Es wirkt........
Heute konnte unsere Geschäftsleitung alle Mitarbeiter über die positive Entscheidung zum Erhalt unserer Firma und den Erhalt unserer Arbeitsplätze in einer kurzfristig angeräumten Mitarbeiterversammlung informieren.Das war die dritte Mitarbeiterversammlung in den letzten 8 Tagen. Bei allen Versammlungen war ich als Betriebsratsvorsitzender beteiligt und habe bei den ersten beiden viel einstecken müssen. Es war alles unsicher, es gab noch keine Entscheidung und die Insolvenz war ganz nah, ganz bedrohend.
Die Unsicherheit hat viele Kollegen veranlasst, meine Rückendeckung und Unterstützung für unseren Geschäftsführer zu kritisieren, auch mich als Person, als Amtsinhaber, aber auch als Mensch zu kritisieren. Zum Teil heftig und unter der Gürtellinie.
Viele haben mich unter Druck gesetzt, ich hätte eingreifen müssen, einen Anwalt holen müssen und und und und.......
Nun, warum habe ich den Geschäftsführer unterstützt? Ich habe auf mein Gefühl gehört. Auf meine innere Stimme. Er hat sich seid 5 Wochen pausenlos und unermüdlich für die Firma eingesetzt. Er hat verhandelt, Investoren gesucht, mit allen beteiligten Parteien Gespräche geführt, er hat bis zur völligen Erschöpfung gekämpft, gearbeitet, telefoniert, verhandelt, er hat sich eingebracht, er hat Herzblut gezeigt.
Ich habe deshalb an ihn geglaubt, auf ihn gesetzt, ich habe ihm vertraut.
Als er nun heute die positive Neuigkeit verkündet hat, waren viele unendlich erleichtert, viele glücklich und voller neuer Hoffnung. Es gab Beifall und Zustimmung und ich habe ganz versteckt im Hintergrund eine tiefe Freude für diesen Beifall empfunden. Er, der Geschäftsführer, der immer Schuld hat, der oft nur Kritik bekam, wurde belohnt. Das hat er verdient. Mehr als verdient. Und das habe ich ihm von Herzen gegönnt. Denn er hat mich nicht enttäuscht.
Ich habe nach seiner Mitteilung und nach seinem Applaus eine kurze Rede gehalten. Ich habe mich aufrichtig bei ihm bedankt. Ich habe vor allen Mitarbeitern seinen Verdienst an der Lösung unterstrichen, ja, ich habe seinen persönlichen Einsatz sehr gelobt.
Er hat es verdient.
Anschließend haben mir viele auf die Schulter geklopft. Einige haben auf einmal die Kritik an meinem Vertrauen zum Geschäftsführer vergessen gehabt. Ist ja alles gut gegangen, gut geworden. Gut gemacht, du hast recht gehabt, er hat es geschafft, unser Geschäftsführer.
Ich habe mich ganz schnell zurückgezogen, habe Lob abprallen lassen und habe in meinen Gefühlen, in meinem Inneren die Kritik an mir, an meiner Person und meiner Haltung behalten.
Nicht um nachtragend zu sein, nicht um Recht zu behalten. Denn mein Gefühl sagt mir, wenn es nicht gut gegangen wäre,,,,,,,
was wäre dann gewesen?
Diese Kritik, die sitzt noch in mir. Sie wirkt in mir. Denn sie hätte ja auch richtig sein können, wenn es eben nicht gut gegangen wäre.
lg Ralf