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Da war doch noch [Meinungsaustausch]

********lack Frau
19.366 Beiträge
Themenersteller 
Da war doch noch [Meinungsaustausch]
Hallo liebe User/innen der Gruppe,

vor einigen Tagen hab ich eine uralt Folge vom Tatort gesehen.
Lena Odenthal ermittelte mit Ben Becker auf dem Land in der Pfalz.

Zuerst wollte ich den Film gar nicht sehen, aber jetzt bin ich froh, daß ich es doch gesehen habe.
Der Film ist ein moderner Zeitzeuge und ich staunte nicht schlecht, daß mir dieser Wandel gar nicht so bewußt gewesen ist.
Sicher kann ich mich noch an viele Dinge erinnern, die damals so ganz anders waren, wie heute.
Aber so geballt hat es bei mir einen viel stärkeren Eindruck hinterlassen.
Da ich mich gerade mit der Erstellung von Biographien beschäftige, war das für mich sehr hilfreich, dieser Rückblick in die Vergangenheit.
Und auch zum Teil sehr nachdenklich machte, weil vieles eben auch deprimierend auf mich gewirkt hat. Vieles in den Wohnungen war eben nicht hell und farbig, sondern wirkte eher trist und zweckmässig. Vielleicht ist dieser Eindruck auch entstanden, weil es so kompakt war und nicht wie in der Erinnerung an irgendwelche Ereignisse geknüpft, die es in ein "mildes" Licht tauchten.

Die Tatsache, daß es damals keine Badezimmer gab und demzufolge auch kein heißes Wasser. Das, wollte man es warm haben, erst Brennmaterial da sein mußte um den Ofen anzumachen. Und der Waschtag eher für die Wäsche diente und baden ein Luxus war. Das Straßen meist nicht vor der Haustür anfingen, der Lebensmittelladen weiter weg war und man Lebensmittel entweder im eigenen Garten ziehen mußte und auch haltbar machen, damit man im Winter etwas zum Leben hatte. Das die Küche noch groß und Treffpunkt der Familie war und die anderen Zimmer eher sehr klein. Und das ein Wohnzimmer nur zu hohen Feiertagen geöffnet wurde, falls es denn überhaupt vorhanden war. Das Fahrradfahren kein Sport sondern mitunter das einzigste Fortbewegungsmittel war.

Dazu wird Euch, wie ich hoffe, auch noch einiges einfallen.

WiB
******_01 Mann
108 Beiträge
remember
dass das gute geschirr im wohnzimmer eingesperrt war.
genau wie das gute silberbesteck, und beides nur an allerhöchsten feiertagen, also weihnachten, sylvester, ostern und vielleicht noch bei runden geburtstagen des "patriarchen", zum einsatz kam.

der weihnachtsbaum wurde am 23. dezember im abgesperrten wohnzimmer aufgestellt, und am 24.dezember geschmückt, vom christkind natürlich.

am 24. dezember gegen 16:00 dann erklang das glöckchen und alle gingen von der küche aus, wo es das traditionelle heiligabend essen gab, wiener würstel mit kartoffelsalat, ins verdunkelte wohnzimmer, das nur durch die kerzen und wunderkerzen am weihnachtsbaum erleuchtet war.

weihnachtsgebäck wurde noch zuhause gemacht, man fing aber nicht vor dem 1.advent an.

heute gibts das erste weihnachtsgebäck im supermarkt ja schon ende september! bäääääääääää, da schüttelts mich

p.s.
@ womaninblack
wenn du interesse an weiteren bildern, oder fragen zur zeit zwischen ´50 und ´80 hast, kannst dich ja mal bei mir melden oder es hier posten.

mit lieben grüssen
und in nostalgischen gedanken schwebend
traver_01
Meine Kindheit....
......verbrachte ich bis zum 19 Lebensjahr in Bayern auf dem Land.

Unser Dorf hatte gerademal 8 Häuser,davon waren 3 Bauernhöfe.
Mein Schulweg war 5km pro Strecke und ich fuhr mit dem Rad,dieses hatte natürlich keine Gangschaltung.Im Winter wurde wegen der hohen Schneeverhältnisse gelaufen.
Der Weg führte quer durch den Wald,heute würde jede Mutter vor Angst sterben wenn Ihr Kind so einen Weg alleine machen müßte.
Meine Eltern hatten ein kleines Haus gemietet,am Dienstag war Waschtag im Keller und am Tag zuvor wurde die Wäsche eingeweicht.Auch ich mußte mithelfen,am schwersten war das auswringen der Wäsche,es gab bei uns erst 1969 eine kleine runde Wäscheschleuder.
Oma wohnte bei uns und sperrte sich gegen alles "neumodische" Zeug.
Der Badeofen wurde am Wochenende eingeheizt,tägliches duschen undenkbar.

Fleisch gab es am Wochenende zu essen,ansonsten viel Eintöpfe und jede Menge Kartoffelgerichte.Das Geld war knapp und Vater der Alleinverdiener.

Trotzalledem fand ich meine Kindheit wunderbar (abgesehen von den schwierigen Verhältnis mit meinem Vater).
Ich spielte draußen in der Natur oder auf dem Bauernhof in der Scheune.Langweilig war mir eigentlich nie,im Gegensatz zu meinen heutigen Enkeln.

Wir hatten auch lange Jahre kein Auto,die Einkäufe wurden mit dem Rad in dem 5km entfernten Lebensmittelladen gemacht.

Natürlich gefällt es mir, das wir heute soviele Annehmlichkeiten haben, doch manchmal denke ich wir sind heute trotzdem nicht glücklicher.
Wir fordern immer mehr,vieles ist zur Selbstverständlichkeit geworden.Die "gute alte Zeit" war schwer,aber wir wußten vieles auch mehr zu schätzen.

Liebe Grüße

Marlis
********lack Frau
19.366 Beiträge
Themenersteller 
@******_01

Ja, da daran erinnere ich mich auch.
Besonders die Vorweihnachtszeit, da wurde viel gebacken und Mutter sperrte die Köstlichkeiten immer in eine Metallkiste mit Schloß.
Sonst wäre auch sicher nicht mehr da gewesen *ggg*.
Aber wir haben auch viele Spiele gespielt, der Gewinn waren Nüsse und es roch nach Tannenzweigen, weil die immer auf den Ofen kamen.
Das roch sehr gut und ab und an gab es Bratäpfel mit Vanillesauce.
Doch die Öfen mußten auch beheizt werden und da mußte ich auch immer mit anpacken. Die Kohlen und das Holz aus dem Keller holen. Nur die Asche brachte Papa weg, weil ich da immer gesaut hab. *floet*
Da lagen noch Äpfel in Regalen und allerlei Einmachgäser mit Obst, Gemüse und Fleischkonserven. Nachtisch gab es bei uns immer. Im Sommer frisch aus dem Garten und im Winter aus dem Keller.
Eine Sandkiste barg Möhren, Sellerie und Lauch so lange es ging.
Die Zimmer waren kalt mit Eisblumen an den Fenstern, nur die Küche war immer warm und behaglich.
Geschenke waren auch oft Kleidungsstücke und selbstgemachtes Spielzeug wie Puppenstube, Möbel und Bettchen, Wiege ect. Meine Puppen waren regelmässig vor Weihnachten beim Puppendoktor *schaem* und kamen ganz und mit neuen Kleider, die meine Mutter genäht/gestrickt hatte, wieder unter den Weihnachtsbaum. Stofftiere wurden geflickt, bis meine Mutter ihnen ein komplett neues Fell nähen mußte. Das hat sie übrigens auch noch für meine Kinder gemacht.
Mein Vater hat alle Schuhe neu besohlt.
Die Wochen vor Weihnachten wurden also wirklich benötigt um alles auch fertig zu bekommen.
Die Wohnungen waren meist kleiner, die Arbeitszeiten viel länger, Freizeit war selten und gehörte meist komplett der Familie.
Fernsehn gab es lange nicht, dafür saßen wir vor dem alten Radio, wo wir Kindersendungen hörten, wenn wir lieb gewesen sind.


Vieles machte, also so im Rückblick betrachtet, viel mehr Arbeit.
Und trotzdem haben heute die Menschen irgendwie keine Zeit mehr.

WiB
********lack Frau
19.366 Beiträge
Themenersteller 
Liebe Marlis,

ja an die langen Wege zur Schule, zum Badesee und rumtollen, kann ich mich auch noch sehr gut erinnern.
Für das Rad wurde lange gespart und dann wurde wirklich auch drauf aufgepaßt. Es wurde auch gewienert und wehe es war mal kaputt, dann hieß es laufen......bis Vater Zeit hatte, es wieder zu reparieren.
Die Klassenräume waren auch noch nicht so warm wie heute, denn da standen auch noch Öfen. Vorne wars immer schön warm, aber viel zu nah beim Lehrer *floet*, dann doch lieber hinten sitzen.*ggg*
Dann hatte ich Lederhosen, die meine Mutter extra aus Bayern von Freunden geordert hatte, weil ja bei mir keine Stoffhose hielt *floet*
Urlaub, wir fuhren mit der Bahn zum Drachenfels, zum Dom oder an den Rhein. Die meiste Zeit waren wir im Garten. Da war eine Schaukel und ein Sandkasten aufgebaut und ich habe sehr gerne bei der Gartenarbeit geholfen. Auch beim Einmachen wurde mit angepackt.
Raus durfte man erst, wenn die Hausarbeiten gemacht waren stoehn
und man mußte zu Hause sein, wenn draußen die Lampen angingen.
Wenn nicht, gabs Ärger!

Trotzdem war es wirklich eine schöne Zeit, weil man viele Dinge auch so intersiv miterlebte. Mir war sehr früh klar, daß meine Mutter auch arbeiten ging und trotzdem haben wir Kinder nichts vermißt.
Einer war immer da, wenn was war. Und ehrlich gesagt, ich wollte auch spielen und weg sein. Diese Freiheiten waren schon toll.
Rollschuhfahren und im Winter Eislaufen, mit aufgeschlagenen Knien und Armen nach Hause kommen.
Mensch war ich froh, als es das neue Jod gab, leuchtendrot aber es brannte nicht mehr wie Hölle.

WiB
*****ka1 Frau
3.184 Beiträge
schwer war, aber schön
Mein Schulweg von der Omi war sogar 7 km weit und ein Fahrrad hatte ich erst einmal gar nicht.

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern (spätestens dann, wenn ich wieder mal eine Bronchitis habe), dass ich das Eis immer wahnsinnig interessant fand und, sobald eine Schicht auf den Gräben lag, probieren musste, ob es mich schon hält. Irgendwann hielt es mich natürlich nicht aus und ich spazierte trotzdem zur Schule, weil meine Omi mir nämlich genau das täglich verboten hatte. Mit schwerer Trainingshose, innen angerauht (die kennt sicher noch jeder aus der Zeit), wurde ich nicht wirklich irgendwann trocken und weil ich auf dem Schulhof so jämmerlich fror, wurde mein Onkel, seinerzeit Schuldirektor, aufmerksam. Es gab ein Riesentheater und ich wurde, auf der Stange sitzend, von meinem Onkel mit dem Fahrrad zur Oma gefahren.

Und die leidigen Streckrüben, die ich auch heute noch nicht ohne Übelkeit riechen kann, sobald sie köcheln. Lange konnte ich mir das nicht erklären bis mir meine Mutter erzählte, dass nach dem Krieg wirklich alles irgendwie mit Steckrüben verlängert wurde, selbst Brot und Pudding.

Wenn der Kohlenmann unterwegs war, mussten wir immer mit Säcken hinterherlaufen, um alles einzusammeln, was er verlor. Geheizt wurde nur in der Küche und alle Türen standen offen, damit auch die restlichen Räume was davon abbekamen.
********t_sl Frau
838 Beiträge
ahja....
....da erinnere ich mich, so kurz nach Allerheiligen verschwand eine meiner beiden Puppen, meine Mutter erzählte dann immer die wären in der Puppenklinik, käm aber bald wieder und oh Wunder, zu Nikolaus sass sie neben dem reichgefüllten Teller, in neuen Kleidern, alles mit sehr viel Liebe zum Detail von meiner Mutter selbstgestrickt. Ich war glücklich sie wiederzuhaben.

Die ersten selbsteingelegten Heringe gab es immer zu Allerheiligen, ein Genuss. Heute kauft man sie das ganze Jahr über, fertig zubereitet. Ich halte es noch wie früher, zwar nicht zu Allerheiligen, aber kurz danach gibt's die ersten, nach Rezept meiner Grossmutter, die mir das beibrachte, übrigens noch viele andere alte Rezepte. Ich behaupte mal dass das Kochen an sich viel variierter war, Fleisch gab's einmal die Woche, Wurst zum Abendbrot auch. Überhaupt war das Kochen damals abhängig von den Jahreszeiten, was der Garten an Frischem gerade bot oder die Einweckgläser hergaben. Getrunken wurde die Woche über Wasser, wenn man Glück hatte einen Garten zu haben und eine Mutter welche sich Mühe gab Säfte durchs Tuch auszupressen und einzukochen, konnte man es mit einem Schuss Sirup "aufpeppen", am Sonntag stand schonmal eine Flasche Limonade auf dem Tisch.

Ich erinnere mich auch noch an ein bestimmtes Essritual, das Fleisch, wenn es welches gab, kam zuerst auf den Teller, wurde mundgerecht geschnitten, dann die Beilagen, war alles auf dem Teller wurde gewartet bis der Vater anfing mit essen, dann erst durften alle anderen auch. Bei Tisch reden ging nicht, aufstehen bevor der letzte fertig war, schonmal gar nicht!

Kleidung: zweimal im Jahr gab es Neues, einmal zu Ostern und einmal zum Schulanfang im Herbst. Kindergeburtstage, überhaupt Geburtstage wurden nicht so gefeiert wie heute, manche Familien konnten es sich einfach nicht leisten, am Sonntag danach gab es aber zumindest den selbstgebackenen Kuchen mit reichlich Buttercrem verziert. Schuhe hatte man immer nur zwei Paar, eines für die Woche und eines für Sonntags. Jeden Abend mussten sie gewichst werden und blank poliert. Waren die Absätze oder Sohlen abgelaufen wurden sie zum Schuster gebracht, die gab' es in fast jedem Dorf damals. Mit den Pantoffeln war es fast gleich, sobald man das Haus betrat, Schuhe aus, Pantoffeln an. Wenn Neue gekauft wurden, zog man die alten zum spielen draussen an.

1966 gab es dann eine Revolution, der erste Fernsehapparat fand seinen Platz in der guten Stube, abends durften wir Kinder dann eine Stunde lang fernsehen, das was die Eltern uns aussuchten, Fernbedienungen gab es noch keine und man musste jedesmal hoch um zu wechseln oder die Lautstärke zu verändern. Wir hatten einen mit zwei Doppel-Flügeltüren, aussen war an jeder Seite ein Griff, war der Apparat aus, wurden die Türen geschlossen und aussen wurde ein Schloss angebracht, heimlich fernsehen ging nicht! Vorbei waren die Abende mit Karten, Mühle, Mensch ärger Dich nicht oder sonstigen Spielen. Ich werde auch nie vergessen dass ich, als Mädchen, nie vor der Glotze sitzen durfte ohne eine meiner Handarbeiten. Als ganz schlimm ist mir in Erinnerung dass wenn jemand Husten hatte, er die Runde verlassen musste, im Flur oder in der Küche das Ende des Hustenanfalls abwarten musste und erst danach wieder in die Stube rein durfte, so wurden die anderen nicht gestört!

Es gibt noch soviel zu erzählen was damals anders war, ob besser oder schlechter als heute sei mal dahingestellt, das liegt in der Betrachtungsweise eines jeden. Ich kann auch nur davon erzählen wie das Leben auf dem Dorf war, wie es in den Städten ablief müssten die erzählen die dort gelebt haben.
*******ahn Paar
3.168 Beiträge
Ja, so war das damals... oder nicht...?
Es mutet tatsächlich irgendwie seltsam an, wenn man hier die Erinnerungssplitter liest, die zum Teil 50 und mehr Jahre zurückleuchten....

Seltsam deshalb, weil sich bislang vorwiegend Erinnerungen aus den westlich gelegenen Ländern stammen. Seltsam deshalb, weil sie eigentlich kaum anders aussehen, als die, die ich nun als echte Ostpflanze kaum anders erlebt habe.

Nun ist es nicht wirklich seltsam, dass sich erinnerungen sehr ähneln, sondern eigentlich das, was man derzeit politisch in den Medien draus macht. Erinnert man sich im Osten in dieser Weise, dann ist es Ostalgie und ein ewig verklärtes Rückblicken in eine doch so grausam schlimme Zeit - zumindest will man uns das so erklären...
Und wenn ich dann lesen kann, dass es in Bayern und anderswo sehr ähnlich war, dann steigt der Ärger hoch, über das, was man und, vor allem aber der Jugend über den ach so finsteren Osten glauben machen will.... Nun will ich nicht unbedingt eine politische Debatte hier lostreten, aber es ist tatsächlich so, dass leider vieles so dargestellt wird, dass wir ja die armen und bemitleidenswerten und so schlimm unterdrückten Ostdeutschen waren.... Ich denke, ganz so, wie man es heut gern darstellen will, war es nicht!
Und ich sehe, dass man auch westlich der Werra auch zum recht spartanisch lebte und dabei gar nicht unzufrieden war.... Warum auch?
Das Leben lässt sich nicht auch einzelne Details reduzieren, ganz besonders dann nicht, wenn sie lediglich politisch als Mittel zum Zweck degradiert werden....

Ja zu meinen Erinnerungen, die in die 50-iger und 60-iger zurückreichen - also meine Kinderzeit...

Meine Eltern wohnten mit Vaters Eltern in einem kleinen aber eigenem Häuschen. Die Großeltern hatten 1 winzige Küche und ein etwas größeres Schlafzimmer im Obergeschoss. Es war klein aber sehr gemütlich. Unterm Herd im Kohlekasten wuchsen Jahr für Jahr die kleinen Hühnerkücken heran, die uns später frische Eier legen und noch später eine schöne Suppe oder einen lecker Brathuhn bescherten... Völlig normal in randstädtischer, etwas bäuerlich angehauchten Umgebung. Heut ein Unding - die Geflügelgrippe lässt grüßen.... Oma schnitt altbackenes Brot aus der Konsumbäckerei in kleine Würfel als Hühnerfutter. Ohne Hunger zu haben (!!!) ich fand es absolut lecker, den Hühner dieses trockene Brot wegzufuttern....
Und im Herbst im Dunkeln auf den Feldern Wasserrüben klauen - das war Nervenkitzel, denn hätte uns der Bauer erwischt, dann hätte es wohl was mit der Pferdepeitsche gegeben. Oder kräftiges Handauflegen auf den Allerwertesten hätte zum Nachdenken angeregt, dass man nicht klaut....
Ich sag nochmals - wir hatten keinen Hunger- es ging darum, einen Schabernack zu machen. Und Wasserrüben frisch aus der ganz kühlen erde und mit den Zähnen geschält - Abwaschen?Wozu....- das wer ein Genuss.... Und unsere kleine "Bande" hatte mehrere solch "Korken" drauf. Allerdings - das Klauen war Nervenkitzel, Mutprobe, Gruppenzusammenhalt usw. aber es beschränkte sich eben auf Wasserrüben, Äpfel und Birnen oder Erdbeeren - also nix was wirklich etwas wert gewesen wäre. Hätte man uns erwischt - naja Stubenarrest hätte es schon gegeben *lach*

Samstag war in den 50-igern Badetag zu Hause. Eine Zinkbadewanne passte quer gerade so in die kleine Küche und das Wasser wurde im Einkochtopf auf dem Herd warm gemacht. Naja und es wurde immer nur die Hälfte Wasser ausgeschöpft um für den nächsten heißes Wasser zuzugießen.... Aus heutiger Sicht - oh Gott...... In den 60-igern wurde dann der inzwischen leere Stall zum Bad mit Dusche und mit Badewanne ausgebaut. Ein Durchlauferhitzer sorgte dann für Warmwasser....

Am schönsten war aber immer die Weihnachtszeit und Vorweihnachtszeit.
Da ging es wirklich erst Ende November frühesten los. Klar die Geschenkwünsche gab es schon früher, aber weihnachtlich wurde es damals nicht schon im August......
Die Weihnachtspyramide wurde vom Boden geholt und beim Gärtner wurde ein Adventskranz geholt, oder er wurde von Oma auch selbst gebunden. Uralte Kerzenhalter zum anklippsen rot-goldene Bänder und ein Stab... wow, das brachte Stimmung.
Und Stollenbacken - das hatte was. Oma und Mutter sammelten die Zutaten, die es damals nicht so reichlich gab. Orangat und Mandeln - das gab es im Osten in den 50-igern udn auch in den 60-igern nun eher selten. Und da kam das Weihnachtspäckchen aus dem Westen willkommen, weil man das hohe C für den Stollen so einfach günstiger bekam. Wäre auch ohne gegangen oder mit "Ersatzstoffen" - aber mit Omas Bruder im Westen war das OK. Als Gegenleistung haben wir dann getrocknete Waldpilze "exportiert" die im Westen richtig teuer waren und Omas Bruder aß so gern Gulasch oder Rinderroulade mit Pilzsoße... So hatten beide Seiten was davon.

Auch wenn wir mit der Kirche nicht so viel am Hut hatten - ach wie schön waren die Weihnachtslieder zu den Adventsnachmittagen. Niemand störte sich an den Engeln und am Herren, den man ehrte. Alle sangen gerührt mit - bei der Betriebsweihnachtsfeier auch der Parteisekretär und der BGL-Vorsitzende (für nicht-Ossis - das war der Chef der Betriebs-Gewerkschaftsleitung -BGL-er genannt).
Auch wenn im ost-amtsdeutsch die Engel offiziell "Jahresendfiguren" waren - im Konsum oder der HO waren es für alle trotzdem Engel. Und Schallplatten mit den Thomanern (Leipziger Thomaner-Chor - ein sensationell guter Knabenchor der Leipziger Thomaskirche...) oder dem Dresdner Kreuzchor - die waren wirklich Mangelware und man war froh, da entsprechende Platte für 16,10 Mark der DDR (zum Teil aber auch für 12,10 Mark) zu ergattern. Aber mit etwas Glück bekam man die schon....
Und auch die Weihnachtsfeiern zum so genannten Pioniernachmittag (meist Mittwochs 16:00 Uhr) waren ganz sicher eher nicht sozialistisch angehaucht -auch wenn der Weihnachtsmann einen roten Mantel trug *lach*.
Weihnachten verwässerte eigentlich erst nach der Wende zunehmend. Da verfiel viel dem Commerz - die Stimmung und der Reiz litten ganz arg. Und ehrlich, wer kann sich von August bis Dezember in Weihnachtsstimmung halten, zumal ab Dezember schon die ersten Osterhasen auftauchten.....
Selbst für die Kinder und Enkel schafft man es kaum, so richtige Weihnachtsstimmung aufzubauen - für die meisten zählen nur noch die Geschenke - pfeif auf Weihnachten....
Schade!

Sicherlich - vieles verklärt sich in der Vergangenheit. Aber das ist, so meine ich, nichts Schlimmes.
Unterm Strich war das meiste viel einfacher strukturiert, es war dunkler und weniger farbenfreudig. Aber gleichzeitig auch irgendwie gemütlicher.

So hat jede Zeit ihren eigenen Reiz.
Wir denken eigentlich gern zurück und wir können sagen, dass wir eigentlich nicht wirklich etwas vermisst haben, obwohl einiges fehlte. Der heutige Überfluss macht es schwerer zu genießen und etwas zu finden, was besonders herauszufiltern.
Wenn man zuviel hat, ist man nicht unbedingt zufriedener...

Aber es bleibt wohl auch vorwiegend das hängen, was man als schön empfand. Und das ist auch nicht ganz so schlecht

*g*

Wolf
der Biberzahn
********lack Frau
19.366 Beiträge
Themenersteller 
@*******ahn

Den Unterschied zwischen "Klein"stadt und Land kannte ich schon, da ich ja auch eine Zeit in Belgien auf dem Land gelebt habe.
Da gab es wirklich keinen Hunger, denn es wurde ja auch geschlachtet und Obst war auf den Weiden, Gemüse im Garten.
Und da wir auch in der "Stadt" einen Garten hatten, hatten wir mehr wie andere Nachbarn.
Doch es wurde auch anders gegessen. Viel mehr Gemüse, Fleisch einmal die Woche, einmal Fisch.
Bei uns gab es samstags immer Eintopf und nur wer seinen Teller leer gemacht hatte, bekam die heißbegehrten Reibekuchen.
Was bei Heureka die Steckrüben, waren bei mir die dicken Bohnen.
Holla, die hießen nicht nur so, sie waren es auch. Man sagte auch Säusbunne dazu. Und ich kaute und kaute und die Haut schmeckte einfach nur schrecklich, aber ausspucken, das ging ja gar nicht!

Da ich, wie Heureka, Bekanntschaft mit jedem ! Innenleben aller Seen und Baggerlöcher gemacht habe, wurde ich nach dem heißen Bad in ein kaltes Baumwolltuch und dann in eine Pferdedecke gewickelt.
Dazu mußte ich noch heißen Lindenblütentee oder Zitrone trinken.
Aber eine Erkältung/Grippe hab ich nie bekommen.
Wir, also die Nachbarskinder und ich, waren eigentlich wenig krank.
Wenn dann wurden Zwiebel solange ausgekocht, bis Hustensaft draus geworden war, es gab Halswickel und Fußwickel, die Brust wurde noch mit der ihrwißtwiediestinkendeSalbehieß eingeschmiert und das wars. Der Arzt wurde nur gerufen, wenn er nähen mußte, was bei mir allerdings auch öfters der Fall war.
Aber Knochen gebrochen hab ich nix *fiesgrins*, mein Schutzengel muß immer Überstunden gemacht haben.

Es gab auch damals schon den Kindergarten, fest in kirchlicher Hand und ich habe ihn gehaßt. Nicht wegen den Nonnen, sondern wegen dem strengen Regelwerk und *heul* weil ich mein Körbchen nicht wieder fand, damals hatten so viele dasselbe Muster.
In der Schule ging es auch noch streng zu, sitzen und sitzen und wen wunderts, wenn wir dann ausgelassen auf dem Schulhof rumtobten.
Der Lehrer/in war noch Respektsperson und wenn nichts half, dann die Androhung eines blauen Briefes oder die Aufforderung des Elternbesuches in der Schule.

Politiker kannte ich z.b. nur von der Siegerverleihung bei den Sportfesten. Zu Hause war Politik ein Thema, aber das kam dann doch später. Mein Vater, damals schon Freigeist, erklärte, daß man alles vor seinem Gewissen vereinbaren mußte und das nichts unentdeckt bliebe. Das brachte mir beim "stibitzen" Gewissensbisse ein, bis ich dann etwas von Mundraub hörte, was alles wieder etwas relativierte. *fiesgrins*

Aber wir Kinder spielen, zankten und vertrugen uns wieder.
Mit allen Kontakten von "früher" sind immer noch freundschaftliche Beziehungen da. Doch alle gibt es auch nicht mehr, was schon nachdenklich macht.

WiB
*******ahn Paar
3.168 Beiträge
Vergänglich...
Doch alle gibt es auch nicht mehr, was schon nachdenklich macht.
...
Als wir vor 2 Jahren zur 50. Wiederkehr unserer Einschulung zusammen kamen mussten wir feststellen, dass von rund 50 Schülern des damaligen Jahrganges -das waren 2 Klassen- zwei für immer fehlen werden. Das scheint mir, war ein recht gesunder Jahrgang.
Ich besuchte ab der 9. Klasse eine andere Schule und aus der damaligen Klasse sind leider von 23 Schülern schon 5 für immer abberufen worden. 3 starben allerdings durch schlimme Unfälle.
In dem Moment wird man immer an die Vergänglichkeit des Lebens erinnert.

Aber was Du geschrieben hast zum Kranksein.
Da gebe ich Dir und einigen anderen völlig recht!
Man trieb sich bei Wind und Wetter draußen rum, weil es ja Fernsehen kaum und PC oder Videospiele noch gar nicht gab. Und manchmal kam ich im Winter nass und halb erfroren vom Rodelhang heim, dass es in Zehen und Fingerspitzen richtig böse kribbelte - aber so richtig krank wurde ich so gut wie nie!
Man spielte im Dreck, es gab im Essen noch keine Konservierungsstoffe und Kunstdünger wurde, wenn überhaupt, sehr selten verwendet, alles war zwar sauber, aber wohl nie klinisch rein.
Kurzum - man hat wohl viel mehr Widerstandskraft gegen Viren, Bazillen und sonstigen Keimen entwickelt.
Das gehörte wohl in der damaligen Zeit auch dazu.
Man darf aber auch nicht vergessen, dass damals aber die Medizin trotz allem bei weitem noch nicht so weit war. Und so war es dann doch schon ein recht ernstes Zeichen, wenn wirklich jemand ins Krankenhaus musste.
So tauchen dann doch einige Schattenseiten der damaligen Zeit auf..

*snief*
********lack Frau
19.366 Beiträge
Themenersteller 
@*******ahn

Ja, *kopfklatsch* stimmt, meine Tante hat ein Kind an Diphtherie verloren. Das hätte ich beinahe vergessen. Das war aber vor meiner Zeit, ich war ja ein Nachkömmling.
Aber die Kinderkrankheiten gab es schon und da mußte man einfach durch.
Doch mit einem gab es auch kein Entrinnen.
Wenn eine Mutter arbeiten ging, dann war das anrüchtig und der Mann mußte sich Gerede gefallen lassen, er könne seine Frau nicht ernähren.
Trotzdem ist meine Mutter arbeiten gegangen und mein Vater konnte alle Hausarbeiten, manche sogar besser. *ggg*
Das alles mit Schichtdienst zu meistern, war sicher auch nicht einfach.
Die Rollenverteilung wollten sie nicht. Das es bei anderen Kindern anders zuging habe ich schon sehr bewußt mitbekommen. Aber mir hat das zu Hause besser gefallen.
Bei Tisch durfte auch geredet werden. Und jeder hat so erzählt, was so alles passiert war.
Wirkliche Schwierigkeiten hatte ich, weil meine ältere Schwester so ganz das Gegenteil von mir war und dazu auch manchmal auf mich aufpassen mußte. Das mochte sie genauso wenig wie ich. Ich war sicher im Gegensatz zu ihr, kein pflegeleichtes Kind.
Handarbeiten hab ich gehaßt, ich war lieber mit Papa werkeln, ging mit auf den Friedhof und das gerne um bei der Grabpflege zu helfen.
Später hab ich das dann alleine gemacht.
Ich hab auch als Mädchen Fußball gespielt und hatte meinen eigenen Lederball! Ich mochte keine Kleider und meine Schuhe sahen eher aus wie jetzt die Stiefeletten. *ggg*
Meine langen, dicken Haare wurden immer in drei Zöpfe geflochten und unter eine Haube gesteckt nach dem Baden. Irgendwann sollten die Spitzen der Haare geschnitten werden und ich hab bei der "Freundin" meiner Mutter (zum Frisör gingen Kinder nicht) so gezappelt, daß die Haare immer kürzer wurden. Das hat mir eine Weile den Spitznamen FRITZCHEN eingebracht.
Ich durfte auch beim Jungenturnen mitmachen, weil ich immer Urkunden für die Schule einbrachte. Das machte mir auch viel mehr Spaß als das Mädchenturnen.

WiB
*******ahn Paar
3.168 Beiträge
Wie ein Junge war ich auch
*lach*
Da haben wir ja einiges gemeinsam.
Ich (die bibermaus) hatte nie viel im Sinn mit Puppen. Ich war lieber mit Jungs unterwegs und habe genug Blödsinn angestellt. Blöd wer bei mir, das meine große Schwester schwerhörig war und eine leichte geistige Behinderung hatte. Ihr ging nicht alles so schnell, wie sich das meine Eltern dachten. Da musste ich eben alles machen, was bei ihr zu langsam ging. Das war zwar völlig falsch, das weiß ich heute,
aber es war eben so.
Statt Puppenwagen schieben, war ich lieber Fußball spielen.
Später war ich aktiv beim Kegeln und habe auch oft bei den Männern mitgekegelt. Ich war lang und dürr. Wer mich nicht gekannt hat, hat auch nicht unbedingt gemerkt, dass ich kein Junge war.
Mir haben auch später nie Jungs nachgepfiffen.
Zu Hause haben sich meine Eltern die Arbeit geteilt. Sie gingen beide in Schichten arbeiten . Manchmal hatten die ganz schön altmodische Ansichten. Aber wie Du schon sagst, es gab da keine typische Rollenteilung. Da waren sie ganz modern. Mein Vater hat auch gekocht. Es hat ihm auch nichts ausgemacht Wäsche aufzuhängen oder einkaufen zu gehen. Das habe ich bei Schulfreundinnen ganz schön oft ganz anders erlebt. Da war Papa der Pascha, der nach Hause kam und nach Filzlatschen, Bier und Abendbrot schnautze. Und dabei haben die Muttis auch gearbeitet. Das war ganz schön unterschiedlich.
Das gibt es heute aber auch noch. Wenigstens bei einigen Familien.
Für mich war es schön gewesen, dass wir auch abends und im Dunkeln draußen sein konnten. Niemand musste Angst haben, dass uns jemand etwas tut. Ich bin froh, dass meine Kinder groß sind. Ruhe hätte ich keine, wenn die Abends noch draußen spielen würden. Für uns war das damals jedenfalls ganz normal.
Wir haben uns aber auch immer was einfallen lassen. Bei mir gab es ja schon den Fernseher. Ich konnte auch die 2 DDR Programme gucken. Dazu kam zumindestens das ARD. Aber irgendwie hat mich Fernsehen damals nie so sehr interessiert. Ich war lieber unterwegs. Trotzdem hat sich aber der Blödsinn den wir angestellt haben in Grenzen gehalten. Artig war ich ganz bestimmt nicht und ich habe mir nicht viel gefallen lassen. Weil ich lang und dürr war, haben mich viele geärgert. Auch weil ich nie so richtig wie ein Mädchen gewesen bin. Einmal hat es mir gereicht, als mir so ein blöder Kerl zwischen die beine fasste. Er wollte damit angeben und war sowieso ein absoluter Rüpel. Mit meiner Reaktion hatte weder der, noch jemand anders gerechnet. Ich habe in meiner Wut einfach ausgeholt und habe dem mit einem Schlag so ein Ding verpasst, dass der mit großen Augen einfach umgefallen ist und nach Luft schnappte. Von dem Tage hatte ich in der Schule Ruhe vor solchen Stänkerein. Die Lehrer haben damals alles getan, damit Gewalt in der Schule nicht erst aufgekommen ist. Hat ja nicht immer geklappt. Blos der Hieb wurde fast zur Legende. Sogar der Direktor sagte sinngemäß: "Nicht schlecht, das war der Richtige. Aber nicht noch mal....."

Ja, früher war wirklich vieles anders.

Güßele
von der Bibermaus
********lack Frau
19.366 Beiträge
Themenersteller 
@******aus

Ja die Jungen der Gegend hatten schon Respekt vor mir, denn mein Vater sagte einmal, als ich wieder einmal an den Haaren gezogen und mit dem Ranzen rumgedreht worden war und fiel, daß er mir eine Tracht Prügel verpassen wollte, wenn das nochmal passieren würde.
Da ich viel mehr Respekt vor meinem Vater, wie vor den Kerlchen hatte, hab ich all meinen Mut zusammengenommen und den nächsten Typen verprügel, das alles mit geschlossenen Augen *ggg*.
Als ich dann später frisch verheiratet war, wartete mein Mann in der Eckkneipe auf mich, weil ich lange arbeiten mußte. Der Wirt meinte, er käme wohl nicht von hier und wieso er denn hier wäre. Er sagte, er habe eine Hiesige geheiratet und als er meinen Mädchennamen sagte, meinte dieser "die hat mich mal dermassen verprügelt und sowas hast du geheiratet?"
Aber seit dem Tag hatte ich in der Schule auch Ruhe.
Ich war auch sehr leicht, aber klein und Jungen interessierten sich erst für mich, als etwas Busen da war. Der ließ auch noch lange auf sich warten. Erst hab ich den gar nicht mal vermißt, aber irgendwann wurde ich dann deswegen gehänselt.
In meiner Ausbildung war es mir verboten Hosen zu tragen das kann sich heute niemand mehr vorstellen und eitel war ich auch und deswegen trug man doch keine dicken Strümpfe! Selbst im Winter bei Bahnfahrten nicht!
Tja, Strumpfhosen gab es erst viel später und wenn die kaputt waren, dann war das ganze Teil kaputt. Meist konnte meine Mutter kleinere Schäden noch ausbessern, denn die Dinger waren ja auch noch teuer. Ich bekam auch viel Ärger, weil ich zu Hause so erzogen worden war, daß ich mich zu Wort melden konnte, wenn mir was unlogisch war. Das war eine schlimme Umstellung, denn das wurde gar nicht gerne gesehen. Ich rappelte auch prompt mit der Nachfolgerin meiner alten Chefin zusammen und schied im Zorn aus der Firma aus. Habe dann durch den Betriebsrat meine Prüfung aber doch noch machen können und sogar gut, was die Neue sehr ärgerte.
Das die Ausbildungszeit damit sehr verkürzt war, interessierte damals niemanden. Dafür war die tägliche Arbeitszeit länger *motz*, dazu kamen noch lange Wege hin und zurück.
Mit meinen viel älteren Kolleginnen kam ich übrigens bestens aus.

"Lehrjahre sind keine Herrenjahre", sagt man aber alles mit sich machen lassen, das war mir einfach nicht möglich!
Böse Zungen behaupten, darin hätte ich mich bis heute nicht geändert. *ggg*
Also für den Diplomatischen Dienst war ich denkbar ungeeignet, wie mein Vater immer lachend gesagt hat.
Einiges war auch damals nicht so einfach, wenn man aus einfachen Verhältnissen kam. Aber ich habe meine Eltern immer für ihre Art des Lebens bewundert, denn ich sah schon damals, wie schwer einiges für sie war, weil sie nicht mit dem Strom geschwommen sind.
Ausschlaggebend dafür waren mit Sicherheit auch die Ereignisse im Krieg. Mein Vater argumentierte immer damit, daß man den Mund aufmachen muß, damit sowas nicht noch einmal passiert.
Er wäre von manchen Gesetzen von heute zu tiefst enttäuscht.
Dann bin ich immer froh, daß er das nicht mehr erleben mußte.

WiB
********lack Frau
19.366 Beiträge
Themenersteller 
Unterschiede, wenn man
Dinge mit Kinderaugen betrachtet.

Einige haben ja im Rückblick eine Zeit aus der Vergangenheit betrachtet, doch dieselbe Zeit als Jugendlicher oder Erwachsener
erlebt zu haben, macht sicher doch einen erheblichen Unterschied.
Für Frauen war diese Zeit sicher schwerer, weil eben die vielen Haushaltshelfer, die es heute gibt, nicht exisitiert haben.
Waschtag war erforderte wirklich alle Kraft. Und der erfolge in Absprache mit den anderen Hausbewohnern, denn nicht jeder hatte das eigene Haus. Das hieß auch warten auf gesäuberte Wäsche, was schwieriger war, denn soviel Kleidung hatte man damals gar nicht. Nicht nur, daß die eingeweichte Wäsche in Bottiche transportiert werden mußte und das gleich mehrfach, man mußte erst das Wasser erhitzen und die Wäsche schrubben, damit die Flecken raus gingen, wobei nicht nur die Frau, sondern auch die Wäsche litt. Die Wäscheteile waren auch wesentlich schmutziger, denn sie wurde nicht so oft gewechselt wie heute. Das Auswringen kostete nochmal sehr viel Kraft, genauso wie das Aufhängen der immer noch schweren Teile.
Dann mußte sie auch noch gebügelt werden, meist wieder leicht eingesprengt, damit sie nicht wie ein Brett auf dem Tisch lag.
Moderne Waschmaschinen, Schleudern und Mangeln, Dampfbügeleisen und Bügelbretter gab es wenn überhaupt, nur in der einfachsten Variante.
Da war Frau dann wirklich am Ende ihrer Kraft und das für einige Tage der Woche. Die wichtigsten Arbeiten des Tages mußten auch trotzdem noch irgendwie gemacht werden.
Da war Hausarbeit wirklich anstengend und zeitraubend und dazu noch körperliche Arbeit und dann Sommer wie Winter.
Heute gibt es dafür Maschinen, die Kraft und Zeit sparen.

WiB
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********chen Frau
15.659 Beiträge
In Erinnerung schwelgend.....
Meine Kindheit ..
war vor allem dadurch geprägt...das wir..
(*oma*..*opa*..unsere Mutter..*herz*...meine Schwester)

So eine Art kleinen Bauernhof hatten wir..ein paar Schweine..*schwein*
Hunde--Katzen...(weiße Mäuse:-)) und Hasen und Karnickel...*huhn*

Eine große Voliere mit allen möglichen Vögeln..aber auch Tauben..
Die Hühner durfte ich jeden Morgen füttern...und die Eier holen.*wow*
Das *wc*.. war sone Art Plumpskloo...ich weiß nur es war fürchterlich.!!

Mein erstes (asbachuraltes) Fahrrad bekam ich mit 7Jahren.!!
Jungs hab ich mit tausend Freuden geärgert...umgekehrt natürlich auch..:-))

Die Wäsche wurde meist draußen in einem Riesenbottich gewaschen...mit so einem Rubbelbrett..
Meine Schwester und ich haben uns immer darum gezankt...wer rubbeln durfte..;-)))
Was auch toll war...jeden Tag kam ein Händler mit seinem Pferdegespann....der klingelte mit einer Glocke...und verteilte Milch..ich weiß noch...die schmeckte göttlich.*wow*


*essen*...*schleck*.....Ich liebte immer schon das Kochen...*koch*
Wir durften als Kinder (fast immer) nur zugucken....abwaschen....den monströsen Herd mit seinen ganzen Riesenringen bewundern..*wow*

An der Wand hingen riesige Töpfe und Pfannen und Löffel...usw.

Meine Oma zündete morgends immer als erste den Ofen an.
Altes Papier zerknüllte sie zuerst.
dann kamen kleine Holzstücke rein.

Ich stand vor dem Riesen Ofen...*wow* mit davor und bewunderte das kleine Feuerchen.
Dann holte ich größere Holzstücke und sagte Oma Bescheid...wenn sie in den Ofen durften.

Hach schön mollig warm wurde es und die Ofenringe glühten.
Mein Lieblingsonkel kochte sehr gern und wenn er Reibekuchen machte,stand die ganze Küche unter Qalm.....aber die Puffer schmeckten köstlichst..!!!...*sabber*
Im Holzhacken war er der größte...*meinheld*...*smile*

Meine Oma kochte besonders gut Eintöpfe.........und ein mal im Jahr wurde ein *schwein*...geschlachtet.

Wir hatten eine Art Räucherkammer die sehr oft von mir besucht und bestaunt wurde...*fiesgrins*
Riesige Schinkenstücke und Würste hingen an der Decke und Sonntags gab es ganz dünn geschnitten ein Stück Schinken auf Brot und ein Ei.

(Mein Lieblingsfrühstück heute ist immer noch ...."Strammer~Max":-)))

Und immer wieder die Erinnerungen....wie schön war Weihnachten als wir Kinder waren..*wow* *nikolaus*
Das Wohnzimmer wunderschön geschmückt,wir warteten (meine Schwester und ich) gar nicht abwartend könnend und freudig erregt auf ein Glöckchen was am Abend bimmelte....(Mutti wars..sie machte es immer)..*smile*

Für uns Kinder ein wahnsinnsgroßer Baum toll geschmückt und mit gaaaanz vielen Kerzen..!!
stand mitten im Wohnzimmer....herum drapiert unsere Geschenke,nicht eingepackt.....Geschenkpapier gab es damals noch nicht....(bei uns:-))

Mein Puppenwagen mein ganzer Stolz wurde jedes Jahr liebevoll "runderneuert"......meine Lieblingspuppe mit neuen Anziehsachen drin...*wow*
Ich weiß noch wie ich fühlte....alles wie ein schöner Traum....der Gsd...am nächsten Morgen nicht endete..*troet*

An das Weihnachtsessen hab ich Heiligabend kaum Erinnerung...das andere hatte Vorrang.....(geht wohl fast allen Kiddis so)..*nikolaus*

*°*Mit liebsten Grüßen*°*
*oma*....Annette
********lack Frau
19.366 Beiträge
Themenersteller 
Liebe Annette,

auch Du hast es mit Kinderaugen gesehen und bei dem Thema kommen eben auch viele Erinnerungen hoch.
Doch ich kann mich auch sehr gut daran erinnen, daß Mutter immer Streit mit der Frau bekam, die ihre Wäsche länger hängen ließ und meiner Mutter damit schon Streß machte. Daran, das kaputte Klammer nicht weggeworfen wurden, sondern auseinander und mit anderer Teilen wieder zusammengesetzt wurden. Wir hatten sehr bunte Klammern*ggg*. Das sie immer geflickt und gestopft hat, wenn sie nicht nähte und weil sie auch noch arbeiten ging, war immer irgendwo Eile zu spüren. Das die Großmütter sich immer in alles eingemischt haben und Mutter froh über die erste kleine Wohnung war.
Das Mütter immer daran bemessen wurden, wie sie die Hausarbeit verrichtet haben und wenn eine Mutter meinte, es wäre wichtiger, wenn ein Kind freier erzogen wurde und eben nicht wie aus dem Ei gepellt, rumlief, dann wurde schon gelästert.
Das die ersten Hausfrauenhelfer nicht nur begeistert empfangen wurden, sondern auch mit Mißgunst und Neid, was dann die Besitzerin wieder zu spüren bekam.
Das mein Vater, weil er bei der Hausarbeit mithalf, oft zu hören bekam, er "stände ja unter dem Pantoffel!".
Und doch viele Frauen neidisch waren, weil er so viel half .
Meine Mutter immer die Zeit ausnutzte, wenn Papa lange mit mir unterwegs war, um zu malen. Und ihre Werke dann als Geschenke überreicht wurden, zusammen mit irgendwas Paktischem, Selbstgemachtem, damit es als Geschenk "gesehen" wurde.
Das sie immer am Waschtag verzweifelt ist, weil ihre Naturlocken dann nicht zu bändigen waren und sie sich fühlte wie ein Mopp.

Es gab eben auch damals die diese Seite und keine Frau wollte wohl heute unter diesen Umständen noch einmal Hausfrau sein.

WiB
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********chen Frau
15.659 Beiträge
Liebe Rene...*herz*
Als Kind hatte ich manchmal das Gefühl,das die Zeit ein bisserl "stillsteht"
Damals war es ein kleines Dorf (heute Kleinstadt)....indem wir aufwuchsen.."NUR" mit Mutter..keinen Vater.
Unsere Mutter hatte später das erste Lotto Geschäft im ganzen Umkreis.......vorher lebte sie mit uns und 5Onkeln und Oma und Opa.auf dem kleinen Hof.
Streit habe ich mit Nachbarn oder so nie mitbekommen.....(war aber auch immer schon eine Tagträumerin) *hm*
Irgendwann gab es zu aller Freude...*rock*....ein RADIO..*freu2*
und wir gröhlten alles mit...*smile*

Arbeitsmäßich war alles natürlich ziemlich schwer,aber wir hatten soooooooooo viel Zeit.

Meine ersten 2DM bekam ich beim Rübenvereinzeln....bei Nachbarn.*freu*.........das war toll,aber auch *autsch*....den ganzen Tach malochen,war nicht sooo toll.....(war aber nur in den Ferien)

Ich finde die Zeit heut so doll "schnelllebig" und "überfüllt" mit Sachen,die Kiddis z.B....gar nicht haben müßten.

*bussi*....Annette
********lack Frau
19.366 Beiträge
Themenersteller 
Liebe Annette,

also ich habe sehr viel mitbekommen und auch zu Hause gefragt, warum und wieso vieles so war, wie es war.
Oftmals sah ich alleine in der anderen Lebensweise meiner Eltern schon die Unterschiede. Ich ging ja auch bei den anderen Kindern ein und aus.
Und ich habe damals schon sehr viel beobachtet und manches Mal habe ich wirklich die pure Erschöpfung bei Frauen gesehen.

Ich kann mich auch noch gut an das erste selbstverdiente Geld erinnern und auf meinen Stolz darauf.
Doch ich habe das Leben der Frauen damals schon als sehr anstrengend erlebt.
Ich sage auch nicht, daß Hausfrauarbeit heute einfacher ist. Sie mag nicht mehr so kräftezehrend sein, dafür ist vieles aber sicher auch finanziell anstrengender. Heute bekommt man doch z.b. keine Ersatzteile mehr. Man benötigt viel mehr Kleidung, die dazu lange nicht mehr so haltbar ist. Modern und chic muß sie sein, sonst wird man doch schon schief angesehen.
Und alleine wäscht sich die Wäsche ja nun auch nicht.

WiB
********t_sl Frau
838 Beiträge
Vor kurzer Zeit habe ich in einer anderen Gruppe diesen Beitrag gepostet, der gerade diese Zeit, die Vergangenheit als Thema hatte. Wer Interesse hat, kann es über folgenden Link abrufen:
Kurzgeschichten: Geschichten-Spiel Part 13

Einmal, an der Bushaltestelle habe ich ein Gespräch zwischen zwei älteren Damen mitbekommen. Alle beide versorgten wohl die Woche über die Enkelkinder, die eine die Kinder des Sohnes, die andere, die der Tochter. Die Schwiegertochter sei immer fahrig und nervös wenn sie die Kleinen abholte, sie sei "enorm gestresst" hiess es. Die andere Dame schaute erstere an und meinte: "weisst Du Léonie, wir waren es früher auch, nur nannte man es damals noch arbeiten".

Bei diesem Satz fiel mir dann auch prompt der Tagesablauf meiner Grossmutter ein;

jeden morgen, Sommer wie Winter, Sonn- od. Feiertag, um 5 Uhr knarrten die Dielen, sie war die erste die aufstand, Feuer im Herd machte, im Winter in zwei.

Jeder Tag hatte seine Bestimmung, Montags war z.B. Waschtag. Es gab eine Waschmaschine, zuerst war es eine mit Holzfeuerung, dann wurde eine elektrische angeschafft mit Schleuder dran. Das Wasser wurde mit Eimern eingefüllt, wenn die Wäsche dann lange genug herumgedreht worden war, gab es vorne an der Maschine eine Vorrichtung über die man das schmutzige Wasser ablaufen liess, gespült wurde aber von Hand. Die hat "überlebt" bis Ende der 60iger Jahre. Manchmal meine ich noch den Geruch in der Nase zu haben wenn Kochwäsche "aufgesetzt" wurde. Da bei den Grosseltern Quellenwasser aus dem Hahn lief und nicht genügend Druck hatte, musste erst eine Pumpe angeschafft werden, welche einen Behälter auffüllte, aus dem dann die neu erworbene vollautomatische Waschmaschine versorgt wurde. Das Leben meiner "Bomi" wurde dadurch um ein vieles angenehmer. Öfters erwischte ich zu Anfang meinen Grossvater vor der Maschine, wo er skeptisch den Waschvorgang durch die Glastür beobachtete.

Samstag war "Backtag", die ersten Kuchen und Torten standen schon gegen 6 im Backofen. So ging das den ganzen Tag über weiter bis in den Nachmittag hinein, nur unterbrochen vom Mittagessen. Gebacken wurde für eine ganze Woche. Ich erinnere mich gerne an den Nachmittagskaffe um 16 Uhr, man brauchte noch nicht mal eine Uhr um sich pünktlich am Kaffeetisch einzufinden und ich bewundere noch heute den gesunden Appetit meines "Opa's", der eine ganze belegte Obsttorte verdrücken konnte ohne ein Gramm Fett anzusetzen. Auch ist mir jetzt aufgefallen dass trotz Fehlen eines Kühlschranks, nie eine Torte "schimmelte". Heute kauft man eine, hält sie im Kühlschrank, trotzdem schimmelt sie nach spätestens drei Tagen! Aufbewahrt wurden die Köstlichkeiten in einem Raum in dem Sommer wie Winter das Fenster offenstand, mit "Mückendraht" versehen. In diesen Raum kam nie Sonne, da es das einzige Fenster zum Wald hin hatte, der hinter dem Haus begann, wohl deshalb immer schön kühl war.

Ich muss aufhören, könnte noch stundenlang weiterschreiben über die damalige Zeit, welche bestimmt arbeitstechnisch gesehen ermüdender war als unsere heutige, die Menschen aber auch viel zufriedener waren als heute.
********lack Frau
19.366 Beiträge
Themenersteller 
@******ust

Tja, Kühlschränke in dem Sinne wie heute gab es ja auch noch nicht. Manche hatten einen Schrank mit Eisfach (Trockeneisblöcke), da hieß es eben einwecken, trocknen. Das war wieder mit viel Arbeit verbunden.

Für mich ist dieses Eindenken in die Sichtweisen von Kinder, Jugendlichen und Erwachsen gerade Thema zur Erstellung einer Biographie für demente Menschen. Dies ist wichtig um sie in jedem Stadium besser verstehen und betreuen zu können.
Wenn man die geschichtlichen Abläufe aber nicht nachvollziehen kann, wird das noch ein großes Problem werden.

Liebe Grüße
WiB
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