Reife
Lamentieren könnte ich auch...
mein Arbeitgeber war in meinem 55 Lebensjahr am Ende. Da habe ich mich selbstständig gemacht und arbeite nun in sog. "Projekten". Das sind Einzelaufträge in der Größenordnung von drei Tagen bis etwa drei Wochen.
Ein Blick in die Zukunft ist nicht möglich, die "Auftragserteilung" für Aufgaben, die Techniker oder Ingenieure erledigen können erfolgt am Telefon innerhalb Minuten, es gibt immer einen Tschechen oder -Pardon- Ossi, der zum Selbstmörderlohn einspringt. Verhältnisse, wie zur Zeit von Gerhard Hauptmanns "die Weber".
Doch Theaterstücke sieht sich keiner an, von den Entscheidungsträgern. Bildung? die braucht man vielleicht um im Joyclub eine Frau anzumachen. Ansonsten ist sie Balast.
Doch, lamentieren ist nicht meine Sache. Ich suche nach den Gründen des Problems.
Auffallend ist die immer schlechtere Allgemeinbildung der Entscheidungsträger.
Die Natur hat ein Respektverhalten gegenüber älteren Menschentieren in unser Verhalten eingebaut. Das ist sinnvoll, weil wir so nicht die zeitraubenden und z. Teil gefährlichen "Erfahrungen" durchmachen müssen, die Andere gemacht haben. Aufmerksame Jüngere können so eine Abkürzung nehmen und schneller an's Ziel kommen.
Dieses Respektverhalten muß in die Schranken gewiesen werden, um eine Gruppe zu führen, in der auch ältere Mitarbeiter sind. Sonst verliert man die natürliche Autorität. Weitaus unkomplizierter ist es, wenn man sich mit jüngeren Mitarbeitern umgibt. Damit ist die Saat zum Jugendwahn gelegt.
Diese Saat wird mit Sprüchen wie "unser junges, dynamisches Team" gehegt und gepflegt und geht z.B. auch in den diffusen "shareholder value" ein, dem alle Aktienkäufer -vor allem jene jungen Angestellten selbst!- huldigen müssen, wenn sie ihr Geld nicht leichtfertig verpulvern wollen.
Ein Phänomen ist auch die immer schlechtere Bildung, die Entscheidungsträger der Zukunft haben werden. Der Hauptschulabschluß als Sackgasse, der sachkundige Handwerksgeselle als beruflicher Dynosaurier, das 8 jährige Turboabitur, und simple Universitätsabschlüsse wie "Batcheler" und "Master" prägen den Mittelbau künftiger Personalstrukturen.
Erfolgsorientierung und Karriere als berufliches Credo.
Wie will ein solcher Abteilungsleiter mit einem sicheren Blick beurteilen können, ob der Bewerber auch wirklich für seine Aufgabe geeignet ist, wenn er nie Zeit hatte, diesen Blick zu entwickeln? Da ist der Griff zur Checkliste einfacher.
Wie will ein solcher Abteilungsleiter sein Team umsichtig führen und jeden Mitarbeiter zu seinem persönlichen Erfolg verhelfen, wenn er nie Zeit hatte Menschen in ihrer Vielfalt zu erleben? Da gilt es, Exempel zu statuieren und dann möglichst schnell auf der Karriereleiter weiter aufzusteigen.
Wie will ein solcher Abteilungsleiter sich durchsetzen, wenn ein älterer Mitarbeiter seines Teams unvorsichtiger Weise Sprüche auspackt wie: "das haben wir schon einmal probiert" oder gar: "meiner Erfahrung nach.." Da wird der Ruf nach einem Jungingenieur einfach gemacht.
Am Ende wartet gesellschaftliches Elend, wie es überall auf der Welt zu sehen ist. Früher kamen die Entscheidungsträger dieser Länder nach Deutschland um zu studieren, wie wir ausbilden, wie wir Menschen bilden. Heute werden diese Entscheidungsträger sehen, wie wir all die Fehler übernehmen, die in Ländern mit Elend gemacht werden: armes Deutschland!
Und wie schaffen wir es nun, den Malstrom der Dummheit umzuleiten?
Da ist es leichter, gegen Kernenergie und Transrapid zu protestieren, gegen Studiengebühren zu wettern und Ausbildungs- und Studiengänge weiter zu "entrümpeln". Die Stromlinienform, der schnelle Weg zum karrierefördernden Diplom als Orientierung für die künftige Auslese unserer Gesellschaft.
BFlat