Grundsätzlich
haben wir uns der meisten gesellschaftlichen Normen entledigt. Wir sind beide nicht in der Kirche, gehen nicht in die Kirche und gehen auch nicht auf Beerdigungen. Wir haben beide einen Glauben, jeder für sich. Wir sind in keinem Verein, in keiner Partei und somit in unseren Entscheidungen meistens frei.
Wir haben die ersten sechs Jahre unserer Ehe völlig monogam gelebt und geliebt. Mit ehrlicher Treue und Vertrauen. Dann wollten wir uns verändern. Unser Interesse an neuer vielseitiger und nicht der Norm entsprechender Sexualität war groß. Und eine kindliche Neugier darauf, verbunden mit einer offenen Freude.
Also veränderten wir uns. Kleidung, Auftreten, neue Bekanntschaften....
Lack, Leder Gummi, Nylons, Strapse, High-Heels, Clubbesuche Partys.....wir leben offen, offensiv, nicht heimlich, wir haben nichts zu verbergen. Es war einfach nicht mehr zu verbergen
Unsere Nachbarn, Kollegen, Bekannte und sogar einige Freunde waren entsetzt. Es kamen Beleidigungen, Verletzungen, Beschimpfungen, Vorurteile, üble Nachrede, Ärger in der Firma, wir waren damals beide in einer Firma im öffentlichen Dienst. Wir wurden geschnitten, im Kegelverein wollte uns auch keiner mehr, im Tennisverein, (Betriebssport) wurde uns auch nur noch Feindseligkeit zuteil. Alle wollten uns bekehren und da wir dies nicht wollten, haben sie uns geächtet,
Wir waren nicht mehr in der Norm, nicht mehr gesellschaftsfähig. Wir wurden nicht mehr eingeladen und selbst Freunde, von denen wir das niemals gedacht hätten, haben uns fallen lassen.
Also, was nun? Eine berufliche Veränderung gesucht, um dieser ganzen Scheiße zu entkommen. Hessen bot uns eine Möglichkeit. Also ab nach Hessen.
Fremde in einem fremden Ort, ein neuer Job, alles neu. Von Anfang an sofort so gelebt, wie wir es wollten. Keiner mehr da, der uns kannte, so wie wir vohrher waren.
Wir waren die erotischen, die offenen, die auffälligen, die nicht der Norm entsprechenden. Aber nun lernten uns Nachbarn und Kollegen gleich so kennen, Wir waren Fremde, vielleicht ein wenig verrückt, aber so waren wir und so sind wir angenommen worden.
Nach drei Jahren Hessen hatten wir gute Nachbarn, die auch Freunde geworden sind. Ein neuer Bekanntenkreis entstand, die Kollegen waren in Ordnung und haben uns akzeptiert und nach und nach haben wir uns integriert und einen neuen Bekanntenkreis und neue Freunde gefunden. Alle wussten wie wir sind und wie wir leben.
Wir orientieren uns an Werten und die versuchen wir ernsthaft zu leben. Wir brauchen keine Moral, uns reicht die Ehtik. Wir sind offen und ehrlich und das nehmen uns unsere Nachbarn, Bekannten, Kollegen und Freude heute ab. Sie haben uns so kennen gelernt wie wir sind und haben uns so akzeptiert.
Wir mussten uns diese Akzeptanz erarbeiten, etwas dafür tun. Wir mussten ihnen zeigen, dass wir anständige Menschen sind, die höflich, freundlich, hilfsbereit, ehrlich und offen sind und so leben.
Heute sind wir völlig akzeptiert, genießen eine Wertschätzung in unserem kleinen Ort.
Wir dürfen leben wie wir wollen und das tun wir auch. Unsere Stammkneipe hat öfters Besuch, wo einige Einheimische öfters mal die Luft anhalten. Da kommen schon mal Damen in Lack und Leder, mit Heels und Stiefeln, die in unserer Region bis vor unseren Einzug unbekannt waren.
Meinen fünfzigsten Geburtstag haben wir fast genau vor 5 Jahren gefeiert. Es war die spannenste Feier unseres Lebens. Nachbarn und Bekannte aus unserem Ort, Kollegen aus meiner Firma und unsere Freunde aus der Sauna und hiesigen Umgebung. Dazu habe ich zwei dominanten Frauen aus Köln, einige Swingerpaare, Freunde aus dem BDSM und Fetischbereich und bisexuelle Singles eingeladen.
In der Einladung an alle, also auch an unsere Nachbarn und Bekannten im Ort stand, erotische Kleidung erwünscht. Warnung! Es könnten außergewöhliche Gäste anwesend sein.
Ich könnte über diese Party ein Buch schreiben. Es war faszinierend, wir zwei Welten aufeinander getroffen sind. Fast alle haben sich an den Wunsch nach erotischer Kleidung gehalten.
Es war eine Wahnsinnsparty, viele sprechen heute noch davon und ich glaube an diesem Abend ist bis tief in die Nacht viel Verständnis für andere entstanden und es sind sogar zwei Freundschaften entstanden, die noch heute bestehen. Heute sind wir hier zu Hause und fühlen uns sehr wohl. Wir dürfen leben wie wir wollen und keiner redet uns rein.
Es war ein langer Weg, ein schwerer Weg, aber er hat sich gelohnt.
Allerdings die Verletzungen, Beleidigungen und Enttäuschungen von unseren damaligen Freunden im Kegel und Tennisverein sitzen tief in uns beiden drin, sowas vergisst man nicht und wir werden niemals mehr in einen Verein eintreten.
lg Ralf