Alternative für unsere Kirche?
Ein interessantes Thema.
Ich möchte meine Meinungsäußerung damit eröffnen, indem ich einige Frage von
@***di beantworten - allerdings auch, indem ich Gegenfragen einwerfe :
• Wenn ich gefragt werde, ob ich gläubig bin, dann kann ich diese Frage nicht beantworten.
Was bedeutet denn "gläubig"?
Ein Christ, egal welcher speziellen Richtung versteht darunter den Glaube an den Gott der Christen. Und das tut er mit der Selbstverständlichkeit, als ob es außerhalb jeder Diskussion wäre, das es diesen einen Gott wirklich gibt.
Spricht ein Moslem von Gott, bzw. von Allah, wie sie ihn nennen, dann meinen sie "Ihren" Gott und das mit der selben Selbstverständlichkeit, dass dieser der einzige ist, den es gibt.
Und so könnte man mit weiteren Glaubensbekenntnissen fortfahren, bei denen jeder Gläubige "seinen" Gott oder "seine" Götter für das hält, was das einzig wahre sei.
Ich bin in einer Gesellschaft aufgewachsen, wo es im Gegensatz zu dem was man heute glauben machen will, Christ sein keineswegs verboten war. Aber Kirche und Glaube standen nicht im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Seins.
Für jemanden, der sich Gedanken macht über Sinn des Lebens und der Schöpfung natürlich ein großes Feld, sich damit auseinander zu setzen.
Ich wurde getauft, ich ging in einen evangelischen Kindergarten, hatte durch eine Tante Kontakt zu den 7-Tage-Adventisten, hatte einen Zeugen Jehovas als Mitschülerin und später einen Arbeitskollegen, der diesem Glauben anhing.
Ich ging zur Bibelstunde und zur Christenlehre, bis mir Pioniernachmittage und das was die GST (Gesellschaft für Sport und Technik in der DDR) als Freizeigestaltung anbot besser gefallen hat.
Irgendwann trat ich aus der Kirche aus, da ich keinen Sinn sah, Kirchensteuer zu bezahlen, was in dem Fall tatsächlich der einzige Grund war.
Im Alter von ca. 20 führte ich eine sehr aufschlussreiche Diskussion mit dem Kreisjugendpfarrer - und das war ein unglaublich spannender Meinungsaustausch, bei dem nach Stunden viel mehr Fragen, als Antworten im Raum standen. Ich denke mal, nicht nur bei mir.
Natürlich blieb er Pfarrer und ich trat auch nicht wieder in die Kirche ein - aber ich hatte über Jahre noch viel Grund zum Nachdenken und in der Phase bin ich noch immer.
Später beim Studium wurde im Fach Philosophie durch einen Lektor die Frage in den Raum gestellt, ob es Gott gäbe.
Die Mehrheit grinste und schüttelte den Kopf, was diese in ihren Augen "blöde" Frage soll.
Als ein Kommilitone direkt nach seiner Antwort gefragt wurde, sagte der im Brustton der Überzeugung "Nein!"
Der Lektor legte nach und fragte: "Können Sie das beweisen?"
Etwas voreilig antwortete der Studiosus "Können Sie beweisen, das es ihn gibt...?"
Keine kluge Reaktion, wie sich zeigte, denn in dem Moment wurde auch für den Atheisten klar, dass es diesbezüglich eine Patt-Situation gibt.
Weder die einen noch die anderen können
beweisen ob es Gott tatsächlich gibt oder nicht.
Man kann lediglich daran glauben, das es ihn gibt oder auch daran glauben, dass es ihn nicht gibt.
Ich bein beim besten Willen nicht bibelfest, aber zumindest thematisch habe ich mit der Bibel befasst.
Unvoreigenommen habe ich das zur Kenntnis genommen, was zum Thema Jesus und Entstehung des christlichen mehr oder weniger wissenschaftlich belegt ist.
Mir ist es inzwischen zur Gewissheit geworden, dass es Jesus gab und das die Geschichte um ihn in sehr vielen Passagen sehr real ist.
Aber mir ist auch klar, dass vieles erst Jahrhunderte später aufgeschrieben wurde und vieles wurde "passend" gemacht, um diese Geschichte zu stützen.
Aber es ist auch klar, dass die Kirche, vornehmlich die katholische, keinerlei Interesse daran hat, die Geschehnisse von damals -zu Jesus Lebzeiten- wirklich aufzuarbeiten. Man fürchtet um den Mythos und befürchtet, dass das, was über inzwischen 2 Jahrtausende als einzige Wahrheit verkündet wird, plötzlich ins Wanken kommt.
Eigentlich ist es mir egal, ob und was an der Geschichte nun wirklich stimmt.
Entscheidend ist das, was man mit dem vermitteln will, was in der Bibel steht.
Auch wenn es nicht ausreicht - aber das was in den 10 Geboten als Lebensmaxime vermittelt wird - damit kann ich mich im Großen und Ganzen identifizieren.
Wenn alle danach leben würden - aus innerer Überzeugung - dann wären wir alle, egal ob Christen oder Atheisten - ein ganz Stück weiter!
Aber die Masse versteht es, die 10 Gebote so für sich auszulegen, dass es immer wieder eine Lücke und Erklärung gibt, warum man sich eben mal niucht dran hält.
Gerade diese Widerspüche sind es, die mich misstrauisch machen.
Wenn ich sehe, was im Zeichen des Christlichen Kreuzes für Verbrechen begangen wurden, wenn ich sehe, was in den letzten Zeiten öffentlich wurde von dem, was einige kirchliche Würdenträger mit Kindern taten und was und wie die Kirche darauf reagiert, dann bestätigen sich meine Zweifel und Vorbehalte.
Zur eigentlichen Frage zurück - ich sehe es als unsinnig an, die Frage zu stellen, ob eine andere Philosophie oder ein anderer Glaube eine Alternative zu dem sei, was hierzulande als Staatsreligion oder Geschichte oder Tradition angesehen oder auch festgelegt wird.
Sollte es nicht jedem selbst überlassen sein, woran er glaubt?
Wenn ich die Grundsätze vergleiche - ich sehe z.B. zwischen Christentum und Islam vom Grundsatz her gar nicht so große Unterscheide von dem was man als Extrakt herauslesen sollte, wie man zu leben hat, wie man mit anderen umgeht, wie man mit dem leben umgeht.
Das was im Zeichen der jeweilige Religion wirklich geschieht, wie es ausgelegt und bis zum Fanatismus getrieben wird, bis hin zum Hass und der Bezichtigung, der jeweils andere würde zu Unrecht seinem Glauben anhängen - das ist das, was ich nicht verstehen kann und wohl nie verstehen werde. Denn in vielem verstößt es genau gegen das, was man als Lehre verstehen sollte.
Was regen wir uns über den Islam auf?
Was regen sich die Anhänger des Islam darüber auf, was Christen tun und denken?
Wer von beiden ist den der bessere Gläubige?
In den 80-igern hat die populäre Ostband "Puhdys" einen Titel herausgebracht, dessen Text eigentlich genau das ausdrückt, was ich empfinde. Ein Titel und Text, der bei mir stets Gänsehaut auslöst:
" so´n kleiner planet und soviele götter
in marmor aufgestellt
um jeden ein heer gläubige und spötter
zerrissen die erde zersplittert die welt
so´n kleiner planet und soviele fahnen
alle gehängt in den gleichen wind
um jeden ein heer von erben und ahnen
die alle vom stoff dieser erde sind
so´n kleiner planet und soviele wahrheit
der himmel hat raum für alle ideen
mögen die köpfe erstreiten die klarheit
im herzen laßt uns zusammen gehn
so wenig land
und so viel was trennt
macht uns heiß
wenn´s nicht verbrennt
Wolf
der Biberzahn