Fragen, Fragen, Fragen,
Ganz so einfach, wie es sich einige machen ist es wohl doch nicht.
Er hätte sich ändern müssen, er hat sich gegen Veränderungen gewehrt und und und....
Auch gibt mir eine Deiner Formulierungen zu denken:
....seit 3 Jahren beschlossene Sache, dass wir uns auseinander gelebt haben.....
Beschlossene Sache?
Wer hat das beschlossen?
Du, er oder Ihr?
Ich (der Wolf) habe vor mehr als 27 Jahren eine Trennung hinnehmen müssen. Meine Damalige hatte sich über längere Zeit einem Verhältnis gewidmet, von dem so ziemlich alle außer mir wussten.
Ich habe damals nicht mal gespürt, dass da etwas klemmen könnte.
Sicherlich kein Akt von Feinfühlichkeit meinerseits!
Und jede Menge Selbstsicherheit, dass ja gar nix passieren könne. Fremdgehen?
Ich? Ausgeschlossen!!!
Und so traf es mich wie ein Hammer, als sie mir eröffnete, einen anderen zu haben.
Aber sie wollte keine Trennung - sie wollte sozusagen ein Dreicksbeziehung, was nicht mal passte, denn der Nebenbuhler war ja auch verheiratet.
Für mich überhaupt keine Option.
Ich packte meine 7 Sachen und zog aus. War kein Problem. Eine Wohnung in der "Zwischenbelegung" meiner Firma stand mir sofort zur Verfügung!
Obwohl ich der war, der gegangen ist, war ich dennoch der, der verlassen worden war.
Dann setzte das Grübel ein, das grübeln über die Ursachen dieses Dilemmas.
Ich kam zu der erkenntnis, dass es immer zwei sind, die da irgendwo Mist gebaut haben, wenn ein Beziehung platzt.
Mein Anteil war zweifelsfrei, dass ich einfach hinnahm, wie es war. Ich war es gewohnt und setzte voraus, dass sie auf mich wartet, wenn ich wegen meines Jobs spät nach Hause kam und wenig zu Hause war. Ich hatte mir keine Gedanken gemacht, die wenige Zeit dann auch noch einigen Hobbis zu widmen. OK, ich kümmerte mich gern um die Kinder - wenn ich Zeit hatte. Ich war der Meinung, das ich meiner Frau ja so ziemlich alles bieten konnte, damit sie zufrieden ist. Jedenfalls materiell.
Das es Bett nie wirklich richtig toll war, nun ja, daran hatte ich mich auch gewöhnt. OK, nie stimmt auch nicht - es gab schon das was man guten Sex nennt, aber eben eher selten!
Aus meiner Sicht war alles paletti - ok, was nicht so klappt, wurde ausgeblendet. Dass wir eigentlich schon geraume Zeit ziemlich harmonisch nebenher lebten, statt miteinander, das wurde mir nie so richtig bewusst. Es war ja alles so bequem.
Damit es keine Missverständnisse gibt - natürlich habe ich im Haushalt geholfen, war einkaufen usw. Das blieb nicht allein an ihr hängen - aber kritisch betrachtet war der anteil, der auf sie fiel schon deutlich größer. Immerhin war sie Lehrerin und somit beruflich mehr als "gut ausgelastet".
Was wir beide versäumt hatten war, über das zu sprechen, wo es klemmt. Für mich klemmte es eigentlich außer der nicht so prickelnden Erlebnisse im Bett eigentlich nirgends. Meinte ich jedenfalls.
Bei ihr muss es da anders ausgesehen haben. Ich habe es nicht gemerkt, sie hat es nicht gezeigt, hat es nicht gesagt und hat es mich auch nicht spüren lassen.
Dann platze aber alles auf einmal heraus und ich meinte es wäre alles zu spät. Das Scheidungsrecht in der DDR war etwas leichter als heut. Ich war ja ausgezogen und wir waren uns dann auch einig, das wir uns trennen. Und so war die Ehe etwa 8 Monate nach dem Knall geschieden.
Aber ich war mit dem Thema überhaupt noch nicht fertig. ich habe meine Fehler, viele jedenfalls erkannt und schwor mir, diese nie wieder zu machen. Und ich merkte meine Gefühle zu ihr waren noch immer ganz groß.
Ich versuchte mich zu trösten - und alles was mir vor die "Flinte" kam
und nicht "bei 3 auf dem Baum war", war fällig. Jedenfalls in etwa so. Ich tobte mich aus und holte in wenigen Monaten nach, was mir 10 Jahre fehlte oder wenigsten zu knapp zugeteilt worden war.
Aber nach 3...4 Wochen merkte ich, dass Sex allein nicht alles ist. OK, man schläft ausgezeichnet, man ist befriedigt, aber innerlich dennoch irgendwie leer. Nicht nur sie fehlte mir, mir fehlten auch die Kinder aber eben nicht nur - mir fehlte die Familie.
Und so kam es, dass es 4 Monate nach der Scheidung zu einem Gespräch kam, indem sie reumütig erklärte, dass auch ich ihr fehle und die Frage stellte, ob wir es denn nicht naoch mal versuchen könnten.
Hurra - nichts lieber als das.
4 Wochen verliebt, wie am ersten Tag. Selbst bei regen schien für mich die Sonne.
Hobbis wurden zurück gefahren, Bei der Arbeit wurde eben auch mal ein zeitigerer Feierabend erzwungen, ich hielt die Türen auf, brachte Blumen mit, beherzigte so ziemlich alles, was mir von ihr damals als Kritik meiner Art und meines Wesens vorgehalten worden war.
Es ging alles gut, bis zu dem Tag, als ich unerwartet zwei Tage zu früh von einem Lehrgang zurück kam. Unangekündigt.
Handys gab es noch nicht und so stand ich auf einmal in der leeren Wohnung, obwohl sie eigentlich hätte zu Hause sein müssen.
Im Bad war zu sehen, dass sie frisch gebadet hatte, was unter der Woche an einem eigentlich normalen Nachmittag wohl eher unüblich ist. Ihr bestes Parfüm hing in der Luft, Ihre Lieblingskleidung fehlte und Schminkzeug lag vor dem Spiegel.
Die Kinder waren entgegen der Normalität bei den Schwiegereltern...
Sehr spät am Abend kam sie dann nach Hause und erstarrte zur Salzsäule, als sie mich im Wohnzimmer traf.
Sie machte nicht einmal den Versuch zu leugnen, was mir ohnehin klar war. Sie war wieder bei ihm gewesen und hat mich erneut schäbig hintergangen. Wie sich zeigte, nicht nur einmal, sondern schon kurz nachdem sie mich reumütig wieder aufgenommen hatte.
Sie betrog mich ganz bewusst und ohne schlechtes Gewissen. Nicht mehr deshalb, weil ich meine Fehler nicht abgelegt hatte - nein. Sie wollte das Abenteuer nicht lassen.
Sie wollte beides. Unsere Familie und ihn als Liebhaber.
Für mich hatte es ja schon am Nachmittag im Kopf und im Herz gearbeitet.
Irrtum war ja ausgeschlossen.
Ich packte sofort in ihrer Gegenwart meine Sachen zusammen und mich rührten ihre Tränen nicht mehr im geringsten.
Für mich war das Thema beendet. Endgültig.
Die Katze lässt das Mausen nicht!
Und es tat auch nicht mehr weh. Als ich die Tür hinter mir grußlos zuschlug, war es fast eine Erleichterung.
Zurückblickend ist es so, dass sie nach mir weitere 2 x verheiratet war und mehrere Verhältnisse hatte. Inzwischen lebt sie in 4. Ehe. Von den Kindern weis ich, dass auch dort mehr Vernunft als Liebe im Spiel ist.
Ich fand durch sehr glückliche Fügungen nach wenigen Monaten meinen neuen Schatz und wir waren verheiratet, bevor wir zu dritt waren (eigentlich zu viert, denn sie brachte einen Sohn mit).
Wir sind noch heute verheiratet und nicht nur das. Wir sind noch immer glücklich.
Aus der Ehe und dem Rettungsversuch habe ich einiges gelernt. Ich habe viele Fehler nicht mehr gemacht!
Natürlich ging nicht alles ohne Reibung!
Aber wir haben uns zusammengerauft und wir haben miteinander gesprochen, wenn es zu klemmen begann. Und als es mal ganz heftig wurde, haben wir uns das von der Seele geschrieben, was uns bedrückte. Das war noch intensiver als Worte. Man konte nicht sofort antworten. Man hatte Zeit, mehrmals zu lesen und lange zu denken. Und wenn man dann antwortet muss man noch einmal sehr genau denken.
Wir mussten uns lange nicht mehr schreiben!
Nicht, weil es keine Reibungspunkte mehr gibt, sondern weil wir es gelernt haben ruhiger miteinander zu sprechen.
Ja wir würden wieder Ja sagen, wenn es gelte, die Ehe bestätigen zu müssen. Nicht aus Vernunft, sondern aus Liebe! Nach 25 Jahren Ehe!
Um den Bogen zu schließen - man lebt sich nicht irgendwie auseinander. Man verliert die Befindlichkeiten des Partners aus den Augen.
Man duldet zu lange Ecken, Macken, Kannten, die ja jeder hat.
Man hat es vielleicht nie gelernt, das anzusprechen, was einen stört. Oder man hat es nicht richtig gelernt, seinem Partner zu signalisieren: Achtung, hier klemmt etwas, wir müssen etwas ändern.
Man merkt oft nicht, dass einem der Partner ganz langsam entgleitet.
Und so kann ich es nicht verstehen, das etwas "..seit 3 Jahren beschlossene Sache, dass wir uns auseinander gelebt haben..." sein kann.
Aber es ist bei jedem anders. Jeder Partner reagiert anders, oder eben gar nicht.
Aber nur einem Partner die Schuld geben?
Nein, das geht nicht. Man hat immer ein gerüttet Maß Schuld daran, wenn es zum Bruch kommt.
Und sei es die Tatsache, das man viel zu lange gewartet hat, sich und dem Partner einzugestehen, dass da grundsätzlich etwas nicht passt.
Ob aus Angst, ob aus Gewöhnung, ob aus Gleichgültigkeit... egal weshalb - auf jeden Fall aus einem Grund, den man dem Partner in dem Fall nicht vorhalten kann.
So ist das Leben!