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Fettnäpfchen und andere Übel....

Man kann es drehen und wenden wie man will.
Die große Koalition war um Klassen besser als der Schrott den wir jetzt haben. Alles was jetzt im Bundestag sitzt mit Knüppeln bewaffnen und ab nach Afghanistan. Um keinen wäre es schade.
*****_nw Mann
731 Beiträge
"Fettnäpfchen" hoch 2
Gerade bin ich über den folgenden Artikel gestolpert, den ich für lesenswert und sehr bedenklich halte.

Wo driften wir hin in Deutschland ? Und auf welchem Weg sind wir ?

Das unwerte Hartz IV-Leben

Rudolf Stumberger 16.03.2010
Soziologieprofessor Gunnar Heinsohn will die Unterschicht finanziell austrocknen, weil die zu viele gesellschaftlich wertlose Kinder in die Welt setzt
Die Kinder von Hartz IV-Empfängern sind minderwertig, sie sind dümmer und fauler als die Kinder von anderen deutschen Müttern und ihre Ausbildungsfähigkeit steht in Frage. Sie werden in Zukunft den hohen Qualifikationsanforderungen der Gesellschaft nicht mehr genügen. Diese Kinder entstammen einer Unterschicht, die sich durch Sozialhilfe immer mehr vergrößert und hemmungslos vermehrt und den Leistungsträgern auf der Tasche liegt. Das ist eine Gefahr für Deutschland. Während sich die Unterschicht so vermehrt, bekommen die deutschen Frauen der Leistungsträger zu wenig Kinder. Der Staat muss also das weitere Kinderkriegen der Unterschicht verhindern, indem man deren Angehörigen die Lebensgrundlage entzieht. Deutschland braucht diese minderwertigen Kinder nicht, sondern es braucht die sozial wertvollen Kinder der Karrierefrauen.

Dies ist, komprimiert zusammengefasst und im Klartext, die Aussage von Gunnar Heinsohn. Dies ist 65 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus der Inhalt eines Gastkommentars. Dieser stammt nicht von irgendeinem bösartigen Verwirrten, sondern von einem deutschen Professor für Sozialpädagogik an der Universität Bremen. Dieser Zeitungsartikel erschien nicht in einem rechtsextremen Schmutzblatt, sondern in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Dieser Artikel kann als Volksverhetzung gelten.

Wer in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, zum Hass gegen Teile der Bevölkerung aufstachelt oder zu Gewalt- oder Willkürmaßnahmen gegen sie auffordert oder die Menschenwürde anderer durch angreift, dass er Teile der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich macht oder verleumdet, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.
Paragraph 130 des Strafgesetzbuches

Am Anfang des 21. Jahrhunderts sind Arbeiter und Arbeitslose sozial verwundbar wie kaum zuvor. Ihre Organisationen sind geschwächt, ihre Führer korrumpiert, ihr Selbstbewusstsein ist verblasst und die Mächtigen fürchten sie nicht mehr. Die Deiche, so die beiden französischen Soziologen Stéphane Beaud und Michel Pialoux in ihrer Untersuchung über "Die verlorene Zukunft der Arbeiter. Die Peugeot-Werke von Sochaux-Montbéliard", die die Arbeiterbewegung im Laufe der Zeit errichtet hatte, um sich der Ausbeutung zu widersetzen, sind weitgehend unterspült. Die Folge: "der Dünkel, die Arroganz und die verschiedenen Formen der Geringschätzung gegenüber den 'Subalternen', die lange Zeit durch die bloße Existenz einer (institutionalisierten) politischen Arbeiterkultur gezügelt wurden, treten nun offen zu Tage und verbreiten sich in Fällen hemmungslos".

Es ist hemmungslos, was Vertreter einer neuen Rassen- und Klassenhygiene sich trauen, in Deutschland öffentlich von sich zu geben. Hartz IV-Empfänger und ihre Familien spielen inzwischen die Rolle einer Bevölkerungsgruppe, auf die man mittlerweile anscheinend ungestraft verbal einschlagen und ihr die Lebensgrundlage absprechen kann. "Sozialhilfe auf fünf Jahre begrenzen", um so die Unterschicht zu dezimieren, das ist der grandiose Vorschlag des Sozialpädagogik-Professors. Was danach kommt, wovon dann Kinder und Eltern leben sollen, diese Frage bleibt er freilich schuldig. Die Sprache des Professors ist dabei eine neue Sprache der Verurteilung unwerten Lebens, fehlt uns doch "nicht das vierte bildungsferne Kind der Sozialhilfemutter, sondern das erste oder zweite der hoch besteuerten und kinderlosen Karrierefrau", wie es in einem weiteren [extern] Artikel von Heinsohn auf "Welt Online" heißt.

Was passiert, wenn wie in den USA die Sozialhilfe auf fünf Jahre beschränkt wird, schildert der Soziologe Loic Wacquant in seinem Buch "Die Bestrafung der Armen". Während die Zahl der Sozialhilfeempfänger drastisch zurückgegangen ist, weil sie nicht mehr registriert werden, explodierte die Zahl der Gefängnisinsassen ([local] USA: Gefängnisland Nr. 1). Zählte man 1975 rund 380.000 Häftlinge in den USA, waren es 2000 1,9 Millionen und 2008 [extern] 2,3 Millionen. Das Elend der amerikanischen Wohlfahrt und der Ausbau des Gefängnissystems sind die beiden Seiten derselben politischen Medaille, so Wacquant, Professor an der University of California ([local] Über die Probleme der Massenhaft in den Vereinigten Staaten). Überfüllte Gefängnisse, das ist die Antwort auf die wachsende Zahl der Armen, der sozial Verwundbaren und der Überflüssigen. Wacquant zeigt, wie die Regulierung und Kontrolle der unteren Klassen im Zeitalter der fragmentierten Lohnarbeit und der Verallgemeinerung ungesicherter Arbeitsverhältnisse über ein Strafsystem geleistet wird, das wieder die Zähmung der armen Klasse zur Aufgabe hat.

Während deutsche Frauen außerhalb von Hartz IV im Durchschnitt nur ein Kind haben und leistungsstarke Migrantinnen sich diesem Reproduktionsmuster nähern, vermehrt sich die vom Sozialstaat unterstützte Unterschicht stärker - mit allen Folgeproblemen. So sind in der Hartz-IV-Musterkommune Bremerhaven die Jungen in Sozialhilfe mit einem Anteil von rund 40 Prozent an der männlichen Jugend für mehr als 90 Prozent der Gewaltkriminalität verantwortlich. Solange die Regierung das Recht auf Kinder als Recht auf beliebig viel öffentlich zu finanzierenden Nachwuchs auslegt, werden Frauen der Unterschicht ihre Schwangerschaften als Kapital ansehen. Allein eine Reform hin zu einer Sozialnotversicherung mit einer Begrenzung der Auszahlungen auf fünf Jahre statt lebenslanger Alimentierung würde wirken - nicht anders als in Amerika.
Gunnar Heinsohn in der FAZ

Wenn Vertreter der neuen Klassenhygiene, die wie Heinsohn ganz in der Nähe der nationalsozialistischen Rassenlehre zwischen einer "Hartz IV-Bevölkerung" und dem "leistenden Bevölkerungsteil" unterscheiden, nach einer Dezimierung des "nicht-leistenden" Teils durch Entzug der Lebensmittel rufen, kann man sicher sein, dass diesen verfassungsfeindlichen Äußerungen bald der Ruf nach härteren Strafen und einem Ausbau der Gefängnisse folgen wird.

Quelle: heise.de

Als Baujahr 57 falle ich zwar unter die Gnade der sog. späten Geburt, aber mir dreht sich der Magen bei dieser Lektüre bzw. Tatsachen um.
Was könnte man alles sinnvoll ändern wenn man diese übertriebenen Politikerpensionen sozial förderlich einsetzen würde ?
Nun,
auch wenn dieser Artikel Fettnäpfchen hoch 2 ist, er fällt bei einem Teil der Bevölkerung auf fruchtbaren Boden.


Um dem entgegenzusteuern könnte man zum Beispiel endlich anfangen, dass Kindergeld und andere Transverleistungen für Kinder an die Eltern zu streichen, die Kinder aber dafür in Ganztagesstätten und Ganztagesschulen flächendeckend und umfassend mit Bildung, Erziehung, mit gesunder Ernährung, mit allem Lebensnotwendigem und Beratung, mit Ausbildung und Qualifikation für ein selbstständiges Leben zu versorgen und ihnen so zur Eigenständigkeit verhelfen. Die Kinder quasi Ausbildungsfähig machen und ihnen somit den Einstieg in qualifizierte Berufe zu ermöglichen.

Und das natürlich 100% kostenfrei. Das heutige Kindergeld und weitere Transverleistungen wären dann bald überflüssig die Ganztagsbetreuung wäre dann auch finanzierbar und würden später eine Rendite für alle Beteiligten, für die Kinder selbst und für die Allgemeinheit bringen und somit wäre eine gesamtheitliche umfassende Sozialisierung und Chancengleichheit zumindest annähernd gegeben.

Und Kinder und Jugendliche hätten dann auch wieder Perspektiven für eine berufliche Zukunft.

Ich denke, dass auch die Jugendkriminalität dann gravierend zurückgehen würde.


lg Ralf
Lieber cruiserman
ich halte deine Vorschläge, den Kindern Mittel direkt zukommen zu lassen, anstatt Geld an die Eltern zu geben, für durchaus bedenkenswert. Leider hat eine pauschale Handhabung dessen auch Nachteile.

1. Eine sehr große Zahl der Hartz-IV-Empfänger besitzt die gleiche Verantwortlichkeit und Erziehungskompetenz wie Personen, die Arbeit haben. Diesen in die Verwaltung und Ausgabe der Mittel überhaupt nicht mehr einzubeziehen ist für diese diskriminierend.

2. Materialien die von den Erziehungsinstituionen kostenlos und bedingungslos zu Verfügung gestellt werden, fördern leider auch Achtlosigkeit und Missbrauch durch Kinder.

3. Die familiäre Prägung ist ungeheuer wirksam. Es gibt nun mal nichts Bedeutenderes für Kinder als ihre Eltern und die sind und bleiben mit - und überraschenderweise sogar gegen den Willen der Kinder selbst - deren wirksamstes Verhaltensmodell. Erziehungsversuche von außen mit der Intention einer Umerziehung ohne oder gegen die Eltern sind daher nur sehr begrenzt wirksam.
Es ist daher schon aus diesem Grunde erforderlich, die Eltern in alle Maßnahmen, also auch in die Besorgung und Vergabe von Mitteln so weit wie möglich inzubeziehen. Selbst eine unzuverlässige Unterstützung durch wenig erziehungskompetente Eltern muss genutzt werden um nicht Stör- und Abwehrhaltungen durch verärgerte Eltern hervorzurufen.

Flexible Handhabung und auch Kompromisslösungen lassen sich zwar nicht leicht regeln, sind aber effektiver als ein pauschal einheitliches Verfahren.

Gruß

Brunnenbauer
@cruiserman
Wieso Kindergeld? das ist in diesem Fall der falsche Begriff.
Hartz IV-Empfänger bekommen für ihre Kinder zwar einen nach Alter gestaffelten Hartz-IV Betrag und theoretisch auch Kindergeld. Nur wird ihnen diese Summe sofort wieder von ihrem Hartz IV-Einkommen abgezogen.

Angeblich, damit niemand dutzendweise Kinder zeugt um den "Sozialstaat" zu schröpfen.
Nur ist dieses Procedere für die - von Brunnenbauer zu recht erwähnten - verantwortlichen und seriösen unter den Hartz IV- Empfängern, nach meinem Dafürhalten nicht weniger diskriminierend.
********lack Frau
19.366 Beiträge
Themenersteller 
@*********muese

Das Einzigste, was an den Aussagen stimmig ist m.M. nach diese Aussage:

sondern das erste oder zweite der hoch besteuerten und kinderlosen Karrierefrau"
.

Obwohl diese doch Mittel hätten, die Fehlentwicklungen der Politik hinsichtlich fehlender Kindergartenplätze und Betreuungsangeboten, auszugleichen.
Politiker sollten sich eher fragen, warum das so ist.

Allein das Wort Unterschicht, regt mich auf!


@*******man


Um dem entgegenzusteuern könnte man zum Beispiel endlich anfangen, dass Kindergeld und andere Transverleistungen für Kinder an die Eltern zu streichen

Damit während dann alle Eltern wieder unter dem Verdacht nicht erziehungsfähig zu sein.

Ich stimme Dir zu, daß viele Angebote speziell für Kinder ersatzlos gestrichen wurden oder gar nicht erst existieren.
Da könnte man Abhilfe schaffen.
Doch das meiste Elend entsteht durch Ballungsgebiete mit Emigramtenhintergrund und fehlende Einbindung der Kinder zB. Nachhilfe etc.. Durch die hohen Mieten und Nebenkosten und wieder durch die Politik, die es erst möglich gemacht hat, daß Arbeit immer schlechter bezahlt wird.
Übrigens auch ein Vorwurf, der von der EU kommt, denn damit stimmen die Werte alle nicht, die man da in so manchem Resort vorgegeben hatte.

Kinder sind in Deutschland der größte Faktor in die Armut zu kommen.
Eine Tatsache, die beschämend ist.
Aber man darf nicht vergessen, das

Die Höhe der Hartz-IV-Sätze für Kinder bis 14 Jahre ist nach Ansicht des Bundessozialgerichts (BSG) verfassungswidrig
Quelle ARD

Aber diese Vorgabe hat dazu beigetragen, daß viele Kinder arm sind und damit auch die Eltern. Doch generell sind nicht alle Eltern unfähig ihre Kinder auch angemessen zu erziehen, wenn man ihnen dazu auch die Mittel läßt und die Vorgaben zur Kindererziehung bezüglich Bildung, Betreuung und Umgebung verbessert.

WiB
bitte RICHTIG lesen!


und mir bitte nicht unterstellen ich würde einer bestimmten Bevölkerungsgruppe verantwortungslosigkeit vorwerfen. Das Wort Hartz 4 existiert in meinem Beitrag überhaupt nicht.



Ich habe mit keiner Silbe auf Hartz 4 Empfänger angespielt oder sie erwähnt.

Ich meinte das Kindergeld und andere Transverleistungen generell. Für alle Eltern und Kinder in Deutschland, egal ob arm oder reich. Die wohlhabenden Bürger bezahlen ihren Kindern doch schon lange eine gute Ausbildung, bessere Schulen und finanzieren das Studium.. So ist es zumindest bei den Menschen, die ich kenne.

Mir geht es nicht um Diskriminierung sondern ganz im Gegenteil, ich wünsche mir, dass Kinder in Kindertagesstätten, Kindergärten, Schulen und in der Ausbildung gleiche Möglichkeiten erhalten.


Unser Steuergesetz hebelt doch soziale Gerechtigkeit aus. Wohlhabende Menschen profitieren durch das Steuerrecht in hohem Maß, da sie alle Aufwendungen abschreiben. Bis hin zur privaten Tagesmutter, private Schulen, private Lehrer.

Da spricht nichts dagegen, dass sie das tun, ich empfinde es aber als Ungerecht, dass sie dies auf Kosten der Allgemeinheit mitfinanzieren. Aber auch das ist verständlich, da die Politik und das deutsche Steuerrecht ihnen diese wunderbaren Möglichkeiten bietet.



Ich halte es auch für Schwachsinn, dass wohlhabende Eltern mit hohem Einkommen Kindergeld, bzw, hohe Freibeträge für ihre Kinder geltend machen. Das verstärkt die sozialen Unterschiede noch mehr.

Es dürfte ein kleineres Problem sein, zu ermitteln, wer bedürftig und nicht bedürftig ist.
@brunnenbauer
Ich und meine Ehefrau gehören wahrscheinlich zu der letzten Generation, die durch eine Erwerbsbiographie bei Renteneintritt 47 / 48 Berufsjahre aufweisen und dementsprechend bei durschnittlichen bis gutem Verdienst eine Altersvorsorge haben, die uns eine Rente beschehrt, mit der wir gut leben können.
Und da wir keine Kinder haben und beide berufstätig sind auch noch private Vorsorge treffen konnten.

Ich könnte mich also beruhigt zurücklegen und die Kinder anderer Menschen könnten mir egal sein.

Das sind sie mir aber nicht und deshalb beobachte ich mit großer Sorge, dass es Jugendliche gibt, die durch vielfältige Probleme wie Migrationshintergrund, negatives Elternhaus mit sehr geringer Bildung und geringem Einkommen schon in der Hauptschule scheitern. Sie haben noch nicht einmal die Fähigkeit, einen ganz normalen Handwerksberuf zu lernen oder überhaupt eine Ausbildung zu erreichen. Ich bin durch persönliche Erfahrung mit einigen Schulabgängern der Hauptschule schockiert. Sie haben Probleme mit dem Lesen und Schreiben, sie wissen fast nichts. Es ist mir unverständlich, wie sie trotzdem einen Schulabschluss bekommen und ich frage mich ernsthaft, was ein derartiger Schulabschluss für einen Wert hat.

Und ob es gefällt oder nicht, es sind oft die Eltern, die ihren Kindern einfach nicht vorleben und nicht beibringen, einen Einstieg in ein Berufsleben zu finden.

Und das macht mir Sorgen, da in dem Betrieb in dem ich arbeite in den letzten Jahren fast keine Auszubildenden mehr eingestellt werden, weil wir keine Bewerbungen mehr erhalten, die Erfolgsversprechend sind. Ich verstehe unseren Personalchef absolut, wenn er mir sagt, die Bewerber für Ausbildungsplätze die wir anbieten haben nicht die geringste Chance, die gestellten Anforderungen der Berufsschule zu erfüllen.

Die Zeiten, wo es gereicht hat Schubkarre zu fahren, eine Schaufel zu schwingen und Zement zu mischen und Steine zu schleppen sind lange vorbei.

Selbst Auszubildende mit mittlerer Reife haben Probleme ihre Prüfung zu bestehen.

Also stimmt in unserem Bildungssystem vieles nicht. Und wenn dann auch noch die Eltern nicht in der Lage sind, materiell und vom Intellekt ihre Kinder zu unterstützen und ihnen eine gute schulische Grundlage ermöglichen und ich deshalb dem Staat und unserem Bildungsystem mit mehr Geld, mit mehr Lehrern und mit mehr Mitteln für die Bildung und Ausbildung von Kindern und Jugendlichen auszustatten, empfinde ich es nicht als Entmündigung von Eltern, sondern als Hilfe. Als Hilfe und Chance für Eltern und Kinder.


lg Ralf
Lieber cruiserman,
also da bin ich mir ganz sicher: Es will und es kann dir hier in der Runde niemand auch nur den Hauch eines schäbigen Motivs unterstellen! Dazu haben deine Beiträge einfach durchgängig zu gutes Niveau und sind meilenweit weg von platten Biertischparolen.

Eine Gespächsrunde, in der sich die Gesprächsteilnehmer gegenseitig niedrige Motive vorwerfen, müsste ja zwangsläufig und allzubald zu "kriegsähnlichen Zuständen" missraten. Die haben wir wohl in Afghanistan, wo Misstrauen vielleicht angebracht ist. Hier im Joy-Club und da noch in der illustren Gruppe der "Senoritas* und Senores" ist so etwas doch völlig undenkbar.
(Weil es mir hier gerade einfällt: Sag mal liebe Gruße auch an deine Frau, die hoffentlich irgendwo in der Nähe sitzt!)

Worüber wir hier, so meine ich, gerade reden, sind mögliche problematische Nebenwirkungen, die auch bei positiven Konzepten auftreten können.

Zu Fragen der Stigmatisierung und zu deinem letzten interessanten Beitrag möchte ich gerne auch noch etwas sagen. Ich muss aber erst, der Gesundheitsförderung wegen mit meiner Frau zum Schwimmen gehen.

Daher einstweilen Tschüss

bis später


brunnenbauer (m)
Pessimismus nein, Optimismus ja, aber nur mit Realismus
Lieber Cruiserman,

du hast aufgezeigt, dass du auch in deinem Betrieb beobachten kannst, dass für einem Teil der Jugend auf dem Arbeitsmarkt keine Chance mehr besteht. All das, was du sagst, trifft die Probleme bis aufs I-Tüpfelchen.
Und als Mensch mit Verantwortungsgefühl erwartest du Abhilfe durch die Gesellschaft über die Schule.

Zu diesem Punkt habe ich wiederum eine - berufsbedingte - Sichtweise.
Die ist aber leider keineswegs hoffnungsfördernd. Vielleicht solltest du daher, um deinen Seelenfrieden zu bewahren nicht weiterlesen - schließlich sind wir ja hier im Joy-Club und nicht im „Problem-Club“.

Die von mir wahrgenommene Wirklichkeit:

1. Eltern bewirken Fehlhaltungen bei ihren Kinder, weil sie selbst die erforderlichen Haltungen und Einstellungen nicht erlernt haben und sie daher natürlich auch nicht weitergeben können. Haltungen werden schließlich nicht durch Worte vermittelt sondern nur über das Vorleben dieser Haltungen. Was ich selbst nicht habe, kann ich zwar mit Worten nennen, aber nicht vorleben.

2. Eltern sind die mit Abstand prägendsten Vorbilder ihrer Kinder.

3. Kinder orientieren sich an ihren Eltern, hängen an ihren Eltern, selbst wenn es schlechte Eltern sind.

Diese drei Tatsachen sorgen zusammen für einen geschlossenen Teufelskreis, der nicht schnell und einfach aufgebrochen werden kann. Eine Öffnung diese Kreises in kleinsten Schritten wäre überaus zeit- und personalintensiv, und selbst wenn Personal und Mittel dazu bereitstünden, ist kein durchschlagender Erfolg in kurzer Zeit zu garantieren.

Was wäre für diese Gruppe junger Menschen, über die Verkleinerung von Klassen hinausgehend, zu tun? Diese Kinder benötigen, zusätzlich zu den Angeboten im Klassenunterricht der Schule, intensive und andauernde persönliche Begleitung und Betreuung, in die auch die Eltern mit einbezogen werden müssen. Diese Arbeit erfordert speziell ausgebildetes und sehr erfahrenes Fachpersonal. Die Kunst dieses Personals im Umgang mit diesen Kindern, bzw. Jugendlichen und Eltern besteht, ganz pauschal gesagt, in einen schwierigen Ausgleich zwischen Fördern und Fordern, immer verbunden mit Achtung und Wertschätzung, was leicht gesagt und schwer getan ist.

In der Regel wird, um möglichst alle Kinder ausbildungsfähig zu machen - durchaus gut gemeint - ganz pauschal gefordert, die Klassen zu verkleinern, damit so alle Kinder gleichermaßen gefördert werden können.

Es ist aber aufweisbar, dass die Vorteile einer Verkleinerung von Klassen vordringlich wieder den Schülern der Leistungsspitze und des Mittelfeldes zu gute kommen und nur in geringerem Maße den oben genannten leistungsschwachen oder leistungsverweigernden Schülern. Die Folge: Der Leistungsabstand zu den Schülern der Spitze und Mitte würde sich nicht verringern sondern sogar vergrößern. Und das hätte wiederum zur Folge, dass Leistungsmotivationen eher schwinden denn gesteigert würden. Wir sehen: Auch mit einer Verkleinerung von Schul-Klassen wäre es da nicht getan. Denn unmotivierten und demotivierten Kindern und Jugendlichen gelingt es immer wieder, den Angeboten und Anforderungen der Schule erfolgreich auszuweichen oder sich zu verweigern.

Die innere Logik dieses Ausweich- oder Abwehrverhaltens ist sehr komplex. Zu den Gründen dieses Verhaltens, kann hier in der Kürze nur gesagt werden, dass es durchaus eine eigene „Logik“ hat, diese aber für einen Außenstehenden kaum nachvollziehbar ist.

Die Sache hat zum einen etwas mit unserem System der Leistungsbewertung zu tun, in dem alle Leistungen, die unter dem Durchschnitt liegen, von uns allen nicht mehr positiv sondern als etwas Negatives angesehen werden. In einem Notensystem mit 6 Notenstufen werden Noten von der Note 4 abwärts nicht mehr als Anerkennung und Bestätigung von Leistung sondern als offenbare Abwertung empfunden. Weder Eltern noch Kinder würden solche Noten stolz als Erfolgsnachweis vorzeigen! Obwohl diese Kinder Leistung erbringen, fühlen sie sich im ständigen Vergleich zu den anderen immer als „underdogs“.

Es wäre also zum einen eine Änderung im System der Leistungsbewertung erforderlich und zum anderen die oben genannte personal- und kostenintensive Sonderförderung der Kinder mit besonderem Förderbedarf.

Solche Spezialförderung wird in der Öffentlichkeit bestenfalls für sichtbar schwer behinderte Kinder als berechtigt anerkannt. Und da es ja schon an der Regelförderung in den Schulen noch sehr mangelt, müsste wohl erst einmal diese Regelförderung auf einen besseren Standard gebracht werden, bevor Spezialmaßnahmen finanziert werden könnten.

Womit ich zu dem entmutigenden „kurzen Sinn einer langen Rede“ komme: Daran, dass ein zwar kleiner, aber doch nicht unerheblicher Teil unserer Jugend wenig Zukunftschancen hat und haben wird, wird sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts Wesentliches ändern.

Wie soll man mit einem solchen Ergebnis umgehen?

Nun: Sowohl Optimisten als auch Pessimisten dürften mit dieser Darstellung kein Problem haben. Denn Pessimisten werden sich, durch solche Analysen bestätigt, in pessimistischer Zufriedenheit zurücklehnen. Und Optimisten sind ebenfalls nicht belastet; sie können ja diese Sichtweise ganz einfach als Pessimismus abtun.

Lediglich den Realisten bliebe noch eine Aufgabe - zu überlegen, was denn für solche Jugendliche – über eine Grundversorgung mit Hartz IV hinausgehend - zu tun wäre, um ihrem Leben Sinn zu geben.

Mit realistischen Grüßen

brunnenbauer (m)
********lack Frau
19.366 Beiträge
Themenersteller 
@********auer

Fakt ist, daß der Rotstift immer auch die Jugend betrifft.
So ist längst bekannt, daß Klassen mit hohem Emigrantenanteil weit langsamer den vorgegebenen Stoff durchgearbeitet bekommen.
Da wäre ein kostenloser Nachhilfeunterricht mit Betreuung und einer warmen Mahlzeit durchaus angebracht und würde die m.E. viel höheren Kosten einer nachträglichen Integration und Problembewältigung senken bzw. niedriger machen.
Der Staat ruft nach mehr Kindern, aber bisher wurden Kinder nicht von den Sparmaßnahmen ausgeklammert. Im Gegenteil, da wurde oftmals gestrichen, was das Zeug hält.
Die Gründung von Ganztagsschulen kann dem etwas entgegenwirken, aber längst nicht überall sind die Angebote vorhanden.

WiB
Lieber brunnenbauer,
danke für deinen Beitrag.

Nein, ich werde meinen Seelenfrieden nicht verlieren. Du hast in vielen Punkten recht und das ist mir durchaus bewusst.

Auch ich habe eine berufsbedingte Erfahrung. Ich bin seit acht Jahren neben meiner Berufstätigkeit als Facharbeiter Betriebsratsvorsitzender in einer kleinen mittelständischen Firma. 250 Mitarbeiter, leider nur noch 4 Auszubildende und ich bin sozusagen der Prellbock zwischen allen Stühlen. Das ist oft frustrierend, aber dass werde ich dir gerne mal näher per CM schreiben.

Ich bleibe aber trotz deines Beitrags Optimist. Auch wenn es mir nicht immer leichtfällt.

Zu deinem Beitrag noch ein Satz, der vielen vielleicht nicht gefällt. Da du die Vorbildfunktion von Eltern in positiver wie in negativer Richtung beschreibst...........


sollte es wie für fast alles andere auch in diesem unserem Land einen "Führerschein" für Eltern geben. Vielleicht müssten manche Menschen das Eltern sein erst lernen, denn das Eltern werden ist anscheinend einfacher als das Eltern sein.




Liebe Grüße an dich und deine Frau,


lg Ralf
Aber wo finden wir Fahrschulen für den Elternführerschein?
Lieber Cruiserman,
dieser durchaus sinnvolle Vorschlag wurde schon oft ernsthaft diskutiert.

Und in der Schule wurde und wird das wohl auch schon versucht. So gab es in Bayern einmal das Schulfach Erziehungskunde. Das war an und für sich keine schlechte Sache, wurde aber nach einigen Jahren wegen Erfolglosigkeit wieder abgeschafft.

Warum erfolglos- wirst du vielleicht fragen?! Antwort: In Schulen der üblichen Form wird vordringlich geschrieben und - vor allem von den Lehrern - noch mehr geredet.
Aber, durch Schreiben lernt man vordringlich nicht Erziehen sondern eben das Schreiben und durch Reden lernt man - natürlich - das Reden. Das können die Lehrer aber schon. Und die Schüler? Na ja, wenn die Lehrer reden, dann hören die Kinder bestenfalls zu und lernen damit - bestenfalls - das Zuhören, aber eben nicht das Erziehen.

Erziehung kann nur in der Familie selbst gelernt werden. Das würde bedeuten, dass Fachpersonal den Familien direkt zur Seite stehen müsste. Solches wird ja nun auch schon durch Jugendämter geleistet, ist aber "schweineteuer" und daher bei den Kommunen - die ja, wie wir alle wissen, im Geld schwimmen - und bei den Landkreisen als Finanzträger alles andere als beliebt - und - nicht selten - auch nicht so sehr beliebt seitens der Empfänger dieser Hilfe.

So und jetzt mal was Positives: In ein oder zwei Jahren wird ein deutschen Obama auch bei uns strahlender Wahlsieger sein. Der wird dann, ganz anders als Frau Merkel, Herr Seehofer und Herr Westerwelle, alle anstehenden Aufgaben der Politik von höchster Dringlichkeit unerschrocken anpacken und lösen!!!!!!!!
Ist das nicht ein schönes Bild für einen entspannten restlichen Abend im Joy-Club?

Den wünscht euch allen - anstelle von Fettnäpfchen und anderen Übeln

brunnenbauer (m)
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