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Narben der Vergangenheit ...

Narben der Vergangenheit ...
... wer hat sie nicht von uns erlebt und muss versuchen das Ganze aufzuarbeiten.
Wie geht es Euch damit?
Vielleicht seid Ihr auch bereit, uns ein wenig aus Euren „dunklen Seiten des Lebens“ anzuvertrauen.
Liebe Grüße
Eure Amanda46


Der Puppenspieler

Kinder, sagt der Klassenleiter, für die nächste Woche habe ich einen Puppenspieler eingeladen. Schreibt auf, was ihr gern über seine Arbeit von ihm wissen möchtet.

Der Gedanke, über die Arbeit eines Puppenspielers mehr zu erfahren, beschäftigte sie, ja, er vertrieb alles andere aus ihrem Kopf, was schließlich auch noch wichtig gewesen wäre. In eine heile Welt eintauchen, wie schön das sein wird. So gleich machte sie sich jede Menge Notizen. „Wollten Sie schon immer Puppenspieler werden?“ „Welche Figur ist Ihr Lieblingspuppe?“ „Wie lange müssen Sie die Texte lernen?“„ Haben Sie auch Kinder?“ „Spielen Sie Ihren Kindern zu Hause auch vor?“ Viele, viele Fragen hatte sie auf dem Herzen.
Endlich kam der lang ersehnte Tag.

Die Vorstellung „Der Schatz im See“ war atemberaubend. „So, sagte der Puppenspieler, und jetzt zu euren Fragen“. „Du“, komme bitte mal zu mir.“ Er zeigte auf sie, es verschlug ihr die Sprache, das Herz klopfte wie verrückt, sie, die doch in der Klasse von allen Mitschülern nicht beachtet wurde, sie, die immer allein auf der Bank saß, sie, die immer sehr still und verschwiegen war. Sie sollte nun vor allen anderen Kindern ihre Fragen stellen dürfen.
Langsam trat sie nach vorn, „Na, du bist wohl eine kleine Schüchterne?“ sagt der Puppenspieler. „Komm, setze dich auf meinen Schoß und nun darfst du mir deine Fragen stellen. „Ich?“ sagte sie, sie konnte keinen Schritt nach vor tun, so verwirrt war sie. Doch plötzlich dachte sie: „Ach, was soll es, er ist eigentlich ganz nett.“ Sie hatte plötzlich keine Scheu mehr und alles verlief wie im Traum. All ihre Fragen wurden auch beantwortet. Schön, das du dir so viele Gedanken gemacht hast; und sie wurde vor der Klasse gelobt. Wie stolz sie war.

„Also, wenn du Lust hast, sagte der Puppenspieler, besuche mich doch mal bei mir zu Hause. Ich zeige dir dann mal alle meine Puppen.“ „Die hat es gut, eigentlich wollte ich auch noch meine Fragen loswerden. Die blöde Kuh, die.“, murmelte ein Junge in der dritten Reihe.


Was keiner, wirklich keiner wusste, warum war sie so still, warum öffnete sie sich nicht, warum hatte sie immer Angst?

Der lange und sehr schmale Weg, der zum Haus des Puppenspielers führte, war dunkel. Sie drückte ganz vorsichtig den Klingelknopf. Er öffnete die Tür, „Komm doch herein!“ Und, sie war mit ihm allein in der Wohnung. Keine weiteren Kinder waren zu sehen. Ihre Angst, umschloss ihr kleines Herz, der Atem stockte und sie drohte zu ersticken. Sie konnte sich kaum noch rühren. Plötzlich, ganz plötzlich wurde ihr bewusst, warum sie hier war. Der Puppenspieler hatte sie von Anfang an durchschaut. Sie, die schon vom eigenen Vater missbraucht wurde. Keinem hatte sie je davon erzählt, Papa hatte es verboten. Und jetzt das.

Der Puppenspieler zog sie auf seinen Schoß und flüsterte ihr ganz leise ins Ohr, wie schön es doch sei, wenn sie sich das Kleid ausziehen wurde, er ihre Brust und sie dafür ……… , er hatte die Knöpfe seiner Hose bereits geöffnet.
Sie stürzte zur Tür, stolperte nach draußen. Der Weg vom Haus zur Straße nahm kein Ende. Sie rannte und rannte. Sie konnte es später nicht mehr nachvollziehen, wie lange sie geflüchtet war.


.... Sie konnte, wie schon so oft, nicht schlafen. Ihre eigenen Kinder waren schon aus dem Haus und hatten ihre eigenen Familien. Immer, immer hatte sie sich schützend vor ihre Kinder gestellt. Sie haben ihre ganze Liebe erfahren.
Schön, wenn man zusehen kann, wie die Enkel aufwachsen. Sind sie auch wirklich glücklich? Hatte sie alles getan um alles Unheil von ihrer Familie abzuwenden? Hoffentlich werden ihre Lieben nie derartige Erfahrungen machen müssen.

Ihre Angst ist geblieben, keiner konnte sie ihr je nehmen.….. ein Leben lang.
............................
Vor allen schützen mich die Lügen,
sind sie nur gut genug.
Aber mich selber zu betrügen,
ist sinnlos. Selbstbetrug
Hilft nicht bei Trauer.
Sie ist untäuschbar. Und sie liegt
in mir wie ein Polyp auf Lauer,
der tausend Arme hat und siegt.
Ich zwing sie nieder für zwei Stunden,
und das verfluchte Selbstmitleid.
Verjage ich mit scharfen Hunden.
Doch fliehen die beiden niemals weit.
Sie kehren versteckt zurück und springen,
mich aus dem Dunkel wieder an.
Ich helfe mir mit lautem Singen,
wenn ich mir nicht mehr helfen kann.
Nach außen heißt das: Ich bin heiter.
Warum auch nicht? Das Leben zieht,
mit mir als Vorspann ruhig weiter.
Und keiner weiß, was mir geschieht.
*****har Paar
41.020 Beiträge
Ein berührender Beitrag und Text.

Bin gespannt auf die Reaktionen ... Und werde dann sicher noch einiges dazu anmerken.

(Der Antaghar)
*******iene Frau
2.619 Beiträge
Der Text berührt mich sehr, da selbst betroffen.
Leider bin ich auch heute (40 Jahre später) immer noch nicht in der Lage darüber zu sprechen. Nur soviel, meine Kinder konnte ich schützen.

Biene
*****har Paar
41.020 Beiträge
Es gibt ...
... nur wenig, das heilsamer ist als über solche erlittenen Traumata zu reden oder zu schreiben.

Alles, was einem den Hals zuschnürt und noch immer weh tut, gibt denjenigen weiterhin Macht über einen, die schon mal durch ihre Tat Macht mißbraucht und Vertrauen geschändet haben. Das haben diese Menschen wirklich nicht verdient, das sie über ihre frevlerische Tat hinaus immer noch Macht über ihre Opfer haben - bis heute.

Also aus damit. Und wenn möglich, den Tätern ins Gesicht geschrien!

Jeder Frau, die einst sexuell mißbraucht oder vergewaltigt wurde und der ich helfen durfte, war genau das wie eine innere Befreiung, wie Aufatmen: Endlich nicht mehr gefühlsmäßig in den Klauen der Täter, wer immer das damals auch war.

(Der Antaghar)
*******iene Frau
2.619 Beiträge
Du hast ja Recht antaghar. Aber wenn es ein Fremder gewesen wär, dann hätte ich mich vielleicht schon eher offenbaren können. Aber es ist leider in der Familie geschehen. Ich habe mich damals in eine Ehe geflüchtet. Aber wenn ich jetzt rede dann nehm ich meinem Bruder und seiner kleinen Familie die Heimat. Ich bin nur froh, das er Jungs und keine Mädchen hat.
Ich kann erst reden, wenn die Person nicht mehr lebt.

Ich bin 40 Jahre einigermaßen damit klar gekommen, ich kann nun auch noch warten.

Biene
**********ker07 Frau
17.999 Beiträge
Mir wird nie wieder jemand etwas derartiges antun !!!

Einem meiner Peiniger habe ich all das geschrieben und ihm wieder zurück gegeben. Der andere ist verstorben.

Gerade heute habe ich das Buch "Ich stehe nicht mehr zur Verfügung" angefangen zu lesen.

Auch Hellinger schreibt sehr Interessantes zum Misssbrauch.

Vielleicht später mehr dazu...


Mrs. Heart*herz*
Die Narben heilen nie
Amandas Bericht geht unter die Haut,
die Narben verheilen nie.
Viele Opfer bleiben Opfer und können auch zu Tätern werden.

GMPaar
***at Mann
2.908 Beiträge
Theater
am vergangenem Sonntag war ich in einer Nachmittagsvorstellung der Münchner Kammerspiele. Das Stück hieß "Angst und Schrecken" oder ähnlich.

Es ging um einen Lehrer der vor zehn Jahren zwei Jahre wegen Pädophilie eingesessen war. Er übt mittlerweile einen anderen Beruf aus.

In dem Theaterstück wird er in Versuchung geführt, offenbar, um erneut zu überführt zu werden.

Der Regisseur hat ein modernes Skandalstück inszeniert. So ist z.B. der Hauptdarsteller für mindestens eine halbe Stunde lang splitternakt in Frontansicht auf der Bühne. Das Ensemble gestaltet das Stück frivol und frech. Manche Szenen gelingen einfach begeisternd. In meiner Nähe sitzt ein Grüppchen Salzburgerinnen im fortgeschrittenem Alter, sie könnten allesamt Mitglieder unserer Gruppe sein. Sie sind eigens für dieses Stück angereist und gouttieren die Schlüpfrigkeiten hörbar.

Trotzdem bleibt ein schaler Geschmack:
Darf man die Thematik Pädophilie so einpacken?
Ich entschließe mich ein e-mail an die Kammerspiele zu schreiben. Doch dann wird mir bewusst welch armseliges Licht ich bin. Sicher trudeln bei den Münchner Kammerspielen täglich Traktate begnadeter Schreiber ein - in München wirkt z.B. auch Joachim Kaiser - was könnte da BFlats zweifelnder Text bewirken?

Amandas Geschichte vom Puppenspieler hat mich beeindruckt.
Vielleicht sollte ich doch schreiben.

Wenn Shakespeare oder Aristoteles so interpretiert werden, daß nur noch ein promovierter Kulturhistoriker den Bezug zur Quelle herstellen kann, so sehe ich das als amüsante Herausforderung.

Jedoch: Kinder sind Menschen und sie haben nur ein Leben. Es eignet sich nicht für eine Farce wenn es ihnen verdorben wird.

Amanda wohnt im Münchner Großraum. In ihrem Profil bekundet sie Interesse an Kulturereignissen.
Ob sie das Stück kennt?
Ob sie es ganz anders sieht?



BFlat
**********ker07 Frau
17.999 Beiträge
@ BFlat

Wer darf sich schon als begnadeten Schreiber bezeichnen. Ich bin es sicherlich nicht, und doch schreibe ich auch hier, wenn ich mich auch nicht immer präzise ausdrücke... oder einen geschliffenen Stil beherrsche...

Ich kann dich nur dazu ermuntern, dich auf jeden Fall bemerkbar zu machen !


Mrs. Heart*herz*
*******iene Frau
2.619 Beiträge
@Ms.Heart

Auch bei mir sind manchmal die Gedanken schneller als die Finger beim tippen.
Da klingt dann manches etwas verquer, aber auch ich mach mich trotzdem(oder gerade darum) hier mit bemerkbar.
Es ist einfach ein schönes Gefühl, gleichgesinnte oder gleichbetroffene hier zu finden und dadurch zu wissen, Andere haben die gleichen Gefühle und Probleme.
Biene
*******iene Frau
2.619 Beiträge
@Ms Heart
kennst du schon Schwestermutter von Ulrike Dierkes?

Auch ein tolles Buch
**********ker07 Frau
17.999 Beiträge
@ Solo_Biene

danke für deinen Hinweis, das Buch kenne ich noch nicht.

Im Moment vertiefe ich mich wieder einmal in eines der Bücher von Bert Hellinger.

Thema: Eltern und Kinder und sexueller Missbrauch in der Familie. Ein sehr komplexes Thema, welches nicht in einem Satz abgehandelt und zusammengefaßt werden kann.

Ich habe jedoch mit Hilfe auch dieses Buches vieles auflösen können.


Meine Mutter hat mir damals nicht geholfen, weil sie zu schwach war. Und an dieser Stelle möchte ich einmal betonen, daß das keine Entschuldigung von mir war, sondern eine Erkenntnis, die ich erst vor ein paar Jahren gewonnen habe.

Wir hatten das Thema Missbrauch schon einmal in einem anderen Thread, eingestellt von unserem lieben Sugilith.

Und als ich schrieb, daß meine Mutter zum Helfen zu schwach war, haben sich einige Mitglieder gerade auf diesen Satz gestürzt und die wildesten Vermutungen darüber angestellt und der Thread lief dann in eine andere Richtung.

Ich will hier nichts entschuldigen, es handelte sich einfach um eine Erkenntnis, die ich sehr spät gewonnen habe.

Inzwischen kann ich mit meiner Mutter am Telefon Gespräche führen, die früher nie möglich gewesen wären.


Mrs. Heart*herz*
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ lonely_heart
Hellinger zu lesen, das ist immer gut. Man muss nicht alle seine Ansichten teilen, aber es sind immer wertvolle Anregungen dabei und völlig neue, unerwartete Blickwinkel.

Und auf seinem Fundament baut ja auch das geniale Buch "Ich stehe nicht mehr zur Verfügung" auf ...

*

Du sprichst da erneut ein heißes Eisen an: Mütter, die vom Mißbrauch ihrer Kinder wissen und sie nicht davor beschützen.

Ich muss zugeben, dass ich selbst schon von Hass erfüllt solchen Müttern gegenüber saß und nicht wusste, ob ich sie bedauern oder verurteilen soll, ob ich ihnen gegenüber Mitgefühl empfinde oder pure Verachtung.

Weißt Du, was mich meistens dazu gebracht hat, sie letztlich doch zu verachten? Es war ihr unsäglicher Egoismus, nicht ihre Schwäche: Den meisten war ihr Leben, ihre Zukunft, ihr Wohlbefinden im Endeffekt wichtiger als das ihres Kindes, sie waren sich selbst der Nächste.

Mir ist wohl bewusst, dass das ein knallhartes Urteil ist und dass ich damit daneben liegen kann, dass ich mancher dieser Mütter womöglich Unrecht tue.

Wie siehst Du das denn heute, also nach all Deinen Erfahrungen und Erkenntnissen? Liege ich da total falsch?

(Der Antaghar)
*******iene Frau
2.619 Beiträge
Auch meine Mutter hat nur die "heile Welt" aufrecht erhalten.
Aber ich bin ja nicht besser als sie. Ich schweig ja auch. Bei ihr ging es immer nur, das nicht sein kann, was nicht sein darf.
Hilfe gab es von ihr nicht. Was solls. Sie lebt nicht mehr. Also kann ich sie auch nicht mehr hassen, aber verstehen kann ich sie immer noch nicht.
Wenn es mir so gegangen wär, wie der Mutter von Ulrike Dierkes, dann hätte sich vielleicht etwas geändert, es wär alles ans Licht gekommen.
Aber er ist aus meinem Bett ins Ehebett gegangen und hat das Kind Gott sei Dank nicht mir, sondern meiner Mutter gemacht.
Ich liebe meinen kleinen Bruder über alles. Er weis ja nicht, was in der Nacht seiner Entstehung alles passiert ist.
Er wird es auch nie erfahren solange sein Vater lebt.

*herz* Biene
*****har Paar
41.020 Beiträge
@ Solo_Biene
Völlig OT, muss aber kurz sein:

Ulrike Dierkes kannte ich mal persönlich und hab mich mit ihr unterhalten. Sehr interessant und informativ, lehrreich - und in einer Hinsicht nur deprimierend: Da schämt man sich, ein Mann zu sein.

(Der Antaghar, der solche Männer niemals begreifen wird)
**********ker07 Frau
17.999 Beiträge
@ Antaghar

du liegst überhaupt nicht falsch. Sie wollte auf ihre Bequemlichkeit nicht verzichten. Im Laufe der Jahre habe ich das erkannt.

Mittlerweile führen wir Telefongespräche, die wirklich ans Eingemachte gehen und erst letzte Woche habe ich ihr einige Dinge nicht erspart. Zwar bin ich dabei immer sehr ruhig - werde also nicht laut - aber doch sehr bestimmend.

Weil ich mich mittlerweile aus der Opferrolle verabschiedet habe, können wir ganz anders miteinander sprechen und sie bringt mir gegenüber auch einen Respekt entgegen, den sie früher vermissen ließ.

Im Moment lese ich quasi parallel: Hellinger (einzelne Kapitel) und auch "Ich stehe nicht mehr zur Verfügung"


Mrs. Heart*herz*
*******ine Frau
1.591 Beiträge
@Sole_Biene, @Antaghar
Ich habe mein Post entfernt, weil es mir bei nochmaligem Lesen zu hart und bewertend erschien.

Dies war nicht meine Absicht.

Ich ziehe mich aus diesem Thema zurück, da ich den Austausch hier nicht stören möchte durch meine rigide Haltung zum Thema Missbrauch und dem gebührenden Schutz von Kindern.

Florestine
Profilbild
******ies Mann
5.496 Beiträge
Die Beiträge ...
in diesem Thread machen mich sehr
betroffen ... denn auch in unserer
Familie hat es "Mißbrauch" gegeben.

Der Täter ist schon lange tot und das
Opfer (meine Schwester) hatte lebens-
lang ein gestörtes Verhältnis zum Sex
ist im Alter sukzessive zur Männer-
hasserin geworden.
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