Nicht Grenzen ziehen, sondern Frei-Räume schaffen!
Hauptthese: Gruppenregeln und Gruppeneinrichtungen dürfen nicht begrenzen, sondern sie müssen für alle legalen Bedürfnisse Raum bieten!Zusammenfassung: Die seit Bestehen des Clubs und der Gruppen immer wieder aufflammenden „Kämpfe“ in verschiedensten threads lassen sich nicht durch eingrenzende Regelungen vermindern oder gar beenden. Fortschritt bringen nur kluge Einrichtungen im Club und in Gruppen, die auch unseren allzumenschlichen Eigenheiten Raum bieten und so als Überdruckventil wirken. Insbesondere für Enttäuschung, Ärger, Beschwerden und Streit muss genügend Raum sein.
Meine Sicht im Einzelnen:
These 1: Die Unterdrückung von Meinungsverschiedenheit und Streit ist nicht wünschenswert. Versuche dazu sollten unterbleiben.
Begründung: Streit ist ein Teil des Menschseins und sogar der menschlichen Kultur. Selbst Krieg muss „als Fortsetzung der Politik mit militärischen Mitteln“ gesehen werden. Und weil er nicht zu unterbinden ist, versuchen Menschen, ihn durch Regeln (Kriegsrecht) zu ordnen. Erst wer diese Regeln bricht, wird als Kriegsverbrecher angeklagt. Damit wird sichtbar– ob uns das nun schmeckt oder nicht – selbst Krieg wird damit legaler Teil unsere Kultur.
Nun, so weit sind wir hier in der Gruppe denn doch wohl noch nie gewesen, auch wenn es gelegentlich kräftig „funkt“. . Auch für die virtuelle Club- und Gruppen-Welt gilt: Wo Streit unterdrückt und unterbunden wird, wandert er in den Untergrund ab und wirkt dort schädlicher, als wenn er offen ausgetragen wird.
These 2: Die Unterdrückung von Meinungsverschiedenheiten und Streit in den Threads ist nicht durchsetzbar. Was nicht durchsetzbar ist, sollte man schon gleich nicht versuchen. Selbst Appelle, einen Streit zu beenden, sind erfahrungsgemäß wenig wirksam.
Begründung: Niemand lässt sich in den Dingen, die er für wichtig und richtig hält, den Mund verbieten. Ferner: Selbst Löschungen von Beiträgen und Sperrung von Schreibern, erzeugt Sympathisanten für den „Unterlegenen“. Bildlich gesagt: Wenn ein Kopf der Hydra abgeschlagen ist, bekommt diese sofort wieder neue Köpfe.
(Ausnahme: Löschungen und Sperrungen sind meiner Erfahrung nach notwendig und sinnvoll, wenn es um Verstöße wie z.B. um wirklich justiziable Beleidigungen geht. Aber - nicht jede Aussage, auf die ein Leser beleidigt reagiert, ist auch eine Beleidigung im Sinne des Gesetzes.)
Folgerung aus diesen beiden Thesen:
Kluge Gruppen-Regeln versuchen nicht, etwas einzugrenzen, was nicht eingrenzbar ist. Beispiele: Exzessive Eliminierung von „stillen“ Gruppenmitgliedern, Unterbindung von Mitgliedschaften von Interessenten unter 50 Jahren, usw...... Begründung: Jeder kann unter anderem Namen und mit falscher Altersangabe jederzeit wieder im Club oder Forum auftauchen. Solche Grenzsetzungen schaffen zudem mehr Ärger als Nutzen. Also weg damit. Selbst die Aufforderung persönliche Streitigkeiten doch per Club-Mail auszutragen, sind zwar gut gemeint, aber für Menschen, die sich in einem Forum angegriffen fühlen, nicht akzeptabel. Zu wirklichen oder vermeintlichen öffentliche Angriffen muss jeder, der sich angegriffen fühlt, auch im gleichen thread, in dem der wirkliche oder scheibare Angriff erfolgte, auch ausführlich Stellung beziehen können. Das mag lästig sein, ist aber allemal besser als erfolglose Unterbindungsversuche oder aber Subversion im Falle von erfolgreicher Unterbindung.
Kluge Gestaltung des Angebots anstelle von Grenzen setzenden Regeln schafft gekennzeichnete "offizielle" Bereiche für Unzufriedenheit, Arger, Streit.
Als ein Beispiel für ein schon ziemlich kluges Angebot erscheint mir der thread: Sorgen, Frust, Anregungen und Beschwerden.
Durch eine Aufsplittung dieses einen threads in zwei könnten die Schwächen dieses threads deutlich gemindert werden:
thread 1: Wünsche und Anregungen - Motto: Das Bisherige war gut. Vielleicht geht es aber sogar noch besser!
thread 2: Vorsicht - Kritik, Enttäuschung, Ärger, Beschwerden - Motto: Das ist / war schlecht. Ich möchte meinen Ärger loswerden und erwarte Änderung!
Diese beiden threads sind zwar nahe verwandt, unterscheiden sich aber dennoch deutlich in der Intention. Thread 1 ist schwerpunkthaft zukunftsorientiert, hier werden vordringlich Wünsche geäußert und Vorschläge gemacht. Hier sprühen Ideen.
Thread 2 bietet Raum für Ärger und Verletzungen, die ausgedrückt und durchaus auch im Streit abgearbeitet werden können und müssen. Ärger und Verletzung haben hier absoluten Vorrang vor Scheinfriede und Ergebnisorientierung. Mit dem Hinweis "Vorsicht" in der thread-Bezeichung wird vor dem "Betreten" dieses threads gewarnt! Aber jeder darf nachlesen, was andere verletzt oder ärgert.
Zusammenfassung: Auch durch die Schaffung eines „Ärger-threads“ werden heftige Meinungsverschiedenheiten und Streit in anderen treads nicht ausgeschlossen werden können. Aber: Ich habe jetzt zumindest einen Ort, in dem ich meinen Ärger und Zorn frank und frei äußern kann, in dem ich um mein „Recht“ öffentlich streiten kann, so lange ich will. In diesem Raum haben "Friedensengel" und "Feingeister" nichts zu suchen! Es wurde ja vor dem Betreten gewarnt!
Und nun auf! Macht aus Euren Herzen keine Mördergrube, sagt eure Meinung, haut kräftig zu!
Mit amüsiert-kämpferischen Gruß
Brunnenbau(er)