Also, sich zu verlieben, Körperflüssigkeiten auszutauschen und damit für Nachwuchs zu sorgen, das ist eine biologische Notwendigkeit.
Dass Menschen nicht alleine überleben können und deshalb in Gruppen leben, auch.
Die Erfindung der sexuell exklusiven Zweisamkeit ist eine Frage des Geschäfts und der Macht und der Versorgung. Die Ehe ist ein Vertrag, man verpflichtet sich zu bestimmten Verhaltensweisen (füreinander zu sorgen, die gemeinsamen Kinder aufzuziehen....) und in der Geschichte war "Ehe" auch ein Vertrag zwischen Familien und Ländern. Liebe war da zweitrangig.
Und angesichts der wirtschaftlichen Notwendigkeiten (und gesellschaftlichen Sanktionen) schluckte man/frau so manche Kröte und arrangierte sich. Daher kommen viele der langen Ehen unserer Großeltern - wenn sie in diesen Jahren eine emotionelle Basis entwickelten, die auch 50 Jahre hielt, wunderschön. Aber bei vielen gab es da auch Brüche zwischendrin. Oder man lebte nebeneinander her und die Frau blühte auf, wenn er gestorben war, weil sie endlich ein selbstbestimmtes Leben führen konnte.
Ich finde, heutzutage ist diese ganze Geschichte zu sehr mit Romantik erfüllt, mit Erwartungen, die niemand auf die Dauer erfüllen kann. Dennoch zusammen glücklich und zufrieden zu sein, erfordert aber dann auch Bereitschaft, um die Beziehung zu kämpfen und daran zu arbeiten und Veränderungen zuzulassen.
Dazu gehört auch Kompromissbereitschaft und der Spagat zwischen den Anforderungen der Gemeinschaft und der individuellen Entfaltung wird schwerer, weil es keine festen Rollen mehr gibt. Das hat aber auch die Chance, dass sich jedes Paar seinen Weg suchen kann und nicht in Konventionen gefangen bleibt.
Für mich bedeutete das erstmal, dass ich auf ein "auskömmliches finanzielles Polster" eines Mannes nie angewiesen sein wollte und es nie war. Das gab mir die Freiheit, über mein Leben zu bestimmen, so weit es ging - als Mutter ist man da z.B. eingeschränkter. Es gab mir die Freiheit, eine Beziehung, die mich kaputt machte und die nicht zu retten war (ich habe es 8 Jahre lang probiert) zu verlassen.
Ich bin kein besonders "romantischer" Typ, war ich nie und jetzt im Alter erst recht nicht. Also sehe ich das, was ich habe: Menschen, die mir nahe stehen, die für mich da sind. Sexuelle Kontakte, die mehr sind als ein Austausch von Körperflüssigkeiten. Und die Freiheit, über meine Zeit selber verfügen zu können.
Ich weiß, dass andere Menschen unter dieser SItuation leiden - ich würde ihnen gerne helfen, aber ich kann es nicht.
(Ende des Wortes zum Sonntag ....
)