Bequeme Liebe...?
"Mit der Liebe ist es wie mit den Kleidern. Beide brauchen ein bisschen Spielraum, sonst fühlen wir uns eingeschnürt."
• Erna Lackner -
Ein sehr kluger und ein sehr passender Spruch, in den man nichts hineininterprtieren sollte,was da nicht reingehört.
Wieso soll man da auf "bequem" schließen? Und wenn, warum soll dann bequem negativ besetzt sein.
Bequem bedeutet letztendlich auch angenehm, Wohlfühlen, kuschelig, Genuss - und eine gewisse Bequemlichkeit muss man sich erarbeiten, schaffen und vielleicht auch gönnen.
Leider wird bequem auch negativ besetzt -oft neidvoll- in dem man jemanden vorwirft, er mache es sich bequem, wenn er sich nach vollbrachter Arbeit einfach mal zurücklehnt.
Klar - manche machen es sich auch bequem, indem sie einfach etwas nutzen oder in Beschlag nehmen, was sie gar nicht selbst geschaffen haben und wo sie einfach den Weg des geringsten Widerstandes gehen.
Aber all das will ich gar nicht hier hinein interpretieren, denn wenn man Kleidung und Liebe in Bezug zu Bequemlichkeit setzt möchte ich das sehen, was die Autorin wohl auch sagen wollte:
Kleidung ist nur dann bequem, wenn sie nicht einengt, wenn sie nicht einschnürt, wenn sie Luft zu Atmen lässt, wenn sie das Gefühl schafft, das man sich wohlfühlen kann ...und und und...
Bequeme Kleidung lässt immer etwas Spiel. Man denke an das Hemd mit Krawatte bei den Herren... Wenn zwischen Kragen und Hals keinen Spielraum gibt, kann es tödlich werden. Es ist nicht nur unbequem, man kann sich weder wohlfühlen noch kann man sich entfalten, wenn einem der Hals eingeschnürt wird. Auch das zu enge (hautenge) Kleid, dass nicht ein wenig Spielraum, ein klein wenig Luft läst, wird vielleicht im Moment schön sein, aber bereits nach kurzer Zeit nimmt es die Luft zu Atmen.
Und bequeme Kleidung sollte gut gewählt sein und viele Komponenten berücksichtigen, wobei ich Bequemlichkeit nicht mit Lässigkeit, Nachlässigkeit oder Schlumperklamotten gleichsetzen will.
Und da sehe ich sehr wohl die treffende Verbindung zur Liebe.
Auch die Liebe darf nicht einengen, darf nicht einschnüren, nicht drücken oder erdrücken.
Man muss auch in der Liebe "man selbst" bleiben können, braucht ausreichend Spielraum um sich selbst entfalten zu können und es muss ein ausreichender Spielraum vorhanden sein, das einem die Liebe nicht die Luft zum Atmen nimmt.
Das hat nichts mit bequem im Sinne von "einfach machen" zu tun.
Es ist einfach der Spielraum, den man bei passender Kleidung benötigt, damit man sich wohlfühlen kann, der Spielraum, den man genau so in der Liebe braucht, damit es auf Dauer passt.
Sicherlich kann man es sich in der Beziehung auch bequem einrichten, wenn man in dieser Bequemlichkeit nicht vergisst, dass sie einem nicht automatisch gegeben wird und das man in der Bequemlichkeit nicht träge und nachlässig werden darf.
Es ist also das Fingerspitzengefühl in der Beziehung, sich einen notwendigen Spielraum zu lassen, ohne sich zu entfernen...
Wolf der Biberzahn