@E-Wolf
Hallo Wolf,
es ist eine gut eingeschliffene Metapher: wenn zwei auseinandergehen, so ist die Beziehung "gescheitert".
Dahinter steht wohl die zweifelhafte Moral eines auch von mir gelebten Katholizismus, der nur ewige Bindungen kennt und es folglich als tiefstes Versagen sieht, wenn diese Bindung gelöst wird.
Ich finde zwischen Scheitern und Trennung ist ein himmelweiter Unterschied. Wenn eine Beziehung sich so entwickelt, daß die Partner sich nur noch gegenseitig weh tun, so mag dies das schmerzhafte Ende einer Beziehung sein. Doch ist es der Regelfall?
Bei Scheitern denke ich an ein Segelschiff, das z.B. in einem Sturm an einer Felsenküste zertrümmert wird. All die Fracht, all die Menschen, die dieses Schiff transportiert hat erreichen nicht ihr Ziel sondern gehen kläglich zugrunde.
Will heissen: Zukunftserwartungen sind nicht erfüllt worden.
Doch, ist das das typische Ende einer Beziehung? Ja, wenn es "die große Liebe" war. Welcher Mensch kann schon gebender Partner in solch einer "großen Liebe" sein, ohne sich zu verheben?
Romeo und Julia: das ist doch die typische große Liebe! Und Shakespeare's Gemälde wäre unvollständig, wenn er nicht einen niederschmetternden Showdown dazu komponiert hätte.
Bei einer großartigen Beziehung denke ich in erster Linie an den Anfang und an das Mittelfeld. Dass es am Schluß Tränen gibt ist doch der Beweis dafür, daß es schön war und auch richtig war für beide Partner. Doch sollte man dieses Ende schon als "Scheitern" bezeichnen? Wo sind die Güter, die unwiederbringlich in der Brandung des Lebens vernichtet wurden? Hat diese Beziehung nicht vielmehr Werte geschaffen die fortbestehen werden auch wenn die Partner in anderen Beziehungen stecken?
Worin besteht eigentlich der Schatz, der sich im Laufe eines menschlichen Lebens anreichern soll? Wir Üfü-People dieser Community sollten eigentlich Auskunft darüber geben können.
Ich danke Dir, Wolf daß Du es hingeschrieben hast, das "Scheitern" der Beziehung von Erich Fromm. Ich muß es mir erst noch ergoogeln.. Aber Du hast meine Sensibilität gegenüber dieser Metapher geschärft, die auch ich gerne gebraucht habe.
BFlat
gerne verliebt, ungern gebunden