Lasst die Kinder doch einfach auch mal nur Kinder sein.
Dass das Leben endlich ist, wissen sie in dem Alter längst und dass niemanden Flügel wachsen, auch. Dass Strom und Wasser bezahlt werden müssen, sicher auch und ganz viele von ihnen wissen sogar nicht nur, dass es kostbare Ressourcen sind, sondern schon sehr viel mehr - nämlich u.a. dass Tiere getötet werden und das vorrangig zum Verzehr.
Da bin ich voll dafür: Lasst Kinder doch einfach auch mal Kinder sein..!
Mit dem zweiten Teil im Zitatekasten oben, da habe ich gewaltige Probleme. Wenn das so wäre - wir wären in unserer Gesellschaft viel weiter!
Es wäre schon sensationell, wenn das mehrheitlich so wäre.
Sicherlich gibt es viele, die diese Dinge wissen, insbesondere dann, wenn sich das Elternhaus mit der Vermittlung dieses Wissens an die Kinder befasst.
Leider ist das keineswegs allgemeiner Standard.
Lehrer und Erzieher können ein traurig Lied davon singen.
Mitarbeiter im Sozialwesen beherrschen da schaurige Moritaten jeglichen Couleurs.
Dort wo Kinder vor dem TV "abgesetzt" werden, damit sie beschäftigt sind, wo man blinkendes und plärrendes "Spielzeug" einem Holzbaukasten den Vorzug gibt, wo ein ferngelenktes Elektroauto die besser Alternative gegenüber der Holzeisenbahn darstellt, wo der Flimmerkasten bei der Beschäftigung mit den und für die Kinder dem Bilder- oder Märchenbuch vorgezogen wird - ganau da gibt es gegenüber dem, was im zweiten Teil aus dem Zitatekasten geschrieben und wunschbildhaft dargestellt wird, die größten Abweichungen.
Was hat man darunter zu verstehen: Lasst Kinder Kinder sein?
Sollen sie tun und lassen was sie wollen?
Sind es die Worte "Na lasse sie doch..." die Lösung Kinder Kinder sein zu lassen?
Oder ist es viel mehr das, dass Eltern mit Ihren Kindern gemeinsam spielen?
Dass sie Geschichten vorlesen oder erzählen.
Sind es gemeinsame Wanderungen oder Ausflüge in die Natur, wo man abseits von geharkten Wegen auch mal Knochen eines toten Tieres findet?
Wo man beobachten kann, wie ein Bussard irgend ein Kleintier jagt und schlägt?
Sind es Spiele oder Spielzeuge, die Kreativität fördern, wie z.B. der Baukasten mit einfachen Holzbausteinen, wo Kinder lernen, das ein Turm eher umfällt, wenn man die Steine unordentlich übereinander stellt? Wo man auf diesem Wege Ordnung und Präzision auf eine Weise lernt, wo allein das Ergebnis mehr lehrt als ein halbstündiger lautstarker Vortrag mit erhobenem Zeigefinder?
Ja, Kinder sollen Kinder sein!
Und damit sie das können, sind die Eltern gefragt, dafür zu sorgen.
Ich sehe da nicht die Glocke unter der sie behütet sind und wo man den Allltag und die Realität fernhält, nach dem Prinzip, glücklich sind sie nur, wenn sie nicht weinen.
Ich denke sehr wohl dass Kinder auch mal traurig sein müssen, weil etwas geschehen ist, was nicht "heile Welt" ist.
Ein Kind, das erlebt, das sein geliebtes Haustier den Weg allem Irdischen geht, dann kann das der Kinderseele sehr wohl weh tun. Aber es ist das Leben und wenn Eltern das Kind in der Trauer den Kindern beistehen, dann geht jedes Kind wissend und gestärkt daraus hervor und hat mehr fürs Leben gelernt, als das Kind "glücklich" zu lassen und irgendwelchen Blödsin zu erzählen warum sich Hamster Karlchen plötzlich anders verhält als noch 3 Tage zuvor... (also zu der Zeit zwischen Ableben und dem Kauf und Austausch gegen einen neuen Hamster).
Keine Frage - die Ansichten dazu werden nie wirklich unter einen Hut zu bekommen sein, weil jeder sein Weltbild hat und jeder in jeder Situation anders entscheidet.
Wir haben uns viel mit unseren Kindern beschäftigt. Wir haben uns bemüht sie einigermaßen altersgerecht zu beschäftigen und dabei ihre Kreativtät zu fördern.
Nicht alles war dabei richtig oder gar perfekt und in vielen Dingen gab es Nachbarn oder Kollegen, die den Kopf schüttelten....
Und nicht selten waren unsere neidisch, weil Nachbars Karlchen ein Polizeiauto hatten, da blinkte, lärmte und hupte. Sie waren neidisch, dass diese Kinder in ihrem Kinderzimmer dann eben auch mal aus dem Auto Kleinholz machen konnte. Die Eltern kauften ein Neues und sie waren im Wonhzimmer weit genug entfernt, so das der Lärm nicht störte.
Bei uns hingegen gab es die "altmodische" Holzeisenbahn, einen Holzlaster und es gab auch einen kleinen Hammer, mit dem sie gelernt hatten, wie man ein abgefallenes Rad wieder befestigt.
Wurde es zu laut, gab es den mahnenden Hinweis, das es ander stört, aber das war selten. Sie hatten Rücksichtnahme beizeiten gelernt.
Nachbars Karlchen -der mit dem Polizeiauto und sonstigem hochmodernen Plunder- fühlte sich nicht unwohl auch wenn wir nicht so reich waren....
Und seine Ideen beim Spielen mit den alten Holzdingern waren oft gar nicht so schlecht und man tüftelte gemeinsam, wie man ein Holzsteinehaus baut, das nicht gleich wieder umfällt...
Wir ließen unsere Kinder Kinder sein, aber wir muteten ihnen auch einiges zu.
Auch heute noch können sie sich an Kleinigkeiten erfreuen und es ist keineswegs alles selbstverständlich.
Nachbars verstanden unter Kinderglück etwas ganz anderes. Karlchen sollte es an nichts fehlen und ging was kaputt - na aber ganz schnell war Ersatz da.
Das Fahrrad zum Geburtstag war nicht etwa "geil" - nein es war ja ohne 21 Gang Schaltung und der Kilometerzähler war auch nicht dran. Karlchen endeckte zuerst mit wachem Blick die Mängel.
Das Fahrrad vom großen hatte gar keine Gangschaltung - die baute Papa zum nächsten Geburtstag an, wo es auch die Alufelgen gab.
Den Tacho hatte sich Junior vom Taschengeld gespart.
Welches Kind war mehr Kind?
Unser Großer, der sich gelegentlich mit den jüngeren geschwistern "zoffen" musste oder Karlchen-Einzelkind mit Glück im Überfluss?
Wie es Karlchen geht? Keine Anhnung - die Eltern zogen vor Jahren weg und der Kontakt riss ab. Wir hatten beiderseitig wenig Interesse dran.
Unser Großer lebt inzwischen gut 600 km weit weg von uns und steht dort seinen Mann. Die anderen sind über Deutschland verteilt, weil es eben keine Jobs gibt, die ihnen zusagten.
Alle sind gern wieder mal hier - wie seit Donnerstag unser "Kleinster" mit seiner neuen Freundin.
Ich glaube, das man nicht so einfach sagen kann, man solle Kindern Kinder sein lassen, ohne sehr genau zu erklären, was man darunter versteht, ohne zu sagen, was es für die/den Schreiber/In bedeutet "Kind zu sein".
Auf das Thema bezogen - ich denke schon, dass es Kindern zumutbar ist, zu erfahren und zu erleben, dass auch Tiere als unsere Lebensmittel dafür ihr Leben lassen müssen.
Nein - sie müssen nicht zusehen müssen, wie das Kaninchen geschlachtet wird.
Aber im Alter von 10...11 Jahren sollten es Kindern schon sensibel an dieses Thema heran zu führen.
Ich bin aus eigener Erfahrung fest überzeugt, dass Kindern sehr viel mehr "zugemutet" werden kann, als so manche Erwachsene meinen.
Sind es nicht vielleicht die Eltern, die dieses angebliche Trauma herbei- oder einreden?