@Allgäuer
vielen Dank für deine Anregungen.Die Frage, die mich beschäftigt ist, ob das Tal nicht genau so ein Seelenbestandteil in uns ist wie die Berge. Lieber nehme ich als Analogie dafür die Münze. Die Münze hat zwei Seiten, und wenn ich auf die eine Seite schaue, sehe ich die andere nicht.
So sehe ich unsere Seele als die Münze und unser normales Leben findet auf einer der beiden Seiten statt. Einmal ist da die Seite, die wir die helle Seite nennen. Wir sonnen uns da in unserem Erfolg, an schönen Gefühlen, sind aktiv nach aussen gerichtet und funktionieren. Dann ist da die Seite, die wir die dunkle nennen. Wir sind mit alten Verletzungen konfrontiert, spüren, dass da etwas nicht stimmt und sind eher passiv und antriebslos.
Es gibt zwei Einstellungen dazu in uns Menschen, die ich immer wieder beobachte: Die Eine verlangt, dass wir nur die helle Seite leben - und wir tun wahrlich alles, um die dunkle Seite nicht zu beachten und uns schleunigst wieder auf der hellen Seite zu bringen. Die Andere ist eine Art Aufgeben, die Vermeidung. Wir fühlen uns nicht wert genug, überhaupt Anteil an der hellen Seite zu haben und versuchen dem Schrecklichen durch Rückzug zu entgehen. Wir vergessen sogar, dass es die helle Seite überhaupt gibt.
Ich kenne beide Seiten, wie viele hier. Es kann nicht darum gehen, nur einer Seite Beachtung zu geben. Wir lernen, dass das Leben eine Berg- und Talfahrt ist und dass es darum geht, eine innere Balance zu finden, die Mitte der Münze als Ruhepol und Identität zu sehen. Wenn die "dunkle" Seite Beachtung verlangt, so werden wir uns z.B. mit den Gefühlen der Verzweiflung in uns auseinandersetzen müssen, lernen, diese Gefühle auszudrücken und als berechtigte Regungen unserer Seele zu akzeptieren. Diese Gefühle haben reale Ursachen gehabt, die vielleicht in sehr früher Zeit lagen. Tu ich das nicht oder nicht ausreichend, so werden sie sich dennoch wiederholt bemerkbar machen - und dann manchmal auf sehr harte Weise.
Habe ich das Glück, mich auf der "hellen" Seite zu erleben, so geniesse ich das solange es anhält, kann anderen Menschen helfen und ein Stück Himmel vermitteln.
Im Wandel der Zeit durchwandert jeder von uns, jeder auf seinem ganz einzigartigen Weg, viele verschiedene Landschaften und alles, jede Erfahrung hat da ihren Wert.
Aber manchmal auch können wir uns eine Ruhepause an den schönen Orten gewähren.
LG Andreas