Reif für das Festland
Liebe Marlis,
wir wohnen auf einer Insel, insofern wären wir reif für das Festland.....
Aber für mich, den männlichen Part, hilft eine Wanderung an der Steilküste, unten am Strand. Zwischen all den Steinen suche ich nach Seeigeln, Donnerkeilen und anderen versteinerten Fossilien aus der Kreide, die sich die See jedes Jahr aus der Steilküste nimmt. Durch die Konzentration auf diese kleinen Funde, die inmitten der Millionen Steine am Strand versteckt sind, vergisst man alles, was die Seele bedrückt, der Wind macht den Kopf frei und nach einem halben Tag ist der Büromief verflogen. Die Bewegung auf den Steinen fordert ihren Tribut, man schläft gut ein und ist wieder frisch und guter Dinge, besonders dann, wenn da auch noch ein schönes Stück gefunden wurde.
Der ideale Urlaub war lange Zeit ein Angelurlaub in Norwegen, der weibliche Teil konnte ausruhen und in die Stadt fahren, ich konnte, so lange ich wollte auf den Fjord hinaus und angeln. Da man immer etwas gefangen hat, war Zufriedenheit garantiert. Es war ein aktiver Urlaub, eine schönere Natur, als in Norwegen, gibt es nicht, frischeren Fisch kann man auch nie wieder bekommen – Herz was willst du mehr?
Wir haben dann Asien für uns entdeckt, wenn in Deutschland der Matsch und die Kälte des Winters in die müden Knochen gehen und man wirklich vom Stress des Berufes am Jahresende ausgepowert ist, dann ist es wunderbar in Singapur im Pool zu sein und aufzutanken. Tags über erholen und Sonne genießen und abends dann im Gewühl der Stadt eintauchen und diese anderen Kulturen erleben.
Zurück in Deutschland zehren wir davon dann wieder lange Zeit, bis wir dann schon wieder planen und organisieren, um etwas Neues zu erleben. Auch dies hilft, den Alltag leichter zu ertragen, wenn man sich mit dem kommenden Urlaubsgebiet befasst und Ausflüge plant oder sich nur mit dem Land und seiner Sprache befasst. Wir werden uns im kommenden Jahr einen Traum erfüllen, der eigentlich erst nach dem Eintritt in das Rentenalter vorgesehen war, wir werden um das Kap Horn fahren. Die Vorfreude darauf, auf dass was wir alles sehen werden, auf das Schiff, erstmals nach Südamerika – dies hilft auch schon jetzt, entladene Batterien wieder aufzuladen, wenigstens für kurze Zeit.