@cruiserman
Ich denke, wir haben vom grundsätzlichen einen durchaus ähnliche Ansicht zum Thema Eifersucht an sich.
Aber ganz offensichtlich belegt jeder für sich den Begriff unterschiedlich, so wie auch die Frage des Vertrauens mit gewissen Unterschieden in der Betrachtung eingeordnet wird.
Eure Meinung bleibt Euch unbenommen. Das wir das anders sehen ist ebenso ok.
Aber Ihr habt eine Frage gestellt.
Zur Antwort holen wir etwas mehr aus.
Wir können uns der These "alles oder nichts" ebensowenig unterordnen können, wie der Haltung "entweder - oder".
Wenn Goethe in seinem Faust schreibt "Es irrt der Mensch so lang er lebt" dann ist das einer seiner sehr weitsichtigen Sprüche.
Für uns ist es eine Lebensmaxime, Irrtümer immer für möglich zu halten. In der eigen Einschätzung, in der Einschätzung des anderen.
Und auch Ihr irrt. Zumindest darin, dass Ihr uns zuordnet Vertrauen, Blindheit und Gleichgültigkeit in direkten Zusammenhang zu stellen. Wir haben eingangs gefragt,
Wie weit sind vollständiges oder absolutes Vertrauen vom blinden Vertrauen entfernt?
Sind blindes Vertrauen und Gleichgültigkeit nicht eventuell verdammt dicht am gleichen Landungssteg angesiedelt?
und abschließend haben wir erklärt
Die Biberzähne,
die sich lieber zu ein ganz klein wenig Eifersucht, als zu Gleichgültigkeit und Blindheit bekennen....
Zwischen Vertrauen und dem immerwährenden blindem Vertrauen sehen wir eine Differenz, mit der wir nicht leben wollen und nicht leben. Der Knackpunkt der Ansichten ist, wenn man von 100 Prozent, also von absolut spricht. Absolut besagt, dass es keinen Spielraum mehr gibt. Da ist kein Platz für Veränderungen, da ist ein Irrtum ausgeschlossen.
Vertrauen beginnt und endet für uns dort, wo sich Partner ohne Angst oder Selbstzweifel über alles austauschen können, was die Partnerschaft angeht. Dazu gehört für uns auch, dass man, für den Fall, das man tatsächlich ins Zweifeln geraten sein sollte, das auch ganz offen ansprechen kann, weil wir wissen, dass wir darauf eine offene und ehrliche Antwort bekommen. Gerade weil wir uns da mit Goethes Erkenntnis identifizieren, räumen wir uns gegenseitig ein, zu irren.
Das gegenseitige volle Vertrauen zwischen uns sichert, dass ein Irrtum erkannt und ausgeräumt wird und so ohne Folgen bleibt.
Und gibt es wirklich zwei Menschen, die auf immer und ewig frei von Irrtümern sind. Ein Irrtum muss nichts dramatisches sein. Man kann schon beim verschlafenen Blick auf die Uhr irren und das sollte auf eine Beziehung eigentlich wirklich folgenlos sein...:-) Aber man hat sich geirrt - und das meinen wir.
Wenn Ihr schreibt, dass der geringste Zweifel, der Ausgangspunkt für eine Krankheit sein kann, die zerfrisst, dann geben wir Euch Recht bis zu dem Wort "kann".
"Kann" ist aber meilenweit weg davon, dass es so sein muss. Das muss es nämlich keineswegs. Nicht schwarz oder weiß!
Wir bedienen uns mal der Bibel (Johannes 8.7) "Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie..."
Aus unserer Sicht bedeutet das nichts anderes, als das niemand unfehlbar ist. Nicht absolut, nicht 100 Prozent.
Und wir für uns wollen nicht glauben, dass es die 100-prozentige Zuverlässigkeit, das 100-ige Vertrauen gibt, das aus logischer Sicht ja nicht den leisesten Zweifel, nicht den kleinsten Irrtum zulässt.
OK, wer dennoch für sich und seinen Partner dieses absolute in Anspruch nimmt, der soll es tun.
Wir tun es eben nicht und wir fahren dabei bisher gut und sind uns für unsere Beziehung sicher, dass es gut so ist.
Wie gesagt - das hat nichts mit generellen Zweifeln zu tut, da wird das Vertrauen nicht in Frage gestellt. Im Gegenteil - wir bestätigen uns so immer wieder, dass wir uns vertrauen können.
Nicht blind, sondern sehend.
Und eine ebenfalls absolute Aussage, wie:
Kurz gesagt, einmal eifersüchtig, immer eifersüchtig.
strafen wir zumindest auf uns bezogen schlichtweg der Lüge. Dann und wann mal ein kleines Fünkchen Eifersucht wurde stets und ständig zuverlässig gelöscht. Und die folgende Gewissheit, dass dieses Fünkchen keine Existenzberechtigung hatte, tut immer wieder gut - nicht oft, erst recht nicht immer öfter, aber eben auch nicht niemals. Ein aus unserer Sicht durchaus sehr gesundes Verhalten!
Die Ansicht
Eine Krankheit wird nicht besser, wenn sie dosiert auftritt.
ist allerdings im Leben nun überhaupt nicht aufrecht zu halten. Mal abgesehen davon das es wohl nicht wirklich eine gute Krankheit gibt, das wäre wohl ein Widerspruch in sich - es macht aber sehr wohl schon einen enormen Unterschied, ob die eigenen Abwehkräfte so gut sind, dass ein grippaler Infekt mit 2..3 Tagen tropfender Nase und etwas Missempfinden daher kommt, oder ob mich der Infekt wegen fehlender Abwehr mit voller Wucht und dabei vielleicht sogar tödlich trifft. Es ist nicht unbekannt, dass ein und der selbe Erreger an dem einen völlig folgenlos abprallt, den anderen, geschwächten hingegen tötet! Und azwischen können jede Menge unterschiedlicher Symptome liegen.
So gesehen habt ihr eigentlich die Basis für ein gute Gleichniss gefunden, auch wenn Ihr es genau im umgekehrten Sinne einbringen wolltet.
Niemand kann sich zu 100 Prozent gegen einen grippalen Infekt (zweifelsfrei eine Krankheit - oder nicht?) schützen, es sei denn er lebt völlig abgschottet von der Außenwelt in völlig sterilem Umfeld. Ob so ein Szenario auf Dauer real ist, darf in Frage gestellt werden. Wer gesund lebt, wer sich abhärtet, wer es schafft genügend Abwehstoffe aufzubauen, der hat die allerbesten Chancen, bei grippalen Infekten sehr glimpflich davon zu kommen und hat zudem die Gewähr, gegen den konkreten Erreger künftig immun zu sein.
Und wer gelegentlich einen kleinen Piekser Eifersucht empfindet, für den wird das ganz sicher nicht zum Fiasko und erst recht nicht zu einer chronischen Erkrankung führen, wenn das Vertrauen ok ist. Wenn die Vertrauensbasis ok ist, geht man aus diesem Piekser gestärkt hervor. Nicht auf Dauer immun, aber mit gestärktem Immunsystem, das sich da Vertrauen nennt.
Aber kein Grund zum streiten. Ihr habt Eure Ansicht zu unserer Ansicht kundgetan und wir haben es noch einmal beantwortet. Und wir werden wohl beide mit den bleibenden Unterschieden gut weiterleben können, wie wir das bisher ja auch getan haben.
Na und die Differenz zwischen 30 und 26 Jahren Erfahrung in einer Partnerschaft ist nicht so groß. Die jeweils lange Zeit belegt doch, dass sowohl das eine, als auch das andere bestens funktioniert.
Wenn wir das leichte gelegentliche Kribbeln spannender finden ist nun einmal unsere Art, damit umzugehen.
Aber vielleicht sehen es einige noch anders?
Schauen wir einfach mal...
LG in die Runde
Maus und Wolf
die Biberzähne