Man sollte...
... die Angelegenheit schon ein wenig differenzierter betrachten.
Von Beginn an hat mich die Zurückhaltung – auch hier im Forum – verwundert. Bei jeder öffentlichen Kleinigkeit gab es sofort einen Thread und dann ging das Gezeter los. In der Causa Wulff, soweit es den Ex-Ministerpräsidenten betrifft, wäre dies mehr als angebracht gewesen. Aber gähnendes Schweigen folgte den Tatsachen. Niemand wagte sich hervor und beschrieb die Fehlverhalten. Es geht hier auch nicht vorrangig darum, ob er sich strafbar gemacht hat. Vielmehr halte ich die objektiven Tatsachen für ausreichend, die für einen durchschnittlichen und vernünftigen Betrachter der Angelegenheit den Eindruck oder die Besorgnis entstehen lassen, dass er sich nicht rechtmäßig verhalten hat. Dies war hier seit langer Zeit der Fall und hätte schon lange zu der nun getroffenen notwendigen Konsequenz führen müssen. Andere würden vielleicht sagen, er hat sich „dumm“ und wieder andere, er habe sich ungeschickt verhalten. Wer aber möchte schon solch einen Präsidenten haben.
Es geht auch keineswegs darum, wie hier geschrieben wurde:
bei jedem wird im Dreck gesucht sobald er in der Öffentlichkeit steht in der Hoffnung, auch nur ein Staubkörnchen zu finden um daraus gleich eine riesen Schlagzeile machen zu können,
Wer sich nichts vorzuwerfen hat, bei dem wird man auch nichts finden. Jedenfalls erwarte ich von den Vertretern, die von unseren Steuergelder leben und hierüber verfügen, dass dies nicht zu ihrem „persönlichen“ Vorteil geschieht. Wenn sie ungeeignet sind, dies zu respektieren, haben sie schlicht und ergreifend den falschen beruflichen Weg eingeschlagen und wenn sie sich noch erwischen lassen, müssen sie mit den sich daraus ergebenden Konsequenzen leben.
Nicht rechtmäßiges Verhalten hat nur deshalb Hochkonjunktur, weil die Handelnden regelmäßig hoffen, nicht erwischt zu werden. Würde es sicher sein, dass jede unrechtmäßige Handlung aufgedeckt werden wird, sehe die Sachlage schon ganz anders aus. Deshalb floriert auch das strafbare Verhalten und zwar unabhängig davon, ob es in demokratischen oder totalitären Staaten verübt wird. Der Unterschied besteht nur darin, dass in einer Demokratie keine willkürliche Verurteilung vorgenommen werden darf und dennoch oftmals Ansätze dafür zu erkennen sind.
Wir also gefragt...
- wer hat einen Nutzen aus dem Rückgang.
... so dürfte es das befleckte Amt des Bundespräsidenten, die Demokratie und letztendlich das Volk sein.
Wird ferner gefragt...
- wem war er zu unbequem?
... halte ich den in der Frage versteckten Vorwurf für zu weit hergeholt. Die Vorwürfe betrafen die Zeit als Ministerpräsident. Als Bundespräsident hatte er nur noch repräsentative Aufgaben und keine Regierungsaufgaben. Da wird man nicht unangenehm, sondern muss ein wohlwollendes ausgleichendes Gesicht aufsetzen.
- wer hat da eine offene Rechnung, die nun beglichen werden muss?
Wenn er die Übernachtung auf Sylt nicht in bar gezahlt hatte, dürfte auch keine offene Rechnung offen sein. Denn die hätte es dann niemals gegeben.