@*******ond
Nachdem meine Eltern bereits eine Tochter hatten, kam ich als Nachzügler noch dazu. Meine Schwester hat sich so manchen Tag verflucht, wo sie auf mich aufpassen mußte, weil man mich einfach nciht aus den Augen lassen konnte
Ich war eh der Meinung, daß ich draußen bei meinen Freunden eh viel besser aufgehoben war. Meine Eltern arbeiteten beide und sorgten auch beide dafür, daß alles reibungslos ablief. Das ging allerdings nur, weil mein Vater eben auch alle hauswirtschaftlichen Arbeiten konnte.
Besonders angetan war ich von unserem Garten. Nicht nur, daß es da alles gab und ich auch fleißig mithelfen durfte, mein Vater hatte mir einen Sandkasten und eine Schaukel gebaut. Das besondere Vergnügen war das Duschen auf dem Werksgelände. Den Geruch der Seife hab ich immer noch in der Nase. Man darf nicht vergessen, daß man zu der Zeit zu Hause nur baden oder duschen konnte, wenn der Ofen geheizt wurde. Gleichzeitig zeigte mir mein Vater auch seinen Arbeitsplatz und informierte mich über alles.
So hatte ich immer auch Einblicke in der Welt der "Großen".
Reiche Vielfalt an Gemüse und Obst waren immer gesichert. Und sogar das Einmachen machte Spaß, weil wir mit einbezogen wurden.
Die Arbeitsstelle meiner Mutter lag auf meinem Heimweg von der Schule und ich war in der Backstube immer herzlich Willkommen und "staubte" auch immer was Leckeres ab. So wurden die ersten Bausteine für meinen Beruf gelegt.
Wir wußten, daß die Eltern hart arbeiten mußten, meine Mutter hat noch nächtelang genäht. Doch wir bekamen immer modisches Outfit. Sogar so etwas wie Trainingsanzüge hat meine Mutter für mich gemacht. Sie mußte schnell einsehen, daß Kleider und Röcke nicht lange hielten.
Ich war ein schrecklich lebhaftes Kind, dem kein Baum zu hoch und kein See zu gefährlich war und im Winter bin ich regelsmässig im Eis eingebrochen......
Wir hatten noch Ofenheizung und es roch immer gut, weil mein Mutter immer etwas auf den Ofen stelle. Im Winter Äpfel und Tannenzweige. Die ersten Apfelsinenschalen wurden auch dazu gepackt.....vielleicht bin ich deshalb auch so ein Geruchsmensch geworden.
Auch wenn beide Eltern arbeiten gingen, die Zeit, die sie mit uns verbrachten waren sehr intensiv. Wir haben viele Spiele gespielt, der Einsatz waren Nüsse....
Niemand in meinem Umfeld hat so viele Geschenke und Dekos selbst gebasteltelt, wie meine Mutterund ich war immer dabei. Und mein Vater brachte mir den Umgang mit Werkzeug bei, da war ich 9 Jahre alt, meine Schwester mochte das gar nicht!
Ich habe es geliebt, nur Handarbeiten waren mit ein Gräul, aber wohl eher durch das lange Stillsitzen.
Wir waren eingebunden und haben alle Dinge aufgesogen wie Schwämme. Ich wüßte nicht, wie ich heute leben könnte, wenn das nicht so umfangreich gewesen wäre.
Doch auch meine Eltern hatten ihre Hobbies, die sie zum Kraftranken nutzten. Meine Mutter malte und mein Vater liebte Krimis und hörte klassiche Musik.
Ihr Erziehungsprinzip war "niemals ein Streit vor den Kindern" und so war ich fassunglos, als ich meinen Exmann geheiratet hatte und wir uns öfters in die Haare geraten sind.
Ich habe ihnen damals gesagt, daß ich das nicht richtig fand.
Sonst immer mit einbezogen, konnte ich das eine ganze Wile nicht verstehen, bis ich selbst Mutter wurde.
Doch meine Eltern zogen immer an einem Strang, egal wie oft wir versuchten, sie gegeneinander auszuspielen (ja, alle Kinder versuchen das), es gelang einfach nicht.
Auch wenn das Geld knapp war, etwas entbehren mußten wir nie!
Meine Mutter konnte allerdings durch ihre strenge Erziehung ihren Kindern keine Zärtlichkeiten geben, dafür glich mein Vater das toll aus. Heute weiß ich wie schlimm das für sie selbst gewesen sein mußte. Sie hatten für sich ein aussergewöhnliches Erziehungsmodell für die Zeit erschaffen und ich kann nur sagen, sie haben ihre Sache verdammt gut gemacht!Das einzigste was ich zu meckern habe ist, daß sie meine Schwester und mich immer "gleich" gehalten haben, dabei kam es oftmals zu Schwierigkeiten, weil wir so unterschiedlich waren wie Feuer und Wasser.
Für meine Kinder waren sie die beste Oma und Opa der Welt.
Rene