@*******ata
Wenn einer nicht mehr denken kann wie früher, was ist das für ein Leben? Arno Geigers Vater hat Alzheimer. Die Krankheit löst langsam seine Erinnerung und seine Orientierung in der Gegenwart auf, lässt sein Leben abhandenkommen. Arno Geiger erzählt, wie er nochmals Freundschaft mit seinem Vater schließt und ihn viele Jahre begleitet. In nur scheinbar sinnlosen und oft so wunderbar poetischen Sätzen entdeckt er, dass es auch im Alter in der Person des Vaters noch alles gibt: Charme, Witz, Selbstbewusstsein und Würde. Arno Geigers Buch ist lebendig, oft komisch. In seiner tief berührenden Geschichte erzählt er von einem Leben, das es immer noch zutiefst wert ist, gelebt zu werden.
Quelle vom Autor selbst
Er (selbst Schriftssteller)erzählt in diesem Roman das Leben seines Vaters und auch die Rolle, die er darin spielt.
Die Problematik ergibt sich eben durch die Tatsache, daß sie die Notwendigkeit nicht sehen kann, die meine Anwesenheit bedingt.
Sicher spiegel ich die Gefühle, die sie mir mitteilt. Und ich kann ja auch reagieren, wenn sie panisch wird und sie da raus holen.
Meine Erfahrungen sonst sehen eben so aus, daß die Menschen in späteren Stadien selbst darauf drängen noch aktiv mitzuwirken.
Das ist hier eben nicht der Fall und deswegen auch ungewohnt.
Ihr spüre ja überdeutlich auch ihre Zweifel in Bezug auf die Erkrankung und leider gesteht sie sich eben Krankheit von je her nicht zu. Man wird nicht krank, man muß sich nur genug im Griff haben.
Und trotzdem spürt sie selbst immer öfters, daß dem nicht so ist.
Deswegen auch meine Frage ob es sinnvoll ist, das zu erklären.
Hattest Du da Erfahrungen bei Deiner Oma oder Deine Eltern?
In einem anderen Fall war das wirklich befreiend. Die ewigen Zweifel wieso sie alles vergaß waren mit der Krankheit geklärt. Und es war eine ganz andere Ebene erreicht. Damit kam auch Ruhe in sie selbst. Sie konnte gelassener damit umgehen, daß sie eben Dinge vergaß, sie konnte Hilfe viel eher annehmen und gleichzeitig wolle sie an den Dingen festhalten, die ihr möglich waren, wie Spaziergänge, Lesestunde, singen etc.
Damit waren eben die Belastungen auch auf mehrere andere eher verteilt.
Hier habe ich eben wenig Möglichkeiten, außer der Tatsache, daß wir im selben "Viertel" wohnten, wir Nachbarn waren und ich daher sehr genau weiß, wer wann wo gewohnt hat. Sie meinte noch, wieso sie mich denn nicht erkennen würde.
Erst als ich sagte, daß ich doch ein Kind war und sie sich demzufolge eben auch nicht an mich erinnern könnte, weil wir uns nicht mehr wieder gesehen hätten, beruhigte sie das.
Jetzt wandern wir in Gedanken durch unser Viertel und da ist auch noch einiges an Erinnerung da. Das war wohl auch eine gute Zeit für sie.
Über diese Schiene bekomme ich sie auf andere Gedanken, wenn es schwierig ist.
Weißt Du, ich habe den Wunsch, daß nicht ich den Tag als gut einordne, sondern sie eben auch. Denn um Sie geht es ja.
Familienangehörige haben da eben andere Vorgaben, mal zum Guten und mal auch zum Schlechten, denn sie haben einen Teil ihres Lebens gemeinsam. Außenstehende haben eben nur die Angaben, die da sind und wenn sie fehlen oder es gar schwere Umstände gibt, wird es schwer.
Auch wenn die Krankheit sich an manchen Stellen ähnlich zeigt, die Menschen sind alle unterschiedlich und so gesehen ja Unikate.
Aber ich bin auch hoffnungsvoll, daß sich ähnliche Dinge wie gestern machen lassen.
WiB