zählen kann.
Und derjenige, der unterstützt wird sicher damit auch sicherer, im anderen Fall auch auf Unterstützung zu treffen. Erst so kann man doch gemeinsam wachsen. Und da niemand ohne "Fehler" ist, wird man sich wechselweise unterstützen und somit zu dem Gleichklang kommen.
Mitunter reicht es doch schon, wenn es vorgelebt wird, wenn man sieht, daß es auch anders geht.
z.B. wenn man mir immer wieder vorhalten würde, das ich so ungeduldig bin, reagiere ich ungehalten, zeigt man mir, daß mit mehr Geduld etwas erreichtbar wird, dann kann ich es viel besser annehmen.

WiB
Diese zweite Chance, nach der Du fragst, die haben wir meiner Meinung nach alle - wir müssen sie nur mit beiden Händen packen und sie nutzen! (Aber ob wir das wollen, ist natürlich unsere eigene Entscheidung.)
Meiner Meinung nach haben wir nicht nur die zweite Chance, sondern viele mehr. Entscheidend aber ist der Wille. Nur das was man wirklich will, für sich selber als Erstrebenswert erachtet, wird man auch zur eigenen Zufriedenheit umsetzen können.

Business (Er)
******una Frau
7.592 Beiträge
das bewußtsein
für neue weltsichten entwickelt sich ja manchmal spät.

oder auch neue horizonte.

als therapeut weißt du es sicher besser als ich, lieber antaghar, erstens muss eine erkenntnis gewonnen werden, diese alleine ist aber nur der beginn. und...etwas zu wissen versetzt noch nicht unbedingt in die lage, auch zielgerichtet handeln zu können. vor allem, wenn es auf der emotionalen ebene abläuft.

es ist wohl wie mit der liebe, man kann sie nicht "herbeireden", nicht erzwingen und schon gar nicht verhindern. emotionen steuern halte ich für sehr, sehr schwierig. vor allen dingen wenn sie oft diffus sind..der handelnden person nicht wirklich klar ist, was sie wirklich "steuert"..

die lady
"zum Aufstand für die Liebe"
lautet der letze Satz in dem Beitrag von Antaghar.

Ein bemerkenswerter Satz.


Mal die Liebe aus der Bergpredigt betrachtet, die ich ganz wunderbar finde.

Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.

Sanftmut, Demut, Liebe und Güte gehen Hand in Hand. Wer zur selbstlosen Liebe geworden ist, der ist auch sanftmütig, demütig und gütig. Er ist erfüllt von Weisheit und Kraft.

Menschen in Meinem Geiste, die selbstlos Liebenden, werden das Erdreich besitzen. O sehet, der Weg zum Herzen Gottes ist der Weg zur selbslosen Liebe. Aus der selbstlosen Liebe srtömt der Friede Gottes.

lg Ralf
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ cruiserman
Sehr richtig!

Und wo findest Du heute noch selbstlose Liebe? Da kann man lange suchen ...

Ich höre und sehe viel öfter:

"Aber ich liebe ihn doch, also muss er auch ...." oder
"Wenn sie mich liebt, dann hat sie gefälligst auch ...."

Es scheint, als verbinden die meisten mit Liebe einen Anspruch auf etwas. Und wer glaubt, geliebt zu werden, hat bestimmte Erwartungen an den, der ihn liebt.

Selbstlos zu lieben - das heißt aber, auf sämtliche Ansprüche und Erwartungen zu verzichten, notfalls auch zu lieben, wenn man nicht zurückgeliebt wird und nichts dafür bekommt.

Und so bekommt mein hier schon oft angebrachter und nur selten verstandener Satz einen Sinn, eine Substanz, einen Gehalt:

Wahre Liebe beginnt erst dort, wo der eigene Egoismus aufhört! Wirkliche Liebe ist größer als Egoismus! Und vor dieser Liebe haben die meisten Angst, weil sie glauben, sich dann zu verlieren. Dabei würden sie erst dann das gewinnen, wonach sie oft schon so lange suchen ...

(Der Antaghar)
******una Frau
7.592 Beiträge
lieber ralf
es sind schöne worte.

und es gibt sicherlich menschen, die so sein können..denn "wollen" kann man das nicht.

es muss dem menschen "innewohnen" und mein gefühl ist, es gibt sicherlich sehr wenige.

so wie auch der wirklich "christliche" mensch eine ausnahme ist. nicht im sinne der kirchen..im sinne eines menschlichen seins.

die lady
Liebe Lady,
Es ist bestimmt nicht einfach, so selbstlos zu lieben. Aber wir sollten solche Worte doch zumindest kennen und schätzen. Unsere Welt hat nur noch wenige Werte, wenige Vorbilder.

Und deshalb sind es nicht nur schöne Worte, sondern auch Werte.

Und deshalb halte ich die Worte aus der Bergpredigt für wichtig. So wie ich auch Worte von Mahatma Ghandi für wichtig halte. Zumindest für mich selbst.

Wir müssen uns doch an etwas orientieren. Ein Ziel haben. Und ein liebender Mensch, ein gütiger Mensch zu sein ist doch ein lohnenswertes Ziel.

Ich kann zumindest versuchen, mich diesem Ziel zu nähern, selbst wenn ich meine es nie zu schaffen.

lg Ralf
******una Frau
7.592 Beiträge
lieber ralf
so sehe ich das auch.

gute texte, gute gedanken, gute gefühle regen zum nachdenken an.

selbstlose liebe...ja..ein ideal. ohne egoismus, selbst die liebende mutter erwartet von ihrem kind (unbewußt) etwas zurück. die gleiche liebe und zuneigung, die sie ihm entgegenbringt. was ja auch nichts verwerfliches ist.

lieben ohne zu "wollen" zu verlangen...ich spreche ja nicht von der liebe zum mitmenschen, jetzt speziell von der liebe eines paares. wo sexuelles verlangen da ist, der sehnlichste wunsch, den anderen zu sehen, zu schmecken..völlig verbunden mit ihm zu sein. kann das ohne "haben wollen" sein??

schwierige frage.

die lady
"lieben ohne zu wollen"
Ja, dass kann ich. Es gibt Menschen die ich liebe ohne etwas dafür von ihnen zu wollen.

In der Ehe und Sexualität in einer Beziehung oder Partnerschaft kann ich es auch. Es kann dann aber bei bestimmten Dingen auf Verzicht und Einschränkungen hinauslaufen. Die Akzeptanz, etwas nicht mehr zu tun oder etwas nicht zu bekommen, weil der Partner es nicht möchte oder nicht kann. Und diese Akzeptanz muss absolut und bedingungslos sein. Selbstlose Liebe kann und muss auch manchmal auch Verzicht beinhalten.

Darüber sollte man sich im klaren sein.

lg Ralf
Es erscheint ...
... mir nicht unbedenklich zu sein, lieber Ralf,
einerseits von „selbstloser“ Liebe zu versprechen und dann soll sie auch noch einen Verzicht beinhalten. Dies ist mir – glaube ich - zuviel Selbstlosigkeit. Liebe ist Liebe und muss nicht auch noch selbstlos sein. Sie benötigt keinen Verzicht, wo kein Anspruch besteht. Wenn du meinst, für einen anderen Menschen gelegentlich eigene Bedürfnisse hinten an zu stellen, könnte es sich eher um eine (freiwillige) Entsagung handeln. Dies würde ich eher teilen. Dennoch gehen auch hiermit Gefahren einher. Aber Selbstlosigkeit scheint die Liebe zu erdrücken. Erich Fromm nahm an, und dies scheint mir plausibel, dass starke Selbstlosigkeit keine Tugend sei. Vielmehr handele es sich um ein Symptom, durch das unbeabsichtigt Schaden entstehen könne. Zuviel Altruismus (hier im Sinne von selbstlosem Handeln) dürfte jedenfalls der Selbstbestimmung Schaden zufügen und erkannt unglücklich machen. Da nützt es nichts, wenn man selbstlos liebt und verzichtet. Tatsächlich opfert man sich nicht auf, sondern opfert sich selbst.

LG
Cabal
********lack Frau
19.364 Beiträge
@***al

Deswegen hat ja Fromm auch gesagt, daß es eine Eigenverantwortung (ohne Krücken laufen) zur persönlichen Entwicklung gibt und den Wunsch, der andere möge wachsen können, ohne das man ihn in diesem Wachstum behindert. Und wenn man jetzt noch die Gegenseitigkeit dazunimmt, dann wird es wieder stimmig.
Sicher gehört dazu auch einmal ein Verzicht, aber das einer immer zu Gunsten des anderen zurücksteckt, war damit nicht gemeint.
Genausowenig wie man den anderen immer "fordern" soll, ohne an seiner eigenen Entwicklung weiter zu arbeiten.

Oftmals ist eben das Lieben an "ein gebraucht werden" gekoppelt.
Das man sich selbst und den anderen damit ausbremst, ist vielen gar nicht klar.
Den "Zugewinn", den es gerichtlich gibt, sollte man eher an dem Zugewinn an menschlicher Entwicklung messen.
Viele empfinden sich als hälftig und suchen die andere Hälfte um ein Ganzes zu bilden.
Besser ist es sich als ein Ganzes zu empfinden und den anderen eben auch und die gemeinsame Entwicklung als Zugewinn zu sehen.

Deswegen mag ich die Redewendung "das ist meine bessere Hälfte", nicht!

Rene
Lieber Ralf,
ich teile Deine Meinung in der Hinsicht das Liebe auch mal selbstlos sein kann. Es kommt auf das richtige Verhältnis an. Totale Selbstaufgabe, auch der Liebe wegen, wäre sicher nicht das richtige Verhältnis. Auf vereinzelte Dinge mal zu verzichten, oder aber zu Lieben ohne Erwartung auf Gegenleistung, halte ich für durchaus sinnvoll.

Fürchterlich finde ich den Satz "Das tue ich doch alles nur für Dich", den man immer wieder mal zu hören bekommt. Ganz spezeill hört man den Satz von Menschen, die in Trennung leben, oder sich dauernd getrennt haben, da allerdings in der abgewandelten Form von "Ich habe doch alles immer nur für sie/ihn getan".

Ob man wirklich total Selbstlos lieben kann, mag ich zu bezweifeln. Auch ich hege keine Erwartungshaltung hinsichtlich der üblichen Form wie "Ich gebe Dir, dafür musst Du mir geben", sondern vielmehr richtet sich meine Erwartungshaltung dahingehend, das ich automatisch zurückerhalte, wenn ich gebe.
Ein Beispiel:
Es ist bekannt das meine Frau und ich gerne mal MMF praktizieren. Dadurch da ich meiner Frau nun ermögliche mit einem anderem Mann Sex zu haben, erwarte ich nicht, das ich mit einer anderen Frau nun auch Sex haben kann. Natürlich könnte ich das, aber das ist nicht die Erwartungshaltung die ich dabei hege. Ich erwarte vielmehr die Zufriedenheit meiner Frau, das Leuchten in ihren Augen, das Strahlen in ihrem Gesicht, das zusehen wie sie völlig zufrieden ist. Also ist, wenn man ehrlich ist, auch hier keine totale Selbstlosigkeit.

Man gibt zwar, in diesem Fall das Gönnen, aber man nimmt trotzdem, in diesem Fall eben das Sehen/Fühlen des Glücks der Frau.

Vielleicht sollten wir unterscheiden zwischen Selbstlosigkeit und der Fähigkeit Gönnen zu können.

LG
Busines (Er)
Nun,
ich sehe es nicht als aufopfern und habe nicht das Gefühl Schaden zu nehmen, wenn ich meine eigene Vorstellung von selbstloser Liebe überdenke.
Ganz ehrlich, ich weiß ja selbst nicht immer, ob alles so selbstlos ist
Und meine Selbstbestimmung lege ich auch selbst fest, bzw. beurteile ich selbst und kann auch da nicht immer wissen, ob ich immer richtig liege.

Ich denke und fühle recht einfach. Und ich drücke mich einfach aus. Ich bin davon überzeugt, dass Einfachheit viel mit Klarheit zu tun hat. Ich muss für mich selbst Klarheit schaffen. Was ist mir wichtig. Was möchte ich in meiner Partnerschaft. Wie empfinde ich denn meine Liebe.

Ich kann es wohl nur an Beispielen erklären.

Ich liebe meine Frau schon viele Jahre. Es ist mir wichtig, dass es ihr gut geht. Dass sie glücklich ist. Das erfüllt mich mit Freude und ich bekomme sehr viel von ihr zurück, auch wenn ich es nicht erwarte oder verlange.

Nun tritt durch ein Ereignis eine Veränderung ein. Durch Krankheit, durch einen Unfall, durch viele Dinge, die nicht immer selbst beeinflussbar sind.

Und durch so ein Ereignis ist etwas, was vorher gut und wichtig war, einfach nicht mehr möglich.

Und dann muss ich entscheiden, kann ich darauf verzichten? Kann ich ohne das, was gut oder wichtig war leben? Und zwar mit der gleichen Liebe wie vorher.

Oder verzichte ich nicht, sondern erfülle mir Bedürnisse allein, woanders oder mit Anderen.

Oder ist meine Liebe so stark, dass ich verzichten kann. Bin ich wirklich so selbstlos, dass mein Verständnis von selbstloser Liebe die Bereitschaft auf etwas zu verzichten so kompensiert, dass ich trotz Verzicht glücklich und zufrieden sein kann?

Wenn ich mir diese Frage mit reinem Gewissen mit einem Ja beantworten kann und dies auch wahrhaftig so annehme, dann sehe ich ein Stück selbstloser Liebe.

@***al,

Du schreibst
Sie benötigt keinen Verzicht, wo kein Anspruch besteht. Das ist ein kluger und guter Satz.

Aber wer lebt völlig ohne Ansprüche? Ich bin schon zufrieden, wenn ich Ansprüche runterschrauben und sogar ganz auf Ansprüche zu verzichten, wenn ich es als richtig und notwendig erachte.

Das verstehe ich unter Verzicht.

lg Ralf
Lieber Ralf,

da geht es Dir ebenso wie mir. Was nützt der olle Fromm oder andere Gelehrte, die in Zeiten schrieben, in denen das Leben noch ein ganz anderes war. Das Hier und Jetzt und vor allem die eigenen Gefühle sind ausschlaggebend. Da bedarf es keiner hochtrabenden Texte oder gelehrten, sondern ganz einfacher Gefühle.

Ich liebe meine Frau schon viele Jahre. Es ist mir wichtig, dass es ihr gut geht. Dass sie glücklich ist. Das erfüllt mich mit Freude und ich bekomme sehr viel von ihr zurück, auch wenn ich es nicht erwarte oder verlange.
So selbstlos ist es gar nicht. Du erhälst die Gewissheit zurück das es deiner Frau gut geht und sie glücklich ist. Also hast Du eine Gegenleistung.

Business (Er)
@cruiserman
Deswegen sehe ich es auch eher als Entsagung und dachte mir, dass du dies im jetzt erklärten Sinn gemeint hast.
Mit dem Begriff Verzicht verbinde ich persönlich in einer zweiseitigen abhängigen Beziehung die Aufgabe eines dem anderen zustehenden Anspruchs ... und hierauf besteht kein Anspruch, der dann in einen Verzicht münden würde. Vielleicht bin ich hier aber auch zu juristisch geprägt und hinsichtlich der Begriffe übersensibilisiert. Gefühlsmäßig ginge mir dies jedenfalls zu weit. Damit man diese Einstellung besser formulieren lernt, ist es oftmals hilfreich, philosophische Überlegungen der Vergangenheit und von heute zu betrachten. Es wird ja sicherlich keiner annehmen wollen, die Menschen in der Vergangenheit seien nicht in der Lage gewesen, zu lieben und sich hierüber Gedanken zu machen. Dies wäre für mich persönlich ein zu verkürzter Ansatz. Auch die christliche Liebe dürfte keine Erfindung der Neuzeit sein.

LG
Cabal,
@ anthagar
irgendein schlauer Mensch hat mir einmal gesagt, wer Liebe, Güte und Zuneigung nie kennen gelernt hat, wie soll er in der Lage sein das zu geben ? Irgendwie leuchtet mir das ein. Ich bin mir da nicht so sicher, ob wir dann mehrere Chancen haben Liebe, Güte und Zuneigung zu lernen, wenn wir sie vorher nicht erlebt haben.

Wenn ich mir vorstelle, dass es Menschen gibt, die ihre Kinder schlagen, mißhandeln, sie als 5. Rad am Wagen sehen, sie das auch noch spüren lassen, sie zwar vielleicht noch ernähren und ihnen eine Ausbildung geben, aber das Herz dieser Kinder nicht nähren eben mit Liebe, Güte und Zuneigung, wie sollen diese Kinder, wenn sie später groß sind, in der Lage sein Dinge zu geben, die sie selbst nie kennen gelernt haben ?

Ich hatte mal einen Partner, der auch nie Liebe, Güte und Zuneigung von Seiten der Eltern kennengelernt hat und sich auch entsprechend verhielt, der sich von mir, die eben genau das Gegenteil von den Eltern erfahren hatte, irgendwie unter Druck gesetzt und eingeengt fühlte. Er konnte mich einfach nicht verstehen. Er hat es auch nie gelernt ob er nicht wollte oder konnte möge nun dahin gestellt sein. Das war auch der Grund für die Trennung seinerzeit, denn ich habe diese Kälte nicht ausgehalten.
******una Frau
7.592 Beiträge
@silbermond
ja, was du schreibst, denke ich auch.

das ist es was ich schon einmal meinte: wenn man/frau es nicht gelernt hat, besteht eine 2. chance?

auch wenn das bewußtsein sich vielleicht wandelt, kann dies nachgeholt werden?

es bezieht sich nicht nur auf die fähigkeit zur liebe..

manchem erscheint es leicht, sie sagen: jeder hat jederzeit die chance sich zu ändern. ich sehe es etwas anders.

das "päckchen", das wir in unserer kindheit "aufgeladen" bekommen haben, können wir auch im erwachsenenalter nicht so ohne weiteres abwerfen. unbewuste steuerungen "aufdröseln"..neue verhaltensweisen lernen..das halte ich für eine sehr schwere aufgabe.

und..ob dabei menschen helfen, die die "knallharte wahrheit" sagen, wage ich sehr zu bezweifeln.

es gibt zwei typen von menschen: die einen entwickeln sich durch positive verstärkung..dazu gehöre ich. "harte wahrheiten" machen mich bockig und verschlossen, lassen mich das gesagte ablehnen, wenn auch auch noch so wahr ist.

ja..ich gebe es zu, ich bin harmoniebedürftig, vielleicht auch deswegen, weil ich sie in meiner kindheit eben nicht kennen gelernt habe.

die lady
********sign Frau
6.854 Beiträge
hallo Lady!
Hier schreibt so ein Kind, daß nur technische Liebe bekommen hat. Und mit Forderungen geknebelt wurde, ja gut in der Schule zu sein, einen adäquaten Freundeskreis zum Wohle und Protzen für die Eltern zu wählen, u.s.w...

Nun: geschadet hat mir mein Gehorsam nicht, nur wurde ich dadurch nicht glücklich. Mir fehlte das Verständnis und die Liebe der Eltern. Und ich habe mich bis zu meinem 25. Lebensjahr gefragt: WARUM werde ich nicht geliebt? Was habe ich falsch gemacht?

Seit meiner ersten Therapie mit 23 habe ich gelernt, daß ich für die Unfähigkeit meiner Eltern nicht verantwortlich bin. Bis zu dem diesjährigen Weihnachtsfest hat es gedauert, daß ich eingesehen habe, daß Blut NICHT dicker als Wasser ist. An meinen Kindern habe ich gelernt, daß ich sehr wohl in der Lage bin, Liebe zu geben ohne es erfahren zu haben! Aber ich habe auch gelernt, daß ich niemals Liebe erwarten kann.

Als ich so weit war, daß ich offen und ohne Vorbehalte auf jeden zugehen konnte (keiner bekommt ein zweites Mal die Chance, einen ersten Eindruck zu hinterlassen), hatte jeder Fremde jede Chance bei mir, wirklich und ehrlich geliebt zu werden. Viele haben es durch Lügen zerstört und waren erstaunt, wie sachlich und konsequent ich solch eine Verbindung lösen konnte.

Die einzige Hürde waren meine Eltern. Mit meinem jetzigen NEIN zum Erdulden ihrer psychischen Verletzungen habe ich einen weiteren Meilenstein in Richtung Selbstverwirklichung geschafft. Ich ertrage ihre Anrufe, mit den unbewussten inhaltlichen Sticheleien, jetzt mit der Gewissheit, daß sie es niemals verstehen können (weil sie es nicht wollen). ICH ABER SCHON !!!

Man kann sich auch alleine finden, wenn man weiß, daß keine Begegnung im Leben zufällig ist! Selbst schmerzhafte Erfahrungen bringen mich einen Schritt weiter auf meinem Weg zu meinem Ziel. Das Ziel kenne ich, der Weg wird täglich (z.B. durch Krankheiten) neu definiert. Aber ich bin glücklich! Und wenn ich eine Verbindung eingehe, ist sie sehr ehrlich!
@ Lady
ich habe ja nicht behauptet, dass es so sein muß, aber ich dachte halt, dass es so sein könnte.

Es stimmt, niemand bekommt eine zweite Chance einen ersten Eindruck zu hinterlassen.

Ich habe deinen Weg, den Du eingeschlagen hast, aufmerksam gelesen und muß Dir ehrlich meinen Respekt zollen. Es war kein einfacher Weg zu Deinem Glück und ich wünsche Dir die Kraft das so durch zu halten.
******una Frau
7.592 Beiträge
@silbermond @siedom
danke euch beiden für eure worte.

siedom, du schreibst von der "ersten" therapie...ja...das ist sicherlich ein weg, mit einem "pfadfinder" durch den gefühlsdschungel zu kommen.

ich hatte einmal eine therapie, da gab mir die frau eher immer das gefühl, dass sie mich nicht achtete. in einer absoluten notsituation liess sie mich alleine, als es mir gut ging, da gab sie mir eine oberflächliche hilfe. das war ein sehr negatives erlebnis für mich.

kämpfen muss man/frau anscheinend doch immer alleine. (eine heute etwas deprimierte lady)
Liebe Lady......
....das mit den Therapien ist so eine Sache.

Ich brauchte drei Anläufe bis ich endlich beim richtigen Therapeuten gelandet bin.
Klar war ich verzweifelt und deprimiert nachdem ich mit den ersten zwei Therapeuten nicht zurecht kam,doch deswegen aufgeben ?? Niemals !!

Kämpfen muß man für ein glückliches, erfüllendes Leben grundsätzlich allein,aber es ist ein beruhigendes Gefühl bei Momenten der Verzweifelung eine fachkundige Person griffbereit an der Seite zu haben.

Mein Therapeut ist nach fast 3 Jahren nicht nur mein "Seelenklempner" sondern ein lieb gewonnerer Freund.

Dir wünsche ich von Herzen das Du den richtigen Therpeuten findest

alles Liebe Marlis
@ lady
das ist wohl richtig, dass wir alle meist immer alleine kämpfen müssen.

Hilfe bekommt man selten von den sogenannten Psychologen. Mich hat man auch einmal zu einer solchen geschickt, die mich erst reden ließ, aber dann speziell meinen Vater, als es um meine Kindheitsbewältigung ging, immer in Schutz genommen, ich müsse doch berücksichtigen, dass dieser Mann im zarten Jugendalter schon im Krieg gewesen sei, viel mit gemacht habe und er nie so hätte sein können, wie er vielleicht gewollt hätte.

Mag ja sein, aber für mich war das keine Hilfe mir immer diese Sätze anhören zu müssen. Ich wollte nicht Hilfe für meinen Vater, sondern für mich. Fakt war dann, ich habe sie reden lassen, das gesagt, was sie hören wollte und war sie dann irgendwann los. Hilfe habe ich von einer sehr guten Freundin später bekommen, der ich sehr dankbar dafür bin. Aber gekämpft habe auch ich alleine. Aber ich habe es geschafft, auch wenn es sehr schwer war.
*******ine Frau
1.591 Beiträge
@Siedom, @Alle
WARUM werde ich nicht geliebt? Was habe ich falsch gemacht?

Auch ich kenne diese Fragen, in Bezug auf meine Mutter, sehr gut. Und hatte nie eine Antwort darauf finden können. Auf die Unfähigkeit, also eine in der Persönlichkeit begründete Unfähigkeit, wirklich zu lieben, bin ich nie gekommen.

Suche nach speziellen Erklärungen (z.B. dass sie selber eine schwierige Kindheit hatte, o.ä.) halfen zwar dem Intellekt, aber nicht meinem Herz und Gefühlen weiter. Ich habe es einfach nicht begriffen, wie es überhaupt sein KANN, dass man sein Kind nicht liebt (obwohl wenn man sie gefragt hätte, sie mit Überzeugung gesagt hätte, "Natürlich LIEBE ich mein Kind!" .... nur, es fühlte sich nie so an...) Und besonders auffällig und noch viel unverständlicher wurde es, als ich selber Kinder bekam, und der Unterschied zwischen meiner "Art" und ihrer zu lieben, immer ausgeprägter wurde.


Was mir wirklich "geholfen"hat, und zwar so, dass es mich als eine wirkungsvolle Erkenntnis mit entsprechendem Verständnis traf, war das Lesen insbesondere der Kapitel: "Die Liebe zwischen Eltern und Kind" und "Mütterliche Liebe" aus Erich Fromms Buch "Die Kunst des Liebens" (na klar.... *g*).

Es hat mich auch ausgesöhnt mit meiner Mutter (was nicht heißt, dass sie mich nicht immer noch nerven kann *roll*). Aber es ist wie mit einem Rollstuhlfahrer: Der kann auch nicht einfach aufstehen und gehen, weil ihm dazu bestimmtes fehlt. Tja, und wie kann ich meiner Mutter "böse" sein, dass sie etwas nicht tut, was sie nicht KANN?! Sie liebt mich halt so gut sie kann, und das nehme ich an und hadere nicht mehr (was im übrigen sie auch viel gelassener macht, weil ich ihr nicht mehr vermittle, dass SIE ungenügend ist durch meine unzufriedene Haltung).

Mag sich blöd anhören... Aber etwas änderte sich schlagartig. VOr allem versiegte das (ungesunde) Gefühl, der Liebe meiner Mutter hinterher zu laufen, bzw. eine bestimmte Liebe von ihr zu erwarten.

Zwar kann ich immer noch sagen: Schade, dass es nicht so war und ist, aber das empfundene Defizit relativierte sich mit dieser Erkenntnis über ihre Unfähigkeit.

Liebe Siedom, Du schreibst

Aber ich habe auch gelernt, daß ich niemals Liebe erwarten kann.

Das mag für Erwachsene in erwachsenen Beziehungen zutreffen. Aber ich denke, dass gerade Kinder ein Recht darauf haben, so geliebt zu werden, wie sie es brauchen, um zu wachsen und gedeihen, und zwar körperlich wie seelisch wie geistig. Ich meine, es wäre ein Fehler, ihnen zu vermitteln, sie hätten eine unangemessene Erwartungshaltung. Ihre Erwartung ist angemessen, sogar lebensnotwendig. Diejenigen, die die Liebe zu "erbringen" haben, aber an der Aufgabe scheitern, sind die, die anangemessen sind.

Wenn dies nicht so eintrifft, dann ist dies wirklich zu bedauern. Und gerade wenn ich Deinen Satz lese:

An meinen Kindern habe ich gelernt, daß ich sehr wohl in der Lage bin, Liebe zu geben ohne es erfahren zu haben!

wirst Du mir vielleicht zustimmen, dass jedes Elternteil "verpflichtet" ist, sich BEWUßT mit seiner Aufgabe auseinanderzusetzen, und zwar nach besten Kräften und Fähigkeiten. Dass DU das tust, lese ich aus Deinen Zeilen.


Florestine

P.S. Ein Gedanke zu Therapeuten, Ärzten, Eltern zur Ent-Spannung.
Genauso wie ich von mir selber denke: Ich bin nicht perfekt und passe nicht zu jedem. Wen wundert´s, dass man ab und zu an Therapeuten gerät (oder Ärzte oder Eltern oder ganz allgemein an Menschen), die mein spezielles Bedürfnis just in dem benötigten Moment nicht erfüllen/befriedigen können. Nur weil jemand Arzt, Therapeut, Seelsorger/Pastor, etc. ist, heißt es noch lange nicht, dass er/sie allzeit in allem tauglich ist.

Super finde ich Hedi´s Satz:

Ich brauchte drei Anläufe bis ich endlich beim richtigen Therapeuten gelandet bin.
Klar war ich verzweifelt und deprimiert nachdem ich mit den ersten zwei Therapeuten nicht zurecht kam,doch deswegen aufgeben ?? Niemals !!
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