Unsere Menschlichkeit
müssen wir wohl messen an unseren ganz persönlichen Werten. Diese Werte haben gerade wir in unserem Alter, also über 50, in der Kindheit, in der Schule, in der Erziehung und in der Familie mit auf den Weg bekommen.
Höflichkeit, Pünklichkeit, Achtung und Respekt, zum Beispiel vor "Älteren", "Schwächeren", vor Dingen und Sachen, vor fremden Eigentum, Toleranz und Verständnis gegenüber Anderen, Andersdenkenden, Anderslebenden.
So haben wir im Laufe unseres Lebens Erfahrungen gemacht, Höhen und Tiefen erlebt und suchen alle unseren Weg zum Ziel, zum persönlichen Glück. Wir sind auf der Suche nach Erfolg, nach Anerkennung, nach materiellen Dingen, aber auch auf der Suche nach Wärme, nach Geborgenheit, nach Vertrautheit, nach Freundschaft, nach Liebe und Befriedigung unserer Bedürfnisse.
Das alles ist legitim.
Aber sind wir so, wie wir sein möchten? Sind wir ehrlich zu uns selbst? Haben wir es geschafft, zufrieden, ausgeglichen, ehrlich, bescheiden, hilsbereit zu sein, gerne etwas zu geben, abzugeben, zu helfen, nehmen wir wahr, wer Hilfe braucht und wann Hilfe nötig ist? Empfinden wir Freude, Glück am Erfolg anderer, am Glück anderer, oder sind wir nicht doch voller Neid, voller Gier nach mehr, mehr Erfolg, mehr Geld, mehr Haus, mehr Auto, mehr Möbel, mehr Freizeit, mehr Urlaub.
Ärgern wir uns, dass andere sich mehr leisten können, ein größeres Haus, ein größeres Auto, ein größeres Einkommen haben als wir selbst? Und werden wir gleichgültig, kalt und hart, weil wir nur streben nach mehr, weil wir nicht genug haben oder nicht genug bekommen können? Sind wir Rücksichtslos, um unser Streben nach mehr zu erfüllen? Werden wir egoistisch, ungerecht, selbstgerecht? Sind wir dann nicht automatisch intolerant und aggressiv.
Ich habe eine Zeit gebraucht, um mich selbst zu verstehen. Um zu erkennen, was wichtig ist für mich selbst. Was das Wesentliche ist. Was mir die Wahrheit über mich selbst bringt, was mich zufrieden und glücklich macht. Ich musste ehrlich zu mir selbst sein, um Fehler zu erkennen, sie auch einzusehen und sie nach und nach auszumerzen.
Heute kann ich sagen ich bin zufrieden, ich bin glücklich, ich bin in einem bescheidenen aber ausreichendem Maß zufrieden. Mit mir selbst. Und deshalb kann ich teilen, teilhaben lassen, teilnehmen lassen, an meinem Glück, an meiner Liebe.
Deshalb kann ich geben, ohne zu fordern, helfen, ohne Dankbarkeit zu erwarten. Denn die Freude und das Glück derer, denen ich etwas geben konnte, helfen konnte, diese Freude ist mein Glück, meine Freude.
Und dieses geben ist auch in der Liebe, beim Sex, bei der Befriedigung und Erfüllung wichtig. Dieses geben ist ein Geschenk. Es ist kein Pfand, den ich zurückfordern kann. Es muss von mir und aus mir kommen. Freiwillig und mit Freude, nicht mit Erwartung und Berechnung.
Nur wir selbst können erkennen, wie wir unsere Menschlichkeit nutzen, um diese Welt ein klein wenig wärmer und liebevoller zu machen. Damit wir selbst warm und liebevoll sind. Und nur wir selbst entscheiden, ob wir neidisch sind und nur haben wollen oder ob wir zufrieden sind und geben wollen.
Dessen sollten wir uns bewusst sein. Ehrliches Bewusstsein ist die größte Tugend und Weisheit ist es Wahres zu sagen und danach zu handeln.
lg Ralf