@WiB
liebe Rene,
Ein Alkoholiker, der immer wieder trinkt, hat meistens ein schlechtes Gewissen.
Eine Mutter, die ihr Kind schlägt, hat meistens ein schlechtes Gewissen.
Ein Mann, der seine Frau schlägt, hat meistens ein schlechtes Gewissen.
Ein Arbeiter, der in seinem Betrieb etwas stiehlt, hat meistens ein schlechtes Gewissen.
Ein Unternehmer, der Steuern hinterzieht, hat meistens ein schlechtes Gewissen.
Der "kleine Mann", der auch mal das Finanzamt belügt, oder eine Versicherung betrügt und auch mal Schwarzarbeit macht, hat meistens ein schlechtes Gewissen.
Der Unternehmer tut es wohl aus Gier, der Arbeiter oft auch aus Not.
Aber Unrecht tun beide und die Summe in der Masse gesehen dürfte bei beiden hoch sein.
Und eines ist beiden, bzw. allen gleich. Sie haben alle ein Unrechtsbewusstsein, sie haben auch alle ein schlechtes Gewissen. Zumindest am Anfang.
Aber dann setzt ein Verdrängungsmechanismus ein. Es wird versucht, die eigene Handlungsweise zu rechtfertigen. Ach, ist ja nicht so schlimm, sagt der Arbeiter, sind doch nur kleine Summen, ein paar Euro, dass tut doch niemandem weh.
Ich zahle schon soviel Jahre meine Prämie an die Versicherung, dann kann ich mir auch mal was holen.
Ich zahl doch Steuern, so ein bisschen Schwarzarbeit ist doch nicht schlimm und die paar Euro für falsche Angaben beim Finanzamt werden doch niemanden umbringen.
Der Unternehmer denkt genau so, nur in anderen Summen, in anderen Dimensionen.
Und so beruhigen beide ihr Gewissen. Sie reden sich ein, dass es ja doch garnicht so schlimm ist.
Und um so länger es gut geht, um so ruhiger wird das Gewissen.
Ich glaube, dass dies menschlich ist, in der menschlichen Natur liegt.
So wie die Mutter meist überfordert ist, aus Verzweiflung ihr Kind schlägt und permanent Entschuldigungen dafür sucht, um ihr Gewissen zu beruhigen. Der Alkoholiker, der alles verliert, Job, Ansehen, Familie, er wird sein Gewissen mit noch mehr Alkohol betäuben, sein Elend verdrängen und sein Gewissen beruhigen, indem er die Schuld bei anderen sucht.
Der aktuelle Fall wird sicher ohne Freiheitsstrafe ausgehen. Der "große Fisch" hat gute Anwälte, viele Beziehungen und hat auch sehr viel schon zurückgezahlt. Er ist geständig und zeigt Reue.
Es ist egal, ob diese Reue echt ist. Er nutzt bestehendes Recht und das ist sein gutes Recht.
Ob er damit sein Gewissen beruhigen kann, ich weiß es nicht.
Und liebe Rene, Gerechtigkeit ist ein Wort. Nichts weiter.
Er ging vor Gericht und wollte Gerechtigkeit.
Er bekam........ EIN URTEIL
Ob dies Urteil gerecht war.............
Das steht sehr oft nur in den Sternen.
lg Ralf