Ein einziges Fragezeichen - oder ein prima System...
Diese ganze - punktgenau gezündete - Debatte um Sexismus und abgestellt auf einen Spitzenpolitiker als Auslöser ist in meinen Augen zu allererst eine politische Debatte, um Personen zu verunglimpfen.
Seit der erfolgreichen Aktion gegen KTG gab es mehrere ebenfalls erfolgreiche Medienattacken um Personen in ein denkbar schräges Licht zu bringen und wenn möglich, diese auch regelrecht abzuschießen.
Funktioniert offenbar wurderbar.
Der Ex-Bundespräsident wer das erste ganz große Opfer. Nicht einer der damals hochgeschossenen Vorwürfe als geradezu verbrecherisch dargestellten Verfehlungen des Hr. Koch konnte, trotz geführter Ermittlungen von Staatsanwaltschaften und sonstigen Behörden bisher nachgewiesen werden. Ist auch nicht mehr nötig - der Mann ist weg vom Posten. OK, mit einem netten Trostpflaster.
Nicht die Parlamentarier und auch nicht die Wähler haben den Sturz vollzogen, sondern einzig und allein die Medien, die hier erstamls völlig ungeschminkt ihre Macht gezeigt haben.
Die Debatten um Steinbrück kamen ebenfalls sehr passgenau zu einem Zeitpunkt hoch, wo eine sehr bedeutsame Landtagswahl anstand. Zufall?
Genauso passt die Attacke gegen Brüderle.
Nachdem es nix geholfen hat in permanent als stets volltrunkenen Deppen darzustellen fehlgeschlagen ist, wurde eben zur nächst zuverlässigsten Keule gegeriffen: Sexuell motivierte Verfehlungen!
Strafrechtlich nicht relevant, ordentlich über 1 Jahr aufgespart bis zur Stunde Null und dann gezündet.
Hier ging es doch niemals um Sexismus, sondern um Brüderle und nichts anderes.
Da ergibt sich für mich schon eine ganze Reihe von Fragezeichen, nach den wirklichen Machtverhältnissen im Lande. Das Parlament und die regulär wählbaren Gremien haben sie offenbar zumindest zu Teil verloren, die Befungnis und die Macht, etwas letztendlich zu entscheiden.
Was Personalien in der Politik angeht, da scheint jeder Chefredakteuer einer großen Zeitung oder Zeitschrift mehr bewegen zu können, als Ministerien, das PArlament oder die Wähler....
Was die Fragen Sexismus angeht, dann sträuben sich mir die Haare. Wie scheinheilig ist diese Empörung?
Trotz aller anderslautenden Beteuerungen sind wir doch hier in Deutschland weit ab, von dem was man Gleichberechtigung nennt.
Wie auch anders?
Wenn ich überlege, das Frauen bis 1957 ohne Zustimmung des Ehemannes kein eigenes Konto eröffnen durften und das sich Frauen erst seit dem 1.Juli 1977 (!!!!) ohne ihen Ehemann um Zustimmung zu bitten eine Berufstätigkeit aufnehmen durfte, dann kann ich nicht nachvollziehen, was man in einer derart männerdominierten Welt andere Verhaltensweisen der Männer erwartet.
Ich spreche von der Bundesrepublik Deutschland, nicht vom Iran oder von Afghanistan!
In der katholischen Kirche sind Frauen nach wie vor praktisch von jeder Verantwortung ausgegrenzt. Es ist ein Verein, der über das Mittelalter nicht hinausgekommen ist und keine Ambitionen zeigt, sich zu reformieren.
Bei diesem Hintergrund Verhaltensweisen, wie sie Brüderle vorgeworfen werden als sexistisch zu verdammen, sind letztendlich der blanke Hohn!
Gar keine Frage - wer Frauen und Männer nicht auf Augenhöhe sieht, ist noch lange nicht im Heute angekommen.
Und ohne jede Frage - jede Gewalt, jede Grapscherei, jede Diskriminierung, jede Anzüglichkeit, mit der Frauen zum Sexobjekt degradiert werden gehören geächtet!
Aber wie schon gestern bei Marcus Lanz sehr zutreffend diskutiert, sollte die Kirche im Dorf bleiben und der Begriff Sexismus nicht mit solchen offensichtlichen Banalitäten verwässert werden!
Sicher, ein saublöder Spruch, ein Verhalten, das einem Politiker nicht würdig ist - das steht außer Frage.
Aber wenn selbst Frauen in Interwievs sagen, dass sie den Satz, "ein Dirndel aufüllen zu können" eher belustigt, denn beleidigt hätte, zeigt, wie groß das Spektrum persönlicher Befindlichkeiten ist. Für die einen ist es ein Kompliment, für die anderen entwürdigend.
Aber mit dem Sexismus ist es es nicht anders als mit dem Rassimus. Schaut man in die USA, dann wird man feststellen, dass Schwarze in den USA hinsichtlich des Rassimus oft schlimmer sind, als Weiße - mit umgekehrten Vorzeichen versteht sich.
Politisch passt da auch ein Spruch "Er steht soweit links, dass er rechts wieder rausguckt..."
Man kann etwas so hoch schießen, dass es den Bodenkontakt verliert.
Die aktuelle Debatte hat sich von Brüderle längst gelöst.
Sie hat sich verselbständigt und schwebt in Regionen, wo sie nur noch von Fanatikern gehändelt werden kann.
Und genau da sehe ich die wirkliche Gefahr - es wird ein längst überfälliges Thema zur Diskussion gebracht und wird bis zur Unkenntlichkeit verwässert!
Letztendlich versickert es und zurück bleibt der Eindruck - ja wir haben doch drüber gesprochen.
Nur verändert haben wir nichts....
Wolf
der Biberzahn