Die Verantwortlichkeit für die eigenen Kinder endet nie. Was jedoch endet, ist die Möglichkeit ab einem gewissen Alter noch die eventuell nötige Eingriffsmöglichkeit zu haben.
Viele von Euch kennen den Grund, warum meine Frau und ich unseren Wohnort vor kurzem nach Bremen verlegt haben. Wer diesen Grund noch nicht kennt, kann ihn hier erfahren.
Es war im Januar 2004, als der Schwager meiner Frau, wegen Kindeswohlgefährdung das Haus seiner Frau, der Schwester meiner Frau, verlassen musste. Er war leiblicher Vater eines damals fünfjährigem Jungen und Stiefvater eines damals elfjährigen Mädchens. Was war passiert?
Er soll sich unsittsam dem Mädchen genähert haben, d.h. er badete nackt mit der Stieftochter und schlief mit ihr in einem Bett, während die Mutter nachts eine Zeitungstour fuhr um den Lebensunterhalt mit zu sichern.
Das Jugendamt verfügte, das er das Haus zu verlassen habe und das er keinen Kontakt mehr zu der Stieftochter haben dürfte, lediglich zu seinem leiblichen Sohn. Diese Anweisung erging auch schriftlich, unter Androhung der Fremdplatzierung des Mädchens.
Mit der Zeit gab es aber doch Kontakte, weil der Sohn seinen Vater besuchte und das Mädchen sich zurückgesetzt fühlte. Die Mutter hatte Angst, wenn sie dem Jugendamt etwas sagen würde, weil ja die Fremdplatzierung als Drohung in der Luft hing und sie wollte natürlich ihr Kind nicht verlieren.
Das Jugendamt kontrollierte die eigene Anweisung von Januar 2004 bis Janaur 2008 nicht ein einziges Mal.
Ende Januar 2008 vertraute sich das Mädchen meiner Frau an und erzählte ihr, das sie vom Stiefvater sexuell missbraucht werde und auch unter Gewalt zum Sex gezwungen wurde. Meine Frau erzählte mir von den Vorfällen und wir nahmen Kontakt zur Mutter auf.
Der weitere Weg war der, das ich mich einschaltete und mit der Mutter zusammen zur Polizei ging und danach mit ihr das Jugendamt aufsuchte. Wir erwirkten dort, dass das Jugendamt endlich handelte und Hilfe zur Verfügung stellte. So wurden u.a. eine Institution für mißhandelte Mädchen, eine Institution für mißhandelte Jungen, eine Familienhilfe mit Pädagogen, eine spezielle Rechtsanwältin für misshandelte Kinder, dieSchulen, der Hort des Jungen mit einem speziellen Psychologen, sowie weitere Psycholgen für das Mädchen, den Jungen, die Mutter als ein Arbeitskreis gebildet. Überdies gingen wir zum Familiengericht und erwirkten eine geerichtliche Anordnung gegen den Vater/Steifvater, das er sich der Familie nicht mehr nähern dürfte und ließen ihm das Sorgerecht für seinen Sohn entziehen.
Die Fremplatzierung des Mädchens und auch des Jungen, hingen aber weiter im Raum, da die Mutter immer noch Nachts die Zeitungstouren zur Lebenssicherung fuhr. Die Kinder waren also Nachts unbeaufsichtigt, was dem Jugemdamt verständlicherweise nicht behagte.
Da die Mutter der Kinder ein Haus besitzt, schlug ich dem Jugemdamt vor, das wir dort umbauen und unsererseits mit einziehen werden, damit zum Einem die nächtliche Betreuung der Kinder gewährleistet ist und wir zum Anderem auf das gesamte Gefüg in dieser Familie Einfluss nehmen könnten. Deshalb unser Umzug nach Bremen.
Anfänglich habe ich mir die ganze Familiensituation einfach nur angesehen. Dabei vergingen ein paar Wochen. Ich wollte und musste mir ein Bild machen. Und dieses Bild brachte sehr viele Unzulänglichkeiten zu Tage.
Die Sauberkeit im Haus, die Körperhygiene der Kinder und auch der Mutter, ließen zu wünschen zu übrig. Der Umgngston ließ Herzlichkeit vermissen. Einfachste Dinge wie "Bitte, "Danke, "Guten Tag", "Auf Wiedersehen", "Gute Nacht", gab es nicht. Jeder stand auf wann er wollte, jeder konnte essen wann er wollte. Kein Zusammenhalt, wenig Gemeinsames.
Ich bat die Familienhilfe einen Wochenplan zu erstellen, aus dem hervorgeht, wann jeder aufzustehen, das jeder zu Frühstücken hat, wann gemeinsam mit allen Beteiligten das Abendessen stattzufinden hat und einige Dinge mehr.
Ich selber erstellte einen Regelkatalog, der jeden Beteiligten zu einem freundlichem Umgangston, zu Bitte, Danke, Guten Morgen, Guten Tag usw. verpflichtete. Und, das Wichtigste, meine Frau und ich leben es vor.
Es sind erst ein paar Wochen die wir hier nun wohnen, aber erste kleine Erfolge sind sichtbar. Es wird ein sehr schwerer und sehr langer Weg werden und vielleicht werden wir nicht alles so hinbekommen, wie meine Frau und ich es uns erhoffen. Aber wir werden nicht nachlassen un hoffen, das es wenigstens dafür reicht, beiden Kindern, plus unserem Junior, genügend mit auf den Weg zu geben, das es später für ein eigenes Leben in geordneten Bahnen reicht.
Wir können nicht die Welt verändern, aber wir können in dieser Familie Einfluss ausüben. Unsere Interventionen greifen und werden angenommen. Von der Mutter, die sich täglich ein Stück weit ändert, von den Kindern, die Vertrauen fassen. Von allen drei Beteiligten, die sich Rat holen, die sich anvertrauen. Und neue Töne hallen durchs Haus. Man hört hier jetzt "Bitte, "Danke, "Guten Tag", "Auf Wiedersehen", "Gute Nacht". Damit haben meine Frau und ich schon das schönste Weihnachtsgeschenk erhalten.
Business (Er)