Disharmonische Harmonien!?
Vorbemerkung: Wenn jemand jetzt der Meinung sein sollte, dass meine folgenden pseudophilosophischen Auslassungen nicht hier in das Wunschkonzert gehörten, dann hat er formal recht. Aber vielleicht verspüren andere doch auch, dass dahinter sehr wohl ganz konkrete Wünsche stecken.
Falls die Moderatoren meinen, mein Auslassungen gehörten eher in einen eigenen, neuen oder wiederbelebten Kommunikationsthread, dann mögen sie das Ganze gerne in einen solchen verschieben!
Zur Sache: Wahrnehmen kann ich in Threads nur Aussagen von Personen. Wenn mehrere Personen miteinander reden, liegt es in der Natur der Sache, dass Äußerungen nicht nur gleichläufig sondern auch gegenläufig sein werden.
Anhand des Gelesenen kann ich dann die laufende Kommunikation als harmonisch oder aber disharmonisch einschätzen. Dabei handelt es sich aber um ein zunächst sehr subjektives Einzelurteil. Denn da gibt es sehr unterschiedliche Maßstäbe.
Ich hatte z.B. an anderer Stelle das Beispiel mit dem bayrischen Wirtshaus genannt, in dem sich früher mehr, heute wohl seltener, junge Männer zusammenkamen in der freudigen Erwartung, dass es zu einer saftigen Wirtshausschlägerei kommen könnte.
Und nun die Frage: Wenn die Schlägerei dann ihren Verlauf nahm, müssen wir diesen Verlauf jetzt eindeutig als eine Disharmonie bewerten oder ist das nicht zumindest auch eine - ganz besondere - Form der Harmonie? Für letztere spricht doch wohl die häufig geäußerte Bewertung "a sakrische Gaudi wars". Gaudi, vom lateinischen Wort gaudium kommend, bedeutet doch nichts anderes als Freude an dieser Sache!
Ob noch Harmonie oder aber schon Disharmonie herrscht, ist demnach, wie ich an diesem krassen Beispiel zeigen möchte, weitgehend eine sehr subjektive Ansichtssache.
Weiter: Verwenden in einem Thread einige wenige Schreiber mehrmals das Wort Disharmonie, dann äußern sie - völlig berechtigt - ihr eigenes, sehr persönliches Empfinden.
Ob aber in der Gruppe und / oder unter den Moderatoren nun wirklich Disharmonie herrscht, kann aus den wenigen geäußerten Bewertungen wohl nicht überzeugend oder gar zwingend abgeleitet werden. Dazu müssten viel mehr Mitglieder sich dahingehend geäußert haben.
Auch die Frage, ob unter den Moderatoren eine Disharmonie bestünde, können wohl letztlich die Moderatoren selbst beantworten. Selbst wenn gewisse Unterschiede in den Aussagen der Moderatoren gefunden werden könnten, wäre ein Schluss auf Disharmonie von außen wohl nicht zulässig.
Wenn aber die relativ wenigen Schreiber, die sich hier äußern, Disharmonien erkennen und das Wort Disharmonie öfter in den Mund nehmen, dann wird - unbeabsichtig und unversehens - der Eindruck sich bei den Lesern verbreiten, dass diese Gruppe wirklich disharmonisch ist.
Mein Resumee: Gegensätzliche Meinungen, über die man redet oder auch mal streitet, sind noch lange nicht als Disharmonien zu bewerten. Und wenn denn doch, dann müssten wir diese zumindest als positive Disharmonien bewerten.
Für letztere, zunächst rechtparadox wirkende Deutung spricht auch die von Cruiserman zitierte Sichtweise des Herakit, der Disharmonie ein Schritt auf dem Weg zur Harmonie und daher als etwas Positives wertet.
Im Empfinden einer erfreulich harmonischen Disharmonie, oder auch umgekehrt gesagt, in Empfindung einer anregenden disharmonischen Harmonie
grüßt ein wohlgelaunter brunnenbauer