... und plötzlich RentnerIn
Hallo in die Runde,
ich habe mir soeben alle Beiträge durchgelesen und dabei festgestellt, dass Menschen, die mehrfach erkrankt sind und
sehr leidend sind, der Rentenanspruch versagt wird.
Ich selbst bin nach einer langjährigen totalen Erschöpfung
(zu viel Arbeit, zu viel Stress, beruflich und privat) ins BornOut gekommen und konnte mich lange davon nicht erholen. Alle
Akkus waren leer - ich ging nur noch auf Zahnfleisch.
Ärzte rieten mir, einen Rentenantrag zu stellen.
Ich erschrack sehr darüber, denn als Rentnerin habe ich mich
im Alter von 60-65 gesehen, aber nicht damals schon!
Doch mein Gesundheitszustand besserte sich nicht - die Folge war, dass ich darüber auch noch depressiv wurde - ich schätze, dass
es vielen von Euch genau so geht.
Mein 1. Rentenantrag wurde abgelehnt.
BITTE IMMER Widerspruch einlegen!
Auch ich widersprach und wurde von der Rentenversicherung - damals noch BfA - in eine BfA-eigene Klinik geschickt.
Na, dachte ich, die Klinik, also auch die Ärzte werden doch hier von der BfA bezahlt - die werden mir doch nicht die Rente zuerkennen,
denn damit würden sie gegen ihren Arbeitgeber arbeiten?
Doch ich habe mich getäuscht. Nach 6 wochen Klinikaufenthalt
hatte ich es schwarz auf weiss - von einer Bfa-Ärztin: ich bin
b.a.W. nicht arbeitsfähig.
Sicher, die Rente wurde erst einmal für 2 Jahre gewährt. Danach musste ich zum sogenannten Vertrauensarzt. Stress. Aufregung.
Wie kann ein fremder Artu ein "VERTRAUENS"Arzt sein und vor Allem -
wie kann er nach einem 20-münitigen Gespräch meine Arbeitsfäigkeit beurteilen? Doch es ging gut.
Das selbe Prozederer noch einmal 2 Jahre später und zum 3. und letzten Mal (mehr ist nicht möglich!) - danach der endgültige Rentenbescheid.
Allen, die sich nicht kräftig genug fühlen, einer Berufstätigkeit nachzugehen, empfehle ich, UNBEDINGT einer - inzwischen schon obligatorischen - 1. Ablehnung zu widersprechen. Und wieder und wieder! Notfalls den Arzt wechseln. Ihr könnt einfach nicht mehr. Basta!
Bemerken möchte ich noch, dass meiner Meinung nach die damalige Depression den Ausschlag für die Bewilligung gab. Also - wenn Ihr Gemütsprobleme habt (und wer hat die nicht, wenn er in so einer Situation steckt?), dann raus damit - und zwar mit Nachdruck!
Übrigens: Der Threas heisst" .. und PLÖTZLICH Rentner -
darauf kann man sich nicht wirklich vorbereiten, auch nicht in
Kursen.
Ich brauchte ein ganzes Jahr, um einigermassen zu begreifen,
dass momentan nichts mehr geht. Da ich in meinem ganzen Erwachsenenleben berufstätig war, und das sogar sehr gerne,
war das verdammt hart für mich. Ich ertappte mich dabei,
dass ich jeden Morgen um die gleiche Uhrzeit, nämlich 6.00 Uhr aufstand, in die Küche stürzte, um Frühstück zu machen, mich im Bad beeilte usw. - ein gewohnter und jahrelang geübter Tagesablauf.
Der Mensch ist halt doch ein Gewohnheitstier :-).
Bis mir aufgegangen ist: Hey, Du musst nicht hetzen, Du kannst zu Hause bleiben.
Zu Hause bleiben?
Der Tag (die Tage) standen lan und leer vor mir. Was fange ich nur mit all den Stunden an? Ich hatte keine Ahnung, wie und womit ich die Zeit füllen sollte .... - alls allein erziehende Mutter von 2 Kindern, dazu noch voll berufstätig, war ich gewohnt, das jeder Tag bis auf die letzte Minute durchorganisiert und mit notwendigen Tätigkeiten gefüllt war.
Eine Therapeutin fragte mich nach meinen Hobbys.
Hobbys? Ich hatte keine - wo sollte ich bitteschön die Zeit für ein Hobby nehmen?
Was denn meine Interessen wären?
Auch hier hatte ich keine Ahnung.
Mein Interesse war meine Familie und nach der Trennung von meinem Ex-Mann meine beiden Söhne, die Wünsche hatten - und ich sie ihnen erfüllen wollte. Zum Teil auch aus einem schlechten Gewissen heraus, weil ich die Scheidung wollte, aber nicht wollte, dass meine Söhne deswegen auf den gewohnten hohen Lebensstandart verzichten ...
Es gibt viele Gründe, weshalb Menschen die durchaus vorhandenen körperlichen Signale missachten und weiter machen - aus dem Gefühl heraus, sie müssen funktionieren - so war es jedenfalls bei mir.
Inzwischen kommt eine immer härtere Gangart in den Betrieben und angesichts der Millionenzahl von Arbeitslosen verstehe ich auch,
wenn die Beschäftigten ihre Grenzen ignorieren, um den Job nicht zu verlieren.
Wir leben in einer ungesunden Zeit .....
Upps, ich glaube, ich muss Schluss machen - will Euch ja nicht langweilen :-).
Alles Gute für Alle, die um ihre Gesundheit und ihre Rente kämpfen!
Schönen sonntag wünscht
Luna