Ein neuer Versuch...
Woher kommt denn das Wissen, woher die Gewissheit, was richtig und falsch ist?
Die eine Seite ist die gesellschaftliche Übereinkunft, was richtig und falsch ist. Und diese Übereinkunft ist abhängig von der jeweiligen Kultur und Zeit. Das bedeutet, dass es auf dieser Ebene keine wirklich eindeutigen und verlässlichen Werte gibt.
Wir haben jetzt hier in unserer Gesellschaft Werte bzw. Grundüberzeugungen, die uns sagen, dass nur der Strebsame, der Erfolgreiche, der diszipliniert Funktionierende, der hart Arbeitende, Folgsame und Angepasste für uns wertvoll sei. Ist das so? Und wenn ich diese Werte vernachlässige, muss ich dann ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich einfach nur bin und mich dem Leben anvertraue, wie jedes Tier, jede Pflanze und jede lebendige Zelle? Bin ich dann wertlos?
Die andere Seite liegt viel tiefer.
Ich bin überzeugt, dass jeder auf dem Grunde seines Wesens und von Geburt an ganz genau weiss, was für einen selbst richtig und falsch ist.
Sei es, dass es von den Genen kommt, die das Überleben der Menschen durch Zusammenarbeiten in Gemeinschaft, jeder nach seinen Talenten, durch Nähe, Anerkennung, Respekt und Hilfestellung so erfolgreich machte. Sei es, dass es von dem kosmischen Funken in uns kommt, der uns wissen lässt, dass wir Teile eines grösseren Ganzen sind. Sei es, dass wir eine Gott genannte innere Führung in uns wahrnehmen.
Diese Gewissheit von Richtig und Falsch lässt sich nicht in feste Regeln fassen, da dies immer von dem hier und jetzt, also von der jeweiligen Situation abhängt.
Oft genug ist dieses natürliche Gewiss-Sein entgegengesetzt zu den vereinbarten gesellschaftlichen Regeln und wird durch unsere gesellschaftlich anerkannte Erziehung eher verbogen. Wenn wir dann deswegen an der eigenen Gewissheit zweifeln, bleibt nur noch die Unterordnung unter das System, in dem wir gerade leben. Wir haben keine eigenen Werte mehr, wir übernehmen die Werte der Anderen. Wir folgen dann nicht mehr unserem inneren und ureigenem Gewissen. Wir verbergen uns in uns selbst und lassen uns von aussen bestimmen. Und schlimmer noch, wir geben diese Verdrehung an unsere Kinder weiter.
Lasst uns aufhören, für jeden Menschen absolute Regeln errichten zu wollen. Lasst uns lieber lebendig und menschlich miteinander umgehen.
Gesunde und natürliche, veränderbare Regeln entstehen aus der Gemeinschaft, in der Jeder von Geburt an gleich und wertvoll ist. Jeder von uns ist mit ungeahnten und einzigartigen Talenten ausgestattet. Lasst uns Freude an der Unterschiedlichkeit der Menschen haben. Das hier ist das Leben und das Leben hat mehr Weisheit als jedes noch so kunstvoll ersonnene Regelwerk, das so viele andere Menschen unterordnet, ausgrenzt, quält und tötet.
Andreas