Wahrheit
• ist ein großartiger Begriff
• ist ein Ideal
• kann, wie alle Ideale, nur angestrebt, nicht erreicht werden.
Der Beitrag die die Diskussion dieses Aspekts ausgelöst hat ist ziemlich nebulös. Sicher dachte Stella an die ganz konkrete Beziehung zu einem Menschen, den wir nicht sehen und in dessen Verhältnis wir uns nicht einfühlen können.
Ich meine, dass in einer "knallharten Wahrheit" eine ganze Menge von individuellen Erkenntnissen des Wahrheitsfinders stecken, die Denjenigen, dem die Wahrheit an den Kopf geworfen wird, unnötig verletzen kann.
Um das Thema etwas konkreter zu gestalten denke ich jetzt an meinen ersten Seitensprung.
Die knallharte Whrheit ist die, dass ich mit einer anderen Frau gevögelt hatte und folglich nun als Ehebrecher zu gelten habe.
Meine erstaunliche Erkenntnis war die, dass ich mich während der ganzen Begegnung mit der anderen Frau, danach sehnte, dass meine eigene Frau mit dabei gewesen wäre und mitgespielt hätte. Ich hatte nicht die geringsten Schuldkomplexe! Die gefühlte "Wahrheit" war also eine ganz andere als die juristisch knallhart beweisbare "Wahrheit". Diese stellten sich erst dann ein, als ich meiner Frau diese Begegnung, die so schön war (für mich ist Sex nicht "dirty"), verschweigen mußte.
Damals gab es in Deutschland noch keine Swingerclubs.
Von den Paaren, die heute in der gleichen Situation sind, in der damals ich mich befunden habe, liest man begeisterte Beriche von Besuchen in Swingerclubs. Dabei sind es zumeist die jungen Frauen, und nicht irgendwelche notgeilen Männer, die hier im JC ihre Begeisterung ausdrücken. Obwohl die einem Scheidungsrichter präsentierbare "harte Wahrheit" die gleiche ist, wie damals mein schimpflicher Seitensprung - es wird mit jemand Anderem als dem eigenen Partner gevögelt - wird nun die "Wahrheit" ganz anders empfunden.
Was damals als Schlag in's Gesicht des Partners empfunden wurde, gilt heute als phantasievolle Bereicherung der Sexualität zwischen den Partnern
Deshalb plädiere ich für Schonung beim Umgang mit Wahrheit.
BFlat