@Siedom, @Alle
WARUM werde ich nicht geliebt? Was habe ich falsch gemacht?
Auch ich kenne diese Fragen, in Bezug auf meine Mutter, sehr gut. Und hatte nie eine Antwort darauf finden können. Auf die Unfähigkeit, also eine in der Persönlichkeit begründete Unfähigkeit, wirklich zu lieben, bin ich nie gekommen.
Suche nach speziellen Erklärungen (z.B. dass sie selber eine schwierige Kindheit hatte, o.ä.) halfen zwar dem Intellekt, aber nicht meinem Herz und Gefühlen weiter. Ich habe es einfach nicht
begriffen, wie es überhaupt sein KANN, dass man sein Kind nicht liebt (obwohl wenn man sie gefragt hätte, sie mit Überzeugung gesagt hätte, "Natürlich LIEBE ich mein Kind!" .... nur, es fühlte sich nie so an...) Und besonders auffällig und noch viel unverständlicher wurde es, als ich selber Kinder bekam, und der Unterschied zwischen meiner "Art" und ihrer zu lieben, immer ausgeprägter wurde.
Was mir wirklich "geholfen"hat, und zwar so, dass es mich als eine wirkungsvolle Erkenntnis mit entsprechendem Verständnis traf, war das Lesen insbesondere der Kapitel: "Die Liebe zwischen Eltern und Kind" und "Mütterliche Liebe" aus Erich Fromms Buch "Die Kunst des Liebens" (na klar....
).
Es hat mich auch ausgesöhnt mit meiner Mutter (was nicht heißt, dass sie mich nicht immer noch nerven kann
). Aber es ist wie mit einem Rollstuhlfahrer: Der kann auch nicht einfach aufstehen und gehen, weil ihm dazu bestimmtes fehlt. Tja, und wie kann ich meiner Mutter "böse" sein, dass sie etwas nicht tut, was sie nicht KANN?! Sie liebt mich halt so gut sie kann, und das nehme ich an und hadere nicht mehr (was im übrigen sie auch viel gelassener macht, weil ich ihr nicht mehr vermittle, dass SIE ungenügend ist durch meine unzufriedene Haltung).
Mag sich blöd anhören... Aber etwas änderte sich schlagartig. VOr allem versiegte das (ungesunde) Gefühl, der Liebe meiner Mutter hinterher zu laufen, bzw. eine bestimmte Liebe von ihr zu erwarten.
Zwar kann ich immer noch sagen: Schade, dass es nicht so war und ist, aber das empfundene Defizit relativierte sich mit dieser Erkenntnis über ihre Unfähigkeit.
Liebe Siedom, Du schreibst
Aber ich habe auch gelernt, daß ich niemals Liebe erwarten kann.
Das mag für Erwachsene in erwachsenen Beziehungen zutreffen. Aber ich denke, dass gerade Kinder ein Recht darauf haben, so geliebt zu werden, wie sie es brauchen, um zu wachsen und gedeihen, und zwar körperlich wie seelisch wie geistig. Ich meine, es wäre ein Fehler, ihnen zu vermitteln, sie hätten eine unangemessene Erwartungshaltung. Ihre Erwartung ist angemessen, sogar lebensnotwendig. Diejenigen, die die Liebe zu "erbringen" haben, aber an der Aufgabe scheitern, sind die, die anangemessen sind.
Wenn dies nicht so eintrifft, dann ist dies wirklich zu bedauern. Und gerade wenn ich Deinen Satz lese:
An meinen Kindern habe ich gelernt, daß ich sehr wohl in der Lage bin, Liebe zu geben ohne es erfahren zu haben!
wirst Du mir vielleicht zustimmen, dass jedes Elternteil "verpflichtet" ist, sich BEWUßT mit seiner Aufgabe auseinanderzusetzen, und zwar nach besten Kräften und Fähigkeiten. Dass DU das tust, lese ich aus Deinen Zeilen.
Florestine
P.S. Ein Gedanke zu Therapeuten, Ärzten, Eltern zur Ent-Spannung.
Genauso wie ich von mir selber denke: Ich bin nicht perfekt und passe nicht zu jedem. Wen wundert´s, dass man ab und zu an Therapeuten gerät (oder Ärzte oder Eltern oder ganz allgemein an Menschen), die mein spezielles Bedürfnis just in dem benötigten Moment nicht erfüllen/befriedigen können. Nur weil jemand Arzt, Therapeut, Seelsorger/Pastor, etc. ist, heißt es noch lange nicht, dass er/sie allzeit in allem tauglich ist.
Super finde ich Hedi´s Satz:
Ich brauchte drei Anläufe bis ich endlich beim richtigen Therapeuten gelandet bin.
Klar war ich verzweifelt und deprimiert nachdem ich mit den ersten zwei Therapeuten nicht zurecht kam,doch deswegen aufgeben ?? Niemals !!
!!!!!!!!